Bezeichnend fand ich dann doch, dass auf pinkbike alle kritischen Kommentare unverzüglich gelöscht wurden, die darauf aufmerksam machten, dass der tragische Unfall eines Herrn Lunn womöglich eine ganze andere Tragik aufweist. Dass die Leute trauern, verstehe ich ja, aber die Realität zu verklären, nein, damit ist niemandem geholfen. In einem Interview sprach er von 12-15 erlittenen Gehirnerschütterungen. Das ist schon eine Hausnummer. Eine Lorraine Truong (EWS) sitzt nach mehreren in kurzem Abstand seit Jahren im Rollstuhl. Wenn jemand so achtlos mit dem eigenen Leben umgeht, dann schlägt der Tod unter Umständen eben früher zu. Da finde ich die Verklärung als "fallen brother" schon geradezu grotesk - unabhängig von den Fahrkünsten und vor allem der wohl herausragenden Persönlichkeit., die der Mann aufwies. Aber irgendwie ist das auch Programm: die, die am meisten für andere da sind, achten oft am wenigsten auf sich selbst. Und viele drum herum sehen es wohl, tun aber nichts. Wenn einer meiner Freunde mir sagen würde, dass er über zehn Mal auf den Kopf gefallen ist und er selbst (Äußerung im Interview) das als problematisch erachtet, würde ich doch mit allen Mitteln versuchen, auf diesen Menschen Einfluss zu nehmen, damit er endlich achtsamer mit seinem Körper umgeht. Aber nein, lieber am Ende vom fallen brother sprechen. Käse ist das in meinen Augen und zeigt, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Keiner traut sich mehr, einem anderen auch mal einen guten Rat zu geben. Viele falsche Ratschläge gibt es ja zuhauf, von denen, die am Ende laut brüllen: "hab' ich's doch gewusst", ganz zu schweigen, das sind die besten Freunde, die man finden kann!
PS: Ja, in dem Fall konnte vielleicht keiner was tun, vielleicht haben es Freunde und Familie ja auch probiert, wer weiß. Die Persönlichkeit Lunn war wohl ohnehin ein Hasardeur. Aber für andere sollte das eine Mahnung sein. Der Sport muss endlich anfangen, die Menschen auch für kleinere Hirnverletzungen zu sensibilisieren: Gehirnerschütterungen sind Hirntraumata, da gibt es keine zwei Meinungen, die muss man ausnahmslos ernst nehmen (Summation). Vielleicht hätte eine ärztliche Stellungnahme entsprechendes Gewicht gehabt. Bei den Downhillrennen kam es ja in der Vergangenheit auch immer wieder vor, dass Fahrer nach massiven Stürzen auf den Kopf einfach weitergefahren sind. Keine Ahnung, ob da inzwischen was getan wurde, um die Fahrer*innen aufzuklären und somit vor möglichen Schäden zu schützen.