Ohne jetzt hier einzelne rauszupicken, zeigt doch die Diskussion hier eines ziemlich klar:
Wenn eine wirkliche Verkehrswende gewollt ist, muss es auch attraktiv sein, ohne eigenes Auto zu leben. In der Stadt, auf dem Land, wo auch immer.
Wie erreiche ich das?
1. Attraktives Angebot, d. h. dichter Takt, verlässliche Umstiege, verlässliche Reisezeiten, kurze Wege zu gepflegten Zugangspunkten (egal ob Bushaltestelle oder Bahnhof) und das möglichst rund um die Uhr.
2. Verständliche und einheitliche Tarife. Mit der Frage, ob ich jetzt mit dem Ticket mit Zimt-Tralala-Duft über Klein-Hinterfotzingen oder mit dem lila Ticket mit Schokoladengeschmack über Altpupselberg günstiger ans Ziel komme, beschäftigen sich nicht mal Fachleute gerne. Erst recht hat niemand Lust, sich erst noch zu überlegen, mit welcher App es jetzt am günstigsten zum Ziel geht (auch das mitunter traurige Realität).
3. Niedrige Nutzungsschwelle. Simple, klar zu lesende Fahrpläne, Netzpläne und eindeutige Linienverläufe. Der Durchschnittsfahrgast will sich drauf verlassen können, dass die Linie Drölf ihn immer nach Klein-Hinterfotzingen bringt und nicht bei jeder zweiten Fahrt nach Gonorhingen. Und niemand will um mit einem Bus irgendwo hinzufahren 3 Tage vorher eine Hotline anrufen oder sich für jede Stadt eine eigene App für irgendwelche On Demand Verkehre installieren.
4. Einfach nutzbare Apps. Den DB Navigator finde ich gut, die Apps mancher Verbünde sind eine Vollkatastrophe.
5. Konsistente und einheitliche Fahrgastinformation. Das bedeutet auch, dass die Hintergrundsysteme miteinander kommunizieren. Es darf nicht sein, dass ich hier im Rhein-Main-Gebiet über die RMV-App (übrigens eine der zuvor erwähnten Vollkatastrophen) andere Infos kriege als über den DB Navigator. Beispiele aus anderen Regionen gibt es da auch zuhauf.
Und das sind jetzt nur die Punkte, die den öffentlichen Verkehr betreffen. Beim Radverkehr wäre die Liste nicht kürzer.
Was getan werden muss, ist bekannt, wird halt in Deutschland nicht gemacht. Stattdessen lieber die drölfte Arbeitsgruppe im Bundesautoministerium und in den Verkehrsunternehmen reiben sich wirklich gute und motivierte Leute im täglichen Kampf gegen den Irrsinn auf, der uns da eingebrockt wird. Na besten Dank auch.
Wenn aus dem 9-Euro-Ticket mal irgendjemand in Verantwortung lernt, dass ein einfacherer Tarif hilft, die Leute in die Züge zu bekommen, wäre schon mehr erreicht als ich je zu hoffen wagen würde.