Kaufberatung: weniger Hardtail, mehr Gravel

Es war wohl eher ein Marketing-Showcase von ThyssenKrupp für etwaige Absatzmärkte, aber der Zug für Stahlfahrräder ist seit langem abgefahren und was da aktuell überall an Stahlrädern verkauft wird, ist Peanuts.
das stimmt alles, trotzdem gibt es stahlräder und viele fans auch hier. das ist eine wichtige nische im radmarkt und die studie von tk nur eine randnotiz

in einer grundsatzdiskussion über fahrräder wie hier sind allerdings keine politischen hinweise nötig :)
 
Wundern tut mich das schon etwas bei Dir. So heftige Probleme hatte ich mit meinem Stahlrad nie. Aber es war auch nicht beladen.
Das Problem bei Stahlrädern ist einfach, dass runde Rohre in alle Richtungen gleich elastisch sind und ein Rad bei fehlender lateraler Steifigkeit schnell ins Schlingern kommt. Dünne Rohre, vor allem bei Stahl sind lateral weich.
Der Vorgänger in meinem Fuhrpark war das Kona Rove AL, Rohrdurchmesser ca. 1/3 größer, Wandstärke oberhalb 1,5 mm (konnte man nach dem Rahmenbruch gut beurteilen) - da war alles Ruhig.
Ähnlich bockig wie das 520 ist noch mein 87er Peugeot RR, aber erst, wenn ich mit 60 Sachen enge Kurven anbremse.
 
So nach längerer Zeit melde ich mich mal wieder. Ich habe den ein oder anderen Bock Probe gefahren und fühle mich nur bedingt schlauer.

Angefangen hatte ich mit einem Rose Backroad 57er AL / 59er (?) Carbon. War irgendwie nett, aber der Funke ist nicht so richtig übergesprungen. Ist auch schwierig, wenn man neben dem Laden 30m fahren darf (es hatte am Morgen geregnet), damit das Fahrrad nicht so eingesaut wird... 🤔 Einen Unterschied zwischen Alu und Carbon konnte ich hier natürlich nicht feststellen... Das Multistreet bin ich auch gefahren. Fazit: Ich will ein Dropbar.

Weiter ging es mit einem Cannondale Topstone. Müsste das 3er oder 4er in L gewesen sein. Mechanische Bremsen und billige Schaltgruppe. Hat kein Spaß gemacht. Bremswirkung katastophal (ja, ich weiß, man kann sie noch feinjustieren, aber ich habe den Eindruck, wir werden nicht warm miteinander) und die Schaltung war auch hakelig. Insgesamt irgendwie ein schwerfälliges, träges Fahrgefühl.

Also runter und auf ein Bianchi Impulso in XL (kleinerer Rahmen war nicht da). OK, Rahmen zu groß, aber da höherwertigere Komponenten und besser eingestellt (?) schon deutlich mehr Spaß gehabt, vor allem beim Bremsen ;) Aber ganz ehrlich: Was ist das für eine Farbe?! Da blind fahren keine Option ist, fällt das Rad raus...

Dann noch ein Topstone 0 in M gefahren. Die Ausstattung ist natürlich top und das hat schon richtig Spaß gemacht. Ging gut nach vorne und durch den kleineren Rahmen hatte ich auch die passende Wendigkeit. Mein Kopf sagt aber: zu kleiner Rahmen...

Weiter ging es mit einem Besuch bei Trek. Es gab kein Checkpoint in meiner Größe. OK, ein 58er, das gerade angekommen war und für den Kunden aufgebaut wurde. Durfte mich mal draufsetzen, aber das hilft natürlich nicht wirklich. Farblich nicht der Brüller, aber sonst von der Ausstattung her sehr passend. Interessant sind auch die verschiebbaren Ausfallenden, wobei unklar ist, ob ich das Feature je nutzen würde.

Hab dann aus Spaß noch ein Domane SL 6 (müsste ein 58er Rahmen gewesen sein) gefahren. Da merkt man natürlich sofort einen Unterschied. Carbon, deutlich dünnere Reifen und zweimal Iso-Speed. Ich war überrascht, wie komfortabel das Ding war. Im matschigen Wald oder auf gröberem Schotter kann ich mir das Gefährt aber nicht gut vorstellen... Außerdem preislich in einer anderen Liga.

Weiter ging es mit einem Cube Cross Race. Ja, das ist kein Gravel, aber sie hatten kein Nuroad da. Hier war mir das 58er gefühlt zu groß. Zumindest hätte ich einen kürzeren Vorbau gebraucht. Es war mir im Vergleich zu den anderen etwas zu aggressiv von der Sitzhaltung. Sonst auch nur so lala. Mit Cube werde ich einfach nicht warm.

Ein Scott Speedster wurde mir auch angeboten, aber das gefällt mir weder optisch, noch von der Ausstattung her. Probefahrt daher gar nicht gemacht.

Letztlich noch ein Stahlrahmen gefahren. Ein Genesis Fugio 20 (650B). Dummerweise habe ich vergessen, welche Größe der Rahmen war. Ich meine es war ein M oder L. Die Apex-1fach-Schaltung hat auf jeden Fall 1a funktioniert und das Rad fuhr sich komfortabel. Es war nicht so träge, wie ich es vermutet hatte.

Was hat mich das Probefahren bei unterschiedlichen Händlern gelehrt? Viele Läden haben so gut wie keine Auswahl oder aber man wird am Eingang schon abgewimmelt, wenn man erwähnt, was man sucht. Fast jeder Laden hat bereits längere Wartelisten für die Modelle. Außerdem waren die kurzen Probefahrten (logischerweise ausschließlich auf Straße und flach) nur bedingt hilfreich. Man bekommt einen ersten Eindruck, aber ob das Rad auch für eine längere Fahrt und auf unterschiedlichen Untergründen passt, who knows...

Vielleicht ist ein professionelles Bikefitting ein nächster sinnvoller Schritt.
 
Fast jeder Laden hat bereits längere Wartelisten für die Modelle.
Als ich vor einigen Wochen bei meinem Händler war, war ich überrascht dass er doch einiges im Laden hatte. Einige Checkpoints, einige Open, einige 3T.
Ich fragte nach.
Er meinte dann: das wahre Problem entsteht erst 2021.
Fast alles was die Hersteller liefern können ist heute schon bestellt.

Wer ein bestimmtes Bike haben will kriegt Lieferzeiten von 10 Monaten genannt. (Und wird ein MJ2022er Modell bekommen mit noch unbekannten Änderungen ggü dem MJ2021er.)
 
Ja, das war auch mein Eindruck. Im höherpreisigen Bereich ist noch einiges zu finden. Aber es hat halt nicht jeder 3-6k für ein Fahrrad übrig...
 
Ein gutes Fahrrad hat früher 2500DM gekostet, heute ab 2500€. Und machen wir uns mal nichts vor, unter 2000€ ist die Gruppe vielleicht in Ordnung, aber der Rahmen nur Alu, die Anbauteile und LR sind unter aller Kanone. Dem sollte man sich schon bewusst sein. Das hat dann auch wenig mit Corona-Boom und Preissteigerungen zu tun.
 
Ganz, ganz, ganz früher hat mein GEZ Schülerrad unter 200 Mark gekostet.

Mein Mitschüler hat von Papa ein "richtiges" Rennrad bekommen. Peugeot.
Das ging dann gegen 1000 Mark. Genauer weiss ich nicht mehr, nur das ich fassungslos war, dass man so viel Geld für ein Fahrrad ausgeben kann.

Aber das war eben auch an jeder Stelle hochwertiger als mein Sechskantschrauben-montiertes Taiwan-Teil.
 
Für 1000 Mark gabs Anfang der 2000er ein deutsches Marken Hardtail, Alivio/STX Mix Elastomer Billig Federgabel, Komponenten über 3 Kg, Acera Naben und einen Alu Rahmen der für den Einsatz an der Ostfront geschweißt wurde, natürlich in Taiwan.

Das hat man aber dann mit 3 Sternchen, perfekt eingestellt und austariert vom Fachhändler Samstags morgens abgeholt,
mit Onkel, Tante, Großeltern. Denn die hatten
alle zusammen gelegt das der Bub ein gescheites Fahrrad hatte.

Heute wird gejammert wenn man vom Onlineshop für 1500,- € kein High End
zugeschickt bekommt.

Ja, die Zeiten haben sich geändert.
 
Bisher hat hier niemand gejammert ;) Es ging nur darum, dass man schauen muss, wie viel Geld die Haushaltskasse für ein Rad hergibt. Als Familienvater mit 2 Kindern ist man bei "Normal"gehalt (nähe München) durchaus eingeschränkter. Da kann ich nicht mal schnell 6000€ locker machen, so gerne ich es auch würde. Qualität hat seinen Preis, das bezweifelt keiner. Früher war auch nicht alles besser (weder Qualität noch Preis noch Einstellung). Meine Devise: Budget finden und dann schauen, was man dafür findet. Komprisse muss man da - wie in fast allen Bereichen des Lebens - eingehen.
 
Bisher hat hier niemand gejammert ;) Es ging nur darum, dass man schauen muss, wie viel Geld die Haushaltskasse für ein Rad hergibt. Als Familienvater mit 2 Kindern ist man bei "Normal"gehalt (nähe München) durchaus eingeschränkter. Da kann ich nicht mal schnell 6000€ locker machen, so gerne ich es auch würde. Qualität hat seinen Preis, das bezweifelt keiner. Früher war auch nicht alles besser (weder Qualität noch Preis noch Einstellung). Meine Devise: Budget finden und dann schauen, was man dafür findet. Komprisse muss man da - wie in fast allen Bereichen des Lebens - eingehen.
Ich hab das allgemein gemeint mit dem jammern.
Genauso hat niemand etwas von 6000,-gesagt.
Für ein gutes Rädchen sollte man richtung 2000 anpeilen. Wenn man Kompromisse eingeht reichen schon 1500-1800. Und wenn man so ein Bike dann noch im Angebot für 1200,- findet hat man ein super Schnäppchen gemacht. Leider bei Gravel nicht möglich. Das ein oder andere Endurance Rennrad sollte es aber geben. Jetzt muss nur noch die Farbe stimmen ;)
 
Ich möchte mal eine kleine Rechnung aufstellen, was mein China Crosser letztes Jahr gekostet hat.

800€ Rahmen, Gabel Steuersatz, Steckachsen mit Steuern und Zoll
600€ Shimano R7020
310€ DT Swiss R500 mit Novatec Naben
20€ Vorbau
40€ Lenker
90€ Sattelstütze
100€ Sattel
20€ Lenkerband
70€ Reifen
40€ Disc
20€ Milch, Ventile, TL Band
2110€

Dieses Jahr ist alles nochmal teurer geworden und würde jetzt irgendwas um die 2200€ kosten. Jetzt kommt noch hinzu, dass es einfach ein Chinarahmen ist und alles ohne Händlermarge zusammengestellt wurde. Nimmt man dann anstatt Novatec Naben DT Swiss350 und kauft anstatt bei Slowbuild bei Felix Wolf in Dresden, geht der Preis nochmal hoch.

Ich will jetzt nicht angeben (mit was auch?!), sondern einfach mal die Preise darlegen, um den Preis für die Mittelklasse einordnen zu können. Hier sieht man ja, dass ich bei einigen Teilen echt budgetfreundlich unterwegs war. Dafür habe ich ein Rad, das nicht nur in der Größe passt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt halt die 2 Möglichkeiten. Als echter Radsportfreak baust du auch an einem 4000,- € Rad rum und wirst immer irgendwie Geld reinstecken, auch für Touren, Klamotten.
Oder es steht die Familie im Vordergrund und man kauft was solides um 1-2 mal die Woche
ne Tour zu fahren. In dem Fall kann man mit viel weniger zufrieden sein.

Es ist immer so das die Leute mit Ihrem Budget das Beste rausholen möchten.
Das ist auch nichts schlimmes, aber viel können wir hier auch nicht machen.

Ich würde jedem hier ne 9-fach Sora empfehlen, fahr ich seit 11000 km mit Sram Kette und Kassette, aber das will keiner lesen.
Warum auch, die Sram Force Doubletap am
Cannondale ist 3mal so geil und 5mal so teuer. Zum fahren reicht aber die Sora.
 
Ich finde die Diskussionen über Material und Gewicht driften oft zu sehr in eine hätte-wäre-könnte Theorieblubberei ab. Mal ehrlich, so lange man selber 5-10 kg Ballast am Bauch mitschleppt und konditionell nicht im (halb-)Profibereich fährt, werden am Ende des Tages 1kg Mehrgewicht am Rahmen nicht auffallen. Da würde ich eher über Gewicht am Laufradsatz nachdenken...

Es zählt doch eigentlich hauptsächlich, dass dein Bike dich optisch und technisch anspricht. Du fährst einfach mehr, wenn du Bock auf den Hobel hast und dich darauf wohlfühlst. Für den einen ist das vielleicht n Flatbar mit Aeroaufsatz, n 60cm breiter Dropbar mit 45 Grad Flare, n Alugraveler mit Carbongabel, für den anderen n Stahlrahmen und für die nächste Person zählt hauptsächlich die geile Lackierung oder die super Eloxanbauteile...

Ich Wette auf 90% der Bikes die du dir raus gesucht hast würdest du dich super wohl fühlen. Nimm das, welches du dir Ewigkeiten auf Bildern angucken kannst und leg dir n paar Euro für Anbauteile nach deinem Geschmack und Bedürfnissen zur Seite. Welches Material sollte ab einer gewissen Preisklasse heutzutage vernachlässigbarer sein, hängt auch viel zu stark von dem subjektiven Gefühlen dem Material gegenüber ab (dürft mich dafür gerne lynchen). Ich weiß zb nicht Mal was mein Stahlrahmen wiegt, ist auch mir egal. Sobald ich das Fahrrad angucke will ich drauf sitzen :) Wenn sich die Materialfrage so eindeutig klären lassen könnte, würden hier alle das gleiche Bike fahren. Außerdem, mit genug Biss ziehst du auch auf dem 14kg Graveler 80% der (Schönwetter) Rennradfahrer ab ...
 
Meine Stimme bekommt das von dir zur Probe gefahrene C'dale Topstone 0 :) da hab ich mich vor kurzem verliebt. Zeitlos elegant, sehr sinnvoll und gut ausgestattet. Fährt sich auf Kieseln sowie auf Asphalt einfach großartig. Ich fahre es in L, bin 185cm groß bei 89cm Schrittlänge.
 
Es gibt halt die 2 Möglichkeiten. Als echter Radsportfreak baust du auch an einem 4000,- € Rad rum und wirst immer irgendwie Geld reinstecken, auch für Touren, Klamotten.
Oder es steht die Familie im Vordergrund und man kauft was solides um 1-2 mal die Woche
ne Tour zu fahren. In dem Fall kann man mit viel weniger zufrieden sein.

Es ist immer so das die Leute mit Ihrem Budget das Beste rausholen möchten.
Das ist auch nichts schlimmes, aber viel können wir hier auch nicht machen.

Ich würde jedem hier ne 9-fach Sora empfehlen, fahr ich seit 11000 km mit Sram Kette und Kassette, aber das will keiner lesen.
Warum auch, die Sram Force Doubletap am
Cannondale ist 3mal so geil und 5mal so teuer. Zum fahren reicht aber die Sora.
Volle Zustimmung!
Es ist natürlich so, daß jeder lieber nach XT und Ultegra schielt, aber mal ehrlich: das sind Schaltungen, die für den normalen Alltagsgebrauch und Freizeitsport ziemlich überdimensioniert sind. Da die Technologie der High-end Schaltungen immer nach unten wandert, ist eine aktuelle Sora Schaltung einer ca. 5 Jahre Ultegra gleichwertig, wenn nicht besser. Ausser vielleicht beim Gewicht, und da ist dann der Unterschied. Die paar 100g weniger bei High-End kosten exponentiell mehr Geld.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß so ziemlich alle aktuellen Shimano Systeme richtig gut funzen, die billigeren haben dann einfach weniger Optionen (wie fehlende 3fach Up-/Down- shift). Kosten dafür wesentlich weniger.
Empfehlen kann ich den Youtube Kanal von Danny (Youtube Sickbiker), wo er von Claris bis XTR/Eagle alles ausgiebig testet und zu ähnlichen Urteilen kommt.
 
Wenn ich mir überlege, was man so für "Risiken" eingeht, möchte ich eigentlich nicht mehr als 1500€ in ein einzelnes Rad investieren. Schnell hat man durch Unachtsamkeit einiges an Wert zerlegt (ich dieses Jahr schon 2x - sollte auf Hallenhalma umsteigen!).
 
Auf dem Weg zur Halle kann aber auch einiges passieren. Und stell dir vor, wenn du beim Umstellen der Figur mit dem Finger umknickst. Ganz zu schweigen von der psychischen Belastung. Nene, der Sport ist mir definitiv zu gefährlich!! Da bleibe ich lieber beim Radfahren. Mich hat es zwar im Dezember gelegt und meine Schulter war lädiert, aber mein Rad (Alu) hat komischerweise rein gar nichts abbekommen... Wie hast du "einiges an Wert" zerlegt? Ich meine in einem anderen Thread etwas von zerstörter Carbongabel gelesen zu haben?!?
 
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