Eigentlich wollte ich die Uckermark erst wieder besuchen, wenn das abgefallene Laub die Sicht auf die Struktur der Landschaft und die glasklaren Seen freigegeben hat. Aber das für vergangenen Samstag angesagte sonnige und ruhige Herbstwetter und insbesondere der schön bebilderte Reisebericht von @PiratPilot, hier im Thread, führten zu spontaner Reiselust. Schließlich ist diese sagenhafte Lärchenallee sogar in meiner Karte verzeichnet, welche mir freundliche Forumsmitglieder einmal schenkten.
Ein paar Bilder wurden auch gemacht. Wer hier häufiger mitliest, wird feststellen, dass sich die Motive wiederholen, wenn man immer zur selben Zeit dieselbe Gegend besucht. Aber es soll ja auch Leute geben, die 20 Jahre am selben Ort Urlaub machen.
Bei der Anreise zeigte sich Berlin zweigeteilt. Im Süden schien die Sonne und ab Höhe Funkturm herrschte Nebel, der stadtauswärts immer dichter wurde und sich erst mit Erreichen des Ziels verzog.
Die Felder sahen aus, als wurden sie gerade frisch gebrüht und dampften noch ein bisschen.
Auf der anderen Seite ließen sich die Kraniche mit mächtigem Trara zum Frühstück nieder.
Sehr elegant sieht so ein Landeanflug ja nicht aus.
Start und Ziel war wieder Gandenitz, ein kleiner Ort nördlich von Templin, der nicht mal eine eigene Wikipedia-Seite hat. Erster Programmpunkt ist, wie immer, die Dorfkirche mit der Gemälde- oder Fotoausstellung. Meist werden dort Zeichnungen und Naturfotos aus der Uckermark ausgestellt.
Bei meinem letzten Besuch, Anfang Juli, kam ich dort mit einer Frau ins Gespräch, die mir Einiges von der Geschichte des Ortes und der Kirche erzählte. Man hatte unter der Farbe der komplett weiß gepinselten Kanzel jahrhunderte alte Malereien entdeckt und eine Künstlerin/Restauratorin beauftragt, sie freizulegen und der Kanzel auch gleich neue Farbe zu geben. Sie fertigte verschiedene Muster an. Für welche Variante sich die Gemeinde entschieden hat, sieht man am Ende dieses Beitrags.
August 2010
Juli 2013. Eine dieser beiden Seiten hat, von mir richtig vorausgesagt, am Ende das "Rennen" gemacht.
Dafür verschone ich Euch heute mit Kirchenbildern aus Alt-Placht. Dort wurde mir übrigens mein Bike gestohlen. Jedenfalls dachte ich das zunächst. Dann stellte sich aber raus, dass ich einfach nur senil werde.
Gandenitz und auch das benachbarte Alt-Placht sind sicher keine Orte, wo das Leben tobt. So wundert es nicht, dass es hier Leerstand und verfallende Bausubstanz gibt.
Nach meiner Erinnerung waren diese Reihenhäuser, gegenüber des Forsthauses, vor einigen Jahren alle noch bewohnt.
Na jedenfalls beim Nachbarn sieht's noch gepflegt aus.
Hinter Alt-Placht geht's auch schon in den Wald und man sieht sofort, dass die Pilzsaison begonnen hat.
Schirmpilz, früher Parasolpilz genannt.
Kleine Pilzfamilie.
Nach kurzer, rasanter Abfahrt erreicht man den Platkowsee. Hier beginnt der Trail schon zuzuwachsen.
Ich nahm hier zu Ehren von PiratPilot eine Vogelbeerverkostung vor und muss sagen, die mögen zwar viel Vitamin C haben, aber dafür sind sie ganz schön bitter. Habe gelesen, dass sich der Bitterstoff nach dem ersten Frost in Zucker umwandelt (oder so ähnlich) und dass man ansonsten feinen Likör daraus herstellen kann (Sechsämtertropfen).
Was mir während der Fotopausen auffiel, war diese nahezu absolute Stille. Es wehte auch kaum ein Lüftchen. Kein Straßengeräusch, keine Bahn, kein Flugzeug, kein Motorboot, keine Kreissäge... War fast ein bisschen unheimlich.
Kamen Pilze schon vor?
Kurz vor dem Forsthaus Wuppgarten wird's mal richtig hügelig.
Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, sind das hier acht Kanuten und ein Kanadier.
Wasserwanderer kommen in der Gegend ganz gut auf ihre Kosten.
Der obligatorische Blick von der Platkowseebrücke. Vor zwei Stunden betrug die Sichtweite noch nur 100 m.
Trail am Zenssee.
Keine Lust zu paddeln. Einfach Seele baumeln lassen.
Das Raumschiff Enterprise der Uckermark.
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, machte ich auch Bekanntschaft mit einem Fischotter, der mich so 150 m begleitete. Oder umgekehrt. Die Fortbewegung an Land erinnerte tatsächlich an eine kleine Robbe. Im Wasser sah das dann natürlich wesentlich eleganter aus.
Das Tier pausierte gerade unterhalb eines Holzstegs, als ein Pärchen mit Hund ankam. Ich kenne mich mit Hunden nicht aus, aber es schien, als hätte der (unangeleinte) Hund zunächst Witterung aufgenommen, wurde dann aber von irgendwas abgeschreckt. Otter versprühen doch so ein Drüsensekret. Vielleicht hat es damit zu tun. Habe später auch eine Art Fauchen oder Schnaufen gehört.
Wenn man genau hinsieht, erkennt man den Otterkopf unter dem Steg.
Die erste Rast gab's in Lychen. Auf einer dieser Bänke hatten wir mal Eispickel aufgepick(el)t.
Hinter Lychen ging es entlang des Küstrinchener Baches nach Küstrinchen und dann auf dem "Naturparkweg" nach Mahlendorf. Eine Allee mit uralten Linden, die lediglich durch den Holztransportverkehr etwas beeinträchtigt war.
Als nächstes hatte ich diese Gegend zu erkunden:
Also erstmal zur
Allee der Superlative.
Bei über 35 m Höhe bekommt man leicht Genickstarre.
Dann wurde noch ein weiterer Superlativ besucht:
35 m³ Holz in einem Viertel Jahrtausend gewachsen. 18 Stockwerke hoch.
Ein paar Kilometer weiter die älteste, tollste, größte Eiche.
Die war aber wirklich imposant. Toll, auf einer Lichtung gelegen. Von Sümpfen umgeben. Könnte die gleiche Eiche gewesen sein, wo auch der Herr Pirat war.
Als nächstes erreichte ich das Dorf Warthe. Mit einem erstaunlichen Freizeitpark mit diversen Sport- und Spielplätzen sowie Badestrand. Unterschiedlichste Schilder mit Verhaltensregeln sind scheinbar auch auf dem Dorf notwendig.
Auf einer Tafel verriet der Ortsvorsteher, wie das alles erreicht wurde. Sehr schön fand ich den letztgenannten Sponsor, EUFC. 120 Kilometer von der Alten Försterei entfernt.
Von Warthe ging es bei herrlicher Abendstimmung zurück nach Mahlendorf. Am Wegesrand sorgten Apfelbäume für die Verpflegung. Die Sonne sorgte für lange Schatten.
Abendrot in Gandenitz.
Hier noch die Auflösung von der Farben-Abstimmung. Gewonnen hat das "orientalische" Design.
Es war diesmal eine Uckermarktour, bei der nicht der sportliche, sondern der seelische Aspekt im Vordergrund stand. War auch mal sehr schön und wird zur Nachahmung empfohlen.
Altglienicker