Ladakix - Stollenreifen auf Trekkingrouten im indischen Himalaya

Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert :daumen: Sehr genial !!!

@stuntzi - Du schreibst so oft von den roten Bergen. Leider kommt dieses Rot auf den Bildern nicht rüber. Und die arme Spionin - musste sich von gleich zwei stinkenden Bikern unter die Achselhöhlen nehmen lassen. Schwitzkasten mal anders :lol:o_O:lol:
 
09.07. 19:00 in der Zanskar-Schlucht bei Sumda Do, 3180m

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Spät wird's schon langsam, als wir die letzten Kilometer aus dem Markha-Valley...

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... hinaus zur Zanskar-Schlucht strampeln.

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Und wo ich vor einer Woche noch gemütlich über die im Bau befindliche Autobrücke marschieren konnte, ist heute etwas mehr Eigeninitiative gefragt. Auf der Brücke fehlt jetzt auf einmal der provisorische Blechplattenbodenbelag, wahrscheinlich machen sie gerade was richtiges rein.

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Da hilft dann wohl nur die gute, alte Holzkiste: seit Jahr und Tag die einzige Verbindung zu den Dörfern im Markha Valley. Erst mal geht die Post bei Charlie ab: Bis zur Mitte des Zanskar-Flusses ist's ein gemütliches Dahinrollen, dann zieht man sich mit den Armen zum gegenüberliegenden Ufer.

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Ich hole die Kiste zurück und binde mit der Hilfe eines lustigen Ladakhis und einem reichlich dünnen Strick die beiden Bikes an die Seiten des wenig vertrauenerweckenden und etwas wackeligen Holzeimers. Mal ehrlich: Einen festen Metallkäfig hätte man dieser über Jahre hinweg durchaus wichtigen Verbindung schon mal spendieren können.

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Dann mach ich auch rüber... und werde dabei kräftig von Charlie gezogen. Ist auch besser so, mit zwei Bikes und nem fetten Zorro in der Kiste ginge die Reise ansonsten ziemlich in die Arme.

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Geil ist's natürlich schon, allerdings auch reichlich zeitintensiv, verglichen mit ner richtigen Brücke. Durch die Seifenkistenaktion verballern wir unsere letzten Zeitreserven...

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... und lassen uns später bei Dämmerung vom einzigen Fahrzeug der letzten Stunde in der verkehrslosen Zanskarschlucht retten.

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Der freundliche Tata-Laster und sein noch freundlicherer Fahrer bringen uns fünfzig Kilometer weit bis kurz vor Leh: Kringel gerettet.

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Und den Sonnenuntergang aus dem Truckfenster gibt's gratis dazu.

Fazit zum Ganda-La-Kringel? Mit Sicherheit einer der besten Trips, die man von Leh aus machen kann. Als Tagestour ohne vierbeinige Tragehilfen ist's allerdings ein ziemlicher Schlauch und auf zufällig vorbeitrappelnde Leerpferde kann man offensichtlich nicht immer hoffen. Es gibt allerdings im Rumbak-Tal genügend Möglichkeiten für Zwischenübernachtungen in Homestays, das würde die Runde dann deutlich weniger anstrengend gestalten. Oder man organisiert sich die Pferdchen vorher, aber das ist halt nicht so mein Fall. Ich renn lieber einfach drauf los, irgendwie wird's dann schon klappen. Heute auch.
 
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Einfach fantastisch.
Abenteuerlich und unterhaltsam deine Seilbähnli Geschichte in der Holzkiste.
Ich mag dein Schreibstil - und deine Fotos sind ohne Zweifel Sonderklasse.


RedOrbiter
www.Trail.ch
 
Diese High Speed Hammer Flow Trails erzeugen Biker-Fernweh.... Man kann es einfach nicht oft genug sagen: Danke dass du den Flow unterbrichst, um uns Sesselfurzer die Bilder in die Bude zu liefern! :anbet:
Und wie ich das sehe, geht es Holy Trail mäßig weiter. :hüpf:

Neulich mal im TV 'where the Trails Ends' gesehen. Da wird auch mal in Nepal in der Mustang Region ge-shreddert. Klar die Zinks und Berrecloths definieren da noch ne ganz andere Art von Trail Flow... Aber habe trotzdem auch n bisschen den filmischen Eindruck von Gegenden bekommen, die man zuvor durch das 'stuntzi-eye' gesehen hat. UND: Die Filmaufnahmen wurden gleich mal noch genauer angeschaut, könnte ja sein, dass man was entdeckt, dass man zuvor in nem stuntzi Fred gesehen hat!
 
Sehr geil, Spiel, Spaß und Spannung...
Mich wundert nur die klare Sicht aus der Tata Scheibe...hab glaub noch nie nen Tata mit gereinigter Sichtmöglichkeit gesehen :D
 
Sehr geil, Spiel, Spaß und Spannung...
Mich wundert nur die klare Sicht aus der Tata Scheibe...hab glaub noch nie nen Tata mit gereinigter Sichtmöglichkeit gesehen :D
Das war durchs Seitenfenster... und selbst beim Tata kann man selbiges noch runterkurbeln... meistens.

ps: tata cockpit bild eingefügt, das ist mir vorhin irgendwie entfleucht. nicht immer so einfach hier mit dem netz, aber das habt ihr wohl mittlerweile auch gemerkt.
 
10.07. 13:20 Hauptstraßenpass Taglangla, 5360m

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Nach dem doch ein wenig anstrengendem gestrigen Tag wollte ich heute eher eine ruhige Kugel schieben. Funktioniert allerdings nicht, denn meine drei radelnden Mitbewohner im Guesthouse gehen auf eine längere Runde, mit Fahrer, Pferden, Guide und allem möglichen Krempl. Dranhängen will ich mich da nicht, fahren sie doch die gleiche einsame Tour über "Dad" und den "Zalung Karpo La", die ich bereits als Einzelkämpfer hinter mir habe. Aber die Transportmöglichkeit im Jeep kann ich für den Kickstart zum nächsten Experiment gut gebrauchen. Außerdem hab ich meinen Namen mit auf das "Inner-Line-Permit" der Gruppe schreiben lassen und eine Kopie in der Tasche. Damit dürfte ich zwar auch nicht alleine durch die Gegend gurken sondern müsste brav in der Herde bleiben, aber was solls: Ein Wisch Papier mit nem Stempel drauf ist immer noch besser als gar nix in der Hand.

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So schaut's übrigens aus, wenn man in Leh frühmorgens aus dem Fenster (des richtigen Zimmers im richtigen Guesthouse) guckt. Hab jetzt aber keine Zeit, das Panorama auf die Stok Range zu genießen. Die Jungs wollen los. Komischer Zufall übrigens, dass die derzeit einzigen ernsthaften Mountainbiker in Ladakh ausgerechnet im selben Hotel einchecken. Soll mir recht sein, das eröffnet einige neue Optionen... und schlussendlich war's gestern zu zweit auch mal ausgesprochen lustig.

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Jedenfalls befinde ich mich um ein Uhr Nachmittags nach eineinhalb Stunden im Jeep und zwei weiteren in einem Tata-Truck auf einem der höchsten Strassenpässe Ladakhs, ...

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... ohne dabei einen einzigen Schweisstropfen vergossen zu haben. Von hier kann ich drüben runter zum Salzsee "Tso Kar" rollen und dann die Trekkingroute zum "Tso Moriri" in Angriff nehmen. Sollte in zwei Tagen zu schaffen sein, auch wenn der heutige durch die Anreise schon halb vorbei ist. Na mal sehen... Vorräte sind jedenfalls genügend im Rucksack. Man weiss ja nie, wie lang man hier durch Sauwetter oder Hochwasser oder herumlungernde Wölfe aufgehalten wird. Ladakh ist halt ne Überraschungstüte.
 
10.07. 15:40 Tso Kar Salzsee, 4530m

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Vom Taglangla rolle ich über eine Stunde lang die Manali-Leh-Hauptstraße bergab. Die Gefälle sind hier in der Region Changtang derart minimal, dass man seine Bremsen eigentlich zum Gewicht sparen daheim lassen kann. Irgendwann biege ich jedenfall links auf eine unscheinbare Piste ab, ...

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... die mich in einigen flachen Kilometern...

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... zum Salzsee "Tso Kar" befördert. Kaum ist man von der Teerstraße runter, schon ist die berüchtigte ladakhische Einsamkeit der Berge wieder da. Außer mir ist hier keine Menschenseele mehr unterwegs.

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Auf der Piste umrundet ich den halben See...

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... bis an einer Manimauer nahe der Nomadensiedlung "Nuruchang" die eigentliche Trekkingroute zwischen Tso Kar und Tso Moriri beginnt. Apropos Nomadensiedlung: Natürlich ist dort niemand, mittlerweile erwarte ich gar nix anderes mehr. Hab inzwischen auch gelernt, dass die minimalistischen Dörfer mit den festen Steinbauten im Prinzip nur als Winterquartiere dienen. Im Sommer ist man mit Zelt, Ziegenherden und dem Pickup-Truck unterwegs. Die bevorzugten Standorte sind dann allerdings meist an den Hauptstraßen, wo man sich mit den Touristen vielleicht ein bisserl was dazuverdienen kann.
 
10.07. 18:30 Camp bei Rajun Karu, 4910m

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Der erste von vier Fünftausenderpässen auf meiner Route ist quasi schon im Blick: Sieht mal wieder nach nix aus, aber fünfhundert spätnachmittägliche Höhenmeter sind dann doch zu klettern, um vom Tso Kar aus...

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... den Kongka La auf ziemlich genau 5000m Höhe zu erreichen. Unten der Salzsee... das sollten fünfhundert Höhenmeter sein?! Waren's aber, mit allerdings minimalistischer Steigung. So kann man den flowigen Trail bergauf auch vernünftig fahren.

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Na dann... mach ich mich mal an die "Abfahrt".

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Eine kleine Herde Wildpferde begleitet mich ein Weilchen und vertreibt die Gedanken an böse Wolfsrudel, die plötzlich hinter dem nächsten Hügel auftauchen und einsame Biker jagen könnte.

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Viel "Abfahrt" gibt's heut Abend dann nicht mehr: Kaum einhundert Meter unterhalb des Passes erreiche ich bereits ein grünes Tal. Noch ein paar flache Kilometer werden dort gestrampelt, bis die Sonne hinter den Bergen versinkt.

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Dann pflanze ich mein Zelt an einen wie immer perfekten Platz und koche mir mein Standard-Süppchen. An dieser Stelle vielleicht ein paar Worte zum Thema "Zelten in Ladakh": Besser kann man sich's eigentlich nicht wünschen. So trocken die Berge ringsherum auch aussehen, es gibt in ausnahmslos allen Tälern ein plätscherndes Bächlein mit frischem Wasser. Damit einher gehen dann jedes Mal ebene, weiche, grasige Flächen als komfortabler Standplatz. Nervige Insekten sind komplette Fehlanzeige, so hoch oben leben wohl einfach keine mehr. Und selbst nachts auf fünftausend Metern Meereshöhe fallen die Temperaturen bisher nie unter den Gefrierpunkt. Meine Daunensocken hab ich jedenfalls umsonst dabei. Sozusagen alles in (Yak-)Butter, wenn man mal von den gruselig heulenden Wölfen absieht. Aber auch daran gewöhnt man sich... vielleicht... irgendwann mal... gute Nacht jedenfalls... : - ).
 
Die erwähnte Einsamkeit und die gegebenen räumlichen Dimensionen bei begrenztem Vorrat an Trinken/Essen werfen bei mir einie Frage auf: Gibt es eigentlich einen Plan-B für einen evtl. Totalausfall des Rades? Die letzten Jahre hattest Du zwar eine Grlückssträhne, das war ja aber auch schonmal anders. btw: Wo ist eigentlich sub7 die letzten Jahre hier im Forum abgeblieben? Hatte er nicht mal in einer nächtlichen HauRuckAktion einen Rahmen aus München gebracht? Die Option scheidet ja hier aus. Mir scheint das die dauereinsamste/dünnstbesiedelte Region zu sein, die Du je bereist hast.
 
11.07. 08:20 Kyamayuri La, 5430m

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Der frühe Vogel fängt den Wurm: Mit den ersten Sonnenstrahlen bin ich bereits mit Milchkaffee und Müsli angefüllt und auf dem Weg hinauf zum zweiten Fünftausenderpass.

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Der Blick zurück ins Campingtal "Rajun Karu" und überhaupt die gesamte Gegend sind so übel jetzt nicht. Wollte der Region Changtang mit dieser Route einfach nochmal eine Chance geben, nachdem's mich auf den ersten beiden Tagen des Trips da ja mit ziemlich widerlichem Wetter erwischt hatte. Die grünen Hügel hier sind zwar exorbitant hoch, aber natürlich wesentlich unspektakulärer als die Felswände und Canyons drüben in Zanskar. Aber irgendwie hat's schon was, so grundsätzlich verschiedene Gegenden kaum einen Steinwurf von einander entfernt beradln zu können. Gut für die Abwechslung.

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Die Hälfte des Fünfhunderthöhenmeteranstiegs zum Kyamayuri La kann gefahren werden, der Rest ist beinahe gemütliche Schiebung. Tragen ist unnötig, kommt aber auf Bildern cooler rüber. Ganz im Hintergrund sieht man noch den weissen Salzsee Tso Kar leuchten, seinerseits schon auf 4300m liegend und damit doch schon schlappe eintausend Meter tiefer unten. Changtang ist einfach "hoch oben".

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Kurz nach acht: Der Kyamayuri La ist erreicht, mit 5430m der höchste Punkt des Trips bisher. Da muss ein kleines, sauerstoffarmes Nickerchen schon mal erlaubt sein.
 
@Tiefdruck1, ich versuche halt, immer ein bis zwei Tage mehr Essen dabei zu haben, als nötig. Das ist aber mehr eine Komfort- und Spaß-Geschichte, verhungern tut man so schnell ja nicht. Trinkwasser zu finden ist hier nirgends ein Problem.

Die Extratage geb ich mir allerdings nicht wegen Radldefekten. Zu Fuß ist man zur Not ja auch meist in halbwegs akzetabler Zeit wieder "irgendwo draussen". Aber hochwässrige, brückenlose Flüsse können einen in Zanskar schon mal zwölf Stunden aufhalten. Oder halt schlechtes Wetter... wenn man einfach keinen Bock auf Regen hat und lieber im Zelt abwartet.

Totalausfälle am Bike (aka Rahmenbrüche) hatte ich seit dem Karbonzeitalter keine mehr zu beklagen, das darf meinetwegen gerne so bleiben.
 
11.07. 10:00 Kotse La, 5410m

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Auf der Abfahrt vom Kyamayuri La: Erstaunlicherweise geht's sogar mal ein richtiges Stückerl bergab.

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Nicht besonders weit natürlich, nach ein paar Minuterln ist die Abfahrt auch schon wieder vorbei. Trotzdem geil... und reichlich highspeedig.Der nächste Pass ist schon in Sicht, halb rechts der kleine, grüne Minisattel. Bitte mal den Anstieg einschätzen... finde es sieht kaum aus wie 100m. Sind allerdings etwas über 200m, irgendwie krieg ich die Gegend optisch nicht ins Hirn gebacken.

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Meine Wildpferdefreunde sind auch noch mit von der Partie... oder es sind andere. Jedenfalls gucken sie immer tierisch neugierig, lassen aber immer wenigstens einhundert Meter Abstand. Näher darf ich nicht.

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Blick zurück ins Tal zwischen Kyamayuri La und Kotse La. So sieht's allenthalben aus im Changtang. Eher lieblich denn dramatisch, aber durchaus eine sehr radlfreundliche Gegend. Und wunderbar zum "Pässe sammeln", falls man auf sowas steht.

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Kotse La, dritter Pass auf der Route und mit 5410 Metern kaum niedriger als der vorige. Um die Höhe einzuordnen: Im Changtang liegt beinahe jeder einzelne Übergang in etwa auf Höhe des Thorong La auf der Annapurnarunde. Aber statt Hängegletschern sieht man hier grüne Hügel, statt Teehäusern und Lodges nur Wildpferde.
 
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Jetzt muß ich auch mal was schreiben, als jahrelanger stiller Mitleser. Geniale Tour mit noch genialeren Bildern! Geile Landschaft! Bitte so weitermachen!!! Danke nochmal für die Unterhaltung:daumen::bier:
 
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