Hallo leute
Wir hatten in der Norddeutschen zeitung einen netten Artikel
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In Pellens Park haben sich Sportler einen Parcours mit zahlreichen Sprüngen geschaffen
Geheimtipp für Mountainbiker
Marßel. Mit hoher Geschwindigkeit fährt Joris L. auf die Absprungkante zu. Er winkelt seine Arme an, zieht das Vorderrad mit Kraft nach oben, hebt ab und steht mit seinem Mountainbike einen Moment lang in der Luft, bevor er einige Meter weiter gekonnt wieder landet.
Jonte P. fährt eine schnelle Kurve. Der Elfjährige trainiert regelmäßig in dem Gelände in Marßel. (ANDREAS KALKA)
Kaum hat er den Sprung gemeistert, steuert der Zwölfjährige einen der vier North-Shore-Trails, Hindernisse aus Holz, an, die das Gelände in Pellens Park für Mountainbiker bietet.
An diesem Tag ist in dem kleinen Waldgebiet zwischen Bezirkssportanlage und der Straße Marßel eine Menge los. Es sind Osterferien, zahlreiche Jugendliche nutzen die freie Zeit, um hier Sprünge und rasante Abfahrten zu üben. Einige erwachsene Biker sind ebenfalls gekommen. „Sonst sind hier eher an den Wochenenden so viele Leute“, sagt Stefan Stöver. Der 53-Jährige ist Vorsitzender des Mountainbike-Vereins „Free Ride Club Pellens“, den er zusammen mit acht anderen Bikern Anfang vergangenen Jahres gegründet hat.
Die Jugendlichen nutzen ihre freie Zeit, um in Pellens Park Sprünge und rasante Abfahrten zu trainieren.
Für das 8500 Quadratmeter große Gelände in Marßel hat der Verein zeitgleich einen Gestattungsvertrag mit der Umweltbehörde geschlossen. Die Mountainbiker dürfen das Areal kostenfrei nutzen und ihre Strecken weiter ausbauen. „Wir haben sie so angelegt, dass auch Anfänger sich an die Hindernisse herantasten können und ihren Fahrspaß haben. Für Fortgeschrittene bietet das Gelände aber auch eine Menge Herausforderungen“, betont Stefan S.
Er selbst kennt das Areal seit seiner Kindheit. „Damals habe ich hier mit Freunden Cowboy und Indianer gespielt.“ Später zog er aus Bremen-Nord weg und kehrte erst Jahre später in das kleine Waldgebiet zurück, als er in Marßel zu Besuch war. 2009 hatte er sich sein erstes Mountainbike gekauft, „ein gebrauchtes Dual Slalom, kurz und wendig, stabil wie ein Panzer“, und unternahm kurz darauf seine ersten Fahrten in Pellens Park.
Marcel K. übt immer neue Sprünge und Tricks. Das Areal bietet Anfängern und Fortgeschrittenen eine Menge Herausforderungen.
In Internet-Foren suchte der gelernte Schlosser nach Gleichgesinnten und fuhr bereits kurze Zeit später nicht mehr alleine. „Im Sommer 2010 habe ich hier dann die ersten kleinen Sprunghügel gebaut. Das war der Anfang“, erinnert er sich. Schnell gesellten sich weitere Biker dazu, „und auch die BMX-Kids aus dem Stadtteil entdeckten kurz darauf das Gelände“. Die Biker bauten die Strecken immer weiter aus. „Wir krochen durch das Unterholz und machten tagelang alte Wege wieder frei, um mehr Strecken zu bekommen.“ Inspirationen holten sie sich bei Besuchen in anderen Bikeparks.
Aus altem Holz bauten sie schließlich das erste befahrbare Hindernis, einen sogenannten North-Shore-Trail. Dazu kamen immer mehr und höhere Erdhügel und Sprünge. „Das war auch der Zeitpunkt, als Mitarbeiter vom Umweltbetrieb auf uns aufmerksam wurden“, erzählt Stefan S. „Sie haben uns gefragt, was wir hier eigentlich machen. Wir haben uns dann mit ihnen auf einige Regeln geeinigt. Wir sollten beispielsweise nicht zu tief graben.“
Joris L. steht mit seinem Mountainbike beim Sprung einen Moment lang in der Luft.
Stefan Stöver vermutet, dass die Geschichte des Areals dazu beigetragen hat, dass die Mountainbiker dort zunächst großzügig geduldet wurden und später problemlos einen Vertrag bekamen, der ihnen die Nutzung auch offiziell erlaubt. Pellens Park gehörte nämlich zu den rund 15 Morgen Land, die der Gutsherr Johannes Pellens der damaligen Gemeinde Burgdamm im Jahr 1927 mit der Auflage schenkte, diese nur für Erholungs-, Freizeit- und Sportmöglichkeiten zu nutzen. „Genau das machen wir hier.“
Mittlerweile haben die Biker das Areal mit den vier North-Shore-Trails und knapp 20 Sprüngen aufwendig gestaltet. „Es gibt drei Hauptwege, die alle mehrere unterschiedliche Abzweigungen haben. Man kann hier gut drei Stunden unterwegs sein und immer wieder neue Wege nehmen, die man vorher noch nicht gefahren ist“, schwärmt Stefan S.. Beim Bau der Hindernisse helfen auch die Jugendlichen fleißig mit. Acht Jungen zwischen elf und 13 Jahren gehören dem Verein an, der mittlerweile 21 Mitglieder hat, darunter eine Frau. Dazu kommen Biker, die das Gelände nutzen, ohne Mitglied zu sein.
Stefan Stöver ist Vereinsvorsitzender.
Der zwölfjährige Timo B. hat schon oft mitgewerkelt. „Das macht am meisten Spaß, über Hindernisse zu springen, die man selbst gebaut hat“, findet er. Auch Marcel K. ist häufig in Pellens Park. „Ich kenne das Gelände schon ganz lange. Es ist super hier, vor allem, weil es nicht weit entfernt ist. Ich komme aus Osterholz-Scharmbeck“, erzählt der Elfjährige. Heute sind auch seine Eltern mit seinem vierjährigen Bruder Tobias, das jüngste Vereinsmitglied, dabei. Mit einem Mini-Rad dreht der Biker-Nachwuchs ebenfalls schon erste Runden, hält sich von Sprüngen aber noch fern.
Gäste hatte der Verein schon häufig aus anderen Teilen Bremens. Aber auch aus Hamburg, Detmold in Nordrhein-Westfalen und Dortmund waren Biker da und zeigten sich anschließend begeistert von den Strecken. Die Mitglieder des „Free Ride Club Pellens“ fahren selbst zwischendurch aber auch ganz gerne mal in anderen Revieren. „Zum Beispiel im Harz“, erzählt der Vorsitzende. Eines, sagt er, dürften Biker keinesfalls haben: „Angst davor, sich schmutzig zu machen.“ Denn sie lassen sich auch von Matsch und Schnee nicht aufhalten.
Pausen können die Biker, aber auch Anwohner, die hier gerne spazieren gehen, an einem extra dafür gestalteten Platz machen. Zwei Holzbänke und einen Tisch haben die Vereinsmitglieder aufgestellt, an dem schon gemeinsam gegrillt wurde. „Ostern haben wir eine kleine Eiersuche veranstaltet. Ich habe auch für die Spaziergänger am Weg kleine Tüten mit Eiern versteckt“, erzählt Stefan Stöver lachend. Mit der Nachbarschaft herrsche ein recht freundschaftliches Verhältnis. „Beschwert hat sich noch niemand. Im Gegenteil. Eine ältere Dame sagte mir, dass sie mit ihrem Hund viel lieber hier spazieren geht, wenn Leben im Gelände ist. Sie fühlt sich dadurch sicherer.“
Der Vereinsvorsitzende achtet allerdings auch genau darauf, dass die Regeln in Pellens Park eingehalten werden. Dazu gehört, dass niemand Müll zurücklassen sollte. Feuer, Lärm und Randale sind ebenso verboten wie die Beschädigung von Bäumen. „Ich bin selbst jedes Wochenende hier und schaue nach dem Rechten und dann noch mindestens einmal in der Woche am Nachmittag“, betont Stefan S., der beruflich als Handwerker im Kulturzentrum Schlachthof arbeitet.
Für die Biker gilt außerdem: Es besteht auf allen Lines – so bezeichnen sie die Fahrstrecken – zu jeder Zeit Helmpflicht. Als zusätzliche Schutzausrüstung empfiehlt der Verein
Knieschützer, Ellbogenschoner und Handschuhe. Die Strecken dürfen von den Fahrern nicht verändert und sollten jeweils vor dem ersten Start kontrolliert und von großen Ästen und Steinen befreit werden. Auch auf Rücksichtnahme legen die Mitglieder vom „Free Ride Club Pellens“ Wert und bitten darum auch ihre Gäste. Und so lauten weitere Regeln: „Immer schauen, wo sich andere Biker bewegen, beziehungsweise Platz machen und die Strecken freihalten, nicht darauf stehen bleiben und nichts darauf ablegen.“
Anfallende Reparaturen übernehmen die Vereinsmitglieder selbst. „Eigentlich ist hier immer irgendwas zu tun“, sagt Stefan S., der trotz der vielen Arbeit aber auch immer noch regelmäßig selbst auf sein Mountainbike steigt, seine Runden durch Pellens Park dreht und gewagte Sprünge trainiert. Da steht er den Jüngeren in nichts nach.
Das Gelände des „Free Ride Club Pellens“ in Pellens Park ist jederzeit geöffnet. Die Mitglieder freuen sich über interessierte Biker, die mit BMX, All-Mountain, Enduro oder Downhill im Gelände fahren können. Die Mitgliedschaft im Verein kostet 36 Euro jährlich für Erwachsene und fünf Euro im Jahr für Jugendliche bis 16 Jahre. Kontakt über
www.frc-pellens.de.
„Biker dürfen keine Angst davor haben, sich schmutzig zu machen.“ Stefan Stöver
„Es besteht auf allen Lines zu jeder Zeit Helmpflicht.“ Regel für die Nutzer des Parcours.
Gruß aus dem Park
Stefan S.
- derStef -