Pyrenäen-Cross 2023 (West-Ost)

isartrails

Kommentator
Registriert
27. Januar 2004
Reaktionspunkte
3.418
Ort
Rund um den Wörthsee
Nach meiner letzten ganz großen Durchquerung, einem Westalpencross 2019, haben wir heuer eine Durchquerung der Pyrenäen vom Atlantik ans Mittelmeer vor.
West-Ost, Ost-West? Ich hab viel recherchiert, auch hier im Forum, aber nicht nur, bei den französischen und spanischen Freunden gelesen, Tracks von den einschlägigen Portalen heruntergeladen und mich am Ende entschieden, auf den Spuren eines Klassikers zu wandeln: Von Georges Véron, sowas wie deren Pyrenäen-Heckmair, hat Mitte der 1980er-Jahre wohl die erste verbriefte Transpyr unternommen und darüber auf Editions Altigraph einen Guide veröffentlicht. Leider gibt's das Buch nirgendwo mehr (außer in der Bibliothèque Nationale in Paris und auf Amazon zu einem aberwitzigen Preis), aber viele französische Biker haben sich in der Vergangenheit an seine Spuren geheftet und sind die Tour (mit Abwandlungen) nachgefahren, so dass ein ganz brauchbares Routenstenogramm vorliegt.
Der Pionier brauchte damals 21 Tagesetappen für die Durchquerung, viele davon auf spanischen Territorium. Verständlich, so ganz ohne brauchbare Quellenlage, einem völlig ungefederten Bike und dem fahrtechnischen Können eines Allroundalpinisten, pardon Pyrenäenisten. Wir wollen es in 15 Tagen schaffen und ich habe natürlich den Anspruch, zumindest die Abwärtspassagen mit knackigen Singletrails aufzuhübschen (und dabei eng an der Originalroute zu bleiben). Veron hat später noch einen zweiten Pyrenäen-Cross in Ost-West-Richtung unternommen, dieser mehr in den französischen Vorpyrenäen und auch darüber einen Guide veröffentlicht, sowie mehrere Regionsführer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Prolog
1988 war ich zum erstenmal in den Pyrenäen. Damals mit dem Rennrad, ein paar Kumpels, die ich noch von der Schule kannte und wir wollten vom Mittelmeer zum Atlantik all die berühmten Pyrenäenpässe, die wir von der Tour de France kannten, bezwingen. Es sollte ein denkwürdiges Abenteuer werden, an das ich mich bis heute gut erinnere.
Begleitet wurden wir von einem VW-Bus, den täglich ein anderer fahren sollte. Bereits am zweiten Tag erklommen wir bei strahlendem Sonnenschein den Grenzpass Port d'Envalira, wo wir einen Blick auf Andorra erhaschen konnten. An einem Kiosk am Strassenrand zog ich mir eine Schale fettige Pommes rein und stürzte mich zusammen mit den anderen dann nordwärts in die Abfahrt nach Ax-les-Thermes. Von der Nacht im Hotel in Tarascon-sur-Ariège weiß ich noch, dass ich sie kotzend mit Dünnpfiff im Badezimmer verbracht habe. Die Ursache war wohl ein veritabler Sonnenstich. Ich weiß auch noch, wie ich erstaunt darüber war, dass die Pommes im Waschbecken quasi völlig unverdaut noch ihre ursprüngliche Form behalten hatten, obwohl sie den Weg durch meine Speiseröhre bereits zum zweitenmal hinter sich hatten. Weitere Details von meiner Lage auf der strategisch sehr günstig gelegenen Kloschüssel direkt neben dem Händewaschbecken erspare ich euch.
Selten hat mir ein Gebirge so schlagartig Respekt eingeflösst. Auf der 3. Etappe, die ich (wie auch noch die folgende) zusammen mit zwei anderen apathisch als Passagier im Begleitbus verbracht hatte, verreckte auch noch der Bus. Wir waren irgendwo vor Saint-Girons auf einer schmalen Bergstraße und der Motor machte keinen Mucks mehr, da konnte man mit dem Anlasser orgeln, so viel man wollte. Handies waren noch nicht erfunden. Also hielt unser Fahrer ein vorbeifahrendes Auto an, ich raffte mich zu meinem bestem Schulfranzösisch auf und erklärte die Lage, worauf der andere Fahrer versprach, den nächsten Abschlepp-/Rettungsdienst Bescheid zu geben. Eine Stunde später kam tatsächlich ein Peugeot dahergetuckert, darin ein Werkstattmeister und sein Gehilfe. Sie machten sich am Heckmotor des alten Bulli zu schaffen und diagnostizierten alsbald eine defekte Zündspule. Der Werkstattmeister versprach, ein Ersatzteil zu holen, ließ aber zur Sicherheit seinen Gehilfen bei uns zurück. Wahrscheinlich zu seiner Sicherheit, er wollte wohl verhindern, dass wir uns irgendwie aus dem Staub machten. Eine weitere Stunde später war er wieder zurück und gemeinsam bauten sie die neue Zündspule ein. Test, Anlasser, der Motor lief wieder und uns fiel ein Stein vom Herzen. Ich fragte noch, wo er denn auf die Schnelle eine Zündspule für genau dieses VW-Modell herbekommen habe und der Meister grinste nur und meinte, es sei vom Schrottplatz und aus einem Mercedes-Benz. Diese Spule würde ewig halten. Wir folgten nun mit dem wieder zum Leben erweckten VW-Bus dem Peugeot bis nach Saint-Girons in die Werkstatt, bezahlten brav die Rechnung (auch daran erinnere ich mich noch, es waren 300 Francs, also umgerechnet 90 DM!). Dann machten wir uns schleunigst auf den Weg zum Etappenziel, wo der radelnde Rest schon wartete.
Nach einem Ruhetag in Bagnères-de-Luchon war ich an Tag 5 wieder in der Lage aufs Rad zu steigen. Wir erklommen in den nächsten Tagen Peyresourde, Aspin, Tourmalet, Aubisque, Soulor, Marie-Blanque. Die steilen Sträßchen hatten sich mir ins Gedächtnis gegraben, so wie die Schafe, Kühe und Pferde, die diese Straßen bevölkerten, das Grün um einen herum. Ich gebe es gern zu, ich hab mich damals in die Pyrenäen verliebt - vielleicht auch, weil der Start unserer Beziehung holprig war. Blöd nur, dass die Geliebte so weit weg wohnte. Aber ich war mir sicher, ich würde wiederkehren.
 
Zuletzt bearbeitet:
VTT-Raid-Pyreneen.jpg
Das also ist die Vorlage, Georges Vérons "Bibel".
Le Raid Pyrénéen VTT de l'Atlantique à la Méditerranée
Es gab eine Ausgabe von 1992 und eine zweite aus dem Jahr 2000.
Der Klappentext wirbt:
Le Raid Pyrénéen VTT est une aventure fantastique que s'offriront tous ceux qui profitent de leurs loisirs pour pratiquer un sport de santé. Quelques amis, un peu d'entraînement, une bonne préparation... et cet ouvrage qui vous guidera pour trois semaines inoubliables de tourisme sportif hors du commun. A moins que vous ne préfériez déguster ce magnifique parcours, morceau par morceau, au fil des week-ends ou des petites vacances. Suivez le guide!
Le Raid Pyrénéen VTT utilise des chemins et des pistes les plus hauts que possible. Le parcours présenté est une traversée VTT des Pyrénées imaginée, décrite et, parait-il, expérimentée par Georges Véron. On notera qu'une très grande partie de cette traversée se déroule en Espagne

Die Etappenübersicht:
  • 01 Hendaye, Vera de Bidasoa: 20 km et 900 m de dénivelé
  • 02 Vera de Bidasoa, les Aldudes: 47 km et 1500 m de dénivelé
  • 03 Les Aldudes, Fabrica de Orbaitzeta: 35 km et 1300 m de dénivelé
  • 04 Fabrica de Orbaitzeta, Isaba: 55 km et 1300 m de dénivelé
  • 05 Isaba, Selva de Oza: 30 km et 1400 m de dénivelé
  • 06 La Mina (ou Selva de Oza), Somport (ou Candanchu): 24 à 30 km et 1100 m de dénivelé
  • 07 Candanchu, Panticosa: 42 km et 1300 m de dénivelé
  • 08 Panticosa, Torla (ou Broto): 36 ou 40 km et 1300 m de dénivelé
  • 09 Torla, Escalona: 42 km et 500 m de dénivelé
  • 10 Escalona, Plan: 28 km et 600 m de dénivelé
  • 11 Plan, Benasque: 38 km et 1000 m de dénivelé
  • 12 Benasque, Pont d'Arros: 45 km et 1600 m de dénivelé
  • 13 Pont d'Arros, Alos de Isil: 58 km et 1800 m de dénivelé
  • 14 Alos de Isil, Ribera de Cardos: 44 km et 1400 m de dénivelé
  • 15 Ribera de Cardos, La Seu d'Urgell: 60 km et 1400 m de dénivelé
  • 16 La Seu d'Urgell, Josa de Cadi: 44 km et 1400 m de dénivelé
  • 17 Josa de Cadi, Refuge de Rebost: 40 km et 1400 m de dénivelé
  • 18 Refuge de Rebost, Ribes de Freser: 37 km et 900 m de dénivelé
  • 19 Ribes de Freser, Camprodon: 32 km et 1000 m de dénivelé
  • 20 Camprodon, Coustouges: 48 km et 1200 m de dénivelé
  • 21 Coustouges, Le Perthus: 41 km et 800 m de dénivelé
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe im Vorfeld ziemlich viel recherchiert, nicht nur hier im Forum, sondern vor allem auf ausländischen Portalen (vttrack, singletrail.fr, wikiloc, openrunner, utagawa, um nur einige zu nennen). Hier im folgenden eine kleine Auswahl der Quellen, die mich länger beschäftigt haben, zumal diese meist auch aufwendige Tourenberichte und Fotos veröffentlicht hatten.

2005 heftete sich eine Gruppe Biker aus dem Hinterland von Cannes in 12 äusserst ambitionierten Etappen an Georges Vérons Spuren (http://pyrenees2005.free.fr/index.php?Presse).
Hier taucht auch zum erstenmal ein brauchbarer GPS-Track auf:
1 : Hendaye - Les Aldudes (63km - 2071m+)
2 : Les Aldudes - Isaba (82km - 2780m+)
3 : Isaba - Candanchu (46km - 2320m+)
4 : Candanchu - Torla (90km - 1480m+)
5 : Torla - Plan (79km - 3530m+)
6 : Plan - Plan Del Hospital (43km - 1700m+)
7 : Plan Del Hospital - Montgarri (68km - 2500m+)
8 : Montgarri - Ribera de Cardos (59km - 1620m+)
9 : Ribera de Cardos - Baga (132km - 3300m+)
10 : Baga - Camprodon (84km - 3280m+)
11 : Camprodon - Col de l'Ouillat (98km - 2760m+)
12 : Col de l'Ouillat - Banyuls-sur-mer (26km - 930m+)

2007 dann, unternahm eine Gruppe Biker aus Toulouse (VaRouler) in 15 Tagen diese Querung.
http://www.varouler.com/?q=vrgps&order=date&sens=asc&zone=TDP&dep=
Ebenfalls angelehnt an Véron, unternahmen zwei Franzosen, Phillippe und Pierre, 2008, diese Route in 15 Etappen:
https://www.randos-passion.com/la-traversee-des-pyrenees-en-vtt/
1Hendaye – Urdax49,901465 m5:16Cols des Poiriers 316 m Col d’Ibardin 317 m Col de Lizuniaga 229 m Col de Lizarrieta 441 m Col des Trois Bornes 521 m
2Urdax- Fabrica de Orbaitzeta71,402400 m7:39Col d’Otsondo 574 m Col d’Elhorrieta 831 m Col de Burdincurutcheta 1092 m Col de Lindus 1220 m Puerto de Ibañeta 1055 m
3Fabrica de Orbaitzeta – Isaba59,001302 m4:35Collado Ollokia 1326 m Puerto Lazar 1129 m
4Isaba- Aisa73,001795 m6:03Puerto Navarra 1295 m Puerto de Anso 1075 m
5Aisa- Biescas66,001401 m5:30
6Biescas-Torla50,601670 m4:40Collado de Tendenera 2330 m
7Torla-Plan75,40143 m5:54Col de Fanlo 1360 m
8Plan- Hospital de Benasque57,301952 m5:58Col de Sahun 1930 m Hospital de Venasque 1760 m
9Hospital de Benasque – Bagergue48,802020 m4:48Port de la Picade 2460 m Collado de Varrados 2040 m
10Bagergue – Ribera de Cardos76,381835 m6:41Coll de Campirme 2024 m
11Ribera de Cardos – La Seu d’Urgell71,401630 m6:00Col de So 1914 m Col de Bedet 1950 m Col du Lex 1690 m Col de Pou Col de Jou
12La Seu d’Urgell – Baga76,751928 m6:50Col de la Gent 1518 m El Collell 1845 m Coll de Torn 1920 m Col de la Balma 1600 m Col de l’Abena 1460 m
13Baga – Ribes de Freser58,171670 m5:15Col de la Gavarra 1620 m Refuge de Rebost 1640 m Col de la Bofia 1960 m Col de Pal 2080 m Collado del Pedro Collado de Toses
14Ribes de Freser – Maçanet93,002006 m7:22Collada Verda 1595 m Coll Pregon 1130 m Coll de la Boixeda Coll de Vernadell 1369 m Coll Roig Coll Dels Horts
15Maçanet – Banyuls82,971917 m7:43Coll de Manrella 720 m Col de l’Ouillat 936 m Col de l’Estaque 1023 m Col des Trois Hétres
1010,0726424 m90:14:00

Zwei Spanier, Sergi und Seb, machten sich 2011 auf den Weg. Ihre Doku findet sich hier: http://transpyr2011.blogspot.com/ GPS-Track

bzrjack, 2017, begnügt sich mit einem Track, ohne weitere Kommentare: https://www.openrunner.com/route-details/7885190

Florent (Betreiber des französischen singletrack-Portals) und Gwenn, 2019: http://www.singletrack.fr/sorties/j1-traversee-pyrenees,20190805111826.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Das also ist die Vorlage, Georges Vérons "Bibel".
Le raid Pyrénéen en VTT: De l'Atlantique à la Méditerranée Es gab eine Ausgabe von 1992 und eine zweite aus dem Jahr 2000.
Der Klappentext wirbt:
Das waren halt noch Männer- ohne Federgabel und ohne Helm....!
Unsere 4 Durchquerungen in Anlehnung an A. Zahn/ L.Stöckli/Stuntzi et al. kennst du. Insofern spare ich mir Geschwafel. Wenn du Fragen zu Übergängen hast....jederzeit und gerne .
Unsere Rundtour aus 2019? würde ich jederzeit mit kleinen Verbesserungen so wieder machen. Aber dafür braucht man 3 Wochen....
 
Mit den Pyrenäen kann man nix falsch machen... außer zu wenig Zeit mitbringen oder zu viel im französischen Regen statt in der spanischen Sonne zu fahren :).
 
Zurück
Oben Unten