Kleine Story zum Thema Notebookakkus

Marcus

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Hier mal eine interessante, selbst erlebte Geschichte zum Thema Notebookakkus. Ich habe mir vor einiger Zeit ein gebrauchtes Compaq Notebook (Armada E500, PIII 500 MHz, 320 MB RAM, 30 GB HD, Li-Ion Akku) gekauft.

Anfangs war der mobile Betrieb ein Traum, der Akku hielt (ohne SpeedStep) ueber 2,5 Stunden Dauerbetrieb (Websurfen hier, Download da, ein bisschen LaTeX nebenbei usw.) durch. Nach kurzer Zeit (4 Wochen) schaffte es das Notebook nicht mal mehr fertig zu booten (sowohl bei Windows 2000 Professional als auch bei Debian Woody), ohne dass der Akku schlappmachte und sich das Notebook einfach abschaltete. Ein Druck auf die Akkutest-Taste am Akku zeigte einen vollen Akku an: 5 LEDs am Leuchten. Im Betrieb mit Netzteil war uebrigens alles in Ordnung.

Ich dachte: "Ok, ist ein gebrauchtes Notebook und hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Wird halt der Akku fertig sein". Ein neuer (Nachbau-)Akku schlaegt bei Ebay mit EUR 89 plus Versand zu Buche. War mir auch etwas zu teuer.

Vor ein paar Tagen bin ich auf den Seiten von hp (die haben ja Compaq gekauft) in den "Business Customer Discussion Groups" (geniale Sache, sehr viele Hintergrundinfos) gelandet, wo aehnliche Akkuprobleme von Besitzern anderer Notebooks (M700 u. a.) geschildert wurden (Akku extrem tot, kein Booten nur mit Akku moeglich). Der Vorschlag ging dahin, den Mikrocontroller, der fuer die Ladesteuerung und Akkuueberwachung zustaendig ist zu reseten.

Dieser µC sitzt direkt im Akku und wird auch durch diesen mit Spannung versorgt. Er ist sozusagen staendig in Betrieb. Nun kommt der Teil, der etwas tricky war: Ich oeffnete den Akku mehr oder weniger gewaltsam. Die beiden Gehaeusehaelften waren schoen miteinander verklebt. Zum Vorschein kamen 11 Li-Ion-Zellen von Sony sowie zwei kleine SMD-bestueckte Platinen. Von den Zellen wurden zwei Spannungen abgegriffen:

  • ca. 7,5 V (weisser Draht)
  • ca. 11,1 V (roter Draht; Masse war auf dem schwarzen Draht)

Um nun die Stromversorgung des µC zu unterbrechen, habe ich einfach die beiden Draehte (weiss und rot), die Spannung gegenueber Masse aufzeigten von den Loetfahnen der Zellen abgeloetet. Nach einer Minute habe ich die Draehte wieder angeloetet und den Akku so gut es ging wieder zusammenfrickelt.

Ein Druck auf die Akkutest-Taste zeigte 0 von 5 leuchtenden LEDs an: Akku leer. "Interessant" sagte ich mir. Vor dem Oeffnen wurden mir noch 5 von 5 LEDs angezeigt.

Ich legte das Akkupack in das Notebook und schloss das Netzteil zum Laden an. Im Systray zeigte mir das Batterieicon einen bei 0% Kapazitaet beginnenden Ladeprozess an.

Nachdem der Akku voll war, habe ich das Netzteil gezogen und mich mit dem Notebook auf den Balkon gesetzt, ein WLAN-Kabel verlegt und ein bisschen gearbeitet. Erst nach ueber zwei Stunden meldete der Akku, dass er langsam aber sicher entladen sei.

Die Ladesteuerelektronik im Li-Ion-Akku wusste im Laufe der Zeit einfach nicht mehr, wieviel Energie im Akku steckt. Obwohl der Akku fast leer war, dachte die Elektronik, er sei fast voll und liess demenstrechend nur einen sehr kurzen Ladevorgang zu. Dabei wurde der Akku natuerlich so gut wie garnicht aufgeladen.

Fazit: EUR 89 fuer einen neuen Akku gespart und dabei nur eine Viertelstunde Arbeit gehabt. Wer vor einem aehnlichen Problem bei seinem Compaq-Notebook steht, sollte in Erwaegung ziehen, einfach mal den µC des Akkus zu reseten, es koennte funktionieren ... allerdings ohne Gewaehr meinerseits!

Gruesse, rikman
 
rikman schrieb:
Nachdem der Akku voll war, habe ich das Netzteil gezogen und mich mit dem Notebook auf den Balkon gesetzt, ein WLAN-Kabel verlegt und ein bisschen gearbeitet.
:lol:
Aber danke fuer die Anleitung. Eigentlich verdienen die heuten Laptops gar nicht mehr den Begriff des Steckdosenlosen Arbeitens. Was nützt ein Laptop, wenn nach 2h der Akku leer ist? (Das war zwar früher nicht essentiell anders aber naja) Die Akkus werden zwar immer leistungsfähiger, aber leider ziehen die hohen Taktraten auch mehr Ladung.
 
crumble schrieb:
Aber danke fuer die Anleitung. Eigentlich verdienen die heuten Laptops gar nicht mehr den Begriff des Steckdosenlosen Arbeitens. Was nützt ein Laptop, wenn nach 2h der Akku leer ist? (Das war zwar früher nicht essentiell anders aber naja)

Ich weiss nicht, aber 2 Stunden* ist _mir_ mehr als ausreichend. Wenn ich mehr braeuchte, wuerde ich

- mir Zusatzakkus fuer noch zwei freie Schaechte holen (insgesamt koennte man so auf ca. 15 h Dauerlaufzeit (!) kommen)
- endlich mal das SpeedStep-Applet auf meinem Notebook installieren oder
- mir einen Centrino oder PowerMac holen.

Aber wie gesagt, es gibt bei mir gar keinen Bedarf.

* die 2 h beziehen sich auf einen ueber 4 Jahre alten Akku, ich denke, das ist nicht sooo schlecht. Original hatte der ca. 3,5 h.

Gruesse, rikman
 
rikman schrieb:
Nachdem der Akku voll war, habe ich das Netzteil gezogen und mich mit dem Notebook auf den Balkon gesetzt, ein WLAN-Kabel verlegt und ein bisschen gearbeitet.

Gruesse, rikman

Interessante Story, schön, dass der Akku mit nur wenig Aufwand wieder brauchbar ist.

Aber das WLAN-Kabel hat schon was :D

Osti
 
alt.hackers tauglich :daumen:

rikman schrieb:
mir einen [..] PowerMac holen.

Guter Junge. Ist seit meinem Toshiba P166 auch wieder mein erstes Laptop, das ohne Spezial-Akku auf eine Laufzeit von ca. 4h kommt.

Aber auf mein PII266 Armada 1700 lass ich auch nichts kommen. Ausser dass inzwischen der kleine Display-bei-zuklapp-Auschaltknopf ab ist, ist das Teil unverwuestlich - und wo bekommt man heute noch zwei PCMCIA Slots und eine RS-232 Schnittstelle (ohne USB-Adapter) am Laptop? ;)
 
Yeah, und via WLAN-Kabel kann man dann entspannt die Partie Holland vs. Niederlande auf dem Balkon genießen!


Frage:
Schaltet sich der Akku hardwareseitig ab oder gibt es da eine Interaktion mit dem OS?
 
Das gleiche Problem hatte ich mit meinem Fujitsu-Siemens Notebool bzw. dem ersten Akku auch, ist allerdings nicht mein privates. Daher wurde das Problem einfach durch einen neuen Akku behoben.
Ob ich allerdings in der Lage wäre nach deiner Anleitung einen Akku instand zu setzen, ich weiss es wirklich nicht. :rolleyes:

Wer also noch einen Akku für ein FS-Notebook braucht und Basteltalent hat, kann sich ja bei mir melden :cool:
 
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