LIVE: Jamaica 2006

ok... ich bins... mich gibts noch. leider kein internet im dschungel, wie ihr schon gemerkt habt. aber trotzdem ein paar geile biketage, bericht folgt.

16.12. Montego Bay - Ochos Rios

well... gestern wieder vergeblich auf meinen rucksack gewartet. naja, nicht wirklich gewartet, musste so oder so durch mobay, also konnte mans ja mal versuchen. war wie erwartet nix. egal, jetzt ists auch schon wurscht. ich fahr einfach so los richtung blue mountains.

vorher versuch ich noch, in mobay vernuenftige karten zu kaufen. keine chance. das beste was ich finde sind 1:320000 strassenkarten, da gabs selbst in muenchen bessere. naha hilft nix, nehm ich halt die.

das erste experiment mit besagter karte geht auch prompt in die hose. bin von der hauptstrasse nach ochos rios runter und in die berge abgebogen um eine etwas ruhiger route zu finden. naja, ruhig war die route schon, leider auch eine sackgasse die nach 500 schweisstreibenden hoemes im dschungel endete. hiflt nix, wieder zurueck und auf der strasse weiter. der verkehr ist allerdings dermassen moerderisch dass ich mich in der naechsten stadt erst mal genervt an den beach lege und mich dann spaeter mit meinem graffl und 10 andern leuten in ein route taxi nach ochi zwaenge.

in ochos rios angekommen besuche ich wider besseren wissens jamaicas touri-spot nummer eins, die dunn-river-falls. war letztenendes genau so schlimm wie ichs mir vorgestellt hatte... "waterfall-guides" halten jeweils ein dutzend leute in einer langen schlange an der hand und fuehren sie ueber die (zugegebermassen wunderschoenen) wasserueberstroemten felstreppen vom beach aus den wasserfall hinauf. naja. been there, done it.

abends treff ich in einer kneipe in ochi jonathan und andi. die beiden organsieren hier naechsten februar das "fat tyre" bike-festival und sind dafuer grade am trails zusammenstellen. morgen bin ich mit ihnen unterwegs auf trailsuche im dschungel... freu mich schon :)
 
17.12. Islington

Frueher Start, je eher desto besser, nachmittags wirds nur immer heisser. zunaechst mal gehts per auto eine stunde richtung osten, stoert mich wenig, ist sowieso meine richtung in die blue mountains. irgendwo am ende der welt in einem minimaldorf mit ein paar wellblech-huetten parken wir die fahrzeuge und machen uns bikefertig. andy hat einen helm und einen kleinen minirucksack fuer mich, genau richtig fuer das wenige gepaeck das ich noch besitze. perfekt. fuehl mich schon fast wieder wie ein richtiger tour-biker.

nach ein paar metern uphill halten wir an und aus einer wellblechhuette kommt gart, unser rasta-guide. ich konnts erst nicht so ganz glauben, aber gart spurtet wirklich mit der machete vor uns her und hackt auf den trail ein, so dass wir hintendran prima durchbiken koennen. ausserdem kennt er natuerlich alle ziegenpfade auswendig, karten wuerden hier wenig helfen, die wege sind sowieso nicht eingezeichnet.

nach einigen netten aber relativ unspektakulaeren trails gehts dann richtig zur sache, wir betretenen biketechnisches neuland... erstbefahrung eines pfads zu den deathman falls. ziemlich extrem und steil durch dichte vegetation bergab, teils extrem ausgewaschen und matschig. die trails haben hier ein echtes problem... wenn ein pfad nicht regelmaessig begangen wird, ist er binnen drei wochen wieder voellig zugewachsen. dschungelvegeation eben. aber dafuer haben wir ja unsern machete-guide.

nach 300 hoemes extrem-dschungel-trailing kommen wir an einen fluss und fahren darin (!) bergab zu den deathman-falls. genialer platz mitten im regenwald, keine strassen, keine touris, nur drei verrueckte biker und ein macheteschwingender rasta.

ich muss natuerlich ein paar mal die falls runterhuepfen, dann gehts weiter, trotz machete leider groessenteils unfahrbar, zu den naechsten wasserfaellen. kwaamee-falls... noch versteckter, noch hoeher, noch viel schoener. logischerweise schwimmen wir im pool, hintern den faellen vorbei, drunter durch, ueberall. enfach genial. dann gehts weiter im flussbett, ein paar unglaublich geniale trailstellen auf leicht ueberspueltem fels, aber auch querungen durch huefttiefe pools mit dem bike ueber dem kopf. geniale sache fuer einen mitteleuropaeer... macht riesig spass!

der trail laeuft dann schlussendlich gemuetlich an einem jakleinen einsamen beach aus. ich fands genial, aber fuer das festival wohl doch zu extrem. die beiden haben noch einen andern pfad der hier runter fuehrt, schon mit ein paar kleinen jumps und anliegerkurven versehen, den werden sie wahrscheinlich nehmen.

so gegen zwei sind wir mit der aktion fertig... jon faehrt heim nach ochi und andy shuttelt mich noch weiter richtung osten nach buff bay, dort geht morgen meine strasse hoch in die blue mountains.

unterwegs gabeln wir noch janique auf und haben einen netten nachmittag mit leckerm jerk pork am beach von buff bay. wer an janiques fashion-blog interessiert ist: www.jahaute.blogspot.com . schreibt was rein, sie freut sich :).

die nacht verbring ich bei Miss Williams... eine superschoenes guesthouse mit blick ueber die ganze bucht. traumhaftes zimmer mit traumhafter aussicht, miss williams kocht fuer mich, schenkt mir ein t-shirt, macht mir naechsten morgen fruehstueck auf der terasse... und das obwohl ich nur die (sehr preiswerte) uebernachtung bezahle. ein biker ohne gepaeck erregt wohl noch mehr mitleid...
 
18.12. blue mountains

ok, aufi auf den berg. die ersten 1200 hoemes auf einer durch einen erdrutsch gesperrten winzigen ministrasse im "buff river valley". genial dschunglig und kein verkehr, die hoemes purzeln nur so. oben auf dem kamm der den norden vom sueden trennt, erwischt mich dann ein zweites mal das problem mit den nicht vorhandenen karten. statt einfach nur eben gradeaus wie von meiner strassenkarte suggeriert, gehts staendig rauf und runter. wunderschoene landschaft aber auch teuflisch anstrengend. bin schon bei 1400 geradelten hoemes und doch erst auf 600m hoehe im zwischenziel "mavis bank". dafuer hier ein ausserordentlicher gluecksfall, an einer bushaltestelle treffe ich J.J. und Zac vom Peace Corps. J.J. hat selbst ein mountainbike und versucht sich grad etwas an den trails der gegend. sie sprintet sofort nach hause und bringt mir flickzeug sowie eine genial detaillierte trailmap der blue mountain area. ich sacke die gleich ein und verspreche, sie morgen im lauf des tages hier wieder vorbei zu bringen.

dann gehts weiter... endlich zum schlussanstieg des tags vom mavis river auf 500m bis portland gap auf 1700, dem tor zum blue mountain peak. ganz schoen happig steil die strasse. ich halte kurz an und schmeisse meinen drahtesel einfach auf den naechtsen pickup-truck der vorueber kommt. hinten drauf und vorne drin sitzen lauter nette locals, alle komplett schwarz und sehr schick gekleidet. kommen scheinbar grad von einer beerdigung, aber trotzdem wird gelacht und gefeier. karibik eben.

die freude ueber den lift waehr leider nur kurz, nach 200 hoemes gibt die benzinpumpe den geist auf und ich bin wieder auf mich allein gestellt. was solls, noch ein paar bananen gekauft und weiter gestrampelt. am ende des tags in portland gap stehen dann 2700 hoemes auf dem tacho, ganz schoen happig in den tropen. aber lustig... endlich mal wieder gscheit bergauf radln!

in portland gap sollte es angeblich einen ranger geben und eine huette zum uebernachten mit jemand der dort essen kocht. die huette ist da, sonst nix und niemand. das heisst dann wohl kein abendessen, morgen kein fruehstueck, und nochmal 600 hoemes zum gipfel. autsch...
 
19.12. blue mountain peak, boston bay

los gehts im ersten daemmerlich so gegen sechs. die wanderer starten schon um vier um den sonneaufgang auf dem hoechsten gipfel der karibik zu erleben. ganz so frueh pack ichs nicht, ausserdem hab ich ohne stirnlampe keine chance bei nacht den weg zu sehen.

die 600 hoemes zum gipfel bestehen groesstenteils aus schieben. ein bisserl doof, nimmt man doch den selben weg wieder bergab. der blue mountain peak selbst ist zwar ganz nett und bei guter sicht kann man angeblich bis nach kuba sehen, dazu sind bei mir aber zu viele wolken am horizont. wenigstens sitze ich oben in der sonne und bemuehe mich, den gipfel nicht zu sehr mit unseren bergen zu vergleichen (delagoturm im rosengarten anybody?). ist halt dschungel bis oben hin.

der trail bergab allerdings hat etwas episches. gruene farntunnel wechseln sich ab mit felsigen serpentinen, ab und an oeffnet sich der blick auf das 2000 meter tiefer liegende meer. komplett fahrbar, immer zwischen s2 und s3, downhill spass pur. im kleinen minidorf penlyne castle zuecke ich dann J.J.s karte und mache mich auf suche nach dem "sheldon trail". alle locals schauen mit fassungslos hinterher... "no no... you cant ride ere... road de otha side man...". pah. der sheldon trail ist fast noch besser... oben steil und schwierig... extrem einsam... mehrmals entscheide i9ch mich mit glueck und karte fuer den richtigen abzweig. dann wirds dschunglig und sehr spukig... auf einmal mitten im nirgendwo ein einsames haus und davor direkt auf dem weg drei riesige grabsteine. blair witch laesst gruessen...

ich traile schnell weiter und folge dem jetzt breiteren pfad in wunderschoener flowiger fahrt durch dichten dschungel, bis ich schlussendlich tief unten in einem flusstal ankomme. von oben gerechnet waren das jetzt 1700 hoemes oder drei stunden purer trailtraum, haette schon vorher in die blue mountains kommen sollen :).

mittags treff ich J.J. in mavis bank und bekomme von ihr pasta gekocht, noch mehr tips, sowie power fuer meinen handy-akku. nette leute treffen beim reisen ist einfach das salz in der suppe.

nachmittags fahren wir noch eine kleine lustige trailrunde in und um mavis bank, dann verabschiede ich mich und rolle bergab, weg aus den blue mountains und wieder richtung ozean.

"bergab" ist allerdings etwas zu frueh gefreut, wie in diesen bergen ueblich geht es staendig rauf und runter. in morant bay angekommen bin ich ziemlich kaputt... ab ins taxi und die letzten 60km mit motorhilfe zurueckgelegt. auf der kuestenstrasse radel ich sowieso nicht mehr, das grenzt an selbstmord. obwohl... sich in die jamaikanischen route-taxis zu setzen ist bestimmt nich weniger gefaehrlich. die dinger heizen mit unglaublichem tempo ueber die unglaublich schlechten strassen, kennen jedes schlagloch und den dazugehoerenden "ausweich-powerslide" auswendig und scheren sich dabei einen dreck um fussgaenger oder gegenverkehr. dabei plaerrt aus dem radio hoellisch laut entweder reggea oder diverse kirchenlieder, wohl als eine art dauergebet um vor unfaellen zu schuetzen. scheint zu helfen...

in boston bay angekommen checke ich im "great huts" ein. genialer platz auf einem kleinen vorsprung ueber der bucht, die "zimmer" bestehen aus afrikanischen zelten mit sandboden und allerhalt kunst-schnickschnack. ausserdem gibts zur begruessung gleich mal selbstgemachten kuchen und internet umsonst, leider ohne kartenleser, drum heute von mir nur tonnenweise geplapper und keine wasserfall-trail-bilder. die kommen aber bald, versprochen...

wisst ihr was hier um die ecke ist? blue-lagoon-beach. morgen werd ich mal brooke shields suchen gehen!

servus derweil,
zorro-ohne-gepaeck-aber-mit-viel-spass
 
Da überkommt einem der Neid! Wünsch dir noch weiterhin viel Spaß und Erfolg. Freu mich schon auf die Bilder!!! Wie lange bist eigentlich noch dort?

Nun denn... viele Grüße kalten Niederrhein...

greetz Sascha
 
Boah, klingt echt super! Aber sind wir doch froh, dass wir wenigstens nicht in den Tropen schwitzen müssen!
Die Madonna de las Nieves (oder so ähnlich) lacht sich übrigens immer noch schlapp! (will heißen, immer noch nix Schnee, worüber ich aber auch nicht böse bin)
 
Hi!
ich konnts erst nicht so ganz glauben, aber gart spurtet wirklich mit der machete vor uns her und hackt auf den trail ein, so dass wir hintendran prima durchbiken koennen.
Wie geil ist das denn?? Für so einen Urlaub bezahlen Manager tausende von Euros...
Hast aber auch ein Glück im Unglück, da auch noch Trailhunter zu treffen, die Dich mitnehmen.
Den Bericht finde ich so super geschrieben, dass man fast keine Bilder mehr braucht. Der Film lief bei mir schon im Kopf ab...:D
Ich freu mich schon auf "Jamaica 2006 - Episode II"

Gruß
Karsten
 
guten morgen mtb-news.

dieses guesthouse hier ist echt unglaublich. nach einem ausgiebigen morgenschnorcheltrip folgt der whirlpool hoch oben auf einer klippe direkt ueber der boston bay. da machts auch nix, dass zum ersten mal die sonne nicht scheint. im gegenteil, die duestere wolkenstimmung ueber dem meer ist auch mal ganz interessant.

immer noch kein schnee? karamba... sollte lieber gleich nach colorado weiterfliegen, waer von hier ja gar nicht mehr so weit. aber da wirds dann nicht mehr so leicht ohne gepaeck zurecht zu kommen. wie sind denn die vorhersagen fuer weihnachten bei uns so?

bzgl rucksack behauptet ltu inzwischen, er waere irgendwo in san fransisco bei american airlines aufgetaucht, dann aber einem anderen "fall" zugeordnet worden und seitdem wieder verschwunden. neverending story...

meine story endet leider in ein paar tagen, rueckflug ist schon am freitag. viel zu frueh. ich sollte langsam mal in die gaenge kommen, bis mobay ists noch ein ganzes eck...
 
@stuntzi
Wenn dir diese Woche nicht reicht, kannst du ja im Januar nochmal nach Jamaica und deinen Rucksack abholen :D

Schnee an Weihnachten? Glaube ich nicht. Für die nächsten Tage wurde bei uns wärmeres Wetter vorhergesagt. Dann sind wir vermutlich wieder über 10 Grad. Meine Heizrechnung wird es freuen ...

Viel Spaß noch
Daniel
 
Wetter soll kalt, aber schön und ohne Niederschläge sein. Flieg doch nach Colorado, selbst mit Rucksack hättest Du die falschen Klamotten und das falsche Sportgerät dabei. So what...
 
LoL, in San Fran... der Rucksack schaffts noch in 80 Tagen um die Welt ;)

Aber mir wären die Hömes zuviel, ich würd ja nach 100m schon abkotzen :D
 
Die kurze "kreative Schaffenspause" hat ihm aber wirklich gut getan :daumen: - super Bericht! Ob er seinen Rucksach wohl jemals wiedersehen wird?
 
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