Moin,
klar kann ich gerne machen! Ich bringe hier mal einen Mix aus Theorie und Praxis ein. Muss aber an der einen oder anderen Stelle etwas weiter ausholen und hoffe es hilft mehr als das es nervt

Ich hab am Sonntag meinen ersten Ausflug im Wald über eine Vielzahl von unterschiedlichen Trails gemacht, erlaube mir ein Zwischenfazit aber noch kein abschließendes Urteil. Daher werd ich bei Zeiten, wenn genug Erfahrungen zusammengekommen sind und das Setup optimiert ist, nochmal ein kurzes Feedback zu meinen Erfahrungen geben.
Theorie und Entscheidungsfindung:
Wie in Post
#469 bereits erwähnt wollte ich für meine Verhältnisse ein "kleineres" Bike.
Meine Eckdaten sind: 200cm, SL98cm, 100kg
Ich hab ein Pole Evolink in XL das in jederlei Hinsicht riesig ist, hier der Vergleich (Stock, ohne Modifikationen):
Ich hab das Mulletsetup bereits an zwei Rädern gefahren (Taival & Evolink) und es ist deutlich leichter einen Richtungswechsel einzuleiten. Gerade in Verbindung mit einem tieferen Tretlager macht das in die Kurve legen richtig Spaß.
Folgende Kriterien standen für den neuen Rahmen auf der Liste:
- kein Hardtail (hab ich zwei Saisons probiert, machen meine Knie nicht mehr mit
)
- kein Carbon
- preisgünstig
- kompakteres Bike
- etwas weniger Federweg (eher AM als Enduro)
- insgesamt Kürzer: weniger Reach, kürzere Kettenstreben (43X)
- robuster Rahmen, der auch 100kg + Ausrüstung ohne großen Flex mitmacht
- Sitzwinkel um 77/78° gerade für Langbeiner wichtig
- flip-chip um die Geo nochmal feintunen zu können
Das Meta AM fällt raus, da es etwas zu fett aufgestellt ist, für meine Belange. Wenns richtig wild wird, hab ich das Evolink, zwei "Super-Enduros" brauche ich nicht.
Das SX hat auch mehr Federweg, fällt aber aus zwei anderen Gründen raus:
- Die Kettenstreben sind ca. 10mm länger, was mMn dem Mulletansatz der Wendigkeit etwas widerspricht, ich bin aber kein Ingenieur, die Profis werden sich dabei etwas gedacht haben
- Es kann kein 29er Laufrad mit anständiger Bereifung verbaut werden, da dort die Querstrebe zwischen den beiden Sitzstreben im Weg ist. Hab in einem Redditpost ein Foto dazu gefunden: Beitrag hier
Ich war schon kurz davor mir das META TR29 2022 bei BC zu ordern als ich im Bikemarkt das Angebot von
@lipmo51 fand. Also kurz geschrieben, reserviert und mit gerade mal 80min Fahrzeit hingefahren - kurz nett unterhalten und die Kiste eingeladen

Danke an dieser Stelle für super freundliche und faire Abwicklung!
Somit war klar, dass es das 2021er TR ohne flip-chip wird. Also nochmal zu bike-stats in den Georechner um zu prüfen, wie die Geo aussehen wird. Hierzu auch nochmal der Verweis auf meinen Post auf der vorherigen Seite (
#469). Geo bleibt mit einem 216x63mm Dämpfer statt 210x55 nahezu gleich.
Was sich definitiv verändert ist der Federweg und das Übersetzungsverhältnis, wenn ich den Hinterbau an einen Dämpfer hänge, der 6mm mehr Einbaulänge hat und 8mm mehr Hub hat.
Den Mullet Linkage wollte ich mir nicht extra für teures Geld dazu holen, zumal ich keinen metrischen Dämpfer gehabt hätte

Für alle die das Mullet-Linkage interessiert bitte
hier klicken
Meine Theorie für die Übersetzung ist, dass die Kurve an meinem Aufbau beide Linien über den Federweg verbindet. Heißt Start bei etwa 3 und zum Ende des Federwegs bei circa 2,2 endet.
Damit wäre gutes Ansprechverhalten und eine bessere Endprogression gegeben. Somit optimal für nen Coil-Dämpfer.
Wie gesagt ich bin kein Mathematiker und/oder Ingenieur, wenn sich hier jemand auskennt, gerne seinen Senf dazu geben!
Graph von der Webseite für das META MULLET LINKAGE vs Stock:
Noch ein Hinweis zum BB Drop, der wird bei z.B. bike-stats an der Hinterradnabe gemessen. Gehts du also von 29" auf 27,5" verringert sich dein BB Drop logischerweise. Einfacher ist es hier die eigentliche Tretlagerhöhe als Referenzwert zu nehmen.
ACHTUNG: Bis hier hin
alles Theorie, ich hab vorher kein META TR in XL Probesitzen/Fahren können und ich hatte lediglich den Wunsch nach etwas Kleinerem mit Potential für mehr Dynamik, mehr Wendigkeit. Ob das gut geht oder nicht war volles Risiko meinerseits und mir war es bewusst, dass es auch nach hinten losgehen kann! Zumindest war ein Großteil meiner Kriterien von oben erfüllt.
Praxisteil:
Aufbau:
Beim Teile von einem Rad an das andere Schrauben gab es keine großen Auffälligkeiten - nur ein paar kurze Anmerkungen:
Wenn man wie ich die
Bremsen wie beim Motorrad fährt (rechts vorne, links hinten) wirds im Unterrohr etwas fummelig, da sich die Züge dort kreuzen. Ist aber kein Showstopper.
Bei mir war der Zug für die Dropper schon drin, ich kann mir vorstellen, dass das nicht möglich ist den durch die Kurven des Rahmens zu fädeln, wenn das Tretlager vorher eingepresst wird. Hier also drauf achten
Lack:
Ich bin jetzt schon ziemlich glücklich, dass ich mir mehrere Stunden beim Serienschauen genommen habe um den Rahmen abzukleben. Schonerspuren am Oberrohr und leichte Reibspuren an der rechten Sitzstrebe von meinem Schuh (ich fahre mit dem linken Fuß vorne) sind jetzt schon deutlich zu erkennen.
Solltet ihr Lackschutzfolie nutzen, die vorher nass gemacht wird, achtet darauf, dass die Flüssigkeit mit dem
Werkzeug sorgsam rausgewischt wird, sonst gibt es Flecken!
Fahreindruck:
Einstellfahrt am Samstag:
Dadurch, dass ich alle Teile bereits hatte, die an dem anderen Rad waren, ist das Einstellen auf ein Minimum reduziert worden. Alle Kontaktpunkte (Pedale,
Sattel,
Griffe, Brems- und Schalthebel) waren bekannt und gewohnt.
Sitzposition ist aufrechter und angenehmer als ich dachte, ich hatte beim Aufbau echt Angst, dass der Hobel zu klein wird.
Waldausflug am Sonntag:
Die Bedingungen waren leicht frostig, teils überfroren, die Trails voll mit Laub und die übliche Feuchte im Wald tut sein übriges. Die Ganzjahresfahrer wissen was los ist
Uphill: Der Sitzwinkel ist nochmal Steiler als am Evolink und das merke ich. Trotz der 18kg fährt das Rad besser nach oben als ich es bisher gewohnt war. Andere Reviews bei Youtube sprechen von einem Rad, dass eher etwas träge ist. Für mich, der nie 12-14kg Bikes den Berg hochjagt, fühlte es sich angenehmer und einfacher als mit dem Evolink an. Ich fahre an beiden Rädern mind. Enduro Karkassen und Cushcore in den
Reifen - hinten Pro vorne XC. Bin es also gewohnt, dass es eher zäh ist.
Sehr angenehm aufgefallen ist, dass es bei offenem Dämpfer schon etwas wippt, aber nicht zu tief einsackt. Mit geschlossenem Dämpfer ist dann tatsächlich Ruhe - toll!
Downhill:
Ob es an den Bedingungen, dem ersten Trail nach drei Wochen Pause, an etwas Unsicherheit/Aufregung oder am Rad lag - keine Ahnung. Der erste Trail fühlt sich ungewohnt an, da das META spitzer über die Steine und Wurzeln tänzelte als ich es bisher kannte - nichts gefährliches oder Angst einflößendes aber ein neues Gefühl.
Der zweite und dritte Trail war von der Charakteristik deutlich schneller als der erste und meine Fresse hab ich mich gefreut und gerufen "...alter, wie geil ist das denn hier...!?!" - stabile geradeausfahrt und schöne Rotation in die Kurven zaubern ein fettes Grinsen auf das Gesicht! Hier decken sich die Reviews mit meinen ersten Eindrücken - je schneller, desto lebendiger und spaßiger. Fahrwerk hinten arbeitet harmonisch mit der 150er Lyrik vorne, der Wunsch nach mehr war zu keiner Zeit da. Zwischendurch hab ich die Springdex von 690 auf 650 gedreht. Ansprechverhalten noch einen Tick besser, hier ging allerdings trotz Highspeed-Zugstufenanpassung etwas pop verloren, da muss ich nochmal ans Setup ran.
Dieser Eindruck bestätigte sich auch bei Sprüngen, die so zwischen 2 und 4 Meter haben- Geschwindigkeit hat hier geregelt

Für alle die moderne Bikes mit progressiver Geometrie fahren wissen, dass gerade aktiver Druck auf dem Vorderrad oder generell Position auf dem Bike wichtiger geworden ist. Für jemanden, der von so einem langen Hobel wie ich kommt, ist es ziemlich angenehm mal zentral stehen bleiben zu können und sich nicht mehr so extrem viel auf dem Rad bewegen zu müssen.
Bunnyhops gehen gefühlt etwas leichter aber keine Welten - hier sind 18kg wohl einfach 18kg.
Zwischenfazit:
Ich bin wirklich angenehm angetan. So einfach hab ich es mir nicht vorgestellt die Teile von einem Rahmen an den nächsten zu schrauben und so wenig Änderungswünsche zu haben. Sowohl hoch als auch runter ein starkes erstes Erlebnis und ich bin heiß auf die nächste Ausfahrt!
Ich lade alle hier ein die geteilten Ideen, Lösungsansätze und Interpretationen zu diskutieren. Bin auf euer Feedback gespannt.
Beste Grüße aus Hannover,
Mathias