Rehabilix - von El Hierro nach Barcelona

06.03. 07:10 Portimao, Frühstücksbar, 5m

Mein als Schlafplatz auserkorener Vogelfelsen war mir abends dann doch ein bisserl zu windig und ausserdem auch zu gesprenkelt. Muss ja nicht sein, am nächsten Morgen mit einem Dutzend lustiger weisser Häufchen auf dem teuren Daunensackerl aufzuwachen. Also schlaf ich lieber in einer aufgelassenen Ruine am Hafen, windgeschützt, blickgeschützt, warm und gemütlich.

Jetzt sitz ich in einer Hafenkneipe und such mir bei einem portugiesischen "Galau" (naja, der hier schaffts nicht zum Status eines vernünftigen Latte Macchiato) meinen Weiterweg. Die "Via Algarviana" beginnt im Ort Silves, nicht weit von hier etwas landeinwärts. Das Höhenprofil des gesamten Wegs reisst mich jetzt nicht so richtig vom Hocker, es pendelt ständig zwischen etwa einhundert und bis zu fünfhundert Metern hin und her. Na mal sehen...
 
@wildsauwilli, cool. brutale mörderdownhills sind genau richtig für crosscountryspecki :). anyway, danke für die info. hab mir jetzt aus dem netz mal drei Abwärtstracks bei Benalmadena gesaugt, da scheint wirklich was zu gehen.

Du hast doch noch nie richtig Rücksicht auf dein Material genommen:D und ich glaube du wirst dort auf deine Kosten kommen:daumen:
 
06.03. 12:00 Sao Bartolome de Messines

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Im Ort "Silves"...

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... bekommen Specki und ich den Segen der Conquistadores...

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... für unseren Weg auf der "Via Algarviana".

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Dann rollen wir in ständigem Wechsel hoch und runter über die Hügel...

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... und durch die Täler des algarvischen Hinterlands.

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Ein mehr oder weniger ansehnlicher Stausee markiert den optischen Höhepunkt des Trips.

Kurzfazit im Örtchen Messines nach dreissig Kilometern der Via Algarviana: Für Mountainbiker ziemlich öde, für Wanderer die Höchststrafe. Wer ausgefallene Weitwanderwege sucht, sei es zu Fuß oder auf dem bergtauglichen Aluross, der ist mit dem E4 in Kreta oder dem lykischen Weg an der türkischen Riviera weitaus spannender bedient.
 
Hab ich irgendwie schon befürchtet, als ich a paar Reiseradler-Bilder aus Spanien und Portugal gesehen hab.
Sieht in Spanien abseits der Gebirge wohl fast genauso aus.
Dann gibts jetzt halt mal a paar Retro-Downhills (kannst dir ja mal a 50er Ketenblatt montieren ;) und dazu noch ne pinke Bib! :D)
und die Landschaft sieht ja immer ganz hübsch aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich die Bilder seh, und an das Wetter gestern denke, könnt vich gleich abhauen. Bei uns hat es gestern noch mal 5cm Schneekacke runtergesifft. :mad:
Btw- vmanche wären froh, wenn sie solche Hügel in der Umbebung hätten.

Peter
 
An dem Stausee waren wir auch mal, naja, den kann man knicken. Jedenfalls kann man sich so ein Bild vom Inland machen.
Lagos und Albufeira hat Stuntzi nun ausgerechnet ausgelassen, ich haette mir stattdessen die Bettenburg Portimao geschenkt und diese beiden mal (wieder) besucht. Das ist eher algarvische Hochkultur.
Klettertechnisch haette sich sicher was im Westen nochgefunden, in Sagres, wo auch Heinrich der Seefahrer fuer spannnde Legenden gesorgt hat und die Klippen und Felsbruecken atemberaubende Anblicke bieten.

Fisch essen ist ein Muss, und zwar am besten am offenen Grill in einem der zahlreichen Freiluftrestaurants mit oder ohne Meeresblick.

Gruss
Waldkater
 
Lagos und Albufeira [...] Das ist eher algarvische Hochkultur.
Die Kultur dort treibt gelegentlich auch sehenswert-skurrile Blüten: als Riesenpinie oder -palme getarnte Handy-Masten z.B. Oder die Golf-Ressorts, die manchmal unwirklich wie Ufos wirken in der ansonsten vernachlässigten Pampa.
Beides kombiniert und kulminiert: Quinto, knapp nordwestlich von Faro.
 

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06.03. 20:00 Pension Bicuar in Olhao, 10m

Die "Via Algarviana" hat schon ausgespielt. Hab schon nach einem kurzen Vormittag keinen Bock mehr auf die grünen Hügel mit den holprigen Fireroads und langweiligen Wirtschaftswegen. Denkbar ödes Gelände für einen Weitewanderweg. Klar war das schon vorher abzusehen, aber man kanns ja mal probieren.

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Ich lasse mit von meinem elektronischen Kumpel eine Fahrradroute zurück zur Küste berechnen und gelange über Pisten und Minimalstraßen durch verlassene...

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... und nicht so verlassene aber immer recht hübsche Orte zurück nach Süden. Der Weg ist weit, die Hügel bleiben mir zunächst erhalten, ständiges hoch und runter knabbert an der Zeit.

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Als ich schließlich den wunderschönen "Cerro de Sao Miguel" erreiche, ist es schon spät am Nachmittag.

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Aber hier oben solls angeblich den einzigen(?) Singletrail an der Algarve geben. Untrügliche Zeichen weisen darauf hin. Ein bisserl muss ich mich durch Müll und Gestrüpp kämpfen, bis ich schließlich den Einstieg finde.

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Fiese Fallen im Wallride: Hat jemand mal ein paar Bretter übrig?

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Der Untergrund ist auch ansonsten etwas "eigenwillig".

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Diese Konstruktion hier ist allerdings durchaus stabil.

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Und auch ansonsten macht der gebastelte Downhill mit einigen schnellen Anliegern, kleinen Sprüngen und Steilstücken durchaus Spaß. Nach 250 Höhenmeter ist selbiger allerdings auch schon wieder vorbei.

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Ich rolle weiter bergab und erreiche, etwas platt, im letzten Tageslicht die Küstenstadt Olhao, wo mich das Empfangskommitte bereits erwartet.

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120km und 2000hm für zehn Minuten Trail... Welcome to Portugal :)

Bei einer Doppelportion Eis am Lagunenstrand von Olhao ertappe ich mich beim surfen auf booking.com. Warmduscherzorro strikes again, eine kleine Pension ist schnell gefunden und ebensoschnell bezogen. Heiße Dusche, Küche mit Free Leftover Food, ein großes bequemes Bett, Fernseher, herrlich! Der freundliche australische Chef will mit zwar dringend diverse Fischrestaurants und Bars zum ausgehen ans Herz legen, aber das läuft bei mir etwas anders. Ich hänge sonst als Draussenschläfer sowieso die ganzen Abende in irgendwelchen Kneipen ab. Wenn ich dann schon mal mein eigenes Zimmer hab, dann bleib ich da auch drin. So lang wie möglich!
 
07.03. 07:15 Pension Bicuar in Olhao, 10m

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Morgensonne über den Dächern von Olhao.

Scheint mir ein ganz netter Ort zu sein, dieses Olhao. Gestern hatte ich irgendwie keinen Saft mehr zum Erkunden, aber heut morgen werd ich sicher ein bisserl durch die schmalen Gassen der Altstadt trailen. Und dann? Zurück nach Spanien glaub ich.
(
 
FYI, ich habe die Karte mal etwas gefixt, es gibt jetzt wieder die verlinkten Tagesarchive usw.
 
Wenn du nach Spanien zurückfährst, könntest du nach Ceuta übersetzen und das Riffgebirge erkunden.
Da gibt es derfinitiv Trails, ich weis das eine engl. Bikestation aus Monachil bei Granada dort im Winter Touren anbietet.

ray
 
Wie immer stuntzi, grandiose Bilder, super geile Videos und gelungene Bildunterschriften! Es macht wieder Spass ins Büro zu kommen! :-D
 
Zuletzt bearbeitet:
07.03. 11:00 Fusetas, 10m

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Heut geh ich die Sache mal ein bisserl ruhiger an, ist ja schließlich ein REHAbilix. Die lange Etappe gestern mit dem grusligen Höhenprofil hat doch ein wenig geschlaucht. Auf der Radroute "Ecovia 1" folge ich der Algarveküste nach Osten. Teils ist das Wegerl gut markiert, ...

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... teils ist die Routenfindung allerdings auch noch etwas "abenteuerlich". Wohl noch nicht ganz fertiggestellt, die gute Ecovia.

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Die Algarve ist auf diesem Stück ziemlich leer und völlig "untouristisch", ...

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... aber trotzdem sehr hübsch.

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Im Ort "Fusetas" ists Zeit für eine Pause zum Brunch. Hab zwar mehr oder weniger grade eben in Olhao erst groß gefrühstückt, aber mir gefällts hier irgendwie.

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Außerdem brutzelt die Sonne schon wieder deutlich spürbar vom Himmel, mein Mitfahrer verlangt nach einem Hut. Taugt vielleicht auch als Helm, wenn ich doch irgendwann mal wieder einen Trail finden sollte.
 
Wie wäre es hiermit (könnte spannend und schön sein):

http://www.transpyr.com/2012/en/02.html

TRANSPYR TRAVESÍA DOS MARES joining the Mediterranean with the Atlantic in just 8 days of mountain biking, is available only to highly trained cyclists. The route generally seeks to use the minimum of tarmac ways and roads. Incorporates some tough climbs, technical sections, but even momentarily not cyclable but particularly playful, and sometimes in order to make viable the minimum average speed at some stage you can advance by small local roads always with very little motor traffic.
 

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07.03. 15:00 Villa Real de Santo Antonio , 2m

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Vom gemütlichen Dorfplatz in Fusetas komm ich nur schwer weg.

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Aber ein paar Kilometer weiter gibts ja auch leckeres Futter. Obstsalat und anderthalb Liter frischen Osaft aus der Highspeedpresse: sooo lecker und sooo süß. Singletrails haben sie vielleicht keine die Portugiesen, aber die Orangen an der Algarve sind einfach gut.

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Ein wenig übervitaminisiert radle ich weiter auf der "Ecovia". Pisten, kleine Straßen, später noch ein schnupprig duftender Pinienwald bringen mich schließlich nach Villa Real de Santo Antonio am Grenzfluss zu Spanien.

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Hier fang ich mir erst mal mein Mittagessen. Mahlzeit.
 
Moin und grüß Gott!

nach ca 3 Jahren stummen Mitlesens ein herzliches Dankeschön für Deine tollen Berichte!
Struntzi, Du bist ein echter Knüller!
Portugal hat noch viel zu bieten, wenn auch vielleicht nicht die Spitzen-Trails.
Die Gegend um Setubal bis nach Sesimbra hat eine tolle Landschaft und auch ein paar schöne Strände.

Herzliche Grüße aus der norddeutschen Tiefebene

bardenbiker aus Bardenbike
 
07.03. 23:00 Auf der "Via Verde Litoral" etwa 20km vor Huelva, Spanien, 40m

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Nach der Überdosis Obst- und Osaft-Vitamine heute wird in Villa Real etwas Zucker nachgefüllt. Irgendwie muss das Verhältnis ja stimmen. Danke übrigens an den Spender dieser Leckerlis: verdammt süß und schmackhaft, das Portugiesengebäck!

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Am späten Nachmittag nehm ich das kurze Schifferl über den Grenzfluss nach Ayamonte in Spanien und verkrümel mich damit nach nur zwei Tagen aus Portugal. Naja: ein sehenswerter Strand bei Portimao, ein paar nette Örtchen unterwegs, viele grüne Hügel mit vielen Pisten und Upanddown-Overkill, ein guter aber viel zu kurzer Trail, eine nette Radwanderstrecke an der Algarvenküste entlang von Olhao nach Villa Real. Das wars.

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Zurück in Spanien, nehme ich mit sinkender Sonne die "Villa Verde de Litoral" in Angriff. Eine abgebaute Bahnstrecke dient hier dem Radler als ganz hüsche und verkehrsfreie Route nach Osten.

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Um das letzte Tageslicht möglichst gut zu nutzen, weiche ich ab und zu auf die Straße aus. Ist aber ziemlich viel los in der Dämmerung, der "Heimreiseverkehr" der lokalen Nutztiere von ihren Weideplätzen in die Ställe hält mich ein ums andere Mal auf.

Macht nix, ist ja Vollmond heute. Also reiss ich noch ein paar Kilometer als Nightride runter. Möchte heute noch möglichst weit nach Osten kommen, um dann morgen in Huelva zu frühstücken. Die Nachtreiterei ist ja schön und gut und macht auch ansonsten eher langweilige Strecken etwas aufregender, vor allem wenn die Wachhunde der zahlreichen Bauernhöfe unterwegs wie aus dem Nichts aus nächster aber finstrer Nähe plötzlich zu bellen beginnen. Aber jetzt im Frühfrühling wirds selbst in Andalusien des Abends doch leider empfindlich frisch. Also halte ich alsbald Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz.

[flv16=titelfotourl]http://www.alpenzorro.de/rehabilix/data/huelva-schlafplatzsuche.mp4[/flv16]
Gar nicht so leicht, meist ist links und rechts von mir alles eingezäunt oder sehr gestrüppig. Auf einem Wassertank einer Orangenplantage werde ich schließlich fündig. Nackig machen und trotz frostiger Kälte waschen, alle Klamotten an, dann schnell ab in den Schlafsack. Noch eine Tüte Chips als Dinner, dann den Reißverschluss zu und die Gruselgeschichte eingeschaltet. Gute Nacht allerseits.
 
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