Ozeanix - Auf der anderen Seite der Welt

27.04. 12:00 Thorong Pedi, 4500m

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Als die Sonne endlich übern Berg schaut, machen auch wir uns auf die Socken. Immer weiter bergauf, in Richtung einer veritablen Winterlandschaft.

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Aber mit so ein bisserl Puderzucker bestreut, sieht die Gegend gleich nochmal viel hübscher aus.

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Weniger hübsch sind allerdings unsere Klamotten, seit Kathmandu nicht mehr richtig gewaschen. Allerdings...

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... juckt das überhaupt garniemand nicht, bei solchen Annapurna-Panoramen.

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An so einem Märchentag...

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... muss man einfach...

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... fett grinsen.

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Übers schaurig schwankende Brückerl wird die Talseite gewechselt. Das erfordert...

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... schokoladige Nervenberuhigung und Kaloriennachschub. Snickers ist allgegenwärtig an der Annapurna und überall zu bekommen. Wir sind quasi immer ohne Picknick unterwegs, es kommen sowieso alle Nase lang Teehäuser mit Leckerlis. Im Prinzip müsste man an der Annapurna weniger schleppen als auf einem Alpencross.

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Genug gesnickert, weiter strampeln.

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Auch auf der anderen Talseite ist der Trail wunderbar ausgebaut und fast jeder Höhenmeter fahrbar. Ein Wintertraum... bei sommerlichen Temperaturen.

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Gegen Mittag erreichen wir Thorong Pedi auf viereinhalbtausend Metern.

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Die meisten Wanderer übernachten hier und starten dann unchristlich früh bei Kälte und Finsternis am nächsten Morgen zur Überquerung des Thorong La.

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Wir geniessen statt dessen nur die heissen Zimtschnecken...

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... und spielen ein paar Spiele, vom Schwierigkeitsgrad her dem Sauerstoffgehalt der Luft angepasst.

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Die Atmosphäre in der Thorong Pedi base camp bar kann man nur als "groovy" bezeichnen. Reggaemusik... cooler Barkeeper mit Jeans und Sonnenbrille... erinnert fast an ne Strandbar auf Jamaica. Man kann den Nepalis nur gratulieren, was sie hier auf 4500 Metern auf die Beine stellen. Wär sicher ein gemütliches Platzerl zum bleiben. Aber nach unserem Tilicho-Lake-Trip fühlen wir uns gut genug akklimatisiert, um die Nacht noch vierhundert Meter höher im "High Camp" zu verbringen. Das verkürzt den morgigen Anstieg zum Pass deutlich und macht die Sache sicher ein bisserl stressfreier.
 
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Hammer...was für eine geile Umgebung. Das die Versorgungslage so gut ist hätte ich nicht gedacht.
Viel Spaß weiterhin. Ich schwelge noch etwas in euren Bildern
 
Fast jeder Höhenmeter fahrbar. Theoretisch ja, wenn man entweder @stuntzi heisst, oder mal kurz den Sauerstoff-Partialdruck erhöht. Ich kann in der Höhe keine Steigung über 5% fahren, egal wie einfach. Was so einfach aussieht, ist einfach nur anstrengend. Aber so kann ich auch gut die phänomenale Landschaft geniessen, während ich Goldi den Berg raufschiebe.

Dazu kommt ein Bärenhunger. Ich esse gerade doppelt, normalerweise kriege ich vor allem morgens nichts runter. Seit Manang wache ich immer um 5:00 auf, einfach weil ich Hunger habe. Zwei Eier, Kartoffeln, Toast mit Honig und am besten noch ein Snickers dazu. Mannomann, das muss sich aber zu Hause ändern, sonst brauche ich kein Rad mehr zum Rollen.
:)
 
27.04. 18:30 Thorong High Camp, 4830m

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Hinter Thorong Pedi ist Schluss mit lustig... und Schluss mit der Fahrbarkeit. Wir schieben...

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... und tragen...

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... ein steiles Schotterfeld bergauf. Der Weg ist aber auch hier oben noch gut hergerichtet, kein Vergleich etwa mit der üblem Wühlerei am Col Lauson (Gran Paradiso) oder an der Sefinenfurgge (Eiger). Freilich ist die Luft hier oben schon deutlich dünner als gewohnt, so brauchen wir für die dreihundertfünfzig Höhenmeter vom Base- zum High-Camp doch eine gute Stunde. Das Wetter macht nachmittags wie üblich dicht, stört uns aber nicht weiter. Morgen früh ists wieder sonnig und blau, so viel ist sicher.

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Ankunft am High Camp bereits am frühen Nachmittag.

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Doppelzimmer... und Heim für eine Nacht. Schon ein bisserl zugig und kalt auf den ersten Blick, aber die Decken sind dick und flauschig. Wirklich frieren muss auch hier auf knapp fünftausend Metern niemand.

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Bis zum Abendessen vertreiben wir uns die Zeit mit Serien gucken, natürlich stilecht mit frisch gepopptem Popcorn und heissem Tee.

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Am Abend lichten sich die Nebel...

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...und erlauben ein cooles Zorro-Schlafsack-Poncho-Sunset-Poser-Foto vor ein paar halbwegs namenlosen Sechstausendern der "Purkung Himal Range" über dem High Camp. Auf eine lauschige Nacht... morgen folgt dann endlich der Höhepunkt! Wollte schon immer mal über den "Thorong La" biken und freu mich wie ein Schneekönig :).
 
... Mannomann, das muss sich aber zu Hause ändern, sonst brauche ich kein Rad mehr zum Rollen.
:)


aus goldkettle wird dann rolltkettle...:teufel:

hauptsache das wetter hält und die gesundheit spielt keinen streich! bislang siehts ja gut aus bzgl. dieser beiden hauptkriterien eines sorgenfreien abenteuers.
 
Oh, da geht ein Großer, RIP Ueli Steck.

Dieses Bild "Am Abend lichten sich die Nebel" ist mein bisheriger Favorit des kompletten Reiseberichts. Wunderschön und ergreifend. Vielen Dank.
 
28.04. 07:30 Thorong High Camp, 4830m

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Gutes Sonnenaufgangswetter, was auch sonst. In letzter Zeit haben wir die Sonne wirklich gepachtet zuverlässig wie ein Uhrwerk verschwinden die Nachmittagswolken in der Nacht und machen dem blauen Morgenhimmel Platz. Der Frühling ist vielleicht doch keine so schlechte Zeit für die Annapurnarunde.

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Als wir das erste Mal den Kopf aus der Tür stecken, stiefeln schon viele Wanderer an uns vorbei. Sie sind gegen vier und bei eisigen Temperaturen aus dem Basecamp vierhundert Meter tiefer gestartet. Unten schlafen macht bestimmt Sinn, wenn man an seiner Akklimatisation ein paar Zweifel hat. Aber nachts das Schotterfeld raufkraxeln, ist bestimmt kein großer Spaß. Wir treffen beim Frühstück dann auch folgerichtig einige total verfrorene Mädchen aus dem heissen Süden der USA: "OMG... I have never been so cold in my life!"... gefolgt von einem regelrechten Weinkrampf. Naja... heisser Tee hilft etwas... Daunensocken um die Frostfüße... in den Schlafsack einwickeln... aber vor allem halt warten, bis die Sonne kommt! Das macht temperaturmäßig einen Unterschied wie Tag und Nacht (literally). Ich weiss wirklich nicht, warum die Guides ihre Gäste alle schon zu so früher Stunde auf den Berg treiben. Klar ists mit dem langen Abstieg ein ziemlicher Schlauch zu Fuß, aber 900 rauf und 1800 runter sind jetzt auch keine extreme Mördertour.

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Neben kleineren Wehwehchen sieht man auch größere, der ein oder andere zeigt spätestens hier deutliche Symptome von Höhenkrankheit. Laut einen Vortrag der Himalayan Rescue Association in Manang (vier ausländische Ärzte) erwischts etwa einen von hundert etwas heftiger. Auf der Annapurnarunde ist man darauf hervorragend vorbereitet: Jede Lodge kann eine Hubschrauberrettung organisieren, an Base Camp und High Camp gibts große Landeplätze. Das wird auch rege genutzt, jetzt im Frühling kommt etwa zweimal pro Tag der Heli und bringt die harten Fälle in wenigen Minuten nach Kathmandu. Dort ist die Luft zwar übelst versmogged, aber immerhin deutlich sauerstoffiger.

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Die HRA-Docs in Manang (und in einer zweiten Station am Everest) sind auch ansonsten ne gute Sache: Touristen bezahlen ihre Konsultationen, Locals werden umsonst behandelt.

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Wie auch immer, bei uns gibts auch nach ner Nacht auf knapp fünftausend Metern keine üblen Symptome. Die Sonne gibt sich nach einem ausgedehnten Frühstück ebenfalls die Ehre und lässt die Temperaturen auf angenehme Plusgrade steigen. Also nix wie rauf auf den Berg... die letzten kurzen sechshundert Höhenmeter zum "Thorong La" warten!
 
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@stuntzi: Ich muss einfach mal loswerden, dass das eine ganz tolle Show ist, die ihr beide hier vorführt. Wir sind ja hohe Standards gewohnt, und eigentlich ist die Annapurna-Runde ja schon fast "Mainstream", aber es ist trotzdem einfach grandios.
Ich habe übrigens einige deiner Touren in den Alpen und auf den Kanaren als Inspiration genutzt. Ohne dich hätte ich wohl nie Santo Antao gesehen. Vielen Dank dafür. Nur in Patagonien war ich voraus ;-) Annapurna, Peru und Kamschatka standen als nächstes auf der Liste. Leider sind seit drei Jahren ein bis zwei Knie kaputt und die Pläne liegen auf Eis. Also genieß es, solange du kannst. Immerhin hast du schon einige Lenze mehr auf dem Buckel als ich.
Vielleicht kennt ja hier jemand einen außergewöhnlichen Kniespezialisten, der mir nach drei Jahren die erste zielführende Diagnose stellt.
 
28.04. 10:00 Thorong La, 5414m

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Höher... immer höher!

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Angeberfoto... mal ein paar Meter fahren geht schon. Die Steigung wäre gar nicht so dramatisch hier, aber über fünftausend Meter ist man dann doch ein bisserl kurzatmiger. Der langen Rede kurzer Sinn, vom Base Camp (4500m) zum High Camp (4800m) zum Pass (5400m) wird alles geschoben oder getragen.

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Selbst hier oben in der alpinen Schotterwüste gibts zwei bis drei Verpflegunsstationen am Wegesrand.

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Heiße Teepause in warmer Sonne. Glaub @Goldkettle trägt die Daunenweste nur aus Alibigründen, um deren nutzloses Extragewicht über die letzten Wochen zu rechtfertigen. Richtig nötig ist das Ding sicher nicht. Kommt einem eher vor, wie ein Frühlingstag am Badesee in München.

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Weiter oben wird das Panorama immer besser.

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Noch ein paar Meter, ...

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... dann ist der Thorong La auch schon erreicht, fast fünfeinhalbtausend Meter über dem Meer.

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Da muss ein kleines Poserbild schon gestattet sein... macht hier oben jeder so :).
 
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Dank euch sieht man Ecken der Welt, von der man gar nicht wusste, dass es sie gibt.
Neuseeland hat mich nicht so mitgerissen, aber Nepal verfolge ich mit großer Begeisterung. Und solange der Track dem Bericht ein paar Tage voraus ist, weiß man auch frühzeitig, dass es erfolgreich weitergeht.
 
Glueckwunsch! Sau gut die Bilder von Nepal. Ich traeume schon von einem Bikurlaub an den 8000ern.

2 PassBier gehen auf mich!
 
28.04. 12:00 Auf der Abfahrt vom Thorong La, 4150m

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Natürlich gibts auch ganz oben am Pass einen heissen Tee... Ehrensache in Nepal.

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Und obwohl wir in den letzten Wochen grad mal zwei anderen Mountainbikern begegnet sind, radln heute ausser uns gleich ein halbes Dutzend andere Strampler über den Pass. Die Ukrainer haben ausfallende Vorderbremsen, der Belgier fährt (schiebt) ein Hollandrad den Berg runter, aber Spaß haben sie alle.

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Wir beglotzen noch ein wenig die Gletscher...

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... und bewundern das Annapurnorama vom Pass.

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Dann gehts los, über zweitausend Tiefenmeter runter auf die andere Seite nach Muktinath.

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Ein bisserl Restschnee liegt oben noch im Weg, ...

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...stellt aber kein großes Problem dar.

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Ansonsten oben flüssig fahrbarer Schotter...

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... bei besten Gletscherblicken.

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Abwärts. Weit abwärts!

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Auf der Westseite schauts irgendwie ganz anders aus als drüben im Osten im Tal von Manang: Trockener, wüstiger, felsiger, weiter.

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...

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...

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...

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...

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Nach drei Vierteln der Abfahrt darf man schon mal zufrieden einen "seabuckthorn juice" schlürfen. Der Trail ist insgesamt deutlich anspruchsvoller als das Kinderwagenwegerl vom Tilicho Lake: steiler, rutschiger, kurviger, brösliger, brockiger. Würde da wenigstens einen Schwierigkeitsgrad draufpacken, wenn ichs taggen müsste. Aber geil... richtig geil.
 
Chapeau @stuntzi und @Goldkettle.

Das ist echt eine geniale Show die ihr hier abzieht. Lese Mal wieder seit Anfang der Tour im November jeden Abend vorm schlafen den aktuellen Bericht. Seitdem ihr in Nepal seid gehe ich deswegen schon auch mal früher in die Falle hehe...

Ich mache mit einen paar Kumpels eine lokale Facebook Community (https://m.facebook.com/HeidelbergsFinest/) und würde gern mal was über euch schreiben. Hättet ihr was dagegen wenn ich mir da ein paar Bildchen von euch zur Untermalung nehme? Werde das natürlich alles entsprechend kenntlich machen dass das nicht auf meinem Mist gewachsen ist! Würde unseren Kollegen gern mal einen kleinen Einblick geben.
 
@karstb, ich strample schon seit Jahren ohne ein hinteres KB und merk nix. Aber das heisst nix... jedes Knie und jede Verletzung sind anders. Viel Glück jedenfalls. Und Santo Antao ist schon irgendwie genial...
 
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