Kleiner Himalaya per Bike Bericht

Chrige

Trailverrückt
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11. Februar 2011
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Zentralschweiz
Hallo Ladies,
hatte ja schon länger mal einen Bericht von meinen Bikeferien im Himalaya versprochen. Jetzt, da das Internet zuhause auch endlich funktioniert versuche ich's mal (wenn er zulange ist, einfach ignorieren).

Tag 1:
Flug mit den anderen 8 Schweizer Teilnehmern von Zürich nach Dehli. Dort haben wir auch noch unser Österreicher getroffen und sind zusammen nach Leh (Ladakh) weitergeflogen, wo unser Guide schon auf uns wartete. Die Sicht beim Anflug auf Leh war phänomenal:
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Tag 2:
Absolute Ruhe mit viel Schlaf im Hotel war angesagt, da wir uns an die Höhe (3,500 müM) akklimatisieren mussten.

Tag 3:
Wir durften uns immer noch nicht viel bewegen und haben mit dem Jeep die Umgebung angeschaut und Kloster besichtigt:
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Am Nachmittag durften wir dann endlich im Hotel unsere mitgebrachten Bikes zusammenbauen.

Tag 4:
Kleine Einfahrrunde (ca. 30km) um Leh am Morgen. Die Steigung am Schluss vom Fluss zum Hotel rauf hat mich schon ziemlich an meine Grenzen gebracht. Ich habe die ca. 30°C und die Höhe ziemlich gespürt:
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Die, die da so freundlich winkt, bin ich :cool:
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Am Nachmittag während dem Stadtrundgang war ich schon ziemlich kaputt und habe am Abend, als wir Puls und Blutsauerstoffsättigung gemessen haben, festgestellt, dass ich noch nicht komplett akklimatisiert war.

Tag 5:
Nun ging also unsere Tour los. Unsere Gruppe war sehr heterogen. Wir hatten vom 28jährigen Tourguide bis zum 67jährigen Teilnehmer jedes Alter vertreten. Auch vom Niveau her waren wir sehr unterschiedlich: vom amtierenden Höhenbike-Weltrekordhalter über den Freeride-Freak und "Mountain Bike" Magazin Redaktor bis zum Rennradcrack, der technisch nicht viel drauf hatte. Auf dem Bike waren wir 6 Männer und drei Frauen. Trotzdem hatten wir während der ganzen Tour einen super Zusammenhalt in der Gruppe.
Am ersten Tag unserer Tour verlief die Strecke hauptsächlich auf der Hauptstrasse und ging über zwei Pässe. Die Autofahrer (meist Militärfahrzeuge) haben uns alle gewunken, da es für sie nicht alltäglich ist, Fahrradfahrer zu sehen.
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Kurz nach dem Mittag kamen wir dann am Campingplatz an, wo unsere 8 Helfer unsere Zelte schon aufgestellt hatten und das Mittagessen schon bereit war:
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Am Nachmittag gingen wir mit dem Jeep nochmals ein Kloster in der Nähe besichtigen. An diesem Tag war ich ziemlich kaputt, da es auch recht heiss war und die über 50km auf dieser Höhe für mich immer noch sehr viel war.
Die Nacht haben die meisten von uns unter dem freien Himmel verbracht, da die Sterne einfach phänomenal waren und es auch sehr warm war. Natürlich hatten wir ein bisschen ein schlechtes Gewissen, da unsere Helfer alle Zelte aufgestellt hatten :rolleyes:.
 
Tag 6:
Heute ging es über drei Pässe. Jeweils auf einer Kies-/Schotterstrasse hoch und auf einem Singletrail wieder hinunter. Prinzipiell ist zu sagen, dass die Anstiege im Himalaya meistens weniger steil sind als in den Alpen. Trotzdem ist es wegen der Höhe ziemlich anstrengend.
Leider musste schon an diesem Tag der eine Guide, der zur Ausbildung mitkam und nächstes Jahr die Tour selber führen sollte, aussteigen, da er krank wurde. Er kam noch mit dem Begleitfahrzeug mit, konnte aber während den ganzen Ferien nicht mehr mitmachen, da er zu sehr geschwächt war.
Die Singletrails hatten es in sich. Der Untergrund in Ladakh ist sehr sandig, so dass man viel rumrutscht und auch mal einfach stecken bleibt. Am ersten Tag haben sich deshalb praktisch alle (ich inklusive) mindestens einmal in den Sand gelegt. Ausser ein paar Schürfungen ist aber nichts weiteres passiert.
Einstieg in einen Singletrail:
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Vom zweiten Pass haben meine Freundin und ich die Variante "Strasse" als Abfahrt genommen, da uns vor dem Singletrail gewarnt wurde und wir vorhin schon umgefallen waren. Nachdem wir das Blut bei denen gesehen haben, die sich an diesen Singletrail gewagt hatten, waren wir froh, so entschieden zu haben. Die letzte Abfahrt war dann der Hammer. Ein schöner Singletrail gefolgt von einer nicht endenden Abfahrt auf einer Schotterstrasse. Am Nachmittag wurden wir per Auto und unsere Räder mit einem Lastwagen 5h in einen anderen Teil von Ladakh gefahren, da wir uns jetzt langsam an die höheren Gefilde wagen durften.

Tag 7:
Zuerst fuhren wir mit dem Jeep etwas der Hauptstrasse entlang bis zu einem Punkt an dem es sich wieder lohnte, auf das Bike zu steigen. Von da an ging es auf einer Schotterstrasse bis zu unserem Campingplatz rauf, der auf 4600müM lag. Trotz der Höhe hatten wir Temperaturen von 38 °C, was das ganze nicht wirklich einfacher machte.
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Nach langem Suchen haben wir unseren Campingplatz nach einiger Zeit auch noch gefunden. Da unsere Köche immer fliessendes Wasser brauchten, haben wir immer an Bächen gecampt. Leider hatten wir an diesem Tag nicht einberechnet, dass die Gletscher am Nachmittag mehr schmelzen. Somit ist der Bach von Stunde zu Stunde mehr angeschwollen, so dass wir den Bach am Abend nicht mehr überqueren konnten. Für uns war es nicht ein grosses Problem, für unsere Köche aber schon, die das Essen von der anderen Seite zu uns rüberbringen mussten. Irgendwann hatten sie es dann auch geschafft. Meine Nacht war auch eher unruhig, da mein Zelt das Zelt war, das am nächsten beim Bach stand. Glücklicherweise hielt der Wasserpegel 10cm vor meinem Zelt.

Tag 8:
Nachdem wir uns und unsere Bikes über den Bach gebracht hatten, ging es weiter hoch auf einen Pass. Auf dem Weg nach oben hatte ich irgendwann genug davon, dass die einen Gänge einfach nicht richtig schalten wollten. Bei einer Pause habe ich dies kurz gesagt und schwupps, haben sich die Jungs schon an mein Bike gemacht :D. Kurze Zeit später hat alles wieder einwandfrei funktioniert:
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Auf allen Pässen in Ladakh hat es Gebetsfahnen. Die Buddhisten gehen (oder fahren) jeweils im Uhrzeigersinn um diese rum. Somit haben wir dies natürlich mit unseren Bikes auch gemacht:
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Vom Pass runter ging es zunächst auf einem Singletrail. Allerdings war dieser Singletrail zuviel des Guten, so dass nur unsere drei absoluten Cracks den fahren konnten und alle anderen im Sand stecken blieben. Hier fahren noch alle:
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Danach ging es nochmals über einen kleinen Pass und dann nur noch runter und einem See entlang zu unserem Zeltplatz. Leider war das runter und dem See entlang das strengste vom ganzen Tag, da die Schotterstrasse sehr schlecht war und wir teilweise sogar runter treten mussten um voran zu kommen.

So, mehr zu den Ferien gibts dann im nächsten Teil...
 
Sensationelle Bilder und ein sehr faszinierender Reisebericht - super :daumen:
Das hat richtig Spaß gemacht, diesen zu lesen. Wow, was für ein Abenteuer!!!
Hast du noch mehr Bilder???:)
 
Natürlich bin ich noch lange nicht fertig :D. Und da mein Freund gerade ein bisschen am Lesen ist, kann ich auch weiterschreiben.

Tag 9:
Als wir an diesem Morgen aus unseren Zelten krochen, sahen wir schon unsere treuen Begleiter für den Rest der Reise. 15 Pferde standen auf dem Zeltplatz. Da es von nun an auf Singletrails weiterging (die Tour heisst auch Himalaya Singletrails), konnten uns die Jeeps nicht mehr begleiten. Somit mussten die Pferde unser gesamtes Material, Zelte, Küchenutensilien etc. transportieren:
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Nach dem Frühstück haben wir uns dann zuerst noch um unsere Bikes gekümmert und alles schön geputzt und geschmiert, um möglichst technische Defekts zu vermeiden:
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Dann ging es los. Am Anfang noch kurz auf einer Schotterstrasse rauf auf einen Hügel, von dem wir einen tollen Ausblick auf den Tso Moriri See und zurück zur Landzunge, wo wir gecampt hatten, hatten:
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Von da an ging es auf einem Singletrail relativ flach dem See entlang. Eigentlich schien es eine lockere Etappe zu sein. Da wir aber wiedereinmal den ganzen Tag im Sand fahren durften, zehrte die Etappe ziemlich an unseren Kräften. Es brauchte einige Zeit, bis wir uns an den Sand gewöhnt hatten. Es gab einige Stürze an diesem Tag. Auch ich bin ausgerutscht und mit dem Ellbogen auf einer Steinplatte aufgeschlagen. Der Rest der Etappe war dann ziemlich schmerzhaft. Nach einer gründlichen Untersuchung von unserem Medizin Studenten wurde eine Prellung diagnostiziert und am nächsten Tag war alles schon wieder viel besser.
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Irgendwann hatten wir die Technik raus, einfach in einem tiefen Gang zu fahren, so dass wir genügend Kraft hatten, um auch mal durch den tiefen Sand durchzutreten.
Nach ca. 20km kamen wir am anderen Ende des Sees an, wo wir auf unser Gepäck warteten. Nach einer kurzen Zeit kamen die stark beladenen Pferde an, so dass wir die Zelte aufstellen konnten.
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Das Camp war auf einer riesigen Ebene in der ausser ein paar Nomaden keine anderen Menschen zu sehen waren. Die Nomaden haben uns am Abend einen Besuch abgestattet, da sie unseren Guide von früheren Touren kannten und wussten, dass er jeweils Medikamente für sie dabei hat. So wurden Sonnenbrillen verschenkt, die die Nomaden vor der starken Sonne schützen sollten.

Tag 10:
Das Unmögliche war möglich geworden: Vor dem Urlaub wurde uns versichert, dass es in dieser Jahreszeit in Ladakh nie regnet. Als wir aufwachten, hörten wir die Regentropfen auf unserem Zeltdach. Wegen dem Regen durften wir etwas länger im Zelt bleiben und sind später gestartet. Wir hatten uns beratschlagt und hatten einen Koch mit einem Pferd und dem Essenszelt vorausgeschickt, so dass es schon am Ziel war, wenn wir ankamen. Denn im Regen auf unsere Pferde warten, stellten wir nicht so gemütlich vor.
Just in diesem Moment, als wir auf die Bikes stiegen, hörte es zu regnen auf. Diese Etappe war die technisch schwierigste. Es war kein Trail zu erkennen und es ging eigentlich hauptsächlich über eine hügelige Wiese und durch Bäche. Deshalb nahmen die drei Cracks jeweils ein bis zwei Leute an ihr Hinterrad und fuhren uns vor. Ich muss zugeben, ich habe noch nie soviel technisch gelernt, wie an diesem Tag. Aber es war wahnsinnig anstrengend. Wegen dem Regen und wahrscheinlich auch wegen den technischen Schwierigkeiten habe ich keine Fotos von diesem Tag.
Als wir am Mittag beim Campingplatz ankamen, fing es gerade wieder zu regnen an. Zum Glück war unser Essenszelt schon da, so dass wir dort drin warten konnten, bis die anderen Zelte aufgestellt waren. Den Rest des Tages verbrachten wir in unseren Zelten. Nach dem Nachtessen sassen wir dann noch zu fünft zusammen mit den Helfern im Kochzelt, wärmten uns an dem Benzinherd und tranken zusammen Masala Chai Tee und einen Österreichischen Schnapps.
 
Tag 11:
Der Regen war verschwunden und wir konnten im Trocknen weiterfahren. Die letzten zwei Tage hatten ziemlich an mir gezehrt, so dass meine Beine einfach nicht mehr wollten :heul:. Da unsere Guides aber sehr viel Geduld hatten, war es ihnen egal, wenn ich ab und zu das Bike einen Anstieg hochschob.
Am imposantesten waren die weiten Blicke in die Ebene:
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Es ging auch über einen Minipass, der aber so steil war, dass nur zwei den rauffahren konnten. Als wir gegen Mittag beim Campingplatz ankamen, war das Wetter so schön, dass wir uns kurzerhand entschlossen, im Gletscherbach baden und uns zu waschen währenddem wir auf die Pferde warteten. Kaum hatten wir unser Gepäck, mussten wiedereinmal die Kleider im Bach gewaschen werden. Danach sind wir auf einen kleinen Hügel raufgeklettert und haben die Aussicht genossen:
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Von den letzten Tagen der Tour werde ich wahrscheinlich erst übermorgen berichten, da ich jetzt ins Bett muss und morgen Abend wiedereinmal aufs Bike will.
 
Kann mich den andern nur anschließen super spannend und interessant :daumen:
Vllt hättest du den bericht noch etwas mehr stückeln sollen jeden tag ein tagesbericht von deiner Reise wär viel spannender gewesen :cool:
 
Leider habe ich definitiv nicht jeden Tag Zeit, einen Bericht zu schreiben :D. Hier im Geschäft geht es leider nicht und am Abend bin ich nicht immer zuhause. Versuche morgen den letzten Teil reinzusetzen. Heute Abend geht's wiedermal ab aufs Bike.

Aber danke, dass es euch gefällt.
 
also ich finde es gut, dass du uns nicht länger zappeln lässt :D
Das wäre ja Folter! Kann's ja kaum abwarten, noch mehr von diesen wunderschönen Bildern zu sehen, und noch mehr Eindrücke aus so einer anderen Welt zu lesen :daumen:

Viel Spaß beim Biken :)
 
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