Ozeanix - Auf der anderen Seite der Welt

Annapurna versus Everest? Ursprünglich geplant hatten wir ja nur die Annapurna-Runde, der Everest Base Camp-Track war eigentlich nur eine Zugabe, weil wir noch ausreichend Zeit übrig hatten.

Beide Regionen/Tracks sind sehr unterschiedlich, nicht nur landschaftlich.

Die Annapurna-Runde war für mich irgendwie "ehrlicher". Damit meine ich, dass es mehr um die Landschaft, das Erlebnis in der Natur, und das Radfahren/Wandern ging. Klar, man kann mit dem Jeep bis nach Manang fahren lassen, und ab Muktinath auf der anderen Seite des Passes wieder in den Jeep steigen. Aber das interessiert die meisten Leute nicht. Es geht nicht um Sensation. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber es war eine Gemeinde, viele Individualisten, und kleine Gruppen. Und natürlich hatten alle ein Ziel: Thorong La.

Die Landschaft war geprägt vom Annapurna-Massiv, und natürlich von der zunehmenden Höhe. Die Lodges waren kleiner und meist einfach.

Ganz anders am Everest-Track. Schon bei der Ankunft in Lukla spürte man die Aufregung. Everest Base Camp! Die Route ist viel kommerzieller. Es sind fast nur größere Gruppen unterwegs, man trifft weniger Individualisten. Die Region wurde recht stark vom Erdbeben im Jahr 2015 getroffen, davon merkt man aber nichts mehr. Die Lodges sind alle wiederaufgebaut/renoviert, alles noch größer und besser? Aufgrund der fehlenden Straße sieht man unglaublich viele Porter/Pferde- und Yak-Karawanen, die den ganzen Nachschub den Berg rauf und runter transportieren. Unglaublich viele Mantrasteine, Gompas, Gebetsfahnen. Trotz der Kommerzialisierung sind die Sherpas irgendwie anders drauf als die anderen Nepalis? Ich kann es schwer sagen, ich hatte null Erwartung (noch so ein Achttausender), aber ich war sofort gefangen genommen. Und das nahm immer mehr zu, je weiter wir das Khumbu-Tal hinauf wanderten...

Das Base Camp ist dann genauso "enttäuschend", wie von mir erwartet. OK, es ist cool, dass man quasi in Turnschuhen (oder per Helikopter) - und ohne besondere alpine Erfahrung - bis zum Base Camp des höchsten Bergs der Welt laufen kann. Dort beginnt dann aber erst das wirkliche Abenteuer! Trotzdem sind alle Wander-Gruppen auf einer EBC-"Expedition"!

Der Kala Patthar ist aber aus meiner Sicht das wirkliche Highlight. Die Aussicht (und das Wetter) war einfach unglaublich, aber der Aufstieg ist auch hart. Aber das Panorama, das war wirklich ein absolutes Highlight!!!

Auf den Weg nach unten haben wir dann in einem kleinen "Kaffee" in Lobuche drei deutschsprachige Bergsteiger getroffen. Wir kamen locker ins Gespräch, und die drei sagten, sie würden jetzt zurück ins Base Camp gehen. Auf Nachfrage erzählten sie, das sie bereits seit Mitte April im BC waren und auch bereits zur Akklimatisierung auf 7.000m waren. Jetzt warten sie auf ihr "Window", dass sie rauf auf den Everest dürfen, einer der drei ohne zusätzlichen Sauerstoff. Sie sind "mal kurz" vom BC (5.364) nach Lobuche (4.910) runter gelaufen, um einen guten Cappuccino zu trinken. Den gibt es im BC nämlich nicht.

Diese Begegnung hat mich fasziniert, und das Erlebnis "Everest" noch greifbarer gemacht. Ich hoffe, die drei kommen gut rauf und gesund wieder runter!

Mein persönliches Fazit: Annapurna war toll, vor allem, weil man es quasi komplett mit dem MTB fahren konnte. Das absolute Highlight war aber der Everest-Track. Trotz Karawanen von Wanderern, Kommerz und Everest-Hype! Einfach nur supersuppenaffentittenturbogeil! :)
 
Mein Fazit zum Thema Anna vs Eve ist viel kürzer: Annapurna Hui, Everest Pfui, aus Mountainbikersicht ist das klar wie Kloßbrühe.

Das Khumbutal und der Kala Patthar sind panoramatechnisch vielleicht noch etwas aufregender als die Täler an der Annapurna, aber das bringt dem Radler mal überhaupt gar nix. Und der Tilicho-See, der Thorong La, der rote Wüstencanyon von Lupra... das ist sowohl optisch als auch fürs Bike einfach nur genial. Dem kann der holperstufige Everest nicht das Wasser reichen... auch wenns der höchste Berg der Welt ist und auch wenn die Sherpas hier ne ganz eigene, tolle Kultur zu bieten haben.

Also: Wanderer gehen zum Everest, Radler zur Annapurna. Ist doch ganz logisch :).
 
Wenn du es sagst Stuntzi :winken: soll es wohl so sein..... :bier:

Nochmals ganz, ganz herzlichen Dank fürs dabei sein dürfen und deine / eure kurzweilige Unterhaltung und die Infos eines Kenners!!! :anbet:
 
Klasse, dass Ihr unterschiedliche Blickwinkel habt. Für mich eine echte Bereicherung! Ich tendiere ehre zu Stuntzi und meine Frau zu Goldkettle. :)
@stuntzi: Wie ist es denn nun mit dem Wetter da oben: Habt Ihr einfach Glück gehabt auf dem Weg zum und am Everest oder ist das Wetter um die Zeit immer so gut?
 
Viele Tage den Thread vernachlässigt und dann sind die beiden am Everest? Hihi geilo ihr beiden. Schön das ihr das noch rangehangen habt und es wieder köstlichst und eindrucksvollst mit uns geteilt habt. Danke dafür...:anbet:
 
Einerseits die fahrbare glücklichmachende Annapurnarunde, andererseits der Mythos Mount Everest der in den Bann zieht. Klasse dass Ihr beides habt mitnehmen können und, ich wiederhole mich, uns daran habt teilnehmen lassen. Die Tagesdosen haben immer Platz gelassen für eigene Recherchen, sei es an Hand der Livekarte oder was man sonst so findet im www. Viel dazugelernt. Danke!
 
Einerseits die fahrbare glücklichmachende Annapurnarunde, andererseits der Mythos Mount Everest der in den Bann zieht.
...man muss schon sehr abgebrüht sein oder extrem fokussiert um das einfach mal so abzuschütteln. Für mich war es schon majestätisch vor dem Mt. Blanc zu stehen, rüber- und rauszuschauen und ehrfurchtsvoll die Majestät zu genießen. Auch wenn ich dabei weiß, es gibt Bergbahnen und, und, und. Ähnlich würde es mir wohl, trotz allem Kommerz und Basecamp-Hype am Fuß des Mt. Everest gehen. Ich würde einiges darum geben, das eine oder das andere zu sehen oder zu erleben. Werten würde ich da nicht wollen...
 
Wow, war das ein toller Trip! Ich hab' die kalte dünne trockene Luft noch in der Nase. Mir tun vom langen Gehatschel die Knochen weh, und ich bin noch hin und weg von den irren Bildern in dieser Mega-Arena.
?Achso, ich war ja nur virtuell dabei. - Nur? - Hat sich wirklich sowas von hautnah angefühlt. Super!:lol:
Vielen Dank auch für die vielen Nebenbei-Infos und -links - und last-not-least für diese genialen dialektischen "Schlußworte" von Euch beiden.:daumen::daumen::daumen::streit::daumen:
 
Wie ist es denn nun mit dem Wetter da oben: Habt Ihr einfach Glück gehabt auf dem Weg zum und am Everest oder ist das Wetter um die Zeit immer so gut?
Das Wetter ist hier fast immer so im Mai... vormittags schön, nachmittags Wolken. Hat schon seinen Grund, dass man den Everest nur jetzt besteigt. Trekken kann man natürlich auch im Herbst, ist halt kälter dann, aber evtl noch sonniger. Und das Basecamp ist weg. Auf den Gipfel klettert man nur im Mai, ausser du machst irgendwas spaciges... Winterspeedbegehung mit Turnschuhen und Gleitschirmabstieg oder so. Heutzutage muss man sich schon was einfallen lassen, um die Sponsoren zu locken.
 
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16.05. 16:00 Phakding, 2120m

mongla-houses.jpg

Die paar Häuser am "Mong La" mit unserer Hilltop Lodge...

mongla-clouds.jpg

...werden schon kurz nach dem Frühstück vom Nebel verschluckt. Ein paar Minuten vorher hätte ich noch ein tolles Sonnenaufgangsbild mit der riesigen Ama Dablam über dem tiefen Tal des Khumbu schießen können, aber manchmal sind Apple Pancakes mit Honig einfach wichtiger.

mongla-flower.jpg

Weiter geht der lange Weg zurück zu den Bikes.

namche-trash.jpg

Nochmal zum Thema Müll: Der gesamte Everest Nationalpark ist geschleckt sauber. Man muss sich wirklich schon fast bemühen, einmal am Tag irgendwo ein Snickerspapier rumliegen zu sehen. Mülleimer stehen quasi überall, selbst knapp unterhalb des Kala-Patthar-Gipfels auf 5560 Metern. Wer bitte muss da oben was wegschmeissen? Und wer holt das wieder ab? Aber es funktioniert jedenfalls, der Trek ist klinisch sauber.

namche-museum1.jpg

In zwei Stunden trappeln wir von Mong La nach Namche Bazaar, mit Zwischenstopp im nicht besonders spannenden Sherpamuseum.

namche-museum2.jpg

Ein dunkles Zimmer voller Töpfe, eine halbwegs grottige Slideshow ohne Ton in einem eiskalten Kellerraum...

namche-museum3.jpg

...und zwei Zimmer mit etwas zusammenhanglos aufgehängten Sherpa-Fotos und Zeitungsartikeln zum Thema Everest. Da hätte ich mir bei Nepals Exportschlager Nummer Eins in der Hauptstadt der Sherpas doch etwas mehr erwartet, jeder Wikipedia-Artikel zum Thema ist informativer.

namche-yaksteak.jpg

Deutlich mehr als das Museum leisten die Bars und Cafés von Namche: Yak-Steaks und -Burger sind dringend angesagt, ...

namche-valley.jpg

... denn wir müssen noch ein paar Stunden dieses Tal rauslatschen. Irgendwo dort unten am Horizont liegt die Nationalparkgrenze und später der Ort "Phakding", wo wir vor acht Tagen die Bikes deponiert haben. Ob sie wohl noch da sind?

phakding-happybiker.jpg

Natürlich sind sie's... und mittlerweile ist wohl die halbe Bevölkerung von Phakding im Besitz von Mountainbike-Selfies vor der Snowland-Lodge.

phakding-beers.jpg

Everest-Wanderabenteurer offiziell beendet, ab morgen wird wieder geradelt. Oder wahrscheinlich eher geschoben und getragen, wen ich mir den Weiterweg aus dem Tal raus auf der Karte so angucke... die nächste Straße ist verdammt weit. Aber hey... immerhin sind wir dann nicht mehr zwei von zweitausend Wanderern sondern endlich wieder richtige coole Mountainbiker... die einzigen weit und breit. Darauf ein Spenderbierchen :)
 
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Fantastische Bilder und Eindrücke die Ihr uns da zeigt. Viel mehr bin ich ebenso von dem gemeinsamen Stil der Darstellung eurer Erlebnisse sehr beeindruckt. Bislang habe ich den Himalaya nur aus den Berichten von Expeditionen usw. wahrgenommen und mich nie im Detail mit dem Gebirge und den Regionen beschäftigt. Euer stets interessante Reisebericht hat das für mich geändert. Auch wenn mir die Berge in den Alpen zum Besteigen (Skitouren) völlig ausreichen, wäre es für mich nun doch mal interessant den Everest so zu erleben wir ihr das gemacht habt. Dazu noch Gratulation zum grossen Glück mit dem Wetter bei der Annapurnarunde und beim Panorama-Shooting vom Everest. Ich nehme mal an, das wolkenfreies Wetter nicht so selbstverständlich ist. Viel Spass noch.
 
Boah, was für eine Extratour. Hammer, auch wenn das nun wirklich nichts mit fahren zu tun hat. Wobei es mich wundert, dass man da überhaupt so "einfach" hoch kommt, also ohne teuer erkaufte Erlaubnisse.

Auf den Gipfel klettert man nur im Mai, ausser du machst irgendwas spaciges... Winterspeedbegehung mit Turnschuhen und Gleitschirmabstieg oder so. Heutzutage muss man sich schon was einfallen lassen, um die Sponsoren zu locken.
Ist Gleitschirmfliegen in der dünnen Luft da oben überhaupt möglich? Ich kann mir vorstellen, dass man da viel schneller als gewollt unten ankommt.
Generell wundert mich das aber schon, dass das nicht viele Bergsteiger machen. Ich schleppe doch lieber ein paar extra KG den Berg hoch, wenn ich mir den Rückweg entsprechend einfach machen kann. Oder gilt ein Berg nur als bestiegen, wenn man auch zu Fuß wieder zurück kommt?
 
Aktueller Höhen Weltrekord liegt bei ca. 4500 Metern, allerdings per Termikflug erreicht. Ob man von höher Starten kann ohne zuvor eine ausreichend große Geschwindigkeit zu erreichen konnte ich nicht recherchieren. Es gab wohl mal einen Start aus 10.000 Metern aus einem Ballon (laut Wikipedia), wie das allerdings funktioniert haben soll wird nicht beschrieben.

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Hochgebirgs-Starts mit Gleitschirm bringen viele zusätzliche Parameter und Gefahrenquellen mit sich; das macht man nicht noch so nebenbei.
- es muß ein startbares Geländestück da sein, bei dem man bei einem Stolperer nicht gleich abstürzt
- der Wind muß von vorne kommen und darf nicht zu stark und auch nicht zu böig sein (max. 25km/h für nicht-Profis)
Man muß also ein paar Kilo Zusatzgepäck einen Berg hochzuschleppen, eine unbekannte Startmöglichkeit erkunden, und dann noch die Kraft und den Mut haben, wirklich loszufliegen (oder alles wieder runterschleppen)

In den Anfangsjahren des Gleitschirmfliegens (1986/87) wurde der Gleitschirm tatsächlich als Abstiegshilfe bei Bergtouren propagiert.
Es war aber nur eine Minderheit, die die Geräte tatsächlich so genutzt hatte; bei den meisten ist heute wie damals ein möglichst langer Flug das eigentliche Ziel.
Daher wurde immer mehr auf bessere Thermik- und Streckenflug-Tauglichkeit entwickelt; Gleitschirme und Gurtzeuge wurden voluminöser und schwerer.

Seit ein paar Jahren gibt wieder von allen Herstellern Leicht-Ausrüstungen, die für Bergsteiger-Unternehmungen gedacht sind.
Die meisten kaufen sie sich, weil sie nicht so viel schleppen wollen (oder es noch ins Urlaubs-Gepäck passen soll), manche auch, weil sie wirklich damit Bergtouren im einfachen Gehgelände machen.
Berge, die man mit voller Hochgebirgsausrüstung erklimmen muß, werden meiner Meinung nach nur von einer Handvoll wirklich sehr guten Piloten auch beflogen werden.
Bei extremer Höhe ist das dann alles nochmal zusätzlich erschwert.

Zum "Start" aus dem Ballon: das war ein Absprung, bei dem der Gleitschirm in einen Sack gepackt und im freien Fall rausgezogen wurde. Ein Stunt also.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung "springt" man mit dem Gleitschirm nicht "ab", sondern muß den bereits vollständig geöffneten Schirm so lange zu Fuß gegen den Wind beschleunigen, bis er trägt und einen vom Boden abhebt.
Daher gibt es auch "normalerweise" keine Klippenstarts, sondern man braucht eine moderat geneigte Startfläche.
 
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Einmal kurz halb off-topic, bitte nicht in eine Diskussion ausarten lassen, nur einmal kurz von irgendjemanden positiv oder negativ bestätigen:

Geht es euch auch so, dass seit knapp einer Woche die Bilder auf einem Macbook mit Retina Display nicht mehr hoher Auflösung angezeigt werden sondern 'normal unscharf'?
 
Danke für die Aufklärung, dass war für mich nicht so offensichtlich. Die absoluten Höhenrekorde sollten vielleicht auch mal bei Wikipedia eingetragen werden.

Die 800 Meter mehr sollten dann wohl auch prinzipiell nicht das Problem sein wenn man eine entsprechende Startmöglichkeit hätte. Keine Ahnung ob der Everestgipfel das hergeben würde.

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Zum Everest-Müll: Das Basecamp wurde meines Wissens nach insbesondere in den Jubiläumsjahren der Erstbesteigung (50 und 60 Jahre) entmüllt. Es gibt aber in den höheren Camps noch eine Menge Müll, der nun nach & nach beseitigt werden soll (mit Hubschrauber-Rückflügen und Prämien für Sherpas, die Müll herunterbringen).
 
Sogar SPON schreibt heute

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:)
 

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