15.11. 12:45 Blue Spring Süßwasserquelle bei Putaruru, 140m
Heut hätte man wohl besser einen Ruhetag in den heißen Quellen des Campgrounds eingelegen sollen. Aber irgendwie bin ich grad noch zu radlgeil und in der früh war das Wetter jetzt auch nicht so katastrophal, dass man nicht noch Hoffnung haben konnte. Selbige zerschlägt sich auf meinem Weiterweg zur "Blue Spring" (Te Puna) allerdings recht bald. Mehr Regen hab ich selten erlebt... nass von oben... nass von unten... und vor allem nass von der Seite... alle paar Minuten rasen riesige Vierzigtonner dicht an mir vorbei und tun ihr übriges zum Wohlfühlfaktor als Reiseradler auf Neuseeland. Glaub die haben hier nur zwei Arten von Straßen: solche mit viel Verkehr und solche mit brutal viel Verkehr. Daneben gibts vielleicht noch ein paar autofreie Sackgassen... aber wenn man mit dem Radl irgendwo hin will, hat man eindeutig die Riesenarschkarte gezogen.
Glaub ich hatte früher mal irgendwo ne Reiseradlerwarnung über dieses Land gelesen, nun kann ich meinen eigenen Senf brandheiß dazupacken: Kommt NICHT nach Neuseeland, wenn ihr Straße fahren wollt! Das ist wahrhaftig kein Spaß. Als Mountainbiker hat man ja die Hoffnung, dass der Teer nur ein kurzes Zwischenintermezzo zum nächsten Trail sein möge. Aber wenn solche Vormittage wie heute mein täglich Brot auf der Insel sein müssten, wär ich schneller im nächsten Flieger nach Hause als man "Reiserad" sagen kann.
Freilich, Dauerstarkregen der nur ab und zu ganz kurz mal von Daueretwaswenigerstarkregen ersetzt wird, macht die vorbeirasenden Trucks nicht eben erträglicher. Aber wenn man hier im Sommer in der Hauptsaison bei vielleicht besserem Wetter unterwegs wäre, würden sich dazu dann bestimmt noch ein ganzer Haufen Wohnmobile gesellen. Bei dem Gedanken daran gruselts mich jetzt schon.
Ich bin normalerweise ganz gut darin, Hauptstraßen zu meiden und auf verkehrsarmen Nebenwegen weiterzukommen. Drum mach ich mir bisher auch nicht sonderlich viel Gedanken wegen ein paar Teeretappen. Aber hier in Neuseeland klappt das einfach hinten und vorne nicht: Alles was geteert ist und irgendwo hin führt, ist einfach nur schlimm für Biker. Fahrts lieber nach Andalusien!
So... erst mal genug geschimpft... die vierzig Gruselkilometer gehen irgendwann vorbei und ich zweige endlich auf die verkehrsfreie "Lesley Road" (Sackgasse für Autos) zum "Blue Spring" ab.
So richtig blau sind sie Springs bei dem Dreckswetter natürlich nicht...
... und das superklare Wasser kann man allenfalls erahnen. Apropos klares Wasser: Ähnliche Quellen gibts auch auf der Südinsel mit den "Pupu Springs" bei Takaka. Dort sind wir früher mal mit Schnorchelkram und Trockenanzug oben reingehüpft und haben uns ne Stunde den Fluss runtertreiben lassen... wahnsinnig geil... war wie langsam durch die Luft schweben über absolut spacigen Wasserpflanzen. Ganz anders als im Ozean, quasi ein Süßwasserströmungstauchgang in "unsichtbarem" Wasser. Das waren wohl noch andere Zeiten... heutzutage darf man da glaub ich nicht mal mehr ne Zehenspitze reinhalten.
Einer der wenigen positiven Seiten des Tags: Gestern am Campground konnte ich doch tatsächlich eine Schraubkartusche auftreben. Und hier an den Quellen gibts zumindest ein minimalistisch rudimentäres Dächlein als marginialen Schutz vor den wütenden Elementen. Während um mich herum der Sturm bläst und die Regenmenge eines ganzen Monats in vierundzwanzig Stunden fällt (Wellington war teilweise überflutet), gibts als Lunch wenigstens ein bis drei heiße Süppchen und etwas Instant-Mac&Cheese zum aufwärmen.
Mann mann mann... Neuseeland ist hart.
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...*hust*
