Mars Needs Women
Das auch. Aber vor allem fehlen dem Negev Juden und Wasser, so meinte es zumindestens Ben Gurion, Israels Staatsgründer. Der neugegründete Staat sah sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass im östlichen Teil der Halbinsel Sinai, welche beinahe die Hälfte der gesamten Landesfläche einnimmt, sich wie ein riesiger Keil von der Mittelmeerküste bis an das Rote Meer, leeres, unfruchtbares, unwegsames und menschenfeindliches Land schiebt; seit Jahrtausenden nicht mehr bewohnt, glühend heiß und fast wasserlos.
Und obwohl britische Berichte, aus der Mandatszeit besagten, dass fehlendes Wasser, Sandstürme und Gluthitze diese Wüste zu ewiger ßdnis verdammen, wurde 1921 Veteranen der Jüdischen Legion, jüdische Freiwillige die auf Seiten der Briten im ersten Weltkrieg gegen das Osmansiche Reich gekämpft hatten, erlaubt, in der Wüste ihr Glück zu versuchen. In der Nähe des heutigen Arad wagten 9 Männer und 2 Frauen das Experiment, suchten Wasser, versuchten eine Siedlung zu etablieren und kehrten nach 4 Monaten der Wüste den Rücken. 4 Jahrzehnte und einige weltpolitische Umwälzungen später, startete der zweite Versuch, diesmal als Teil einer großangelegten Siedlungsstrategie: Die Wüste fruchtbar machen, im Negev siedeln.
Arad ist somit Teil, dieser weniger umstrittenen isaraelischen Siedlungsstrategie und während man sich durch die endlose Wüste quält, lässt wenig vermuten, was sich hinter den Hügeln am Horizont verbirgt. Nach der Zeit im Nichts, ohne Schilder oder Markierungen, nur einem angedeutetem Weg folgend, erreichten wir eine Straße. Kurve um Kurve, serpentinierten wir uns wieder auf 500 Meter über dem Meeresspiegel (oder 900m ü.d. Meer, denn das Tote Meer war noch nicht vergessen).
Einige Antennen auf den Hügeln wiesen uns den Weg, dann war auch schon das Plateau erreicht und eine Stadt mit 20.000 Einwohnern hatte ihren überraschenden Auftritt. Wie in allen Wüstenstädten, und meine Erfahrungen beschränken sich hierbei auf Las Vegas, wird alles unternommen um den Eindruck, dass hier auf Sand gebaut wurde, zu wiederlegen: Die Versiegelung ist komplett, Beton und Grünanlagen beruhigen das Gemüt.
Zuerst wurde Selas Radshop aufgesucht und nach Hilfestellung und nettem Geplauder wurden wir an Rachel weitervermittelt, die, so hieß es, ein Zelt für die Nacht bereithalten würde. Wir befanden uns auf den Spuren des Shvil Israel, einem Fernwanderweg der Israel von der nördlichsten Spitze bis ans Rote Meer durchzieht und für deren Bewältigung Wanderer mindestens einen Monat benötigen.
Rachels Haus befand sich am Stadtrand, das Zelt war ein Zimmer und dass ihre Zielgruppe eher Wanderer waren, stellten wir in dem Augenblick fest, als ganz überrascht auf unser Ansinnen die Fahrräder von der Straße zu holen, reagiert wurde. Ich möchte gar nicht wissen, was sie bis zu diesem Zeitpunkt von den Helmen auf unseren Köpfen und dem für Wanderer eher leichtem Gepäck hielt.
Unsere Gastgeberin Rachel, Uni-Professorin, Vertreterin der zweiten Gründergeneration (geboren Anfang der 50er Jahre, im Kibutz aufgewachsen, "barfuss durch die Wüste zur Schuleâ) war ein wahres Energiebündel, sehr sympathisch, die viel erzählte und viel fragte. Zuerst einmal galt es die Abfolge aus Duschen, Essen und Sachen waschen zu klären. Als wir uns bei der Planung eine Spur zu unorganisiert zeigten, fiel der wunderbare Satz: âYou germans should know something about order!â. ßhnlich gelagerten Spott, niemals bösartig, sollte nicht das letzte Mal im Verlaufe dieser Reise zu hören gewesen sein. Von Deutschen hat man eine klare Vorstellung im Ausland und scheut sich nicht diese Meinung kundzutun. Wir sind keine Belgier.
Im Wohnzimmer stand ein riesiger Plasmabildschirm, auf dem Dach eine große Schüssel und hunderte Programme wurden uns präsentiert. Es wäre augenscheinlich sehr unhöflich gewesen, keine Wünsche zur Programmgestaltung zu äußern und so hatte ich meinen Jehova-Moment als ich BBC News für die Nachrichten vorschlug. Der anschließende Vortrag (âbiasedâ) endete damit, dass sich ironischerweise auf FOX News (âFair and balancedâ) geeinigt wurde. Der Fremdschämfaktor war mir bald zu hoch und so gelangten wir zum Sport. Erst Basketball, dann Fußball und da Sonntag war, erinnerte ich mich, dass Sebastian Vettel an diesem Wochenende um die WM fuhr. Formula 1 zu finden war nicht so einfach und so blieben wir erst einmal bei NASCAR hängen. Ich hatte gerade meine Ausführungen zum Unterschied von Open Wheel-Racing vs. Farmers running in circles beendet, als ein fülliger Mann in Avondale, Arizona zur Intonierung des Star Spangled Banner ([nomedia="[MEDIA=youtube]1RuJtSpUUiM[/MEDIA]"]âªKristin Chenoweth singing the Star Spangled Bannerâ¬â - YouTube[/nomedia]) ansetzte ... Rachels Patriotismus und die Bedeutung der Special Relationship zu Amerika übernahmen die Kontrolle und es wurde erst einmal aus vollem Herzen mitgesungen. Wir blieben also erst einmal bei NASCAR, EP war mit Duschen fertig und unterhielt sich mit Rachel über die DDR, Deutschland und was da alles so dranhängt. Bald erweiterte Rachels Ehemann unsere Runde und ein ehelicher Streit über die Fuballmannschaft Tel Avivs entspann sich (rechte Anhängerschaft, geht gar nicht vs. Du hast keine Ahnung!).
Das mag jetzt alles sehr putzig und distanziert klingen, festzuhalten bleibt, wir hatten einen großartigen Abend bei einer interessanten und warmherzigen Gastgeberin und zur Feier des Tages kam auch noch der Rabbi vorbei. Wir wurden als Gäste aus Berlin vorgestellt und der Tora-Gelehrte fasste voller Begeisterung anerkennend EPs Waden an.
Flughafen gefunden, es kann losgehen ...
Am nächsten Tag sollte es weiter Richtung Makhtesh Ramon gehen: Grob Richtung Süden, das wird schon irgendwie funktionieren, Startpunkt müsste ein Flughafen am Rande der Stadt sein. Bald hatten wir Arad hinter uns gelassen, die Wüste enttäuschte ein weiteres Mal nicht und veränderte wieder völlig ihr Antlitz: die Canyons wurden imposanter, das Geröll garstiger. Die letzten Spuren von Zivilisation waren eine Gruppe von Jungs, die über Esel und dürres, knochiges milchgebendes Viehzeug wachten. Die Frage, für den diese Begegnung bizarrer war, muss unbeantwortet bleiben.
Aufeinandegestapelte terrassenartige Wege an den Hängen boten unzählige Möglichkeiten sich zu verirren. Unser einziger Hinweis waren unregelmäßig auftauchende Markierungen an den Steinen. Ein Verlust des Weges wurde mit einer Trennung und halbstündiger Suche nach der nächsten Markierung aufgelöst. Alles im Allen: Großartige Eindrücke und der Zeitplan war mal wieder hochgradig in Gefahr ....
Die Karawane bellt. Wir ziehen weiter.
Unser Ziel klar vor Augen .....
Das auch. Aber vor allem fehlen dem Negev Juden und Wasser, so meinte es zumindestens Ben Gurion, Israels Staatsgründer. Der neugegründete Staat sah sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass im östlichen Teil der Halbinsel Sinai, welche beinahe die Hälfte der gesamten Landesfläche einnimmt, sich wie ein riesiger Keil von der Mittelmeerküste bis an das Rote Meer, leeres, unfruchtbares, unwegsames und menschenfeindliches Land schiebt; seit Jahrtausenden nicht mehr bewohnt, glühend heiß und fast wasserlos.
Und obwohl britische Berichte, aus der Mandatszeit besagten, dass fehlendes Wasser, Sandstürme und Gluthitze diese Wüste zu ewiger ßdnis verdammen, wurde 1921 Veteranen der Jüdischen Legion, jüdische Freiwillige die auf Seiten der Briten im ersten Weltkrieg gegen das Osmansiche Reich gekämpft hatten, erlaubt, in der Wüste ihr Glück zu versuchen. In der Nähe des heutigen Arad wagten 9 Männer und 2 Frauen das Experiment, suchten Wasser, versuchten eine Siedlung zu etablieren und kehrten nach 4 Monaten der Wüste den Rücken. 4 Jahrzehnte und einige weltpolitische Umwälzungen später, startete der zweite Versuch, diesmal als Teil einer großangelegten Siedlungsstrategie: Die Wüste fruchtbar machen, im Negev siedeln.
Arad ist somit Teil, dieser weniger umstrittenen isaraelischen Siedlungsstrategie und während man sich durch die endlose Wüste quält, lässt wenig vermuten, was sich hinter den Hügeln am Horizont verbirgt. Nach der Zeit im Nichts, ohne Schilder oder Markierungen, nur einem angedeutetem Weg folgend, erreichten wir eine Straße. Kurve um Kurve, serpentinierten wir uns wieder auf 500 Meter über dem Meeresspiegel (oder 900m ü.d. Meer, denn das Tote Meer war noch nicht vergessen).
Einige Antennen auf den Hügeln wiesen uns den Weg, dann war auch schon das Plateau erreicht und eine Stadt mit 20.000 Einwohnern hatte ihren überraschenden Auftritt. Wie in allen Wüstenstädten, und meine Erfahrungen beschränken sich hierbei auf Las Vegas, wird alles unternommen um den Eindruck, dass hier auf Sand gebaut wurde, zu wiederlegen: Die Versiegelung ist komplett, Beton und Grünanlagen beruhigen das Gemüt.
Zuerst wurde Selas Radshop aufgesucht und nach Hilfestellung und nettem Geplauder wurden wir an Rachel weitervermittelt, die, so hieß es, ein Zelt für die Nacht bereithalten würde. Wir befanden uns auf den Spuren des Shvil Israel, einem Fernwanderweg der Israel von der nördlichsten Spitze bis ans Rote Meer durchzieht und für deren Bewältigung Wanderer mindestens einen Monat benötigen.
Rachels Haus befand sich am Stadtrand, das Zelt war ein Zimmer und dass ihre Zielgruppe eher Wanderer waren, stellten wir in dem Augenblick fest, als ganz überrascht auf unser Ansinnen die Fahrräder von der Straße zu holen, reagiert wurde. Ich möchte gar nicht wissen, was sie bis zu diesem Zeitpunkt von den Helmen auf unseren Köpfen und dem für Wanderer eher leichtem Gepäck hielt.
Unsere Gastgeberin Rachel, Uni-Professorin, Vertreterin der zweiten Gründergeneration (geboren Anfang der 50er Jahre, im Kibutz aufgewachsen, "barfuss durch die Wüste zur Schuleâ) war ein wahres Energiebündel, sehr sympathisch, die viel erzählte und viel fragte. Zuerst einmal galt es die Abfolge aus Duschen, Essen und Sachen waschen zu klären. Als wir uns bei der Planung eine Spur zu unorganisiert zeigten, fiel der wunderbare Satz: âYou germans should know something about order!â. ßhnlich gelagerten Spott, niemals bösartig, sollte nicht das letzte Mal im Verlaufe dieser Reise zu hören gewesen sein. Von Deutschen hat man eine klare Vorstellung im Ausland und scheut sich nicht diese Meinung kundzutun. Wir sind keine Belgier.
Im Wohnzimmer stand ein riesiger Plasmabildschirm, auf dem Dach eine große Schüssel und hunderte Programme wurden uns präsentiert. Es wäre augenscheinlich sehr unhöflich gewesen, keine Wünsche zur Programmgestaltung zu äußern und so hatte ich meinen Jehova-Moment als ich BBC News für die Nachrichten vorschlug. Der anschließende Vortrag (âbiasedâ) endete damit, dass sich ironischerweise auf FOX News (âFair and balancedâ) geeinigt wurde. Der Fremdschämfaktor war mir bald zu hoch und so gelangten wir zum Sport. Erst Basketball, dann Fußball und da Sonntag war, erinnerte ich mich, dass Sebastian Vettel an diesem Wochenende um die WM fuhr. Formula 1 zu finden war nicht so einfach und so blieben wir erst einmal bei NASCAR hängen. Ich hatte gerade meine Ausführungen zum Unterschied von Open Wheel-Racing vs. Farmers running in circles beendet, als ein fülliger Mann in Avondale, Arizona zur Intonierung des Star Spangled Banner ([nomedia="[MEDIA=youtube]1RuJtSpUUiM[/MEDIA]"]âªKristin Chenoweth singing the Star Spangled Bannerâ¬â - YouTube[/nomedia]) ansetzte ... Rachels Patriotismus und die Bedeutung der Special Relationship zu Amerika übernahmen die Kontrolle und es wurde erst einmal aus vollem Herzen mitgesungen. Wir blieben also erst einmal bei NASCAR, EP war mit Duschen fertig und unterhielt sich mit Rachel über die DDR, Deutschland und was da alles so dranhängt. Bald erweiterte Rachels Ehemann unsere Runde und ein ehelicher Streit über die Fuballmannschaft Tel Avivs entspann sich (rechte Anhängerschaft, geht gar nicht vs. Du hast keine Ahnung!).
Das mag jetzt alles sehr putzig und distanziert klingen, festzuhalten bleibt, wir hatten einen großartigen Abend bei einer interessanten und warmherzigen Gastgeberin und zur Feier des Tages kam auch noch der Rabbi vorbei. Wir wurden als Gäste aus Berlin vorgestellt und der Tora-Gelehrte fasste voller Begeisterung anerkennend EPs Waden an.
Flughafen gefunden, es kann losgehen ...
Am nächsten Tag sollte es weiter Richtung Makhtesh Ramon gehen: Grob Richtung Süden, das wird schon irgendwie funktionieren, Startpunkt müsste ein Flughafen am Rande der Stadt sein. Bald hatten wir Arad hinter uns gelassen, die Wüste enttäuschte ein weiteres Mal nicht und veränderte wieder völlig ihr Antlitz: die Canyons wurden imposanter, das Geröll garstiger. Die letzten Spuren von Zivilisation waren eine Gruppe von Jungs, die über Esel und dürres, knochiges milchgebendes Viehzeug wachten. Die Frage, für den diese Begegnung bizarrer war, muss unbeantwortet bleiben.
Aufeinandegestapelte terrassenartige Wege an den Hängen boten unzählige Möglichkeiten sich zu verirren. Unser einziger Hinweis waren unregelmäßig auftauchende Markierungen an den Steinen. Ein Verlust des Weges wurde mit einer Trennung und halbstündiger Suche nach der nächsten Markierung aufgelöst. Alles im Allen: Großartige Eindrücke und der Zeitplan war mal wieder hochgradig in Gefahr ....
Die Karawane bellt. Wir ziehen weiter.
Unser Ziel klar vor Augen .....
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