Ladakix - Stollenreifen auf Trekkingrouten im indischen Himalaya

stuntzi

alpenzorro
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Ort
München
23.06. 08:00 Leh, Ladakh, Indien, 3500m

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Schon wieder Himalaya... ich kanns offensichtlich nicht lassen. Verglichen mit Nepal sind die Informationen für angehende Bergradler in Kaschmir und Ladakh allerdings reichlich spärlich gesäht, drum ist auf dem Titelbild des Trips auch erst mal nur ein fettes Fragezeichen. Gewandert und getrekkt wird hier im großen Stil, aber welche der Wegerl wenigstens halbwegs für Stollenreifen statt Vibramsohlen geeignet sind, ist mir bisher noch ein kleines Rätsel. Was solls, ich bin einfach mal drauf los geflogen. Die Infos werden schon kommen, ich frag nachher einfach mal ein paar Locals. Hab jedenfalls gute sechs Wochen Zeit, um hier durch die Gegend zu kringeln. Da wird hoffentlich ein bisserl was gehen.

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Große Entfernungen sind auf diesem Trip nicht zu erwarten: Ladakh liegt im nördlichsten Zipfel Indiens und ist eingequetscht zwischen Pakistan, China und Tibet. Afghanistan ist auch nicht besonders weit. Das zahlreich stationierte indische Militär hindert Ausländer derzeit relativ zuverlässig daran, auch nur in die Nähe dieser Grenzen zu kommen. Im westlichen Kaschmir in der Gegend von Srinagar ist zur Zeit für Touristen auch nicht besonders gut Kirschen essen, da gehts rebellentechnisch immer mal wieder ein bisserl ab. Derzeit wohl eher mehr als weniger, da halt ich mich lieber fern. Bliebe das indische Tiefland südlich von Manali als "Exit" aus Ladakh, allerdings bringen mich da keine zehn Pferde mit dem Radl hin... erst recht nicht während der Monsun-Saison. Selbiger spielt hier oben in den Bergen zum Glück keine Rolle, drum bleib ich wohl einfach im größeren Umkreis der ladakhischen Hauptstadt Leh und versuche mich an ein paar Trekkingrouten. Welche genau, muss ich allerdings erst noch rausfinden.
 
23.06. 10:00 Adus Eternal Comfort Guesthouse in Leh, 3520m

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Anreise von München nach Leh mit einer flotten Kombination von Etihad und Jet Airways: Fünfeinhalb Stunden nach Abu Dhabi, dreieinhalb nach Delhi, eine weitere nach Leh. Man fliegt mittags los und ist mit zwei Umsteigepausen und Zeitverschiebung schon früh am nächsten Morgen mitten drin im indischen Himalaya.

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In Leh landen trotz der durchaus bergigen Lage ganz normale Linienmaschinen. Der Anflug ist allerdings nix für schwache Nerven, die letzen Tiefenmeter vernichtet der Düsenjet mit einer Hundertachtziggradsteilkurve um einen kleinen Felsknubbel im tief eingeschnittenen und Tal des Indus. Die Sechstausender an der Seite überragen einen dabei schon um dreitausend Meter, da ist kein Platz für Pilotenfehler oder schlechtes Wetter. Angeblich haben die alle hier viele Stunden spezielles Anflugtraining für diesen Flughafen und es gab zwischen Delhi und Leh noch nie einen Unfall. Heute auch nicht!

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Alles gut angekommen... in der Box waren fast fünfundzwanzig Kilo. So viel Campinggraffl hatte ich seit Südamerika nicht mehr dabei, in Ladakh ist wohl größtenteils zelten angesagt.

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In Leh cruise ich erst mal gemütlich über den Bazaar, seit letztem Jahr vom chaotisch dreckigem Verkehrschaos zur freundlichen Fußgängerzone mutiert. Freundlich scheinen auch die Leute hier, nett aber nicht aufdringlich.

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Schaut so aus, als könnte man's hier eine Weile aushalten. Darauf ein Begrüßungbananenlassi.

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Beim durchblättern eines Bildbands im "Cafe Cave" stelle ich dann fest, dass ich offensichtlich schon mal hier war?! Muss wohl in einem früheren Leben gewesen sein, erinnern kann mich jedenfalls nicht mehr. Bin überhaupt das erste Mal Indien: Ein neues Land auf meiner Bikeliste. "Juleh!"... (<- ladakhisches Wort für hallo oder yippieh oder überhaupt alles was gut ist).

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Später am Vormittag hau ich mich dann erst mal zwei Stünderl ins bequeme Bett vom "Adus Eternal Comfort Guesthouse". Beim Fliegen ist mir irgendwo eine Nacht abhanden gekommen, das muss baldigst behoben werden. Die Zeitverschiebung nach Deutschland beträgt nur dreieinhalb Stunden, aber irgendwie bin ich trotzdem müde. Gibt ja auch quasi fast keinen Sauerstoff hier oben... :- )
 
6 Wochen? Perfekt! Das überbrückt genau die Zeit bis zum eigenen Urlaub
Viel Spaß!!!! Gruß, kolli
 
23.06. 19:30 Bazaar in Leh, 3500m

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Nach einem ausgedehnten Nickerchen keuche ich am Nachmittag zu Fuß die kaum hundert Höhenmeter hinauf zur Shanti Stupa. Bisserl Sightseeing geht schon, trotz Jetlag und dünner Luft. Hatte ja gehofft, dass vielleicht noch ein paar nepalesich rote Blutkörperchen vom Annapurnatrip vor vier Wochen übrig wären... Pustekuchen!

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Immerhin hat man von hier oben mal einen schönen Überblick über die Hauptstadt von Ladakh. Zwei Nächte werd ich wohl mindestens hier bleiben müssen, bis ich wieder halbwegs korrekt schnaufen kann. Morgen geht hoffentlich schon ne kleine Bikerunde zum akklimatisieren, heut halt ich nochmal die Füße still und häng einfach nur ab.

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Dachte heut morgen schon, hier wär nix los. Juni ist noch ein bisserl Vorsaison in Leh. Aber später am Abend füllen sich die Straßen dann doch mit einem Haufen Ladakhi und vielen indischen Touristen. Europäer sind Mangelware, ausser ein paar yogamäßig angehauchter Hippies ist mir noch niemand "von daheim" über den Weg gelaufen.
 
Hallo @stuntzi,

sieht so aus, als ob die ganz Hohen deine neue Leidenschaft sind.
Vielleicht wird es ja doch noch was mit dem ersten Bike-Drop über den Hillary-Step.....;)

Bass auf di auf,
Bobo
 
24.06. 10:45 Namenloser Gipfel über Leh, 4060m

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Halbwegs gut geschlafen, selbstverständlich abzüglich einer zweistündig mitternächtlichen Fußballunterbrechung. Die WM findet auch im indischen Himalaya statt, viele Bars haben Leinwände oder wenigstens ne Glotze fürs public viewing. Wie auch immer... zurück zum Thema: Ab aufs Bike und aufi aufn Berg!

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Auf Openstreetmap suche ich mir eine Piste...

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... und später ein Fußwegerl...

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... hinauf auf den perfekten Akklimatisierungsberg. Hab auf Karten und bei Locals nach einem Namen gesucht, aber keinen gefunden. Unter Fünftausend Meter lohnt sichs hier wohl nicht, das läuft dann eher unter "anonymer Hügel".

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Trotzdem ausgesprochen hübsch hier oben: Fünfhundert Meter tiefer breitet sich Leh aus, dahinter das fruchtbare Tal des Indus. Wo die Ladakhis nicht bewässern, ists dann allerdings ganz schnell essig mit der Vegetation. Passt mir gut in den Kram, kein störender Wald der einem die Aussicht verstellt.

Anyway... erster Viertausender der Tour, das passt schon. So wie ichs bisher überblicke, spielen sich die Trekkingrouten dann eher noch ein bisserl höher ab, die nennenswerten Pässe liegen wohl so zwischen fünf- und fünfeinhalbtausend Metern hoch. Nix genaues weiß man nicht... hab nachher ein Date mit einer österreichisch-indischen Trekking-Agentur zwecks Radlinfos. Hoffe da kommt dann was bei raus... aber erst mal darf ich natürlich hier wieder runter trailen... :)
 
24.06. 11:30 Auf dem Leh-Kangri-Trail, 3800m

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Erster Singletrack des Trips: Und damit das Ding nicht weiter so namenlos traurig in der Gegend rumsteht, hab ich den Gipfel jetzt einfach mal "Leh Kangri" genannt. Also vernichte ich jetzt ein paar hundert Tiefenmeter auf dem Leh-Kangri-Trail... und die sind schon mal heftig geil!

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Leh-Kangri-Trail.

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Noch mehr Leh-Kangri-Trail.

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Traffic auf dem Leh-Kangri-Trail.

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Making of: Leh-Kangri-Trail.

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Und wer die weiße Schrift hinten am Berg lesen möchte, dem sei mit einen kleinen Zoom geholfen. Mag heissen was es will, aber Indien war sich mit seinen Nachbarn Pakistan und China wohl noch nie so ganz grün bezüglich des Grenzverlaufs. Drum fahr ich auch einfach den Weg vom Uphill nach Osten wieder runter, statt auf Pfadspuren linkerhand ins nächste Tal abzukringeln. Rund um Leh ist ein Haufen Militär stationiert und westlich waren vom Gipfel aus ein paar größere Kasernen zusehen. Man muss sich ja nicht gleich zu Beginn schon Ärger einhandeln... das kommt sicher noch früh genug. Die Permit-Sitution für diverse Gegenden die ich besuchen wollte, scheint momentan etwas angespannter als mir lieb ist.

Egal... die bürokratischen Proleme kommen sicher noch früh genug, ist ja schließlich Indien hier. Jetzt aber erst mal weiter den Trail genießen... denn der ists wert!
 
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24.06. 12:00 Namgyal Tsemo Tempel über Leh, 3650m

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Mein einsames Privatbergerl Leh Kangri spuckt mich beim Namgyal-Tsemo-Tempel zurück ins touristisch aufgehübschte Leh. Ein alter ladakhischer König hat hier wohl im vierzehnten Jahrhundert dran rumgebastelt, und heute stehts nach mehreren Renovierungen noch da wie ne Eins.

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Ein bisserl mehr Info, für die "gschichtigen" unter euch.

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Die rote Farbe passt irgendwie gut zu den Felsen der Umgebung.

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Der Fensterblick auf Leh ist auch nicht übel.

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Am coolsten ist aber trotzdem das Wegerl von Leh hinauf zum Tempel.

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Für mich natürlich in der einzig korrekten Richtung: bergab!

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Rot, röter, Ladakh.

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Staubig, staubiger, auch Ladakh.
 
Hi Stuntzi,
deine erste Tour war wohl auf den Sanka Gonpa.
Wünsche wunderbare Trails und schöne Tage.
Hans
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