pornicious (short) travel bikes [ohne eigene Räder] - Teil 2

Über Optik und Farben kann man streiten. Aber hat die Rahmenkonstruktion einen besonderen technischen Hintergedanken? Würde mich viel mehr interessieren, warum es so aussieht, wie es aussieht.
 

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Re: pornicious (short) travel bikes [ohne eigene Räder] - Teil 2
Über Optik und Farben kann man streiten. Aber hat die Rahmenkonstruktion einen besonderen technischen Hintergedanken? Würde mich viel mehr interessieren, warum es so aussieht, wie es aussieht.

Ich schreibe ein bisschen was dazu, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin. 🙂
 
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Über Optik und Farben kann man streiten. Aber hat die Rahmenkonstruktion einen besonderen technischen Hintergedanken? Würde mich viel mehr interessieren, warum es so aussieht, wie es aussieht.

So, ich bin wieder da und werde da jetzt mal kurz drauf eingehen.

Zur Elevated Chainstay: Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich die einfach haben wollte und da kein wirklicher technischer Aspekt dahintersteckt. Ich hab mich Mitte-Ende der 90er wirklich angefangen für MTBs zu interessieren und da gab es ja durchaus ein paar ungewöhnliche Designs, die ich mit dem Rahmen gerne aufgreifen wollte. Letzten Endes hat sich aber herausgestellt, dass die ECS gar nicht so ungünstig ist, weil das Unterrohr sehr lang ist und es so neben dem Steuerrohr sowie dem Tretlagergehäuse noch einen dritten Kontaktpunkt gibt, der das Ganze in Form hält.
Die ECS bzw. deren Abstützung bedingten außerdem ein T-47 Tretlagergehäuse, da nur dieses genug Platz bot, um die Idee zu realisieren. Zugleich sorgt dieses Gehäuse aber auch dafür, dass das Unterrohr über eine große Kontaktfläche bei der Verbindung mit dem Tretlagergehäuse verfügen kann und das Ganze so nochmals steifer macht.

An der Stelle möchte ich noch einschieben, dass der Hauptrahmen - was die Länge angeht - frei von irgendwelchen Zahlenspielen zustande gekommen ist. Das waren einfach nur einige Sessions auf dem Fitting Bike und dabei schauen, was sich für mich gut anfühlt. Die Zahlen, die dann beim Messen herauskamen, haben uns und auch mich selbst überrascht (510 mm Reach bei einer Körpergröße von gut 1,80 m). Klar, der Einsatzzweck war abgesteckt und zur Orientierung haben wir uns ein paar Rahmen aus dem Segment angesehen (auch wenn es davon zum Start des Projekts im Herbst/Winter 2019 nur einige wenige gab).

Wenn man so ein langes Rad baut, dann gibt das auch bei der Teileversorgung Hindernisse: Das Unterrohr ist ein Spezialteil von Reynolds, da die Standardrohre nicht ausreichend lang waren.

Aber weiter im Text: Der lange Reach trifft auf ein - in der Relation - extrem kurzes Sitzrohr von 420 mm Länge. Schiebe ich die Sattelstütze komplett ein und fahre den Sattel bis zum Anschlag runter, befindet sich der Sattel etwa in einer Höhe mit dem Reifen - das ist schon krass.

Jetzt kommt dazu, dass ich gerne viel Stack habe, daher das Steuerrohr von 120 mm Länge. Dadurch müsste das Oberrohr angewinkelt sein, um das Steuerrohr gleichmäßig abstützen und die Lasten, die durch den doch rech flachen Lenkwinkel entstehen, aufnehmen zu können. Das aber wiederum sorgt dafür, dass Überstandshöhe verloren geht. Werkzeug, um Rohre mit dem Durchmesser des Ober- bzw. Unterrohrs zu biegen, war nicht vorhanden.
Also wurde das Oberrohr so gerade wie möglich in Richtung Steuerrohr gezogen und mittels eines doch eher ungewöhnlichen Schnitts an das Unterrohr angepasst. Diese Schnittstelle sorgt für eine große Kontaktfläche zwischen beiden Rohren, die massig Lot aufnimmt und somit quasi ein "eingebautes" Gusset darstellt. Auf dem nachfolgenden Bild sieht man das ganz gut:

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Die beiden anderen Oberrohre kommen direkt aus den Ausfallenden und sind im Prinzip durchgehende Sattelstreben. Hier war die Herausforderungen, den beiden so einen Knick zu verpassen, dass sie das Steuerrohr an der richtigen Stelle treffen und so für eine bestmögliche Abstützung sorgen. Das ist gelungen, "Cruiser Kink" sei Dank. ;)

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Einen weiteren Kontaktpunkt zum Rahmen haben die Sitzstreben außerdem am Sitzrohr:

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Dadurch wird der Rahmen - trotz der immensen Länge - sehr verwindungssteif.

Außerdem mag ich Klunker und die Stilelemente dieser Art Bikes. Im Endeffekt ist die Shrednoodle also eine Hommage an 90er-Jahre Weird- und Whackyness und die ersten MTBs, gepaart mit einer modern-progressiven Geometrie.
Der Sitzwinkel ist mit 78,5° sehr steil, aber dadurch klettert das Bike wirklich sehr, sehr gut. Auch mussten die Kettenstreben mitwachsen und sind in der kürzesten Einstellung nun 440 mm lang (20 mm Verstellraum).

Zusammen mit der Trust Federgabel ergibt das ein Gesamtpaket, das mir extrem viel Vertrauen vermittelt und mit dem ich mich schon auf den ersten Fahrten (der Stapellauf war die letzten Tage in Finale) sehr viel sicherer gefühlt habe, als ich das von einem Bike erwartet hätte, das so anders ist als die, die ich gewöhnt bin. Ich würde es vielleicht als die Hardtail-Version den Frankentrail von Jens bezeichnen. Lustigerweise haben beide Projekt zu einer ähnlichen Zeit begonnen, aber bei mir hat es dann doch etwas länger gedauert, weil's eben ein Projekt mit Freunden war und wir alle noch andere Dinge zu tun haben und Corona kam ja auch noch dazwischen.

Ich habe schon bei zwei-drei anderen Bikes bei der Geometrie mitgeholfen und die Ideen, die ich hatte, haben in der Praxis gepasst. Umso glücklicher und auch stolz bin ich, dass ich auch für mich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Ich wollte ein Bike haben, dass mir in Situationen Sicherheit und Vertrauen vermittelt, in denen ich mich bisher nicht so wohlgefühlt und eher zögerlich agiert habe. Das habe ich bekommen. Außerdem habe ich ein Bike, dass absolut einzigartig ist und bei dessen Entstehung ich extrem viel lernen durfte.

Von daher habe ich für mich alles richtig gemacht und bin sehr, sehr happy. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es dem einen oder anderen vielleicht nicht gefällt.

Viele Grüße
Fabian
:daumen:
 
Zuletzt bearbeitet:
glaube, er meint die verlegung - ich finds fürchterlich 🤐
Gegen Klappern hilft das auf jeden Fall. Ich bin aber auch eher ein Freund von so kurz wie möglich.

Manchmal passen leider aber Abgang der Bremse und Dropper- und/oder Schaltkabel vom Winkel nicht zusammen.

Ist bei mir mit der DRT und der Nivo so. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Ggf. kann ich da mit dem Drall der Bremsleitung etwas machen, sodass sie sich nicht berühren.
 
die dropper- und HR-bremsleitung sind beide viel zu lang... und so festvwie die verbunden sind, hilft das auch beim umschlagen des lenkers nicht viel. die VR-bremse könnte nen ticken länger sein, dropperleitung dran, fertig. das sieht aus wie kraut und rüben 🙈
 
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