Ozeanix - Auf der anderen Seite der Welt

29.04. 14:00 Kagbeni, 2850m

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....Hat hier jemand behauptet, man würde auf der Annapurnarunde wochenlang nur Reis und Linsen mampfen?!

Die Versorgungslage in Nepal im Jahr 2017, zumindest an den via Jeep Track erreichbaren Siedlungen, hat bei der Annapurna Runde ja mittlerweile anscheinend oftmals fast westlichen Standard erreicht wie geschildert. Der Kunde ist halt auch hier König ;-) Letzten November in der Everestregion konnta man von solchen kulinarischen Genüssen weitgehend nur träumen. Ist ja auch kein Wunder, alles muß dort noch getragen oder eingeflogen werden da es keine Straßen gibt.
Kleiner Tipp für die nächsten Tage: Stattet dem Poon Hill einen Besuch ab bei Sonnenaufgang. Die gewaltige Dhaulagiri Südwand färbt sich dann in allen Farben ein. Sehr,sehr schön!
 
29.04. 20:00 Hotel Yacdonalds in Kagbeni, 2850m

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Von Kagbeni aus (links unten auf der Karte) könnte man:
1) Vermittels eines 1000E (eintausend!) teuren Permits (sieben Tage, zwei Personen) eine Woche lang nach Norden durchs verbotene "Upper Mustang" bergauf strampln.
2) Den illegalen(?) Offroad-Grenzübergang "Kora-La" nach Tibet (aka China) visumlos bei Nacht und Nebel überqueren.
3) Nach ein paar dutzend Kilometern verbotener Hochebene auf die Straße nach Lhasa treffen.
4) Nach zweihundert Kilometern und zwanzig umgangenen chinesischen Polizeicheckpoints die Hauptstadt Tibets erreichen.
5) Von dort nach Kathmandu zurück biken.

Vor zwanzig Jahren mag das noch funktioniert haben. Heute wird man sehr viel wahrscheinlicher von den Chinesen erwischt, verhaftet, nach Peking transportiert, ein paar Tage oder Wochen in irgendein Loch gesteckt und dann (mit Glück) ausgewiesen.

Vielleicht könnte man sich auch vorher um ein Visum bemühen, aber für Individualreisende in Tibet ist da wohl schon länger nix mehr zu hohlen. Nach meinen Recherchen gibts da keine Chance ohne organisierte Reisegruppe mit chinesischen Führern.

Für eine Nacht- und Nebelaktion im restriktiven Reich der Mitte fehlt mir wohl dann doch ein wenig der Mut. Hab auch schon länger nix mehr von Reiseradlern gelesen, die sich erfolgreich an den vielen Checkpoints nach Lhasa vorbei mogeln. Aber wenn von euch jemand Bock hat... die Route existiert jedenfalls auf der Karte : - ).

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Na gut... bleiben wir halt in Kagbeni. Kiddiehände führen uns...

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... in die Klosterschule...

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... mit etwas grusligen Wandmalereien.

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Dann weiter ins erste Haus am Platz: "Yacdonalds".

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Alle wichtigen Dinge sind vorhanden: Bier, Wifi, Dachterasse, ...

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... Schmusekatze...

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... und natürlich ein Yakburger zum gnadenlosen verspachteln. Mahlzeit... Kagbeni leistet!
 
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@ghostSE9000, ganz ehrlich... ich hab nix gegen die Jeeproad... oder gegen die Verbesserungen die damit einhergehen. Die Locals weiter unten in der Kali Gandaki verlieren vielleicht ein paar wenige Trekker an Busse und Jeeps. Dafür machen sie mittlerweile einen ziemlichen Reibach mit dem Anbau von Äpfeln. Das hat sich früher ohne Straße nie rentiert, jetzt geht diesbezüglich die Post ab. Biker profitieren natürlich auch... gut essen hat noch niemand geschadet :). Und man hat immer noch die Wahl zwischen der Straße auf der einen und dem Wanderweg auf der anderen Talseite.

@tuubaduur, ich glaub von der Annapurnarunde findest du durchaus ein paar Hochglanzprospekte daheim. Das verdient sie aber auch.

@mogh, stehst du auf Wüste oder wie?

@mueslimann, März ist auch ein bisserl mutig für den Thorong La. Hatte mir vorher ein Wetterfenster von knapp vier Wochen rausgefrickelt: Mitte April bis Mitte Mai... davor ist Altschnee, danach ist Monsun. Die Schneegeschichte ist für Biker natürlich ungleich wichtiger als für Wanderer.

@stony1951, danke... die Bilder machen sich quasi von selbst bei so ner Landschaft. Wenn ich da an die erste Woche im Dauerdunst denke... da hats mich schon ein wenig gegruselt. Aber alles wurde gut!

@Monsterwade, man tut was man kann.

@freddy_walker, bequeme couch wär auch mal wieder nicht schlecht... so für ne Stunde. Danach direkt wieder gnadenlose Action : - ).

@Xevu, @Chregu, @Jabberwoky, @trailjo, @freetourer, @Jefe, @CC., und andere, danke für die netten Kommentare!

@Flyin-Bandito, Jungfrauen sind immer besonders willkommen im Thread!
 
Das Essen ist ja besser als daheim, ich kann´s nicht glauben :confused::daumen:
Sah vor dreizig Jahren etwas anders aus :D
 
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@stuntzi nein nicht unbedingt - ich finde es blos optisch mit den Bergen imposanter und fühle mich nun ansatzweise bestätigt das man da oben schon ganz gut biken kann, noch dazu mit dieser guten Essenversorgung. In Ladakh auf dem Zanskar Trail haben wir ja das Essen auf Pferden mitgeschlept und im Zelt (frotsig) übernachtet.
 
30.04. 14:00 Tiri bei Kagbeni, 2900m

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Neuer Tag, neuer Sonnenaufgang: Heut mal an der Nilgiri-Nordwand über Kagbeni, gesehen von der Dachterasse des Yacdonalds. Optischer Standortvorteil.

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Der Cappucco im Hotel ist auch nicht von schlechten Eltern.

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Dann radln wir durch die verschachtelten Gassen, ...

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... über die alten Plätze...

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...vorbei an der prayer wall...

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...mitten hinein ins verbotene Mustang.

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Naja... ganz verboten ists dann doch nicht.

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Ein paar Meter darf man rein... um ein kleines Dorf namens "Tiri" zu besuchen.

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Das überlasse ich @Goldkettle. Selber strample ich dagegen links auf ner Jeepspur den Berg hinauf. Keine Ahnung ob verbotenes Königreich oder nicht, es kräht jedenfalls keine Hahn danach.

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Nach knapp siebenhundert Höhenmetern lass ichs gut sein. Die Piste ginge endlos weiter, wahrscheinlich irgendwo rein zum "Upper Dolpo Trek" oder alternativ in einer großen Schleife zurück ins Tal des Kali Gandaki. Aber heut soll ja schließlich ein Ruhetag sein.

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Außerdem hab ich beim Uphill eine undeutliche Spur gesehen, die ich mal probieren wollte.

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Sacksteiler und sehr brösliger Trail zurück ins Tal, teils auch einfach querfeldein bergab durch tiefen Schotter. Hart... aber fahrbar bis zurück nach Kagbeni. Experiment gelungen, Ruhetag befüllt.
 
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witzig die Erektionsmantschkerl an den Türpfosten. Erinnern mich an papuaneuguinesische Mudmen...

@ghostSE9000 aber dieser Eisriese, den wir auf dem Thorong La Pass Foto gesehen haben, war doch die Annapurna? - Und davon der höchste Gipfel? ( habe gerade mal nachgesehen: Die Gipfel der Annapurna Range werden wohl bis IV durchgezählt und der höchste Gipfel mit 8091m als einziger Achttausender)
 
Wenn ich mich richtig entsinne, sieht man auf der classic Runde die Annapurna I genau 0-mal. Im Manang District sieht man sieh sie nur, wenn man zum Kang La oder dergleichen aufsteigt.
Und im Kali Gandaki Tal ist die Nilgiri Kette davor. Mann müßte also auf der gegenüber liegenden Seite höher hinauf. Aber man sieht auf den Fotos links von Nilgiri den Tilicho Peak gerade noch hervor lugen. Das Bergerl mit den schönen Lawinen.
Die Annapurna I sieht man zB. vom Poon Hill.
Schade, dass ihn die NATT-Abschnitte zwischen Kagbeni und Marpha nicht interessiert haben. Ne tolle Tour ist es trotzdem.

Mfg, Deifi
 
@stuntzi muss sich austoben, ich mache mir einen ruhigeren Tag. Gemeinsam fahren wir nach Tiri, dem kleinen Dorf auf der anderen Seite des Kali Gandaki.

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Ich schiebe mein Rad rauf zu dem Kloster Sumdu Choeden Gompa überhalb des Ortes. Ein traumhafter Platz, nur leider ist das Kloster - nur leider wie so oft verschlossen. Der einzige Mönch ist unten im Ort. Allerdings verpasst man auch nicht so viel, wenn man die Klöster nicht von innen sieht. Kein Vergleich mit unseren katholischen Kirchen. Die sind zum einen älter, größer und viel aufwändiger ausgestattet. Und mit viel Geld restauriert und renoviert. Trotzdem üben die nepalesischen Klöster eine große Anziehung auf mich aus. Sind Orte der Besinnung und Meditation, und gleichzeitig viel Lebensfreude.

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Ich genieße oben zwei Stunden die Aussicht, bevor ich zurück nach Kagbeni rolle, wo @stuntzi schon auf mich wartet.
 
01.05. 13:30 Marpha, 2670m

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Nach zwei Nächten in Kagbeni ist es an der Zeit, weiter zu rollen. Bisserl viel Verkehr hier am Morgen, aber irgendwann kommen wir schon durch.

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Leider schwächelt heute die Sonne zum ersten Mal bereits am Vormittag, statt dessen regnets ziemlich übel. Saukalt ists außerdem.

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Die Schneefallgrenze liegt kaum dreihundert Meter über dem Ort. Da gehen sie dahin, meine Pläne. Wollte eventuell den Tilicho-Lake nochmal von dieser Seite aus beradln. Aber auf über fünftausend Metern sind in den nächsten Tagen sicher keine Blumentöpfe zu gewinnen. Hat hier unten die ganze Nacht über geschüttet, wahrscheinlich liegt oben jetzt erst mal ein halber Meter Schnee. Können wohl sowieso froh sein, noch bei bestem Wetter und nur wenigen Schneeresten über den Thorong La gekommen zu sein. Im Moment ist da sicher eher ein zweifelhaftes Vergnügen.

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Bei dem eisig doofen Wetter machen auch die Trailvarianten links und rechts der Jeepstraße wenig Sinn, also bleiben wir halt einfach mal unten. Über Jomsom (Drecksloch)...

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... gehts direkt weiter...

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... durch den immer grüner werdenden Talboden...

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... nach Marpha (wunderhübsch).

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Weiße Steinhäuser mit schön geschnitzten Holzfenstern, so siehts aus in Marpha.

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Suppenpause...

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... mit Unterhaltung.
 
01.05. 16:00 Dutch Bakery Guest House in Tukuche, 2590m

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In Marpha gibts Äpfel... haufenweise... und lecker. Und absolut hygienisch getrocknet mit Hilfe der TU-München, da kann ja nix schief gehen.

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Außerdem kommt wider Erwarten die Sonne für zwei Stündchen zum Vorschein. Drum verlassen wir die Jeeproad...

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... und rollen statt dessen...

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... auf dem NAAT entlang.

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NAAT? Glaub das heisst irgendwas mit "New Annapurna Association Trails" oder so. Nachdem mit der neuen Straße Teile der alten Annapurna-Trekkingroute platt gemacht wurden, bemühen sich die Annapurnianer, den Trekkern eine Alternative zu bieten. Durchaus gelungen wenn ihr mich fragt, auch für Biker. Das Wegerl ist wunderhübsch und perfekt zu fahren. Wanderer gibts allerdings keine mehr, die meisten hören einfach in Jomsom auf und nehmen die Abkürzung mit dem Flieger raus nach Pokhara und zurück nach Kathmandu. Die verpassen was.

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Die holländische Bäckerei mit Gasthaus wurde uns bereits oben am Thorong Lo ans Herz gelegt. Zurecht: Die Zimmer sind komfortabel, die Dusche kochen heiss, der Cappuccino lecker...

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... und abends knistert das Feuer. Ansonsten kann ich als "Reiseführer" das Lonely Planet EBook "Trekking in the Nepal Himalaya" absolut empfehlen. Sehr aktuell (nach dem Erdbeben), ausführlich, gute Beschreibung der Lodges und fast aller neuer Trailvarianten. Da kann man sogar als Biker noch die ein oder andere Fahrbarkeits-Info absaugen.

Wir habens uns übrigens zur Regel gemacht, am Übernachtungsort immer direkt die beste/komfortabelste/schönste Lodge auszusuchen. Klar zahlt man dann schon mal fünfhundert Rupies für ein Zimmer, statt es kostenlos zum Essen dazu zu bekommen. Aber man muss die Kirche auch Mal im Dorf lassen, das sind schließlich auch nur zweieihalb Euro pro Nase. Das ist mir eine nette Übernachtung schon wert.
 
Die Dörfer machen auf den Bildern einen super sauberen Eindruck, das habe ich in Peru zum größten Teil anders erlebt. Die Übernachtungsinfrastruktur ist auch um Klassen besser und trotz deutlich mehr Tourismus scheinbar noch nicht einmal kostspieliger. Schöne Tour, zu deren idealem Gelingen zweifellos auch eine ordentliche Portion Wetterglück gehört.
Gruß
Guido
 
Zuletzt bearbeitet:
ganz großes Kino :anbet:
bin echt überrascht, wie "problemlos" die versorgungslage was unterkunfut, futter und netzabdeckung angeht in Nepal ist:daumen:
 
@stuntzi muss sich austoben, ich mache mir einen ruhigeren Tag. Gemeinsam fahren wir nach Tiri, dem kleinen Dorf auf der anderen Seite des Kali Gandaki....

Das Goldkettle uns auch mit tollen Bildern versorgt sind wir ja mittlerweile gewohnt. Danke nochmals dafür. Und jetzt versorgen uns die beiden auch noch parallel mit interessanten Berichten! Super!
 
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