Die rätselhafte Geometrie des Merida Silex

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Hallo,
hat jemand schon Erfahrungen mit dem Merida Silex oder einem ähnlichen Rad mit vergleichsweiße hohem Steuerrohr? Kurzform: Wann und für wen macht das Sinn?

Die Geo des Silex resultiert in einem extrem hohem Stack, der wird aber durch einen eher langen Reach auch wieder ausgeglichen, so dass das Stack to Reach Verhältnis mit 1,55 immer noch ziemlich moderat ist. (Aber der Vorbau ist natürlich für ein Rennrad noch sehr kurz.)
Ich bin das Rad schon Probe gefahren (und im Vergleich dazu auch zwei Crosser), bin aber jetzt nicht wirklich schlauer. Das Silex fährt sich im Vergleich zum Crosser ziemlich "unspritzig", dafür könnte ich gefühlt Stunden lang im Unterlenker fahren. (Im Gegensatz zum Crosser...) Für eine halbe Stunde bevorzuge ich klar den Crosser. Aber wie ist das nach vier Stunden? Oder nach 100 Kilometern? Oder mit ein wenig Gepäck?
Also wie macht sich die Geometrie so auf der Langstrecke? Denn es kommt mir auch irgendwie bescheuert vor, mir einen Crosser/Renner zu kaufen, und dann auf der langen Tour 80% der Zeit in Bremsgriffhaltung zu fahren.
Bergab fährt das Silex zudem gefühlt etwas sicherer und ruhiger wie die Crosser, bergauf habe ich - abgesehen von der generellen Spritzigkeit - keinen wirklichen Unterschied festgestellt.

Der Hintergrund: Aktuell überlege ich, ob so ein Gravel/Cyclocross/Rennrad-Dings nicht auch mal was für mich wäre. (Fahre bisher Touren-Fully und pendel mit dem Trekking-Rad durch die Gegend.)
Also habe ich mich beim Händler beraten lassen und bin zwei Merida Cyclocrosser (600 und 500, kleine Geo-Unterschiede) und das Silex, jeweils Größe L, mal jeweils 15 Minuten auf Asphalt Probe gefahren. (Ziemlich cool.)
Fahren möchte ich damit im Winter sportlich auf der Waldautobahn und den S0-Trails und im Sommer auf langen Tagestouren 200 Kilometer geradeaus über Straßen, Wald- und Feldwege. Die Größe L passt mir, glaub ich, ganz gut.
Als Alternative habe ich noch das Centurion Crossfire Gravel, das wäre von der Geometrie her "zwischen" dem Silex und den Merida Crossern. Das hatte der Händler aber (leider) nicht da.

Und schon mal vielen Dank für viele hilfreiche Antworten. :)
 
Soll Anfänger im RR Bereich den Einstieg erleichtern und Komfort suggerieren. Kurze Vorbauten am RR gehen gar nicht...
Wenn das Rad in Sachen OR und SR sowie Lenkwinkel entsprechend ausgelegt ist, gehen kurze Vorbauten sehr wohl. Da es sich ja ohnehin schon träge anfühlt, würde es ein längerer Vorbau noch träger machen.
 
Ich habe in 4 Fahrradläden gearbeitet. Der Wunsch nach einem höheren Lenker wird häufig geäußert. Sei es, weil der Rücken Probleme bereitet, oder der Nacken, oder die Handgelenke. Viele schätzen auch den besseren Überblick, vor allem im Stadtverkehr. Zwar kann man jeden Lenker höher bekommen, aber es ist aufwendig. Und im Ergebnis dennoch nicht unbedingt stimmig. Weder im Fahrverhalten noch bezüglich der Optik. Ich vermute, dieses Rad wird eine recht große Zielgruppe ansprechen. Mein Ding wäre es ebenfalls nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das Rad in Sachen OR und SR sowie Lenkwinkel entsprechend ausgelegt ist, gehen kurze Vorbauten sehr wohl. Da es sich ja ohnehin schon träge anfühlt, würde es ein längerer Vorbau noch träger machen.

mag fürs mtb mit geradem Lenker gelten (weil man hier noch mit der Breite arbeiten kann), aber nicht für Räder mit Rennlenker. Wenn hier von "Spritzigkeit" die Rede ist, denke ich eher an kurze Bergaufsprints im Unterlenker.
 
RR ist nicht gleich CX ist nicht gleich Gravelrad. Der Trend aus den USA geht schon seit längerer Zeit Richtung kürzere Vorbauten. Mein Kona hat auch nur einen 80er, das passt!
 
RR ist nicht gleich CX ist nicht gleich Gravelrad. Der Trend aus den USA geht schon seit längerer Zeit Richtung kürzere Vorbauten. Mein Kona hat auch nur einen 80er, das passt!
Eben. Man sollte auch bedenken, dass Gravel Races eher Brevets bzw self supported races entsprechen. Auf 200/300km und mehr ist der Sprint bergauf fast schon egal. Den meisten Teilnehmern, die eher auf ankommen fahren, sogar noch mehr.
 
so ein Gravel/Cyclocross/Rennrad-Dings

= Apfel/Birnen/Bananen-Dings. Ist alles Obst, stimmt - genau wie das Alles Fahrraeder sind.
Von dem was der TE schildert, finde Ich die 200km Angabe noch am aussagekraeftigsten. Das ist schon eine lange Distanz. Wenn mehrheitlich Asphalt, tendier ich ganz klar zum Rennrad. Fuer Waldautobahn braucht es keinen Crosser bzw. Gravelhobel, da tut es auch ein Rennrad+, sprich 28er Schlappen und gut - egal ob Disc oder Felgenbremse.

Gewoehnungsfaktor voellig aussen vor gelassen, halte ich auch nicht fuer sinnvoll. Klar fuehlt sich der Gravelhobel mit dem laengeren StR erstmal bequemer an, genau wie sich ein Crosser auch erstmal bequemer faehrt als ein RR, da kuerzeres OR und Vorbau.
Dabei sind Schuhe, Sitzpolster, Sattel usw. meist das Problem bei derart langen Distanzen, vorausgesetzt du hast die richtige Rahmengroesse gewaehlt.

Mich wundert was bei Merida als XL crosser gehandelt wird: XL mit 57cm OR mit 170er StR passt mir gut - mit 186cm... :confused:
Was soll denn ein Kunde machen, der deutlich groesser ist? Offensichtlich woanders kaufen.

Was gut ist, dass auch der ScheibenRenner v&h Steckachsen hat! :daumen:
 
witzig, bei mir haben alle 3 mit Ausnahme des Lenkwinkels und BB Drop die gleichen Maße :) und 130mm vorbauten...

130? Das waere dann beim RR i.d.R. ca 60cm OR, beim Crosser sogar noch groesser (62-64) Das ist schon ein langer Vorbau - im Falle CX extrem lang. Ausserdem hat ein Crosser z.B. eine viel laengere Gabel-Einbaulaenge (ca.400mm) als ein Rennrad, d.h. nicht nur der Lenkwinkel und die Tretlagerhoehe sind anders.
 
130? Das waere dann beim RR i.d.R. ca 60cm OR, beim Crosser sogar noch groesser (62-64) Das ist schon ein langer Vorbau - im Falle CX extrem lang. Ausserdem hat ein Crosser z.B. eine viel laengere Gabel-Einbaulaenge (ca.400mm) als ein Rennrad, d.h. nicht nur der Lenkwinkel und die Tretlagerhoehe sind anders.

ich meinte die relevanten Maße wie SW, Reach u. Stack sowie BB drop.
Beim CX hab ich jetzt schon öfters 130mm Vorbauten gesehen, bei den Protours auch welche mit 150mm. Persönlich fahre ich auch Strecken über 300km, hatte da nie Probleme.
 
= Apfel/Birnen/Bananen-Dings. Ist alles Obst, stimmt - genau wie das Alles Fahrraeder sind.
Von dem was der TE schildert, finde Ich die 200km Angabe noch am aussagekraeftigsten. Das ist schon eine lange Distanz. Wenn mehrheitlich Asphalt, tendier ich ganz klar zum Rennrad. Fuer Waldautobahn braucht es keinen Crosser bzw. Gravelhobel, da tut es auch ein Rennrad+, sprich 28er Schlappen und gut - egal ob Disc oder Felgenbremse.
Ich habe halt keine wirkliche Erfahrung beim Rennrad. Daher traue ich mir jetzt nicht zu, die Kategorien sauber zu trennen. Meine (vielleicht naive) Vorstellung war: Ich probiere die Räder aus, und nehme das welches sich am besten anfühlt und eben diverse Umbau-Optionen bietet. Wenn ich in das Rad mit 28mm Slicks, 35mm Semislicks oder 650b Rocket Rons aufbauen kann, wird es für mich dann jeweils die unterschiedlichen Kategorien gut genug erfüllen. Ich hab ja nicht den Anspruch damit an Rennen teilzunehmen. Aber als MTB-Wintertraining durch den Wald zu fahren oder eben im Sommer 200km über Land wird jeweils gut machbar sein. Das Trekking-Rad ist mir mittlerweile dafür halt zu "langsam".
Vielleicht lässt sich mein Problem mit dem Silex aber auch darauf reduzieren, dass es sich zwar wenig nach Rennlenker anfühlt, aber ich mir denke: Besser so, als fast nur Bremsgriffhaltung fahren.
Ich nehme dann mal an, die meisten anderen Leute auch mit der größeren Überhöhung mehr Unterlenker fahren?

RR ist nicht gleich CX ist nicht gleich Gravelrad. Der Trend aus den USA geht schon seit längerer Zeit Richtung kürzere Vorbauten. Mein Kona hat auch nur einen 80er, das passt!
Den Vorbau fand ich auch passend. Die Lenkung war jetzt weder arg träge noch super nervös. Da der Lenker ja nicht so breit ist, wird die Gabel (mehr Nachlauf?) das ausgleichen.
 
Was ein Gravel-Bike ist, welche Geometrie solche Räder haben sollen, da gibt es noch keine einheitliche Meinung (und ich finde das auch gut so). Mit dem Silex nähert sich Merida dem Thema Gravel von der Mountain Bike-Seite her. Wie Du bemerkt hast, ist die Rahmengeometrie recht unüblich verglichen mit Endurance-Rennrädern oder Cyclocross-Rädern. Wenn Du längere Touren fährst und von der Mountain Bike-Ecke kommst, dann wäre das Rad sicherlich eine Überlegung wert.
 
Dem kann ich mich nur anschliessen.

Das Trekking-Rad ist mir mittlerweile dafür halt zu "langsam"

Das klingt doch nach klar sportlicher Tendenz. Reifenfreiheit bieten viele DiscRenner auch. Das muss also nicht zwangslaeufig zum Gravel fuehren. Man muss dann genau hinschauen, insb. bei der Gabel und hinterm Tretlager. Ich kann dir auch nur dazu raten viel probezufahren. Da lohnt auch ein paar Euro mehr zu bezahlen, da ein Webshop diesen Service ja idR nicht bietet.

Ich befuerchte etwas, dass dir die Comfort-position schnell madig werden kann, wenn du erstmal Blut geleckt hast und nach einer aerodynamischen Haltung auf dem Rad strebst. Das ist - falls man nicht rueckenmaessig oder anders gehemmt ist - naemlich schon normal beim Rennradfahren. Kommt sicher auch drauf an ob du in der Gruppe oder alleine faehrst.

Vielleicht lässt sich mein Problem mit dem Silex aber auch darauf reduzieren, dass es sich zwar wenig nach Rennlenker anfühlt, aber ich mir denke: Besser so, als fast nur Bremsgriffhaltung fahren.
Ich nehme dann mal an, die meisten anderen Leute auch mit der größeren Überhöhung mehr Unterlenker fahren?

Nein.
Jeder faehrt meist Bremsgriffhaltung. Das ist voellig normal - egal ob mehr, weniger oder keine Uberhoehung. Nur fuer den Sprint oder eben Aero-maessig optimal (Gruppe - Tempomachen vorneweg) faehrt man Unterlenker und das in der Tat auch nicht zwangslaeufig. Das gleiche gilt beim Crosser - lasst dich da nicht taeuschen!
 
Darf man Nachfragen wie die Entscheidung gelaufen ist, wurde es ein Merida Silex ?
Danke für das weitere Interesse. Aber die Entscheidung wurde nochmal vertagt.
Bin noch ein Cannondale Slate und ein Specialized Diverge Probe gefahren. Das Slate mochte ich nicht so, das Diverge fand ich sehr gut (und zu teuer).
Aktuell möchte ich noch ein Centurion Crossfire 3000 ausprobieren, das scheint dem Diverge ähnlich zu sein und kostet fast nur die Hälfte wie das Diverge Comp.

Beim Silex will ich nächste Woche noch eine zweite Probefahrt mit gekröpfter Sattelstütze machen, evtl. auch den Vorbau leicht verlängern. Idee ist eine sportlichere Sitzposition quasi "lang und hoch" zu erreichen. (Statt "kurz und tief".) Die Idee finde ich erstmal clever, weil man im Stehen in der Abfahrt auf dem Trail immer noch vom hohen Steuerrohr und langem Reach profitiert.

Ich befuerchte etwas, dass dir die Comfort-position schnell madig werden kann, wenn du erstmal Blut geleckt hast und nach einer aerodynamischen Haltung auf dem Rad strebst. Das ist - falls man nicht rueckenmaessig oder anders gehemmt ist - naemlich schon normal beim Rennradfahren. Kommt sicher auch drauf an ob du in der Gruppe oder alleine faehrst.
Das ist genau meine große Befürchtung. Sehr treffend ausgedrückt.
Und Danke für die Aufklärung zur Bremsgriffhaltung.
 
Danke für das weitere Interesse. Aber die Entscheidung wurde nochmal vertagt.
Bin noch ein Cannondale Slate und ein Specialized Diverge Probe gefahren. Das Slate mochte ich nicht so, das Diverge fand ich sehr gut (und zu teuer).
Aktuell möchte ich noch ein Centurion Crossfire 3000 ausprobieren, das scheint dem Diverge ähnlich zu sein und kostet fast nur die Hälfte wie das Diverge Comp.

Beim Silex will ich nächste Woche noch eine zweite Probefahrt mit gekröpfter Sattelstütze machen, evtl. auch den Vorbau leicht verlängern.

Hallo @koala_goalie

wie ist deine Entscheidung ausgefallen ? Habe mir das Selix angeguckt und muss sagen sieht sehr gut aus, werde es in der KW22 Probrefahren, weil meine Größe nicht da war.
 
(...) Habe mir das Silex angeguckt und muss sagen sieht sehr gut aus (...)
Ich finds potthaesslich.

Ich meine, jetzt mal abgesehen davon, ob man es nun technisch sinnvoll findet oder nicht, einen Spacerturm in den Rahmen zu integrieren (ich kritisiere das, denn nun kann er nicht mehr reduziert / weggelassen werden), so konnte man bisher wenigstens konstatieren, dass so eine Komfortgeometrie immer noch besser aussaehe als eine sportliche Geometrie, die mittels Spacerturm angepasst wurde.

Aber bei diesem Bike faellt ja sogar der optische Aspekt hinten runter o_O
 
Hallo @koala_goalie

wie ist deine Entscheidung ausgefallen ? Habe mir das Selix angeguckt und muss sagen sieht sehr gut aus, werde es in der KW22 Probrefahren, weil meine Größe nicht da war.

Es wurde dann das Silex 600. Hat aber noch etwas gedauert. Habe es eben geholt. Beim Silex kann ich direkt auf Spacer verzichten und es ist von der Überhöhung so wie die Komfortrennräder mit Spacern. (Und ohne Sprint-Ambitionen werde ich die Überhöhung glaub auch nicht vermissen.)
Aber jetzt muss ich das mal auf dem Trail testen.

Wegen der Optik: Man darf man dem Rad schon auch ansehen, dass ich eigentlich Mountainbiker bin ... ;-)
 
Glückwunsch und viel Freude mit und an deinem neuen Silex! Wichtig ist doch, dass du für dich die richtige Entscheidung getroffen hast und alles für dich zusammenpasst.
 
Nach der ersten Ausfahrt gerade war ich auf den "ruppigeren" Trails (S1, so mittel steil) direkt froh über das hohe Steuerrohr. Man hat dann nämlich nur im Unterlenker wirklich Kontrolle über das Rad. An den Bremsgriffen ist mir das zu unsicher.
Wirkliche Probleme bekomme ich bergab bei eher losem Untergrund (viele nicht ganz so kleine Steine) ... da kann das Vorderrad schon mal knappe zehn Zentimenter zur Seite springen.
Und erstes Update wird jetzt ein Schnellspanner für die Sattelstütze.
Und mit dem Rettungsanker der Apex kam ich jetzt auch ziemlich steile Rampen hoch.

Außerdem finde ich Tasche von Merida fürs Oberrohr ziemlich gut.
 
Nach der ersten Ausfahrt gerade war ich auf den "ruppigeren" Trails (S1, so mittel steil) direkt froh über das hohe Steuerrohr. Man hat dann nämlich nur im Unterlenker wirklich Kontrolle über das Rad. An den Bremsgriffen ist mir das zu unsicher.
Wirkliche Probleme bekomme ich bergab bei eher losem Untergrund (viele nicht ganz so kleine Steine) ... da kann das Vorderrad schon mal knappe zehn Zentimenter zur Seite springen.

Vielen Dank für die Rückantwort.

Wie sind denn deine Erfahrungen bis jetzt?

Könntest du mir mal bitte erklären was du mit "Rettungsanker" meinst.
 
Mit dem Rettungsanker ist wohl das 42er Ritzel gemeint, mit dem das Apex-Schaltwerk mit langem Käfig zurechtkommt.
 
Ich hole meins in der Carbon-Version heute ab, es kommen direkt Tune Dreckschleuder-Laufräder in 650b mit WTB Byway drauf. Werde Sonntag berichten. Ich hatte im Oktober (!) bestellt.
 
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