Principia
carbonio naturale
Leistungssport? Breitensport? Beim Marathon scheiden sich die Geister. Zumindest eins scheint sicher: wahre Marathon-Spezialisten gibt es immer noch nicht. Denn die Sieger(innen) kommen alle aus dem Cross-Country-Sport: Bart Brentjens, Thomas Frischknecht und Carsten Bresser sind Olympiasieger, Weltmeister und Deutsche Meister, Weltcupsieger und auch in der Weltrangliste ordentlich vertreten. Auch Thomas Dietsch kann bei Cross-Country-Rennen ganz vorne mitfahren, hat aber da natürlich bei verwinkelten Kursen vor allem Probleme mit seiner Größe, gleiches gilt wohl auch für den Österreicher Martin Kraler. Jure Golcer ist sowieso ein Allrounder, der auch auf der Straße zu finden. Ist. Wo aber sind die Marathon-Spezialisten geblieben? Mannie Heymans ("Mein Ziel war die afrikanische Meisterschaft"!) landete auf Rang 24, Thomas Frauenschuh auf 26, Daniel Paradis auf 31, Karl Platt auf 55, Mark-Timo Weichert auf 65 und der Träger des Deutschen Marathon-Pokals Daniel Gathof gar nur auf Platz 70. Selbst BIKE-Redakteur und Buchautor Christoph Listmann musste sich mit Rang 84 zufrieden geben - und war gerade mal vier Minuten schneller als die schnellste Frau Maja Wloszcowska - im Cross-Country-Weltcup 2003 derzeit immerhin auf Rang 8 zu finden - und das mit 19 Jahren! Die Zweitplatzierte Magdalena Sadlecka war beim Weltcup in St. Wendel 5. - und vor einer Woche bei den Cross-Country-Europameisterschaften 10. Sie allen fuhren einer Sandra Klose (mit Unterstützung von Thomas Nicke) und Birgit Jüngst davon, die ja im Cross-Country auch nicht so schlecht sind. Dahinter aber wieder eine ganz Reihe Cross-Country-Damen: Petra Henzi, Alexandra Hober, Regina Marunde und Jacquline Mourao. Erfolgreiche Langstrecken-Spezialistinnen wie Lesley Tomlinson (19., TransAlp-Siegerin), Alexandra Rosenstiel (20., ehem. Transalp-Siegerin), Andrea Michels-Smith (26., Siegerin der UCI World Marathon Series), Gretchen Reeves (32., Transalp-Siegerin), Daniela Bargholt (45.) und Vanessa Barrera (50. - mit eineinhalb Stunden Rückstand auf die Siegerinnen, ehem. Hobby-Weltmeisterin) sind weit abgeschlagen.
Das lag sicher nicht an der zu kurzen Strecke: für die Damen war sie unbestritten lang genug (die Fahrzeiten lagen schließlich bereits ab Platz 14 bei über fünf Stunden), doch auch die Herren zeigten sich beeindruckt von der schweren Strecke. Frischknecht: "Keiner hätte hier länger fahren wollen!".
Für die Spitzen-Marathon-Fahrer ging der Schuss einer Marathon-WM nach hinten los. Keiner konnte sich wirklich vorne platzieren - das Vorurteil, die meisten Marathonisti, die auf Sieg fahren, seien gescheiterte Cross-Country-Fahrer, wurde mal wieder eindrucksvoll bestätigt.
Dass Marathon aber auch trotz weitgehend sehr guter Organisation für die Rennteilnehmer auch als Weltmeisterschaft eine Disziplin für Breitensportler mit Leistungsanspruch ist, zeigte sich in vielen Kleinigkeiten am Rande:
- Trotz weit über 100 Kontrollposten gab es kaum Informationen von der Strecke, Zwischenzeiten genauso wenig wie Positionen beim Zieleinlauf - geschweige denn eine Videoleinwand oder zumindest eine Anzeigetafel...
während die Sprints der Profis in der Gasse neben den Photographen endeten, rasten gleich mehrere Hobby-Sportler in den Photographenpulk 15 Meter hinter der Ziellinie (na gut, dass passierte dann auch Petra Henzi und Alexandra Hober) ...
-irgendein (Ost-)-Deutscher fragte gegen 18:00 Uhr im Pressezentrum an, ob es denn nicht eine Urkunde über die Teilnahme gäbe...
- während der Siegerehrung (um 15:00 Uhr) kamen immer noch Fahrer ins Ziel - genau zwischen Podium und Tribüne...
- auch am heutigen Mittwoch sind die Ergebnisse der ersten Marathon-Weltmeisterschaft noch nicht in der UCI-Datenbank eingepflegt
- es gibt auch am heutigen Mittwoch (vier Tage nach dem WM-Marathon) noch kein offizielles Gesamtergebnis der UCI World Marathon Series
Und auch generell ist zu fragen: war es wirklich eine Weltmeisterschaft? "Ja, aber..." muss die Antwort lauten. Zwar waren tatsächlich Teilnehmer aus allen Kontinenten vertreten, aber das Gros stellte selbst an der Spitze die Europäer. Der Kanadier Geoffrey Kabush war der beste Nicht-Europäer auf Rang 23, direkt gefolgt vom Namibier Mannie Heymans. Südamerika war mit dem Mauricio Silva Cristobal Ibacete auf Rang 63 vertreten, Asien mit dem Kasachen Yengenny Yakovlev (112.) und Ozeanien mit dem Neuseeländer Mark Leishman (127.). Bei den Damen sieht die Bilanz zwar ein wenig besser aus, was aber am allgemein schwach besetzten Damenfeld gelegen haben mag: So erreichte die Brasilianierin Jacqueline Mourao Platz 8, die Kanadierin Lesley Tomlinson Platz 19, die Neuseeländerin Susy Pryde Rang 25 und die Südafrikanerin Hanlie Booyens Rang 47. Aber deswegen von einer richtigen Weltmeisterschaft zu sprechen, scheint übertrieben zu sein.
Für wen also waren diese ersten Marathon-Weltmeisterschaften?
- für die Marathon-Profis: wohl kaum, denn die gingen gnadenlos unter
- für die Cross-Country-Profis: die machten wohl mit, um Weltranglisten-Punkte zu ergattern
- für die Breitensportler: wer bereit ist, für 78 km 85 Euro Startgeld zu zahlen, um dann sagen zu können "Ich war WM-Teilnehmer" ... bitte!
- für die UCI: die verstießen damit sogar gegen ihr eigenes Reglement, "nach Möglichkeit" nicht mehr als drei Weltmeisterschaften, Weltcups und Kontinentale Meisterschaften aufeinander folgen zu lassen: mit Marathon-EM, Cross-Country-EM, Marathon-WM und Cross-Country-WM sowie dem Weltcup-Finale in Kaprun sind es sogar fünf ...
- für die nationalen Verbände: na ja, ein paar dürften sich über die zusätzlichen Punkte in der Weltrangliste schon freuen - die meisten sich wohl aber ärgern
- für die Industrie: vielleicht, weil jetzt alle sehen konnten, dass man am besten mit einem Scott-Genius-Fully gewinnt.
- für die Teams: zumindest wenn sie vorne dabei waren und nicht gerade das Nationaltrikot trugen ...
Braucht man also Marathon-Weltmeisterschaften? Man wird sehen, was die nächsten Jahre bringen...
Das lag sicher nicht an der zu kurzen Strecke: für die Damen war sie unbestritten lang genug (die Fahrzeiten lagen schließlich bereits ab Platz 14 bei über fünf Stunden), doch auch die Herren zeigten sich beeindruckt von der schweren Strecke. Frischknecht: "Keiner hätte hier länger fahren wollen!".
Für die Spitzen-Marathon-Fahrer ging der Schuss einer Marathon-WM nach hinten los. Keiner konnte sich wirklich vorne platzieren - das Vorurteil, die meisten Marathonisti, die auf Sieg fahren, seien gescheiterte Cross-Country-Fahrer, wurde mal wieder eindrucksvoll bestätigt.
Dass Marathon aber auch trotz weitgehend sehr guter Organisation für die Rennteilnehmer auch als Weltmeisterschaft eine Disziplin für Breitensportler mit Leistungsanspruch ist, zeigte sich in vielen Kleinigkeiten am Rande:
- Trotz weit über 100 Kontrollposten gab es kaum Informationen von der Strecke, Zwischenzeiten genauso wenig wie Positionen beim Zieleinlauf - geschweige denn eine Videoleinwand oder zumindest eine Anzeigetafel...
während die Sprints der Profis in der Gasse neben den Photographen endeten, rasten gleich mehrere Hobby-Sportler in den Photographenpulk 15 Meter hinter der Ziellinie (na gut, dass passierte dann auch Petra Henzi und Alexandra Hober) ...
-irgendein (Ost-)-Deutscher fragte gegen 18:00 Uhr im Pressezentrum an, ob es denn nicht eine Urkunde über die Teilnahme gäbe...
- während der Siegerehrung (um 15:00 Uhr) kamen immer noch Fahrer ins Ziel - genau zwischen Podium und Tribüne...
- auch am heutigen Mittwoch sind die Ergebnisse der ersten Marathon-Weltmeisterschaft noch nicht in der UCI-Datenbank eingepflegt
- es gibt auch am heutigen Mittwoch (vier Tage nach dem WM-Marathon) noch kein offizielles Gesamtergebnis der UCI World Marathon Series
Und auch generell ist zu fragen: war es wirklich eine Weltmeisterschaft? "Ja, aber..." muss die Antwort lauten. Zwar waren tatsächlich Teilnehmer aus allen Kontinenten vertreten, aber das Gros stellte selbst an der Spitze die Europäer. Der Kanadier Geoffrey Kabush war der beste Nicht-Europäer auf Rang 23, direkt gefolgt vom Namibier Mannie Heymans. Südamerika war mit dem Mauricio Silva Cristobal Ibacete auf Rang 63 vertreten, Asien mit dem Kasachen Yengenny Yakovlev (112.) und Ozeanien mit dem Neuseeländer Mark Leishman (127.). Bei den Damen sieht die Bilanz zwar ein wenig besser aus, was aber am allgemein schwach besetzten Damenfeld gelegen haben mag: So erreichte die Brasilianierin Jacqueline Mourao Platz 8, die Kanadierin Lesley Tomlinson Platz 19, die Neuseeländerin Susy Pryde Rang 25 und die Südafrikanerin Hanlie Booyens Rang 47. Aber deswegen von einer richtigen Weltmeisterschaft zu sprechen, scheint übertrieben zu sein.
Für wen also waren diese ersten Marathon-Weltmeisterschaften?
- für die Marathon-Profis: wohl kaum, denn die gingen gnadenlos unter
- für die Cross-Country-Profis: die machten wohl mit, um Weltranglisten-Punkte zu ergattern
- für die Breitensportler: wer bereit ist, für 78 km 85 Euro Startgeld zu zahlen, um dann sagen zu können "Ich war WM-Teilnehmer" ... bitte!
- für die UCI: die verstießen damit sogar gegen ihr eigenes Reglement, "nach Möglichkeit" nicht mehr als drei Weltmeisterschaften, Weltcups und Kontinentale Meisterschaften aufeinander folgen zu lassen: mit Marathon-EM, Cross-Country-EM, Marathon-WM und Cross-Country-WM sowie dem Weltcup-Finale in Kaprun sind es sogar fünf ...
- für die nationalen Verbände: na ja, ein paar dürften sich über die zusätzlichen Punkte in der Weltrangliste schon freuen - die meisten sich wohl aber ärgern
- für die Industrie: vielleicht, weil jetzt alle sehen konnten, dass man am besten mit einem Scott-Genius-Fully gewinnt.
- für die Teams: zumindest wenn sie vorne dabei waren und nicht gerade das Nationaltrikot trugen ...
Braucht man also Marathon-Weltmeisterschaften? Man wird sehen, was die nächsten Jahre bringen...