18.05. 15:20 Dudh Koshi Brücke bei Juving, 1490m
Ich starte die lange Abfahrt vom Kari La hinab zum Dudh Koshi und weiss erst mal gar nicht, was los ist.
Keine üblen Sherpastufen, keine Schlammlöcher, keine 40-Grad-Gefälle-Passagen... einfach nur ein gut fahrbarer Karrenweg.
Manchmal könnte man es fast einen Flowtrail nennen.
Allerdings nur "fast". Schon bald
bremsen die typischen verschlammten Steinstufen des äußeren Kumbhu den Spaß ein wenig. Aber alles in allem ist das erste Drittel der Abfahrt vom Kari La ein... ich traus mich fast nicht zu sagen... ein relativ schöner Trail.
Darauf einen "small pot hot lemon", während ich auf die Fußgängerin warte.
Zeit zum Spielen.
Zeit zum Sightseeing.
Zeit für noch ein Kloster. Hübsch bunt hier in Kharikhola, aber langsam reichts auch mit den Dingern. Ist doch irgendwo immer das gleiche.
Fahren wir lieber mal weiter.
Tiefer unten wird der Trail deutlich garstiger. Würde sagen zwischen S2 und S4 ist alles dabei.
Die Stellen zum Ausruhen werden immer seltener.
Und die Sherpas fallen leider immer öfter zurück auf ihre fast typische Wegbauweise: Wir hacken die steilstmögliche Schneise in den Wald, schmeissen ein paar Felsbrocken drauf und lassen dreissig Maultiere und zehn Träger drüber kraxeln. Wenn sich keiner dabei die Haxen bricht, ist der Weg fertig.
Ein hartes Stück Arbeit, diese Abfahrt. Pause für die durchgerüttelten Arme... Milchkaffee (aka Instantbrühe) mit fünf Löffeln Zucker. Cappuccino sucht man im Outer Khumbu vergeblich, hier wo sich kaum mehr ein Tourist hin verläuft. Kann ich gut verstehen, ist sicher auch zu Fuß sackanstrengend.
Ganz unten im Tal ists dann endlich geschafft. Die elendslange Abfahrt vom Kari La findet ihr Ende an einer über hundert Meter langen Hängebrücke über den Dudh Koshi. Zum Schluss hin wurde das steile Gebrösel zum Glück wieder etwas flacher und fester und deutlich fahrbarer. Insgesamt etwa 1800 Tiefenmeter mit ein paar kurzen Zwischenanstiegen... oben kurz flowig ansonsten pendelnd von S2 bis absolut unfahrbar. Schätze ich hab ungefähr fünfzehn Prozent runter geschoben und war den Rest der Zeit im
Sattel, oft mit Spaß, oft aber auch hängend und würgend und kurz vorm absteigen. Aber wenn man schon als erster(?) mit dem Bike hier ist, dann muss mans halt auch probieren.
Wenn in Neuseeland (Neuflowland) jemand so ne Abfahrt vorschlagen würde, müsste man ihn für verrückt erklären. Aber im Khumbu ticken die Uhren anders, da rechnet man eher mit 80% runter schleppen statt andersrum. Drum sag ich jetzt einfach mal: geiler Trail
.
Freilich... der Khumbu ist nicht umsonst ein extremes Radlterrain: Jetzt sitzen wir unten am Fluss und dürfen gleich auf der anderen Talseite jeden einzelnen der versägten Tiefenmeter wieder hoch tragen. Manchmal wünscht man sich wirklich eine Talstraße... dringend!