nur ein paar kurz zusammengefasste Gedanken
Grundsätzlich keine schlechten Gedanken, ein "aber" hab ich aber.
Ich versuch das mal nacheinander aufzudröseln.
Du hast gemeint, deine Räder wären mit fallendem Lenkwinkel abfahrtslastiger geworden. Das kann man verschieden deuten. Ist der Einsatzbereich verschoben (schlechter hoch, besser runter) oder erweitert (nur besser runter) worden?
Ehrlich gesagt hat mich am Mtb hoch noch nie so furchtbar interessiert, solange ich in halbwegs annehmbarer Zeit halbwegs vernünftig oben ankomme, ohne dabei Kreuzschmerzen zu bekommen, mich zu überanstrengen, oder sonstwie zu sterben. Gemessen an den Anforderungen ist es auch mit den in der Abfahrt besseren Geometrien hochzu nicht schlechter geworden, eher sogar angenehmer, weil dank immer steileren Sitzwinkeln und längeren Radständen das Vorderrad später steigt und weniger an Hindernissen hängenbleibt. Wie das ambitioniert oder mit der Stoppuhr aussähe, kann ich nicht beurteilen.
Zum Thema Kettenstrebenlänge:
Seit etlichen Jahren wird der effektive Abstand Vorderachse-Tretlager länger, während der Abstand Tretlager-Hinterachse nur marginal verändert wird.
Dazu kommt, dass das erste Maß sich mit der Rahmengröße ändert, das zweite jedoch nur in Ausnahmefällen.
Die Balance auf der Bremse wird durch beide Maße beeinflusst, also ist bereits zwischen verschiedenen Rahmengrößen die Bremsbalance verschieden. Und beim Hardtail holpert das Heck eh noch mal anders hinterher als beim Fully, daher ist die Aussage aus dem Dingsdatest aus der Redaktion da völlig raus. Und wenn vorn keine Federung ist, wirds da anders sein?
Dass das Thema Kettenstrebenlänge kein unwichtiges ist, besonders mit Hinblick auf die Radlastverteilung, ist mir auch nicht entgangen.
Ich schaue da allerdings aus der Perspektive Rahmengröße S oder M drauf, du bist vermutlich eher bei größeren Rahmengrößen? Wie du schon richtig sagst, die meisten Rahmenhersteller lassen die Kettenstreben nicht mitwachsen. Als "früher" (relativ) die Lenkwinkel steil und die Reachwerte kurz waren, war man bei Rahmengröße S teils schon eher auf der ungünstig langen Seite mit den Kettenstreben in Relation zum Hauptrahmen, zumindest bei einigen Fullies. Heutzutage passt das in den keineren Rahmengrößen mit den Standard-Kettenstrebenlängen zumeist recht gut (es muss ja auch mal einen Vorteil haben klein zu sein, wenn man sich sonst immer nur über zu hohe Sitz- und Steuerrohre ärgern muss). An dem Mtb, das mir am besten passt, habe ich ca 430mm Reach+64°LW und 430mm Kettenstrebe, das ergibt eine für mich wunderbar neutrale Radlastverteilung.
Da ich der Meinung bin, dass das Verhältnis Kettenstrebe zu Front-Center aktuell bei den Größe S/M Rahmen ganz gut passt, frage mich auch immer, wie das wohl mit den größeren Rahmen ausschaut, die vorne noch einen Kilometer länger sind. Ob man da nicht viel zu hecklastig draufsteht wenn die Kettenstrebe nicht mitwächst... die Vermutung scheint ja nicht so ganz aus der Luft gegriffen zu sein, wenn man den Dingsdatest aus der Redaktion anschaut, der die Perspektive von großen Fahrern beleuchtet
Wo ich nicht ganz mitgehe ist, dass es am Fully gänzlich anders wäre als am HT. Der Radlastverteilung ist das erst mal egal, ob im Rahmen ein Dämpfer drin hängt oder nicht, und die Existenz einer Federgabel ist ihr ebenso wurscht. Deswegen bleibt imo das Grundprinzip recht gleich, solange man sich neutral draufstellen kann, was mit den modernen Geometrien und breiten
Reifen mit tubeless+Inserts auch an Hardtails immer länger funktioniert. Aufgrund des Gerumpels am Heck ist man halt am Hardtail früher gezwungen, aus der Neutralposition raus zu gehen und über die Front fahren (zumindest mach ich das so), ab da ist dann aber die Kettenstrebenlänge sowieso wurscht hinsichtlich der Radlastverteilung, weil man die ja aktiv/bewusst aufs Vorderrad verlagert während das Hinterrad weitgehend Last- und Griplos über die Kanten springt. Mach ich aber letztendlich auf dem Fully ganz genauso. Zumindest wenn ich Spaß haben möchte, fahr ich auch das lieber stark über die Front statt mich stumpf hinten rein zu stellen. Wenn man dann auch noch keine Federgabel hat, gut, dann fährt man halt generell viel langsamer und vorsichtiger, und nicht mehr über die Front, weil's einem da ja die Handgelenke durchklopft. Also wieder zurück zu Neutralposition und Radlastverteilung.
Zusammengefasst bin ich der Meinung, dass man da nicht großartig unterscheiden muss zwischen unterschiedlichen Radgattungen. Im Grundprinzip steht einfach der Mehlsack auf dem Tretlager, vorne und hinten davon ist eine gewisse Strecke bis zu den Radaufstandspunkten, und die bestimmt wie die Radlastverteilung ist. Alles andere sind Details
viel wichtiger ist da der persönliche Fahrstil und Vorlieben, die aber von Mensch zu Mensch verschieden sind und nicht von Rad zu Rad.
PS: Einen Sonderfall stellen wohl die Reiseräder oder allgemein für Packtaschen ausgelegte Räder dar, worauf hier weiter vorne mal hingewiesen wurde, als ich mich über die sehr langen Kettenstreben gewundert habe. Den Punkt verstehe ich absolut. Wenn man davon ausgeht, dass das Heck mit 20+kg beladen ist, dann ändert das halt alles bezüglich der Radlastverteilung. Ist aber hier bei diesem Aufbau kein Thema, außer einem kleinen Satteltäschchen für Ersatzschlauch und
Reifenheber kommt mir hinten nichts ans Rad. Dann eher eine Rahmentasche.
Zum Thema Lenker:
Vorsicht mit der Steuerrohrlänge.
Am normalen MTb-Rahmen wirds mit nem Rennbügel zu tief.
Aber es gibt auch hier Alternativen.
Vom Klassiker Nitto Moustache über diverse Mischformen bis zum On-One Snorky gibt es einiges, was einem plattgedrückten Krummbügel gleicht. Reach und Vorbaulänge beachten und schon klappts mit so einem flachen Rennbügel auch am MTb-Rahmen.
Falls Du mit dem Gedanken spielst, das aufgebaute Rad mit einem konventionellen Rennbügel fahren zu wollen, warum hast Du dann für den Flachlenker einen so kurzen Vorbau montiert?
Vermutlich auch wieder aus der Perspektive größerer Fahrer mehr Thema, als aus meiner Zwergensicht
Auch musst du sehen, dass ich den Mtb-Rahmen nicht mit einer Standard-Crossergabel mit 40cm Einbauhöhe aufbauen werde, sondern mit einer 29er Mountainbike-Starrgabel mit 47cm Einbauhöhe. Das, was die Steuerrohrlänge kürzer ist, wird durch die Einbaulänge der Starrgabel überkompensiert. Da ich nunmal sowieso nicht besonders groß bin, und zusätzlich auch noch hohen Stack hasse und im Sitzen ebenfalls gerne eine Sattelüberhöhung habe, muss ich auch hier eher schon aufpassen, dass es nicht zu hoch wird! Eine sehr lange Starrgabel wie z.B. in dem On-One Monstercrosser, würde mir schon Probleme in die "zu hoch" Richtung bereiten.
Der Stack sollte auch mit normalen Rennbügel passen, das habe ich bei der Auswahl der Gabel bereits ausgerechnet und berücksichtigt
Bei solchen Lenkern wie dem Nitto Moustache geht's mir so wie
@der alte ron
Schon beim Drandenken fuchtbar
Mit solchen extremen Kröpfungen nach hinten können meine Handgelenke und Ellbogen überhaupt nichts anfangen, da müsste ich mir die Handgelenke an 10 Stellen brechen, damit meine Ellbogen nicht in der Magengrube stecken. Ich finde schon an Mountainbike Flatbars die angeblich ergonomischen 12° Lenker furchtbar, und sogar die 8° Lenker dreh ich immer so weit nach vorne, dass vom Backsweep quasi nichts mehr übrig bleibt.
Ich werde einen ganz normalen Dropbar verwenden. Der darf gerne weniger Drop und weniger Reach haben als Rennrad-Dropbars, aber trotzdem lieber eher "normal" bezüglich der Form, also auch nicht zu extrem viel Flare. Was aus dem extremen Flare Bereich hatte ich schonmal probiert und fand es nicht gut. Nur etwas breiter als Standard möchte ich. Der PNW Coast wird es wohl erstmal werden, bis jemand einen schönen breiten Rennbügel aus Carbon auf den Markt bringt. Der Ergotec von oben wird voraussichtlich nicht lange bleiben, das weiß ich jetzt schon (...demnächst in meinem Bikemarkt...
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Ganz ehrlich: Ich sehe grad im Gravelsektor wenig Innovation außer der aufrechteren Position. Das wird über kurz oder lang dafür sorgen, dass niemand mehr CX Räder für den Arbeitsweg oder Radreisen verwendet, sondern Graveldingsis. Und das ist gut so, die Dinger haben derzeit ne konservative Geometrie, die funktioniert.
Ich find den Ansatz von Evil super. Das wird sicher in Deine gewünschte Richtung gehen.
So sehe ich das auch. Bislang sind die meisten Gravelräder recht konservativ und nah bei ihren Ursprüngen aus der CX-Welt. Aber ich denke es wird auch noch was in Richtung geländeorientierterer Geometrien kommen, wenn immer mehr Leute die Teile auch mal abseits der Hauptpisten durch den Wald scheuchen (was ja derzeit durchaus zu beobachten ist). Braucht halt noch Zeit, so schnell bewegt sich die Industrie halt nicht, außer wenn sie mal einen neuen Laufradstandard erfinden können
. Das Evil Chamois ist ja schon ein guter Anfang. Fände ich durchaus interessant, wenn ich nicht den Sitzwinkel seltsam fände und der Preis vollkommen außerhalb des Budgets läge.
Unten hab ich mal meinen derzeitigen Gravelcrosser (links), das VPace Projekt (mitte), und das Evil Chamois (rechts) in einen Georechner eingetragen:
(btw hab ich mittlerweile das Geo-Kärtchen von Seven wiedergefunden: der Lenkwinkel ist tatsächlich 72,5° ...weia, was hab ich mir damals nur dabei gedacht
?
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