MTB-Kaufberatungsthread für Einsteiger , Empfehlungen + Tipps zum Bikekauf (siehe SEITE 1)

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Re: MTB-Kaufberatungsthread für Einsteiger , Empfehlungen + Tipps zum Bikekauf (siehe SEITE 1)
@Ivano4itch

Ok, dann versuchen wir die Bikeauswahl mal ein wenig zu strukturieren...

Meiner Meinung nach ist das Wichtigste an einem Bike, und ganz besonders an einem Mountainbike, dass es zum Fahrer passt und er sich darauf wohl fühlt. Ein Bike bei dem das nicht gegeben ist, kann auf dem Papier den besten Rahmen, die beste Ausstattung und einen attraktiven Preis haben, es wird dem Fahrer in anspruchsvolleren Fahrsituationen weniger Vertrauen einflößen und mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu beitragen, dass sich der Fahrer fahrerisch deutlich langsamer entwickelt, oder diese Entwicklung sogar früher als nötig ins Stocken kommt.

Auch wenn einem das Marketing gerne etwas anderes suggerieren möchte, sehe ich es so, dass das theoretische Einsatzspektrum eines Mountainbikes so breit ist, dass man den Wunsch nach einem Allroundbike, welches alles gut können soll, kritisch hinterfragen sollte.

Nehmen wir ein modernes XC Hardtail. Die Kernkompetenz ist schnelles Überbrücken von leichtem bis mittlerem Terrain (unebene Waldwege, steinig oder mit Wurzeln, durchaus auch mal Hindernisse wie z.B. kleinere Stämme oder Absätze...). Ein geringes Gewicht (meist 10.5 kg +/- 1 kg) und der Verzicht auf eine Federung des Hinterbaus begünstigen die Antriebseffizienz und die Geometrie unterstützt durch eine etwas gestrecktere Position und einen steileren Lenkwinkel (um 70°) auch steilere Anstiege. Die Reifen sind, was Gewicht und Profil angeht, zwar auf Grip, aber auch auf einen geringen Rollwiderstand und eine mittlere Robustheit ausgelegt, es überwiegen 29'er. Sobald ich mich von dieser Kernkompetenz distanziere, beginnen andere Konzepte ihre Vorteile auszuspielen. Auf eher ebenen Waldwegen und noch mehr auf Asphalt würde das Hardtail gegenüber einem vergleichbaren Gravelbike u.a. aufgrund des höheren Gewichts und Rollwiderstandes ins Hintertreffen geraten, umgekehrt würde der Verzicht auf eine Federung im Groben beim Gravelbike deutlich höhere Ansprüche an den Fahrer stellen, und Komponenten wie Reifen und Felgen würden anfangen Grenzen zu setzen.

Wird das Terrain hingegen gröber und die Abstiege steiler, fangen Fullys an, ihre Stärken auszuspielen. Leider beschert einem das Marketing auch hier immer wieder neue Kategorien und Bezeichnungen, gerne auch überlappend, ich ordne diese mal aufsteigend nach der Auslegung des Bikes auf den Bergabanteil: Race-Fully, Trail-Fully, All-Mountain, Enduro, Freeride, Downhill. Im Vergleich zum XC Hardtail bekommt der Hinterbau eine Federung, der Federweg nimmt zu, die Rahmen werden schwerer, die Position auf dem Bike weniger gestreckt, auch um im Groben bei der Verlagerung des eigenen Körpers auf dem Bike handlungsfähiger zu sein, die Sitzwinkel flacher, die Lenkwinkel ebenso, was bei Abstiegen dazu beiträgt, den Schwerpunkt nicht über die Vorderachse wandern zu lassen, der Radstand und Kettenstreben länger um das Bike bei höheren Geschwindigkeiten zu beruhigen, was etwas zu Lasten der Wendigkeit geht, verstellbare Sattelstützen geben dem Fahrer Freiraum sich auf dem Bike zu bewegen, das Oberrohr ist tendenziell tiefer, um das zu unterstützen, die Reifen werden breiter, schwerer und robuster, das Profil tiefer, die Bikes teurer und wartungsintensiver und einiges mehr. Auch wenn sich einzelne Modelle dabei besser oder schlechter anstellen, je mehr ein Fully auf den Bergabanteil ausgerichtet ist, desto deutlicher werden die Einschränkungen durch Gewicht, Sitz- und Lenkwinkel, Rollwiderstand und schlechtere Antriebseffizienz in einfacherem Gelände oder auf befestigten Wegen.

Die Herausforderung ist dann das Abwägen, wo man für sich in diesem Spektrum ein passendes Bike findet und wie man die unweigerlichen Kompromisse für das eigene Streckenprofil möglichst gering hält. Ich kann sehr gut verstehen, wenn ein technisch noch unerfahrener Biker zu einem Fully mit viel Federweg neigt, weil es ihm die Bewältigung von Fahrsituationen auf dem Silbertablett präsentiert, die er z.B. auf einem XC Hardtail als einschüchternd empfunden hätte. Die Nachteile des Fullys scheinen in einer solchen Situation wie ein vertretbarer Preis für den Zugang zu neuen Erfahrungen beim Biken. Ohne Entwicklung der eigenen Fahrtechnik wird die nächste Grenze aber nicht weit sein. Oftmals ist es so, dass eine moderate Investition von Zeit und evtl. ein wenig Geld in die eigene Fahrtechnik (und in eine versenkbare Sattelstütze) die eigenen Grenzen so verschoben hätte, dass man dann statt des Enduros evtl. besser ein Trail Bike oder ein gutes Hardtail genommen hätte. Es gibt hier im Forum viele, die mit einem Hardtail oder Fully mit moderatem Federweg Strecken sicher und mit viel Spaß fahren, wo das Marketing einem schon längst die zwingenden Notwendigkeit eines All Mountain, oder Enduro Bikes vorgetragen hätten. Für die beschriebenen Strecken sehe ich bei einem Fully erstmal wenig Grund für mehr Federweg als das, was die gängigen Trail Bikes mitbringen 120/130 mm.

Bei 1.70 m und einer Schrittlänge von 73 cm wird die Auswahl ohnehin nicht einfach. Die Beine wollen einen Rahmen in S oder XS, der Oberkörper eher M. Gesucht wird also ein Rahmen mit einem relativ langen Oberrohr, einem kurzem Sitzrohr und einem Überstand < 72 cm. Ich bin da sicherlich kein Experte, aber ich würde als Ausgangspunkt bei der Geometrie nach einem Reach im Bereich 430 mm und einem Sitzrohr unter 430 mm suchen, damit auch noch genug Reserve für eine Sattelverstellung da ist. Ich denke mal, die meisten XC Hardtails dürften da raus sein. Gibt es Vorschläge von den Experten ? Als Trail Fully könnte das 2018'er BMC Speedfox in M gerade so passen, allerdings noch ganz frisch und entsprechend teuer und TrailSync ist nicht jedermanns Sache.

Gut finde ich, dass die bisherigen Bikekäufe die Überzeugung haben reifen lassen, diesmal etwas mehr zu investieren. Ich denke aber auch, dass der Bereitschaft Geld zu investieren, jetzt auch die Bereitschaft etwas Zeit zu investieren folgen sollte und zumindest einige Sitzproben und Probefahrten auf Vertretern unterschiedlicher Bikekategorien zu empfehlen wären. Diese dann bitte mit Feedback und Rahmengröße hier posten, dann kann man anhand der Geometrietabellen der einzelnen Bikes zumindest von der Position schauen wo die Präferenz hingeht. Gerade bei den Fullys bitte darauf achten, dass die Federungselemente zumindest grob eingestellt sind, um den Eindruck nicht zu verfälschen.
Sehr hilfreicher Beitrag, den hoffentlich viele Einsteiger lesen. Herzlichen Dank dafür.
Was noch fehlt, sind Hardtails mit größerem Federweg um die 130 mm. Wie die einzuordnen sind...
 
Hallo zusammen,

ich wohne im Münchner Umland und plane ein MTB zu kaufen.
Das Einsatzgebiet wird sich vermutlich vorerst (zum Fahrtechnik lernen) auf befestigte Waldstrecken und Feldwege und ab und an auch Apshaltwege begrenzen.
Allerdings würde ich auf lange Sicht (wenn der Umgang mit dem Rad einigermaßen läuft) auch gerne leichte Trails abseits der "befestigten" Wege im Wald fahren und auch Ausflüge in die Berge sind nicht ausgeschlossen.

Bisher habe ich einige Modelle von CUBE probegefahren, komme mit denen allerdings nicht wirklich klar.

Heute habe ich dann ein Specialized Rockhopper Expert 29 2018 gefahren und hatte dabei sofort ein sehr gutes Gefühl.

https://www.specialized.com/de/de/mens-rockhopper-expert/p/128928?color=240206-128928

Da ich von der Materie allerdings wenig Ahnung habe würde ich von euch gerne wissen, ob das Fahrrad das Geld Wert ist.

Als weitere Alternative kann ich nächste Woche noch ein FOCUS Whistler Pro 29 2018 fahren. Dabei bin ich mir allerdings nicht sicher, ob die Schaltung (1x11) auf Dauer ausreichend ist und ob das Fahrrad für meinen Einsatzzweck geeignet ist.

https://www.focus-bikes.com/de_de/42557-whistler-pro.html

Budget geht bis max. 900 €

Schonmal vielen Dank für eure Hilfe =)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo
Ich habe mir für nächste Saison ein 2016 Giant Glory 2 ins Auge gefasst. Habe ein Angebot für ein neues Bike bei einem Händler für 2000.- Fr. (Ca. 1700€).
https://www.giant-bicycles.com/de/glory-2-2016
Wie findet ihr das Bike? Ich weiss es ist ein Einstiegsmodell, aber darauf ziele ich auch ab. Eas noch zu sagen ist, es ist ein Bike in der Grösse M. Ich bin jedoch "nur" 1.65m gross und müsste laut Giant Seite ein S haben. Allerdings ist es mir bei der Probefahrt (leider nur ums Firmengebäude) nicht zu klein vorgekommen. Was denkt ihr dazu?
Gruss und Danke
Jim

Gesendet von meinem SM-G920F mit Tapatalk
 
Eas noch zu sagen ist, es ist ein Bike in der Grösse M. Ich bin jedoch "nur" 1.65m gross und müsste laut Giant Seite ein S haben. Allerdings ist es mir bei der Probefahrt (leider nur ums Firmengebäude) nicht zu klein vorgekommen. Was denkt ihr dazu?

Egal was Giant sagt. Bei DH Bikes ist das Sattelrohr sowieso nie zu lang und zB im Vergleich zu einem Canyon Sender in S ist das Giant in M auch nicht länger (reach und Radstand). Kannst du bedenkenlos in M kaufen meiner Meinung nach.

Was beim einen Hersteller M ist, kann beim anderen S oder L sein...
 
Hallo zusammen,

ich wohne im Münchner Umland und plane ein MTB zu kaufen.
Das Einsatzgebiet wird sich vermutlich vorerst (zum Fahrtechnik lernen) auf befestigte Waldstrecken und Feldwege und ab und an auch Apshaltwege begrenzen.
Allerdings würde ich auf lange Sicht (wenn der Umgang mit dem Rad einigermaßen läuft) auch gerne leichte Trails abseits der "befestigten" Wege im Wald fahren und auch Ausflüge in die Berge sind nicht ausgeschlossen.

Bisher habe ich einige Modelle von CUBE probegefahren, komme mit denen allerdings nicht wirklich klar.

Heute habe ich dann ein Specialized Rockhopper Expert 29 2018 gefahren und hatte dabei sofort ein sehr gutes Gefühl.

https://www.specialized.com/de/de/mens-rockhopper-expert/p/128928?color=240206-128928

Da ich von der Materie allerdings wenig Ahnung habe würde ich von euch gerne wissen, ob das Fahrrad das Geld Wert ist.

Als weitere Alternative kann ich nächste Woche noch ein FOCUS Whistler Pro 29 2018 fahren. Dabei bin ich mir allerdings nicht sicher, ob die Schaltung (1x11) auf Dauer ausreichend ist und ob das Fahrrad für meinen Einsatzzweck geeignet ist.

https://www.focus-bikes.com/de_de/42557-whistler-pro.html

Budget geht bis max. 900 €

Schonmal vielen Dank für eure Hilfe =)
Das Rockhopper passt schon obwohl es bestimmt kein Preis-/Leistungssieger ist (verhältnismäßig teuer v.a. verglichen mit den Schnäppchen aus dem Internet). Sollte solide sein.

Die Schaltung wird funktionieren ist aber weit weg vom aktuellen Trend.

Im Forum kommt die Art Rad nicht so an, weil hier eher die Schnäppchenjäger und Bastler unterwegs sind.
Für einen Normalo-einsteiger denk ich ein gutes Rad - sich wohlfühlen ist mMn sehr wichtig und das hast du ja.
Außerdem hast du vermutlich einen ordentlichen Händler als Ansprechpartner vor Ort, was als Anfänger wichtig ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich möchte mal anmerken das die P/L des Fokus auch nicht besser ist als die des Rockhoppers.
Beide Laufräder sind miserabel aufgrund Shimano No-Name-Naben im Rockhopper und Tourney-Naben im Fokus. Die Felgen des Specialized sind in Ordnung, wenigstens breit. Das Fokus hat nicht einmal eine Luftgabel und die XCR-32 im Specialized arbeitet schon ganz OK.
Was stimmt ist, das die Schaltgruppe am Rockhopper nicht mehr der Zeit entspricht, aber sie funktioniert und ist allemal besser als jede 1x11-fach von der Abstufung und Bandbreite. Was man nicht vergessen sollte ist, dass das Rockhopper einen extrem Gut verabeiteten Rahmen hat den man gut zum Tunen verwenden kann. Also da dir das Rockhoppper gut gefällt, würde ich es dir Empfehlen.
 
Größe, Gewicht , Schrittlänge ?
1,75; bisschen über 100 :X; knapp 75cm Schrittlänge (falls ich das richtig gemessen hab)

Evtl Wohnort ?
Schweiz/SG

Budget ?
~2000-2500 EUR

Welche Anforderung stellst du an dein MTB , wo möchtest du fahren ?
Hier in SG ist es leider(?) recht hügelig. Feldwege, mal durch den Wald (leichte Trails), vermutlich auch viel bergauf, daher wäre ein niedriges Gewicht schön...

Welche Bikes bist du bereits Probe gefahren ?
Bisher hatte ich nur mein Merida Big Nine TFS (15"). Das wurde aber gestohlen, daher suche ich nun ein neues.

Hast du bereits Erfahrung mit MTBs ?
Minimalst. Wollte aber nächstes Jahr wirklich mehr damit machen

edit:
https://www.canyon.com/mtb/exceed/exceed-cf-sl-6-0-pro-race.html sowas hier denke ich wäre geeignet, nur kann man das nirgends probe fahren :/
ich würde also die Katze im Sack kaufen

Bei Radon das gleiche. Hier gibt es zwar einen Zwischenhändler der auch Reparaturen etc. anbietet, aber das Jealous kann ich dort nicht probefahren (nicht vorhanden).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde das an meine Mom schicken, die lebt in DE - das wäre nicht das Problem. Mein Problem ist eben eher die Katze im Sack ;)

Und was meinst du mit Promenadenvieh??

Ich hätte noch ein paar Fragen: 27,5" oder 29" ? Welche Rahmengrösse wäre wohl geeignet? Oder kann man das generell nicht sagen und man muss es probefahren zum feststellen, welche Rahmengroesse geeignet ist?

das gibts bei einigen adressen noch guenstiger. u.a. https://www.bunnyhop.de/de/fahrraeder/mountainbike/focus-raven-evo-red-20174?info=36559
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde das an meine Mom schicken, die lebt in DE - das wäre nicht das Problem. Mein Problem ist eben eher die Katze im Sack ;)

Und was meinst du mit Promenadenvieh??

Ich hätte noch ein paar Fragen: 27,5" oder 29" ? Welche Rahmengrösse wäre wohl geeignet? Oder kann man das generell nicht sagen und man muss es probefahren zum feststellen, welche Rahmengroesse geeignet ist?

das gibts bei einigen adressen noch guenstiger. u.a. https://www.bunnyhop.de/de/fahrraeder/mountainbike/focus-raven-evo-red-20174?info=36559

Bei einem XC-Bike? 29 Zoll natürlich, was denn sonst?
 
@newb84

Ich finde bei Focus ad hoc keine Angaben zum Überstandsmaß des 2017'er Focus Raven Evo, aber anhand von Fotos in Rahmengröße M könnte es bei einer Schrittlänge von 75 cm knapp werden, wenn man darauf Wert legt.
 
Bei 1,75 m sind 75 cm Schrittlänge wirklich sehr kurz, da würde ich noch mal richtig messen.
Das Buch oder was auch immer ordentlich im den Schritt ziehen.
 
Habe nochmals gemessen mit etwas mehr Gewalt. Mehr als 75.5cm geht nicht. Habe vielleicht kürzere Beine? Mir wäre schon wichtig, wenn ich absteige dass mir der Rahmen nicht mein bestes Stück "zerdrückt".
Und wieso muss es bei einem Cross Country unbedingt 29" sein? Habe in einem Video gesehen, dass 27,5 ein guter Kompromiss ist bei MTBs.
 
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