Ohje. Sprachliche Spitzfindigkeiten um einen Fehler finden zu wollen, mit Halbwissen kombiniert
Ich bin jetzt mal ganz undiplomatisch: du hast den Anti-Rise nicht verstanden.
Erklärung für alle anderen, die von der Aussage eventuell verwirrt werden könnten:
Anti-Rise beschäftigt sich dem Grunde nach nicht mit der Bremskraft selbst, sondern mit der trägen Masse. Beim Bremsen verschiebt sich der Schwerpunkt des Fahrers, man kann es einfach er-fahren, dass man sich gegen den Lenker abstützen muss wenn man hart bremst, um nicht nach vorne geschleudert zu werden. Hätte man einfach eine Feder, die nicht durch eine Umlenkung unterstützt wird, dann würde sich diese Feder durch die Verschiebung des Massenschwerpunkts nach vorne auseinanderziehen. Beim Anti-Rise betrachtet man nun, inwiefern die Umlenkung, also die Kinematik des Hinterbaus, beeinflusst welchen Einfluss die träge Masse beim Bremsen und Beschleunigen auf die Federauslenkung (Dämpfer) hat. Ein Anti-Rise von über 100% bedeutet, dass die Umlenkung die Schwerpunktverschiebung beim Bremsen überkompensiert, der Hinterbau zieht sich zusammen (wir erinnern uns, ohne Umlenkung würde sich die Feder auseinanderziehen). Ein Anti-Ris von unter 100% bedeutet, dass die Umlenkung die Schwerpunktverschiebung beim Bremsen nicht ganz kompensiert, der Hinterbau zieht sich auseinander.
Ein Anti-Rise von exakt 100% bedeutet, dass die Umlenkung die Schwerpunktverschiebung beim Bremsen exakt kompensiert, der Hinterbau bleibt in derselben Position, in der er ohne die durchs Bremsen eingeleitete Schwerpunktverschiebung wäre.
Real bedeutet das:
Mathematisch und isoliert in Bezug auf die Schwerpunktverschiebung betrachtet, kann man durchaus die Ansicht vertreten, dass 100% Anti-Rise ein Optimum ist, da der Hinterbau sich eben durch Aktionen auf der Bremse weder zusammen- noch auseinanderzieht. Auf dem Trail und auch in der Bikeingenieurs-Welt gibt es da durchaus andere Ansichten und Präferenzen. Ein Anti-Rise über 0 hat immer einen Einfluss auf die Feder-Performance, der Dämpfer "verhärtet" sich sozusagen, um das Maß das benötigt wird um die Schwerpunktverschiebung zu kompensieren gemäß des Anti-Rise Werts. Ja, bei einem Anti-Rise von 0 ist der Dämpfer quasi komplett ungehindert in seiner Feder-Tätigkeit. Trotzdem würde niemand einen Anti-Rise von 0 fahren wollen, da das dann ein ungehindert vor sich hin schaukelndes Fahrrad zur Folge hätte, jede Aktion auf der Bremse hätte einen enormen Einfluss auf die Position des Dämpfers in seinem Hub. Andersrum hätte ein Anti-Rise von 200 zur Folge, dass der Dämpfer sich bei jeder Aktion auf der Bremse komplett zusammenzieht und überhaupt nicht mehr federn kann.
Irgendwo in der Mitte liegt die Wahrheit die sich dann auf dem Trail "gut anfühlt". Wo genau ist durchaus Ansichtssache des Konstrukteurs und auch des Fahrers. Da gibt es kein definitives "so ist es optimal und alles andere ist Mist". Manche bevorzugen ein etwas aktiveres weniger verhärtendes Fahrwerk, das wäre dann ein Anti-Rise von leicht unter 100%. Andere bevorzugen es, keinen Einfluss der Bremse auf die Position des Dämpfers zu spüren und opfern dafür ein wenig mehr Aktivität am Fahrwerk, das wäre dann ein Anti-Rise von 100%. Was wahrscheinlich am ehesten Konsens sein dürfte ist, dass deutlich über 100% an einem Enduro nicht so toll ist.
Und für das eigene Bild, das sich jeder machen kann: Das ist das Diagramm, das man auf der Last Homepage zum Anti-Rise des
Cinto findet
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