(Nieder)Österreich-Spezial: "Die abstrakte Beunruhigung des Wildes"

Registriert
1. April 2020
Reaktionspunkte
961
Ort
Vienna
Spannend - "Die abstrakte Beunruhigung des Wildes":

(Zitat aus Artikel aus "derStandard", Onlineausgabe, 05.08.2020 - https://www.derstandard.at/story/20...olgen-jaeger-vs-biker-vor-gericht?ref=article)

... Denn neben der unerlaubten Benützung des Forstweges wird ihm von der Bezirkshauptmannschaft "Beunruhigung des Wildes" zur Last gelegt. Das Bemerkenswerte daran ist, dass es offenbar gar keinen konkreten Anlass dazu braucht, um jemanden unter diesem Vorwand des Waldes zu verweisen. Die Behörde beruft sich auf eine Blankettstrafbestimmung. Das heißt, eine "abstrakte Beunruhigung" reicht aus, es muss gar nicht zu einem tatsächlichen Aufeinandertreffen mit Tieren gekommen sein.

Dieser Argumentation folgend könnten Jäger wahllos Personen des Waldes verweisen, weil sie annehmen, diese könnten das Wild beunruhigen und damit eine Verwaltungsübertretung begehen.
 
wenn des richtig ist, stufe ich die entscheidung der bh lf als "abstrakte gefährdung des weltklimas" ein. so an schas musst einmal zusammendenken. das methan daraus reicht für +1,5 grad erwärmung.

gesteuerte sauerei und eine verhöhnung des rechtsstaates.
In den Kommentaren zum Artikel stellte ein Leser treffend fest: "Wenn das durchgeht, dann kann ich also z.B. auch meinen Nachbarn verklagen, wenn ich sehe, dass dieser sich eine Stereoanlage kauft. Denn ich kann ja abstrakte Lärmbelästigung fürchten, da es möglich wäre, dass die Anlage über Zimmerlautstärke betrieben wird."
 
Also wenn das durchgeht wirds übel.

Denn dann könnens dich von den ohnehin wenigen legalen Forststraßen auch grundlos wieder verbannen. Detto jeden Wanderer egal ob Forststraße der Wanderweg. Jeder Schwachsinn kann als "abstrakte Gefährdung" geltend gemacht werden.



Polemik-On
Aber der Tourismus wird schon eine Lösung finden. Noch mehr Asphalt Mountainbiketouren ausschildern und mit Gipfelfotos bewerben, und wer tatsächlich Fahrradfahren gehen will, soll sich halt um 45€ eine Tageskarte im Bremswellenghetto kaufen.
 
die argumentation entspricht die der katholischen kirche betreffend wichsen und verhütung als "abstrakten kindesmord".
passt eh zum dortigen stift...

schön langsam aber sicher wird der 33er forstg unterwandert... das mag auch mit der nach wie vor parteigesteuerten durchsetzung der entscheidungsrelevanten sachbearbeitern in den behörden zu tun haben.

das war zwar immer so, ist aber jetzt, wo pragmatisierungen (die ja eine gewisse entscheidungsfreiheit und unparteiische entscheidungsfindung garantierten) ja nimmer gehen.
 
Da gibts ja schon ein OGH-Urteil dazu: https://www.ris.bka.gv.at/Dokument....=JJT_20000621_OGH0002_0010OB00159_00I0000_000

Entgegen der Ansicht des Berufungsgerichts und des Beklagten ist es für die Berechtigung zur Abwehr störender Einflüsse auf das Jagdrevier durch den Jagdpächter nicht von Belang, ob das Wild durch eine bestimmte Radtour konkret beunruhigt wurde, maßgebend ist vielmehr nur, ob dem Radfahren im Jagdrevier an sich die Eignung innewohnt, das Wild stören und somit auch den Jagdbetrieb nach seinem zuvor erläuterten umfassenden Verständnis beeinträchtigen zu können, ist doch der Jagdausübungsberechtigte ausdrücklich auch zur Hintanhaltung einer Schädigung des Wildes berechtigt. Eine Schädigung lässt sich aber nicht hintanhalten, indem auf die Verwirklichung einer konkreten Schädigungsursache gewartet wird, eine solche ist vielmehr nur vermeidbar, wenn der Jagdausübungsberechtigte in Erfüllung seiner Jagdschutzfunktion der Realisierung von Ursachen vorbeugt, die sich nach dem Erfahrungswissen schädigend auswirken können. Im Anlassfall steht schon fest, dass Radfahren im Jagdrevier an sich geeignet ist, den Jagdbetrieb - so etwa auch durch eine Beunruhigung des Wildes und deren negativen Einfluss auf dessen Entwicklung und Verhalten im betroffenen Lebensraum - zu stören.
 
Das OGH Urteil von weiter oben bezog sich auf zivilrechtliche Unterlassung und das ist etwas ganz andres, als ein abstraktes Gefährungsdelikt, für das sehr enge Grenzen gelten, da es einen erheblichen Grundrechtseingriff bedeutet.

Die Tretlager Kolumne ist sowieso ein ganz eigenes Kapitel. Ist nicht so toll, wenn Journalisten über ihr Hobby schreiben. ;)
 
Die Tretlager Kolumne ist sowieso ein ganz eigenes Kapitel. Ist nicht so toll, wenn Journalisten über ihr Hobby schreiben.
Klar, journalistisch gesehen vielleicht - dennoch finde ich, dass derStandard nicht nur mit der regelmäßigen Kolumne "Tretlager", sondern auch mit den Diskussionsveranstaltungen (Ausrichtung, bzw. Tailnahme und Übertragung auf derstandard.at) beim Trailcenter Hohe Wand Wiese doch eine gewisse Vorreiterrolle im der Landschaft der österreichischen Tagespresse eingenommen hat.
 
Das schon. Aber ich find's nicht sonderlich konstruktiv. Liegt aber vielleicht an meinem antiquierten Ansatz; so wie ich halt MTB Sport verstehe. Das stirbt langsam aus.
 
Das schon. Aber ich find's nicht sonderlich konstruktiv. Liegt aber vielleicht an meinem antiquierten Ansatz; so wie ich halt MTB Sport verstehe. Das stirbt langsam aus.
Darf man fragen, wie denn dieser Ansatz so aussieht?

Ich für meinen Teil finde es durchaus konstruktiv, wenn unser Sport ein wenig in den Fokus gerückt wird - und zwar abseits von den bekannten Artikeln, in welchen sich hauptsächlich über verunglückte E-Biker ausgelassen wird ... (beschäftige mich aber auch erst seit ca. 5 Jahren intensiver mit MTB)

Aber ja, wo ich zustimme ist, dass die Artikel im Standard doch sehr die Sicht des Autors widerspiegeln - wobei diese ja deshalb auch als Kolumne geführt werden und die "Tendenzen" auch auf den ersten Blick kenntlich gemacht werden.
 
Ich würd halt nach wie vor gerne bei mir vor'm Haus meine Touren starten und nicht in irgendwelche Trailcenter oder genehmigte Trails ausweichen müssen.
Was im Standard gefordert wird: Eine allgemeine Wegefreigabe - was mir überhaupt nichts bringt.
Mehr legale Trails, was zwangsläufig dazu führt, dass alle anderen (illegalen) richtig verboten werden.
Was überhaupt nicht angesprochen wird: Dass Mountainbiker keine heiligen sind und ohne Konsens der ganze Sport keinen Sinn macht, auch dann nicht, wenn alles legalisiert würde.
Mich nerven ehrlich gesagt andere Mountainbiker weitaus mehr als andere Waldnutzer. Mit Ausnahme von Hundehaltern. ;)
 
Ich würd halt nach wie vor gerne bei mir vor'm Haus meine Touren starten und nicht in irgendwelche Trailcenter oder genehmigte Trails ausweichen müssen.
Was im Standard gefordert wird: Eine allgemeine Wegefreigabe - was mir überhaupt nichts bringt.
Mehr legale Trails, was zwangsläufig dazu führt, dass alle anderen (illegalen) richtig verboten werden.
Was überhaupt nicht angesprochen wird: Dass Mountainbiker keine heiligen sind und ohne Konsens der ganze Sport keinen Sinn macht, auch dann nicht, wenn alles legalisiert würde.
Mich nerven ehrlich gesagt andere Mountainbiker weitaus mehr als andere Waldnutzer. Mit Ausnahme von Hundehaltern. ;)

Also ich weiß ja nicht woher genau du kommst - aber ich hier im Speckgürtel von Wien habe (nicht zuletzt dank Initiativen wie "Wienerwaldtrails" - die auch das Trailcenter "Hohe Wand Wiese" vorangetrieben haben) tatsächlich die Möglichkeit nahezu direkt vor der Haustüre legale Trails gebührenfrei (Shared Trails - also keine Forststraßen) zu nutzen.

Nur eines ist auch klar - insbesondere so nahe dran an einem Ballungsgebiet muss man die Interessen aller im Blick haben, auch wenn das bedeutet, ab und an mal auf speziell für Biker gebaute Trails auszuweichen (die dann aber wiederum nur uns Bikern vorbehalten sind). Dies wird aber hier im Umfeld durchaus gut angenommen, finde ich ...

Und ich bin bei dir, einen Konsens aller Waldnutzer muss es geben - aber genau so muss es möglich sein, sich für die Interessen von Mountainbiker auszusprechen. Nur duckmäuserisch zu agieren in der Hoffnung, dass man dadurch nicht auffällt und womöglich weiterhin illegale Trails befahren darf wird es, meiner Meinung nach. nicht spielen und ist für mich auch der völlig falsche Weg.

Denn ja, wir sind durchaus ein wirtschaftlicher Faktor geworden - beginnend bei der Ausrüstung (Kauf, Wartung), bis hin zum "Bewegungsradius" (Tourismus, wo wäre z.B. das ehemalige Schigebiet am Wexl heute, wenn es uns nicht gäbe?). ...
 
Zurück
Oben Unten