14.11. 14:30 Bikepark in Te Aroha, 50m
Zwischen "Paeroa" und meinen nächsten Ziel "Te Aroha" liegen mal wieder fünfunfzwanzig Kilometer brettflacher "Hauraki Rail Trail". So läuft das eben hier: Ein Nordneuseelandcross ist mehr ein Verbinden einzelner Hotspots, zwischendrin dann nur halbwegs spannende Pisten und Straßen und eigentlich mountainbikeunwürdig. Es gäbe neben meinem weiten Tal zwar durchaus eine Bergkette mit ein paar Wanderwegen auf der Karte, aber dass man dort vernünftig mit dem Bike durchkommen würde, ist eher unwahrscheinlich. Zu dicht ist der Dschungel, zu viele ups and downs auf dem Grat. Also werd ich auf diesem Trip wohl noch öfters zwischen Reiseradmodus und Mountainbiker hin- und herwechseln. Passt scho... "good as gold" würde der Kiwi jetzt sagen, wenn man seinen Akzent verstehen würde. Glaub ich brauch noch ein bisserl, um mich da reinzugrooven... grad bei kurzen Sätzen mit wenig Kontext muss ich oft dreimal überlegen, was mein Gesprächspartner jetzt wohl gemeint haben könnte. Ein schlimmeres Englisch sprechen bloss noch die Schotten in den tiefsten Highlands. Aber das wird schon... alles ne Sache der Gewöhnung.
Te Aroha wird in einem Reiseführer als "beautiful town nestled inbetween mountains" beschrieben. Naja... hat zwar ein paar hübsche Holzhäuslein mit Blümchen, ist ansonsten aber genau so "american style" wie sonst auch überall auf Neuseeland: breite Hauptstraße, schrägparken, zusammenhanglos aneinandergewürfelte Geschäfte, Bars, Laundromats, links und rechts. Einen "hübschen Ort" nach europäischen Maßstäben hab ich hier noch nicht gesehen, werd ich wohl auch nicht so schnell. Aber ich lass mich gern überraschen.
Dafür bauen die Kiwis halt haufenweise Bikeparks in ihren Dschungel. Die Action in Te Aroha spielt sich auf grad mal fünfhundert Quadratmetern und vielleicht zweihundertfünfzig Höhenmetern ab. Daheim würd ich an so einen Spielplatz kaum einen Gedanken verschwenden, aber hier ists irgendwie anders: Die Wege sind gnadenlos verschnörkelt und verkringelt aneinander gebastelt, teilweise sind wohl kaum zwei Meter Abstand zur nächsten Schleife. Trotzdem merkt man davon wegen der dichten Vegetation einfach nix. Fühlt sich an, wie ein einziger endlos langer Singletrail.
In Te Aroha bietet so über die Mittagszeit einige Stunden Spaß im Dschungel: Die Singlettrack-Uphills findet ein alter Militärpistenschnulli wie ich übrigens ziemlich brutal. Zum Glück konnte ich mein Gepäck vorher deponieren, so luftig leicht macht die Geschichte deutlich mehr Sinn.
Grün.
Einer der seltenen Panoramablicke nach Te Aroha hinab. Ansonsten ist der Wald dicht und dunkel... und irgendwie spannend und neu. Normal steh ich ja nicht auf Bäume, aber hier ists doch ein bisserl was anderes: Gefühlt versucht jedes zweite verschwurbelte Gewächs unterwegs, nach dir zu greifen. Cool.
Noch grüner.
Immer noch grüner.
Dunkelgrün.
Der "Gipfel" des Bikeparks ist dann auch weder ein Joch noch ein Berg, sondern einfach nur ein besonders hübscher und großer Baum im Wald.
Um diesen dreht man eine Ehrenrunde und stürzt sich dann in die Abfahrt.
Dschungelnorthshore.
Making Of.
Bunte Brücklein.
Freundliche Warnung... man will ja schließlich keinen Farn im Kopf! Wie auch immer, ich kurble und rolle eine gefühlte Ewigkeit durch den Dschungel von Te Aroha... und hab am Ende wohl doch höchstens die Hälfte der Wegerl befahren. Die lokalen Bikerclubkiwis sind hier sehr aktiv und bauen immer weiter. Getroffen hab ich niemand, war die ganze Zeit allein im Busch unterwegs... und am Ende ziemlich platt. An diese Singletrackuphills muss ich mich wirklich noch gewöhnen, gemütlich mal ne halbe Stunde runtercruisen ist da nicht. Alle paar Minuten hauts dir wieder den Puls auf 160 um die nächsten zehn Meter Miniuphill mit ner steilen Spitzkehre zu "clearen". Hart und schweißtreibend... mountainbiking kiwistyle.
Tropfnass und durchgeschwitzt trifft es sich geradezu hervorragend, dass sich mein Gepäckdepot an einem kleinen Pool mit heissen Quellen befindet. Für ein paar Euro lass ich mir die müden Oberschenkel ein Stünderl im 39-Grad-Mineral-Whirlpool wieder aufmassieren. So muss ein Trail auf Neuseeland enden...