Kleine Bikes, große Reisen

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Gelöschtes Mitglied 602432

Guest
Als jemand, die mit einem kleinen Rahmen unterwegs ist, bin ich am Anfang in der Taschenfindungsphase (damals auch noch mit anderem Bike) recht haeufig an frustrierende Grenzen gestossen und dachte, dass ich mal alle meine Gedanken heruntertippe, vielleicht ist es ja fuer die eine oder den anderen hilfreich.

Grundsaetzliche Irrung: Arschrakete muss



1. Reifenfreiheit

Mein Diverge fing als 700c an, ich wusste aber schon, dass daraus 650b werden musste. Das hatte tatsaechlich 100% mit der ansonsten akut mangelhaften Moeglichkeit zu tun, vernuenftig Gepaeck zu transportieren, in Kombi mit vernuenftig breiten Reifen.
Dank 650b kann ich brauchbare Reisebreiten fahren, abgesehen davon, dass das optisch einfach so viel ansprechender und richtiger wirkt.



2. To Gepaecktraeger or not to Gepaecktraeger

Platt gesagt, wer das Prinzip Arschrakete nicht mag und einen zu kleinen Rahmen hat, hat kaum eine andere Wahl, aber dann trotzdem die Wahl.
Eine Moeglichkeit ist ein klassicher Traeger, etwa das von mir im Alltag sehr geliebte recht junge Quickrack von Ortlieb, oder dann natuerlich die Tailfin-Loesung.
Ich nutze den Carradice Bagman Expedition, ein Traeger, der nur am Sattel befestigt wird, aber auch die Variante inkludiert, ihn mit Streben an der Sattelstuetze zu fixieren. Letzteres war mein Hinkefuss als ich noch 700c fuhr, hat genervt und ist zum Glueck nicht mehr noetig. Laut Carradice nicht Offroad-tauglich, ich bin damit aber erfolgreich durch Brandenburg gehoppelt. ::klopft auf holz:: Und mit dem Fahrrad durch die Stadt ist quasi Offroad.
Strenggenommen bin ich priviligierte kleine Fahrerin, ich kann den Expedition verwenden und damit eine 12l-Tasche, andere muessen mit dem Sport vorlieb nehmen und wesentlich weniger Volumen. Da wuerde ich glaube knallhart auch auf Bikepackingtour mit Quickrack fahren und 2 Graveltaschen von Ortlieb.



3. Rahmentasche zu breit

Ich bin hier auf eine Customloesung gegangen, weil ich absolut vermeiden wollte, dass ich warum auch immer im Fahren die Tasche beruehre, zusatzlich zur effektivstmoeglichen Nutzung des Rahmendreiecks. Sowas lese ich staendig und waere mein absoluter Alptraum. Tatsaechlich hatte ich mal den Trenner zwischen den 2 Ebenen rausgenommen und das hat schon dazu gefuehrt, dass die eh schon super schmale Tasche (3,7cm breit + etwa 1cm inkl Reisverschlussabdeckung) sich so aufwoelbte, dass ich dagegen kam. Mir wurden 5,5cm empfohlen, ich habe zum Glueck ne Burgfyr-Tasche vom Hardtail explizit fuer kleine Rahmen und hatte so einen fuer mich realistischen Anhaltspunkt.



4. Tascheneskalation

Ich mag keinen Rucksack, ich mag gar nix auf dem Ruecken ausser den Turnbeutel auf dem Weg vom Supermarkt zum Zeltplatz und ich hab keine Tasche am Lenker abseits der Feedbags. Das bedeutet, dass ich einfach ueberall sonst eskaliert bin. Besonders geliebt die Gabeltaschen, weil voellig unauffaellig genial (1x Zelt, 1x Regenjacke, Footprint, Primaloftjacke), die Mini-Oberrohrtasche hat Musik, Schluessel, Masken und hin und wieder den Wahoo beheimatet und somit die wertvollsten leicht zu verlierenden Gegenstaende gehuetet.
Am Sattel hab ich mir dank Gepaecktraeger den Koffer gestattet, eine sich normal nach oben oeffnende 12l Tasche, die gefuehlt ein Fass ohne Boden ist (auf die schoene Art).
Das Handling des Bikes ist perfekt, egal in welchem Terrain. Im Fernzug hab ich die Satteltasche bisher immer abgemacht, per Riemen zur Umhaengetasche umgewandelt und dann immer in Ruhe auf dem Bahnsteig wieder drangefriemelt. Ging alles trotz auf dem Deckel der Tasche befestiger Isomatte und Zeltstangen problemlos.

Etwas, das mir abseits der Satteltasche und der Feedbags wichtig war, manches eher kleiner und proportionaler: 3l Gabeltaschen, 0,4 Oberrohrtasche.
Speziell letztere von Canyon feiere ich ein klein wenig viel. Im Alltag passt exakt meine kleine Werkzeugrolle rein, die auf Reisen in die Rahmentasche kommt. Eine groessere Tasche hatte ich noch da, aber die fand ich fuer mich dann doch eher Murks.


5. Lenkerbreite

Ich glaube das, was einem im Gravelbereich mit am meisten eingetrichtert wird, dass man auf jeden Fall schoen breite Lenker fahren soll fuer volle Kontrolle auf Trails. The thing is, mein Speci wurde mit 38cm-Lenker ohne Flare ausgeliefert, ich dachte mir so...hm, shit und fuhr damit und fands ziemlich geil.
Shit dachte ich dann wieder, als ich was vorne dranhaengen wollte. Ein sehr gut komprimierter Synthetikschlafsack passt grade so dazwischen, aber ich werde wohl einen ordentlichen Kompressionssack kaufen muessen. Bezueglich Handling kann ich nicht klagen, und ich fahr gerne und viel graveltaugliche Trails. Sobald es in den Unterlenker geht, ist das einfach die fuer mich perfekte Kontrolle.
Eher vermisse ich eine Variostuetze.

Bezueglich Fitting und da auch speziell Lenkerbreite gibt es ein sehr unterhaltsames Video:




6. Wasser

::cries::

Das war mehr als nur ein Thema fuer mich. Der Moment in dem ich all diese riesigen Rahmen verfluchte mit Platz fuer geraeumige Rahmentasche und zwei Flaschen. Wasserblase in Rahmentasche hatte ich getestet, war doof. Irgendwas auf dem Ruecken fiel weg. Letztendlich konnte ich durch die geschwungene Form des Gepaecktraegers eine Flasche an der Sattelstuetze befestigen, eine kam ans Unterrohr (musste per B-Rad von Wolftooth verschoben werden, damit ich Fidlock nutzen konnte) und eine (aus dem Supermarkt) in den Feedbag. Letztere fiel irgendwann weg, ging auch so, bei hohem Wasserbedarf waere das aber definitiv wieder notwendig.


Vorteile von kleinen Rahmen: Ich bin mir sehr sicher, ich koennte alleine nur mit Ausbau des Vorderrads und bisschen Bastelei im Notfall einen ICE/IC-Zugbegleiter gnaedig stimmen. Bisher lief der Kelch an mir vorbei, aber ich hab genug Horrorstories von ploetzlich fehlenden Radabteilen gehoert.


Insgesamt musste ich mir schon viel Zeit fuer die Recherche nehmen. Das hat mir Spass gemacht, aber kann auch frustrieren und nerven, wenn man einfach nur ein paar Taschen ans Bike kloeppeln will und dann klappt es nicht, weil Rahmen zu klein.
Sehr geholfen hat mir der Kanal "Path Less Pedaled" auf Youtube. Der bringt so das Grundgefuehl rueber, das mir Gravel so sympathisch macht. Zusaetzlich ist er halt ein eher kleiner Fahrer und spricht deswegen auch viel ueber Alternativen zum klassischen Setup.

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Dazu kann ich gerne demnächst (Urlaub) nochmal mein Setup für viel Platz bei langen Touren vorführen wenn gewünscht. Fahre ja auch nen 47er (S) Rahmen.

Taschensetup besteht aus:
  • Tailfin Aero (20l) hinten + 2× 5l seitlich bei Bedarf.
  • Tailfin 2× 5l an der Gabel
  • Apidura Food Pouches 2× 0,8l
  • Apidura racing Oberrohrtasche 1l
  • Apidura backcountry Rahmentasche 2,4l
  • Lifeisaride Lenkerrolle Kurrt 6l

Da die Food Pouches meistens von snacks und Digitalcamera belegt sind, und zumindest mit Auflieger dran eh mistig für Trinkflaschen zu nutzen, fahre ich mit der Apidura Trinkweste die eine 2l Trinkblase fasst. Im Bedarfsfall kann ich dort nochmal 2× 0,5+l unterbringen so wie 5l Stauraum für z.B Regenjacke etc. In der Rahmentasche wäre Platz für meine 1,5l Trinkblase von Apidura die genau dafür angeboten wird (Form).

👋
 
Dazu kann ich gerne demnächst (Urlaub) nochmal mein Setup für viel Platz bei langen Touren vorführen wenn gewünscht. Fahre ja auch nen 47er (S) Rahmen.
Ja bitte, an dich hatte ich gedacht, dein Rahmen ist ja nochmal kleiner.
Waere meiner auch so klein, ich waere mit Sicherheit auch bei Tailfin gelandet. Das System ist einfach mega.

Ich wuerd dann auch mal konkret die Taschen, etc runterschreiben, das war oben eher allgemein:

Apidura Gabeltaschen 3l
(mit Voile Straps, die mitgelieferten Klettriemen sind nicht mein Fall)
Revelate Designs Feedbags (je 1l meine ich)
Canyon verschraubbare Oberrohrtasche 0,4l
Custom Rahmentasche (Gramm, aber hier im Forum gibts auch noch ein paar weitere Anregungen)
Swift Industries Zeitgeist 12l Satteltasche
Carradice Bagman Expedition Gepaecktraeger
Fidlock-Halterung mit Gummiriemen an der Sattelstuetze (haelt einwandfrei)

Das ist mein Setup fuer laengere Touren, die Rahmentasche lasse ich sonst weg, also Alltag, Tagestour und Overnighter. Dann benoetige ich auch den Fidlock-Halter fuer die Sattelstuetze nicht, weil ohne Rahmentasche im Rahmendreieck Platz ist fuer zwei Flaschen.

Wie gesagt kleiner und ich waere auch bei Tailfin. Der Zeitgeist ist perfekt mit 12l, der Catalyst mit 6l ware einfach zu klein, wuerde mich nur nerven.
 
Wie versprochen nochmal Bilder. Da mein Urlaub wegen Kiefervereiterung nebst Eingriff zur Behebung ausfiel, hab ich es nur mal fix für euch bepackt und geknipst auf dem Balkon.
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Einmal das "große Gedeck" für wenn wirklich alles mit muss, oder eben Winter.

Für Overnighter oder Weekeneder etc. einfach die Gabeltasche(n) und die seitlichen hinten wegdenken.

Rad wurde im Frühjahr vor meinem Mittelfußbruch komplett überarbeitet. Vom 2019er Stevens Prestige sind nur noch Rahmen, Sattelstütze, Umwerfer und Schaltwerk original.
Vorne fahre ich nun 46/30 und hinten 11-42. Damit komme ich auch mit Gepäck trotz handicap(s) nun überall hoch.
Bremsen wurden auf die neuen Ultegra Bremssattel (BR-R8170) und die RT-MT800 Scheiben upgradet, womit das lästige Geschleife endgültig behoben wurde. Die GRX 600er STI sind übrigens Welten besser als die 105er kleineren (ST-R7025)! Wesentlich bessere Haptik, Bremsgefühl usw. Laufräder sind seit 1 Jahr nun die Fulcrum Rapid Red 5 DB, die nochmal wesentlich leiser sind als die alten Fulcrum Racing 7/700 DB, die schon enorm leise waren (Freilauf). Den VentureMax Lenker hab ich entsorgt, der Unterlenkerhubbel ging mir mit meinen kleinen Händen so derart auf den Sack, dass nun ein Pro Discover AL Gravel Lenker verbaut ist.

👋
 
Puuuuh, die kleinen Panniers sehen schon richtig gut aus, bzw das Setup an sich.

Ich werde dann nächste Woche mal sehen wie das Herbst-Setup in Realität funktioniert, so langsam müssen doch mehr/dickere Klamotten mit.
Oder ich riskiers, mogel mich mit Beinwärmern durch und lass die lange Bib noch daheim.
Grundsätzlich sollte ich aber genug Stauraum haben, da war noch gut Platz im Sommer übrig gewesen.
Im Winter werde ich wenn eh nur Overnighter machen, da ist Stauraum nicht so relevant.
 
Naja im Winter trag ich auch keine lange Bib. Da ziehe ich meine Gore Windstopper Softshell über meine kurze (knielang) isolierte omloop Bib. Dazu Daunenjacke, Daunenhose, lange Unterwäsche und nen Fleece fürs Camp etc. Da kommt einiges zusammen. Zumindest vom Volumen.
Tailfin ist schon nicht billig, aber dafür absolut wertig und durchdacht. Und mit der Tailfin und den Seitentaschen kann ich sogar das Rennrad nutzen, da hab ich die passende Achse zum dranklemmen verbaut. Wenn ich mal nur nen Wochenende ans Meer will fix mit Pension o.ä. ist das geilo. Und in 1 Minute abgebaut um frei mit dem Rad zu fahren 🥳
 
Im Winter ist diese Art Zwiebelschale nicht so mein Ding, merke ich beim Pendeln. Aber mal schauen, was dann die Erfahrungswerte so bezüglich Bikepacking erzählen werden. :D
 
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Jack the Rack ploppte ganz unvermittelt nach monatelanger Wartezeit auf. Darauf kommt auf Tour Schlafsack und Kleinigkeiten, im Alltag werd ich mir auch noch was einfallen lassen. Oder auch nicht, da ist diese Form Stauraum jetzt nicht so schrecklich notwendig.
Wird es für mich wesentlich einfacher machen, mit der super geringen Reifenfreiheit trotzdem unkompliziert Zeug zu verstauen.
 
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Jack the Rack ploppte ganz unvermittelt nach monatelanger Wartezeit auf. Darauf kommt auf Tour Schlafsack und Kleinigkeiten, im Alltag werd ich mir auch noch was einfallen lassen. Oder auch nicht, da ist diese Form Stauraum jetzt nicht so schrecklich notwendig.
Wird es für mich wesentlich einfacher machen, mit der super geringen Reifenfreiheit trotzdem unkompliziert Zeug zu verstauen.

Den fand ich auch sehr interessant. Wo ist der den inzwischen erhältlich und sitzt der ohne große Wackelei am Lenker?
 
Um den montieren zu können, benötigt man schon etwas Platz (ein paar cm Spacer unter dem Vorbau), oder?

Habe nur einen 5mm Spacer unter meinem Vorbau klemmen, damit dürfte der Jack the Rack für mein Gravel nicht so wirklich funktionieren. 🤔😭
 
Du brauchst von Lenker zu Reifenoberkante 23cm, das hat mit Spacern nix zu tun. Die Befestigung um den Vorbau ist nur ein Band, die tatsächliche Befestigung ist rechts und links vom Vorbau.
 
Du brauchst von Lenker zu Reifenoberkante 23cm, das hat mit Spacern nix zu tun. Die Befestigung um den Vorbau ist nur ein Band, die tatsächliche Befestigung ist rechts und links vom Vorbau.

Vielen Dank, dann gehe ich mal messen.

Das Band um den Vorbau herum verhindert doch aber das Verdrehen, oder sehe ich das falsch?

Edit: Gemessen --> Mitte Lenker - Reifen = 20cm, dann wohl nicht ausreichend Platz vorhanden :(
Vielen Dank für die Fotos :daumen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Achso, weil es die Lenkerbewegung behindern könnte, bzw das Band verrutschen könnte?
Ich hab ein genauso breites Band mal um Mtb an der Stelle gelegt, das hat gar keine Spacer und das sieht ok aus, auch wenn man den Lenker bewegt.

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Nur mal testweise auf den Gepäckträger gelegt.
Für ne Tour werde ich mir noch nen wasserdichten Sack besorgen.

Das war bei Zelttouren bisher immer ein kleiner Kampf, halbwegs schalten zu können, und der wurde nicht immer gewonnen. Den Schlafsack nicht hypergut komprimiert einfach draufschmeißen zu können und gut is...weird. 😅
Darüber wird dann noch ein Gepäcknetz befestigt.

Da der Gepäckträger vorne ganz leicht schräg hochgeht, werde ich weiterhin den Gopromount für das Licht benötigen. Der ist aber eh viel praktischer als der Schnellspanner auf Reisen.
So kann ich btw sogar den Wahoo vorne montieren und nicht wie sonst on Tour auf dem Vorbau

Fazit aus der warmen Wohnung: Keine elende Friemelei, um freie Schalthebel zu haben, Reifen sind safe und ich kann vorne sogar noch ein bisschen mehr als gedacht transportieren, in dem Fall Zeltstangen.
 
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