Mavic CrossOne 650B + Rocket-Ron TLE 2,25" + PW Kit - Tubeless-Erfahrungsbericht und Tipps

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19. Januar 2014
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Hallo Leute,

Ich möchte euch an meinen (zu Beginn etwas traumatischen) Tubeless Umrüstungs-Erfahrungen teilhaben lassen, vielleicht erspart sich der eine oder die andere ja dadurch viel Zeit ;-)

Für die Eiligen: Die funktionierende Montageversion mitsamt dem Erfolgstipp findet sich ganz unten :bier:


Mein Material:

Mavic CrossOne 27,5" Laufradsatz
Rocket Ron 2,25" in TL-Easy/Snakeskin 2015 Ausführung
Panchowheels Tubeless-Kit


Vorarbeiten:

1. Altes Felgenband entfernen und Laufrad gut reinigen.

2. Neues Felgenband aufbringen (im konkreten Fall eine Umdrehung und ca. 15cm Überlappung der Enden).

3. Ventilloch stechen. (Ich habe das Felgenband mit einem auf 120°C gestellten Lötkolben durchstochen, man kann aber auch einen Nagel mit dem Feuerzeug erhitzen).

3. Ventil durchstecken und festschrauben.


Gescheiterter Versuch 1:

Vorgehensweise wie in einer bebilderten Anleitung gesehen und entsprechend der Anleitung durch den Schrauber im Shop meines Vertrauens.

Der Plan Nr. 1:

1. Reifen drauf und Ventileinsatz herausschrauben.

2. Ohne Milch mit einem kräftigen Luftstoß aus dem Kompressor den Reifen dazu bringen, sich auszubreiten, dass sich die Seitenwände in die Felgenflanken setzen. Der Reifen sollte die Luft so zumindest ein paar Minuten halbwegs halten.

3. Luft auslassen und Milch durch die Ventilöffnung einfüllen, damit man den Reifen nicht wieder unnötig verformt.

4. Ventileinsatz einschrauben.

5. Reifen mit Luft füllen und das Laufrad anschließend ein paar Minuten in alle möglichen Richtungen schwenken, damit die Dichtmilch die noch undichten Stellen verschließt.

6. Über Dichtheit freuen und Konfetti um sich werfen.

Das Problem in Versuch 1:

Der Reifen ließ sich trotz 200l Kompressor und Luftpistole mit riesigem Durchsatz nicht dazu bewegen, in die Flanken zu springen. Das erhoffte "Plopp" bliebt völlig aus. Ich entschloss mich also, Dichtmilch einzufüllen und hoffte, dass diese das Problem schon irgendwie lösen würde. Dem war aber nicht so.

Das Resultat von Versuch 1:

Lautes Fluchen und ausgiebiges Ärgern. 60 ml Dichtmilch auf Hose und Boden verteilt. Laufrad und Reifen gesäubert und die Reifen wieder mit Schlauch montiert. Tubeless für "unbestimmte Zeit" von der Liste gestrichen.

Die Nacht war dann geprägt von Überlegungen, wie ich das denn hinbekommen könnte und am nächsten Tag besorgte ich neue Dichtmilch für einen weiteren Anlauf.


Gescheiterter Versuch 2:

Ich beschloss, mich ganz an den Plan zu halten und die Dichtmilch NICHT mehr einzufüllen, bevor der Reifen das erste Mal eine Zeit lang die Luft gehalten hat.

Der Plan Nr. 2:

Siehe Plan Nr. 1

Das Problem in Versuch 2:

Auch dieses Mal keine Spur von "Plopp" oder temporärer Dichtheit. Die Luft entwich einfach an allen Ecken und Enden. Mein Senior, der mich beim Überlegen und Probieren unterstützte, hatte die Idee, einen Spanngurt außen um den Reifen zu spannen, um die Seitenwände rundherum zum Anliegen an den Felgenflanken zu bringen. Das brachte aber genauso wenig Erfolg, wie der Versuch, für das erste Aufpumpen die Spalten mit Klebeband abzukleben. Irgendwann habe ich dann meinen Vorsatz gebrochen und doch wieder Dichtmilch eingefüllt. Die Spalten schienen mir dieses Mal klein genug zu sein, um das Dichtmittel den Rest erledigen zu lassen.

Das Resultat von Versuch 2:

Noch lauteres Fluchen und noch ausgiebigeres Ärgern (vor allem natürlich über die BÖSE INDUSTRIE, die mich dazu motiviert, etwas auszuprobieren, was in der gegebenen Konstellation aus Reifen und Laufrad scheinbar aussichtslos ist.) Wieder 60 ml Dichtmilch auf Hose und Boden verteilt. Laufrad und Reifen gesäubert. Montage mit Schlauch für den selben Tag geplant.


Versuch 3 - Erkenntnisphase:

Mir wurde klar, dass der Vorsatz, das Dichtmittel NICHT vor dem ersehnten "Plopp" einzufüllen meine letzte Chance war und ich dieses Mal nicht scheitern durfte. Ich hatte mir als zusätzlichen Druck auferlegt, keine Dichtmilch nachzukaufen, wenn dieser Anlauf wieder nicht erfolgreich wäre. 2 Fläschchen mussten also jetzt für zwei Laufräder reichen. Verschütten oder mit Druckluft fein zerstäuben (wie die letzten Male) war also verboten... Ich hatte immer wieder von Seifenwasser gelesen, mir aber nicht weiter den Kopf darüber zerbrochen - der Mechaniker und DIE EINE RICHTIGE Anleitung im Netz erwähnten sie bekanntlich nicht.

Jetzt war es also an der Zeit, sich Seifenwasser anzurühren und es über Felge und Reifenseitenwand zu verteilen, damit der Reifen leichter seine vorgesehene Position erreichen würde.

Der Plan Nr. 3:

Analog zu Plan Nr. 1, allerdings mit Seifenwasser-Einsatz zwischen Schritt 1 und Schritt 2.

Kleines Problem bei Versuch 3:

Es ploppte wieder nicht. Irgendwie musste der Spalt zwischen Reifen und Felgenflanke abgedichtet werden, damit sich im Reifen Druck aufbauen konnte. Ein kleiner Moment würde wohl schon reichen, um das lang ersehnte "Ploppgeräusch" zu hören.

Die Erkenntnis aus Versuch 3:

Ich hielt mich von nun an für ein Genie, hatte ich doch einen vielversprechenden Einfall:

Mit Flüssigseife den Rand zwischen Reifenseitenwand und Felgenflanke füllen, Luft rein und DANN müsste es eigentlich zum "Plopp" kommen! :dope:



Versuch 4 - Die Erleuchtung:


Der Erfolgsplan:

1. Reifen drauf und Ventileinsatz herausschrauben.

2. Spalt zwischen Reifen und Felgenflanke (auf beiden Seiten) mit flüssiger Seife aus einem Seifenspender füllen. Ein richtiger Wulst am besten.

3. Reifen etwas gegen die Felge verdrehen, damit sich ein durchgehender Film bildet.

4. Ohne Milch mit einem kräftigen Luftstoß aus dem Kompressor den Reifen dazu bringen, sich auszubreiten, damit sich die Seitenwände in die Felgenflanken setzen. Der Reifen sollte die Luft so zumindest ein paar Minuten halbwegs halten.

5. Luft auslassen und Milch durch die Ventilöffnung einfüllen, damit man den Reifen nicht wieder unnötig verformt.

6. Ventileinsatz einschrauben.

7. Reifen mit Luft füllen und das Laufrad anschließend ein paar Minuten in alle möglichen Richtungen schwenken, damit die Dichtmilch die noch undichten Stellen verschließt.

8. Herunter tropfende Seife abwischen.

9. Über Dichtheit freuen, mit Konfetti um sich werfen und die Nachbarschaft mit lauten Ausrufen auf den Erfolg aufmerksam machen.


Ergebisse:

Trotz anfänglicher Bedenken, die verwendete Seife könnte möglicherweise zu einem Verdrehen des Reifens auf der Felge führen, verliefen zahlreiche Stoppie-Tests erfolgreich! Der Reifen sitzt absolut fest auf der Felge.

Die Dichtheit war von Beginn an super! Bis auf ein paar minimale Spritzer Dichtmilch, die auf den ersten Metern an der Stelle des Felgenstoßes sichtbar wurden, ist nichts ausgetreten. Auch ein Nachpumpen war nicht mehr erforderlich.

Die gesamte Montage dauerte am Ende pro Reifen wohl keine 5 Minuten! Hätte ich es nur gleich so gemacht... :rolleyes:



LG aus Graz
Stephan
 
Toller Bericht ! :daumen:
Hast du für alle Versuche die Dichtmilch von Panchowheels (sealant one shot) verwendet und wenn ja, wie bist Du denn mit der Haltbarkeit dieser Milch zufrieden ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Crossone Felgenprofil ist offiziell gar nicht TL geeignet. "Echte" TL Ready Felgen sind etwas anders konstruiert und sinnvollerweise meist auch deutlich breiter wie bloss 19mm. Bei solchen Felgen gibt es das von Dir beschriebene eher nicht und wenn doch, dann sind die Probleme damit nicht so ausgeprägt.
Ansonsten hättest Du auch einfach zuerst den Reifen ganz normal mit Schlauch montieren und auf 3Bar aufpumpen können, damit sich dieser noch etwas hätte setzen können.
Aber trotzdem, Glückwunsch, dass es bei Dir dennoch geklappt hat !
 
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