(kann wie immer Spuren von Sarkasmus und (Selbst-) Ironie enthalten; nichts ist abschätzig oder negativ gemeint. #Urlaubsübermut)
Unterwegs auf der Insel
. Ich bin mal ganz anders unterwegs: Pauschalurlaub, All-Inclusive, Last Minute. Mein erstes Mal - zwischen Buchung und Abreise liegen noch ganze 13 Stunden. Das bereits geplante Biken lasse ich mir trotzdem nicht entgehen, und dann geht´s auch schon in den Super-Touri-Mutter-Sohn-Mallorca-Kurzurlaub
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Am Tag darauf ist es schön sonnig und warm, der Sandstrand leer, das Meer rauscht. Perfekt. Ideal für einen entspannten Strandtag. Soll ja ganz nett sein. Biken und Aktivurlaub werden überbewertet, denke ich, als wir am Strand liegen. Superschön!! So für eine halbe Stunde, dann reicht es uns schon. Genug des Strandurlaubs
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Wir packen unsere Sachen und schauen, ob wir irgendwoher ein Fahrrad kriegen. An der Strandpromenade lieber nicht, aber im Ort hat ein größerer Verleiher zwei schöne Räder für uns:
Monntannbahiks sagt der nette Herr am Schalter - ich würde eher sagen: Basic-Crosser, aber flitzeschnell, da orange
. Geschätzte 16kg plus Schloss, Schaltung 3x8,
Tektro-Felgenbremse, Flutschpedale - passt! Ich habe einen Reiseführer mit Inselkarte aus dem Jahr 2000 und genug Wasser dabei; es kann also losgehen und wir düsen los. Der Küstenradweg ist schön, aber auch stark befahren. Er führt teils direkt am Meer entlang -abschnittsweise sogar mit unverhoffter Salzwasserdusche- es ist windig geworden.
Die (e-Bike-) Touris sind entsetzt. Die großflächigen nassen Abschnitte auf dem Radweg sind ja auch eher unscheinbar
. Weiter geht´s - es ist echt schöööön...
Der Radweg bietet außerdem knackige Kurven, diverse Hindernisse wie z.B. ins Bild springende Promenadenspaziergänger, klappernde Holzbrücken und schließlich eine ausgeschilderte Wasserdurchquerung. Die (ebike-) Touris drehen empört um. Der Radweg führt tatsächlich ein Stück durch das Meer; und da ein Rennradfahrer ungeniert durchbrettert, machen wir das auch. Sehr schön!
Auweia; umkippen kann man nicht nur mit dem Fahrrad. Das Boot liegt ganz schön schief und wird mit Wind und Wellen gegen die Klippen geschlagen
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Wir fahren weiter, wollen nun ins Landesinnere. Der Junior soll ja was von der Landschaft sehen. Die Herausforderung besteht darin, aus der Stadt herauszukommen. Wir müssen gefühlt eine Autobahn überqueren - zwar mittels Kreisverkehr, die Autofahrer sind aber nicht ohne, um es positiv auszudrücken. Der zunehmende Rennradlerverkehr bestätigt, dass wir auf der Stadtauswärtsroute sind. Wir sind froh, als wir durch das erstmal trostlose Hinterland rollen. Die verlassene Landstraße mit welligem Profil, die neben der Autobahn führt, dient als Rennradautobahn. Dort entlang fahren wir erst mal bis Llucmajor. Wir werden natürlich ständig überholt, nähern uns aber auch irgendwann einer Gruppe Rennradherren, die wir schließlich einholen. Das macht mich kurz stuzig- ich bin eher nicht so der Typ Rennrad-Einholer
(sicher fahren die GA0 oder eine 400km-Strecke). Als wir vorbeifahren und grüßen, höre ich die Kommentare wie - "typisch Touristen, viel zu schnell unterwegs, können ihre Kraft nicht einteilen, können nach der nächsten Kurve nicht mehr, überschätzen sich, sind viel zu weit von der Küste entfernt". Man kann es ihnen nicht verübeln, wir sehen wirklich aus wie die Super-Touris (OK wir
sind es
). In modischer Straßenkleidung mit Sneaker, der Junior im Palmen-Poloshirt mit Schulrucksack und Gürteltasche, ich mit Cityrucksack und der analogen Karte an der Seite. Ich habe natürlich wie immer einen knallroten Kopf von Sonne und Wind
. Die vorderen beiden Radler der Gruppe sind eher gehässig und sagen laut: "Ihr könnt eh´ gleich nicht mehr. Ihr Touristen habt alle keine Ahnung". Darauf sage ich: "Falls es anstrengend wird, können wir uns nachher am Hotelpool erholen, wir haben uns heute morgen schon Liegen mit Handtüchern reserviert"
. Die Stimmung unterwegs ist aber sonst eher entspannt; die meisten grüßen freundlich. Wir fahren auf ein Rennradlerpärchen auf und fahren ein Stück zusammen, er erzählt lustige Mallorca-Rennradlergeschichten und erkundigt sich, wo wir denn hinfahren möchten. Er fährt zum Strand, irgendwo zu einer verlassenen Bucht. Wir: In die Berge. Also in die zwei (kleinen) Berge, die es hier gibt. Hoch nach Randa und dann auf den Klosterberg (549m) nach Santurai de Cura. Er schüttelt freundlich den Kopf. "Sehr sportliches Ziel", sagt er. "Es geht ganz schön hoch. Und es ist steil. Das ist wohl etwas übermotiviert. Und ihr müsstet auch gleich am Kreisverkehr links abbiegen". OK- das mit dem Linksabbiegen ist erstmal kein Problem
; alles andere lassen wir auf uns zukommen. "Wir lassen den Berg erstmal auf uns zukommen" antworte ich. Das Pärchen fährt weiter gradeaus- wir wünschen einen schönen Tag und er uns viel Glück.
Wir erreichen Llucmajor und fahren weiter aufwärts nach Randa. Da wir im wahrsten Sinne des Wortes am Meeresspiegel gestartet sind und die Straße wellig verlief, dürften es etwa 600-650hm sein. Der Großteil davon liegt nun geballt vor uns.
Wir fahren erst mal bis zum Aussichtspunkt, genießen und fotografieren - es ist ja schließlich Urlaub. Dann geht es die letzten 5km über Serpentinen zum Gipfel. Die Füße finden irgendwie einen runden Tritt und wir gelangen ganz gut nach oben. Da ist es, das Kloster Santuari de Cura aus dem 14. Jahrhundert. Sehr schön.
Im Innenhof parken bereits unzählige Rennräder, und wir stellen unsere Flitzer dazu. Anerkennende Blicke und Daumen hoch von einigen Rennradlern und auch von den Autoausflüglern, die wir schon unten am Aussichtspunkt getroffen haben. Ein Wandergrüppchen fragt, ob wir mit dem Rad hier sind, als wir die Räder in den Innenhof schieben
. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben; auch wenn die faktischen Zahlen für den trainierten Sportler eher undramatisch sind. Aber: Es ist soooo schön!
Wir genehmigen uns eine Mittagspause, genießen die Aussicht, essen und sitzen in der Sonne, fotografieren andere Leute und hören uns deren Urlaubsgeschichten an. Es ist ganz schön heiß geworden.
Nach einer Stunde geht´s zurück bergab und wir sind gefühlt nach dreißig Sekunden wieder im Tal
. Die ganzen Höhenmeter in dieser schönen Landschaft auf Asphalt zu vernichten, ist schon eine mentale Herausforderung. Die
Bremsen sind die technische. Aber wir kommen heil unten an und überlegen, was wir mit dem angebrochenen Tag anfangen können.
Wir entscheiden, noch ein bisschen weiter zu fahren. Der Getränkevorrat lässt sich trotz Siesta in der Filiale einer deutschen Drogeriemarktkette auffüllen. Der Junior verputzt eine Tafel Schokolade und ich schaue auf die alte Karte - die historischen Ruinen werden ja wohl noch da sein, wo sie auch im Jahr 2000 schon waren. Weiter geht´s also über eine kleine Straße durch die schöne mediterrane Landschaft: Steinmauern, Fincas, Höfe, roter Boden, Olivenbäume, Schafe. Der Junior ist begeistert und fotografiert (ich auch)
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Wir erreichen Capocorb Vell, klettern ein bisschen auf den Steinen der historischen Ausgrabungsstätte herum.......
..... und fahren weiter zu Cala Pi und anschließend zum Cap Blanco
MTB- Déjà-vu: Beim (fernen) Anblick der Steilküste kriege ich sofort Höhen-und Absturzangst
.......
........also schnell weiter und zurück auf die Küstenstraße, die uns wieder auf sehr welligem Profil
und zum Ende hin mit etwas zähem Verlauf nach Badia Grande und zurück zu unserem Startpunkt führt.
Zurück am Ausgangspunkt unserer spontanen Tour geben wir die Räder ab, kaufen eine Luftmatraze für den Junior und einen Flamingo für mich und genießen den späten Nachmittag bis zum Sonnenuntergang am, im und auf dem Meer.
Der Junior trackt 72km mit 1136hm (?). Es war ein toller Tag und ich glaube nicht, dass es mit einem anderen Rad oder anderen Klamotten ganz anders gewesen wäre- nur der Rucksack hat genervt. Nächstes Mal packen wir aber mal ein Funktionsshirt und ne Radlerhose ein; so viel wiegen die ja nicht
.
Abends genießen wir das Buffet sowie danach einige Getränke an der Bar bzw. im Innenhof des Hotels, bevor wir kurz vor 22.00 noch mal ans Dessertbuffet gehen, um Late-Night-Kuchen zu essen
. Wenn mir jemand 48 Stunden vorher gesagt hätte, ich führe mit dem Rad auf Mallorca herum, den hätte ich für total verrückt erklärt.
Schön war´s! Habe ich das schon geschrieben?