Ozeanix - Auf der anderen Seite der Welt

Servus ans andere Ende der Welt.

Nach nur kurzer Verspätung bin ich jetzt auch dabei !
Freu mich sehr über die Eindrücke der Reise.
Ich wünsch allzeit gute Fahrt !

Gruß Christian
 
14.11. 09:00 Frühstücksbar in Paeroa, 10m

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Beim ausgedehnten Frühstück in Paeroa ist das nächtliche Erdbeben auf der Südinsel natürlich Thema Nummer eins. Ich hatte kein Handynetz im Waitawheta-Canyon und in den Minenpfaden von Moria, soweit war die Infrastruktur der Kampfzwerge dann wohl doch noch nicht fortgeschritten. Gespürt hab ich auch nix, der blutige Riesenvollmond stand die ganze Nacht über ganz ruhig über dem Tal. Dort erreichten mich weder schlechte Nachrichten, noch die gutgemeinte Tsunamiwarnungen der Familie. Mein Campingplatz hatte diesbezüglich auch kein Problem, war weit von der Küste weg und hoch oben in den Bergen. Freilich... eine Nacht früher stand mein Zelt direkt am Beach in Kauaia, da hätte eine Dreimeterwelle um drei Uhr Nachts durchaus ein böses Erwachen bedeutet. Seltsames Gefühl. Soweit rauf in den Norden sind die Wassermassen allerdings wohl nicht gechwappt.

Seis drum, die Kiwis in meiner Bar nehmen die Geschichte relativ gelassen. Verglichen mit dem verheerenden Beben von Christchurch vor einigen Jahren scheint die Sache relativ glimpflich abgegangen zu sein. Kaikoura hats dennoch ziemlich schlimm erwischt. Der bei Waalgucktouristen beliebte Küstenort ist vom Rest der Insel abgeschnitten, alle Straßen und die Bahnverbindung sind hinüber. Das betrifft auch die Hauptverbindung auf der Südinsel (Highway Number One). Könnte Wochen dauern, bis die massiven Erdrutsche weggebaggert und die Tunnel freigelegt und repariert sind.

In wie weit meine Tour betroffen ist, kann ich jetzt noch nicht sagen. Kaikoura stand erst mal nicht auf der Radl-Liste, aber "Hanmer Springs" als Top-Bikespot in der Nähe natürlich schon. Ob die Offroad-Verbindungen zu den Marlborough Sounds bei Picton betroffen sind, dazu gibts bisher noch keine Informationen. Das sind eher menschenleere Gegenden mit einsamen Pisten und Wegen ("Molesworth-Farm", "Island-Saddle"), da heissts erst mal abwarten und beobachten. Ne kaputte Brücke könnte da schon gehörige Probleme bereiten... aber bis dahin gehen ja noch einige Wochen ins Land. Wird dann schon wieder passen, wenigstens falls sich die Nachbeben halbwegs zurück halten.

Wie auch immer, hier oben im Norden ist "business as ususal". Ich radl dann einfach mal weiter.
 
14.11. 14:30 Bikepark in Te Aroha, 50m

Zwischen "Paeroa" und meinen nächsten Ziel "Te Aroha" liegen mal wieder fünfunfzwanzig Kilometer brettflacher "Hauraki Rail Trail". So läuft das eben hier: Ein Nordneuseelandcross ist mehr ein Verbinden einzelner Hotspots, zwischendrin dann nur halbwegs spannende Pisten und Straßen und eigentlich mountainbikeunwürdig. Es gäbe neben meinem weiten Tal zwar durchaus eine Bergkette mit ein paar Wanderwegen auf der Karte, aber dass man dort vernünftig mit dem Bike durchkommen würde, ist eher unwahrscheinlich. Zu dicht ist der Dschungel, zu viele ups and downs auf dem Grat. Also werd ich auf diesem Trip wohl noch öfters zwischen Reiseradmodus und Mountainbiker hin- und herwechseln. Passt scho... "good as gold" würde der Kiwi jetzt sagen, wenn man seinen Akzent verstehen würde. Glaub ich brauch noch ein bisserl, um mich da reinzugrooven... grad bei kurzen Sätzen mit wenig Kontext muss ich oft dreimal überlegen, was mein Gesprächspartner jetzt wohl gemeint haben könnte. Ein schlimmeres Englisch sprechen bloss noch die Schotten in den tiefsten Highlands. Aber das wird schon... alles ne Sache der Gewöhnung.

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Te Aroha wird in einem Reiseführer als "beautiful town nestled inbetween mountains" beschrieben. Naja... hat zwar ein paar hübsche Holzhäuslein mit Blümchen, ist ansonsten aber genau so "american style" wie sonst auch überall auf Neuseeland: breite Hauptstraße, schrägparken, zusammenhanglos aneinandergewürfelte Geschäfte, Bars, Laundromats, links und rechts. Einen "hübschen Ort" nach europäischen Maßstäben hab ich hier noch nicht gesehen, werd ich wohl auch nicht so schnell. Aber ich lass mich gern überraschen.

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Dafür bauen die Kiwis halt haufenweise Bikeparks in ihren Dschungel. Die Action in Te Aroha spielt sich auf grad mal fünfhundert Quadratmetern und vielleicht zweihundertfünfzig Höhenmetern ab. Daheim würd ich an so einen Spielplatz kaum einen Gedanken verschwenden, aber hier ists irgendwie anders: Die Wege sind gnadenlos verschnörkelt und verkringelt aneinander gebastelt, teilweise sind wohl kaum zwei Meter Abstand zur nächsten Schleife. Trotzdem merkt man davon wegen der dichten Vegetation einfach nix. Fühlt sich an, wie ein einziger endlos langer Singletrail.

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In Te Aroha bietet so über die Mittagszeit einige Stunden Spaß im Dschungel: Die Singlettrack-Uphills findet ein alter Militärpistenschnulli wie ich übrigens ziemlich brutal. Zum Glück konnte ich mein Gepäck vorher deponieren, so luftig leicht macht die Geschichte deutlich mehr Sinn.

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Grün.

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Einer der seltenen Panoramablicke nach Te Aroha hinab. Ansonsten ist der Wald dicht und dunkel... und irgendwie spannend und neu. Normal steh ich ja nicht auf Bäume, aber hier ists doch ein bisserl was anderes: Gefühlt versucht jedes zweite verschwurbelte Gewächs unterwegs, nach dir zu greifen. Cool.

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Noch grüner.

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Immer noch grüner.

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Dunkelgrün.

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Der "Gipfel" des Bikeparks ist dann auch weder ein Joch noch ein Berg, sondern einfach nur ein besonders hübscher und großer Baum im Wald.

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Um diesen dreht man eine Ehrenrunde und stürzt sich dann in die Abfahrt.

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Dschungelnorthshore.

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Making Of.

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Bunte Brücklein.

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Freundliche Warnung... man will ja schließlich keinen Farn im Kopf! Wie auch immer, ich kurble und rolle eine gefühlte Ewigkeit durch den Dschungel von Te Aroha... und hab am Ende wohl doch höchstens die Hälfte der Wegerl befahren. Die lokalen Bikerclubkiwis sind hier sehr aktiv und bauen immer weiter. Getroffen hab ich niemand, war die ganze Zeit allein im Busch unterwegs... und am Ende ziemlich platt. An diese Singletrackuphills muss ich mich wirklich noch gewöhnen, gemütlich mal ne halbe Stunde runtercruisen ist da nicht. Alle paar Minuten hauts dir wieder den Puls auf 160 um die nächsten zehn Meter Miniuphill mit ner steilen Spitzkehre zu "clearen". Hart und schweißtreibend... mountainbiking kiwistyle.

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Tropfnass und durchgeschwitzt trifft es sich geradezu hervorragend, dass sich mein Gepäckdepot an einem kleinen Pool mit heissen Quellen befindet. Für ein paar Euro lass ich mir die müden Oberschenkel ein Stünderl im 39-Grad-Mineral-Whirlpool wieder aufmassieren. So muss ein Trail auf Neuseeland enden... :)
 
Mit der besonderen Bedeutung (einzelner) alter Bäume (oder wars etwa doch ein noch winterschläfriger Ent?) für die Maori wirst du noch häufiger konfrontiert werden, die sind i.d.Regel auch 'tapu', also lieber nicht mit blockierter Bremse deren Wurzeln ausgraben. Es ist kein Zufall, dass einer der wichtigsten Maori-Gottheiten 'Tane Mahuta', der 'Hüter des Waldes' ist - und wenn man der Maorimythologie glaubt, kann der ganz schön böse auf rabiate Biker werden. Aber kennen wir das nicht entfernt auch vom einheimischen germanisch druidischem Eichenkult?!?
P.S. Die neuseeländischen Baumfarne nennen sich übrigens Punga, da wirst noch ganz andere Exemplare kennenlernen, die auf den picks sind eher die halbwüchsigen Zwergenvertreter ihrer Zunft.....
 
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14.11. 18:00 Opal Spring Campingplatz bei Matamata, 40m

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Völlig durchmassiert und übermineralisiert von den Te Aroha Hot Springs schmeckt der "Large Vanilla Latte" gleich doppelt so lecker.

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Am Spätnachmittag wechsle ich dann gezwungenermaßen wieder in den Reiseradmodus und prügel noch schnell dreissig öde Straßenkilometer nach "Matamata" runter. Hier wohnte dereinst Bilbo Beutlin, ich heute ebenso, nämlich im...

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... Opal Hot Spring Campground. Mal was kommerzielles zur Abwechslung, jetzt im Frühling allerdings mit viel Platz zwischen vereinzelten Wohnmobilen. Und natürlich hat der Platz seine eigenen Thermalquellen, also geht die heiße Badesession eben weiter bis spät in die Nacht. So sauber war ich noch nie... :)
 
Wie ist es eigentlich mit der Tierwelt in Neuseeland? "Dschungel" ohne "gefährliche/giftige" Tiere?
Da für mich das Eck für mich leider bisher unerreichbar war noch nie Gedanken darüber gemacht.

Die Bilder vom Te Aroha gefallen :daumen:
p.s. warum hängt da ne Flasche im Baum?
 
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@dede, eventuell hab ich den Gott des Waldes gestern schon ein bisserl verärgert... heut macht er mich jedenfalls recht nass. Oder ist bei den Maori jemand anders für den Regen verantwortlich?
 
Wie ist es eigentlich mit der Tierwelt in Neuseeland? "Dschungel" ohne "gefährliche/giftige" Tiere?
Da für mich das Eck für mich leider bisher unerreichbar war noch die Gedanken darüber gemacht.

Die Bilder vom Te Aroha gefallen :daumen:
p.s. warum hängt da ne Flasche im Baum?

Die sind alle in Australien geblieben
 
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