Rennbericht eines Anfängers: Waldhaus Bike Marathon 2022

Registriert
4. Oktober 2019
Reaktionspunkte
521
Bericht vom Waldhaus Bike Marathon 2022 aus der Perspektive eines blutigen Anfängers:

Bei bestem Wetter fand heute der Waldhaus Bike Marathon statt, nachdem meines Wissens nach zwei Jahre durch Corona keine Durchführung möglich war. Da ich in der Nähe wohne, bin ich "by fair means", also mit dem Bike, angereist. Das war ein Fehler, aber dazu später mehr.
Hoffnung auf eine gute Platzierung brauchte ich mir nicht zu machen. Nicht weil es mein erstes Rennen überhaupt war, sondern weil ich wusste dass die Form so gar nicht passt. Als Mittdreißiger mit ca. 1,80m und 77kg schleppe ich derzeit mindestens 10 Kilo zuviel mit mir rum. Nach der Geburt des ersten Kindes letztes Jahr kam zudem das Radfahren in den letzten Monaten deutlich zu kurz. Das Bike ist als Alu-Hardtail mit 3-fach Schaltung auch nicht mehr der neueste Schrei und wiegt ca. 13kg. Aber man ist ja Optimist, auch wenn es dazu keinerlei Anlass gibt...

Bei der Anfahrt musste ich ein wenig auf die Tube drücken, da ich noch die Startnummer abholen musste. Dann mussten unterwegs auch noch die plötzlich losen Cleats wieder befestigt werden. Ich kam also nach ca. 10km, die hauptsächlich bergauf gingen, schon zu warm gefahren am Startbogen an. Startnummer abholen,kurz auf Toilette und die Wasserflasche nochmal mit Wasser gefüllt. Meine Einschätzung mit dem vierten Startblock von Vieren war eigentlich sicher,aber als der dritte Startblock aufgerufen wurde,waren quasi keine Teilnehmer mehr da für einen vierten Block. Also einfach losgefahren,der Transponder richtet es ja.Auf den ersten Kilometern ging es gleich in ein paar kurze fiese Anstiege. Dabei sortierte sich das Feld wie eine Karawane. Nachdem man die B500 unterquert hatte, ging es dann in die ersten Abfahrten. Ich war in den Anstiegen schon gut im roten Bereich,was regelmäßige Blicke auf den Pulsmesser bestätigten. Auf der Abfahrt hatte ich dann zwei Probleme: Der lose und scharfkantige Schotter im Südschwarzwald macht es nicht ratsam,zu hohe Reifendrücke zu fahren. Meine Reifen waren aber ziemlich prall,um auf Asphalt gut voran zu kommen. Es kam dazu,dass bei dem Rad eine Suntour Raidon Gabel verbaut ist. Im Vergleich mit einer Rock Shox Recon am anderen Rad federt die für mein Gefühl null. So hatte ich auf den Abfahrten kein großes Vertrauen in die Reifen und die Schläge taten ihr Übriges. Abwärts ging es also relativ langsam. Die anderen mit ihren Fullys ließen es dagegen teilweise krachen. Da ich mir aber dachte, dass das Rennen bei den Amateuren wohl eher am Berg entschieden wird,war ich noch entspannt. So bei Kilometer 8 hatte ich das Hinterrad einer Dame gefunden, die mit ihrem Fully schön rhythmisch bergauf fuhr und zügig bergab. Da konnte ich ihr meist nicht folgen, nur an den Anstiegen habe ich mich wieder hinter sie geklemmt. Das ging auch relativ gut, aber aus dem hohen Pulsbereich kam ich nicht raus. Noch gings mir aber ganz gut damit, so dass ich mich ein paar Höhenmeter nach einem blöden Kettenabwurf an einem relativ steilen Stück (gegen Ende der Schleife rechts der B500) von der Dame und einer kleinen Gruppe um sie herum lösen konnte. Bis zur ersten Verpflegung trat ich dann kräftig weiter und hielt dort nur kurz an für ein Füllen der Flasche und ein kleines Bananenstück. Danach war klar dass die längsten Anstiege und Abfahrten vorbei sind. Aber es folgte der zweite,wellenförmige Teil links der B500. Der ist identisch mit der Kurzstrecke.
Am Anfang dieses zweiten Teils waren noch einige Fahrer hinter und vor mir. Mein Plan war, den zweiten Teil zügig anzugehen und die Lücken nach hinten wurden tatsächlich größer. Die nach vorne allerdings auch 😉 Nachdem ich einen Fahrer vorbei gelassen hatte,fuhr der in ca. 100m vor mir. Vor ihm in ca. 100m fuhr wiederum eine Fahrerin. Das ging eine Zeitlang so durch den Wald auf Schotter dahin,bis ich merkte, dass ich den beiden immer schlechter folgen kann.In den Abfahrten schüttelte es mich jedes Mal durch und nach den Anstiegen bekam ich einfach keine Kraft mehr aufs Pedal. Mir gingen einfach die Reserven aus. Obwohl ich diesen Teil der Strecke schon mal rückwärts gefahren war, wurde meine Performance immer schlechter. Merken konnte ich es daran, dass von hinten langsam immer mehr Fahrer kamen, die ich ohne Gegenwehr vorbeiziehen lassen musste. Mit der Zeit tat auch der Hintern immer mehr weh und der Nackem schmerzte. Schätzungsweise 2km vor der zweiten (und letzten Verpflegung) war dann klar,dass ich mich zwar hätte richtig quälen können, dabei aber vermutlich Gefahr gelaufen wäre, aufgrund meiner schlechten Grundkonstitution mit Krämpfen zu enden. Ich hätte das Rennen dann vielleicht aufgeben müssen. Also blieb mir keine andere Wahl,als in den kleinsten Gängen ums Überleben zu kämpfen. Das ging halbwegs gut, aber von hinten kamen weitere Fahrer,die ich zuletzt im ersten Teil des Rennens gesehen hatte. Offensichtlich hatten sie sich die Strecke besser eingeteilt bzw. waren doch viel besser in Form.
Erst als ich auf den letzten Asphalt-Abschnitt kam und wusste, dass das Rennen gleich vorbei war,ging ich nochmal aus dem Sattel und fuhr dann mit 2:38h im Ziel ein.

Die Auswertung meiner Garmin-Uhr mit Brustgurt ergab,dass ich das Rennen mit einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 166 gefahren war. Dementsprechend war ich stehend k.o. und musste mich erstmal neben Kind und Mutter ins Gras setzen.
Trotzdem habe ich das Ganze genossen und hatte einige nette Erlebnisse auf der Strecke.

Fazit:
Ich werde es wohl wieder tun. Nächstes Jahr muss ich aber im Vorfeld deutlich mehr trainieren und das Rad besser einstellen. Auf Dauer wäre für solche Veranstaltungen wahrscheinlich ein Down Country-Fully mit weniger Gewicht und moderner Schaltung zwecks Komfortsteigerung eine sinnvolle Investition, aber heute lag es sicher nicht am Bike, dass gegen Ende nichts mehr ging. Nur im anaeroben Bereich zu fahren verträgt sich einfach nicht mit einer schlechten Vorbereitung. Wäre die Strecke noch länger gewesen, hätte ich mit mit Sicherheit Probleme bekommen.

Danke jedenfalls an den Veranstalter, dass es das Rennen dieses Jahr wieder gab! Die Starterzahlen waren leider geringer als in den vorherigen Ausgaben, aber ich hoffe, dass sich das nächstes Jahr wieder ändert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst Glückwunsch zum Abschluss des ersten «Rennens».

Auf Dauer wäre für solche Veranstaltungen wahrscheinlich ein Down Country-Fully mit weniger Gewicht und moderner Schaltung zwecks Komfortsteigerung eine sinnvolle Investition,

Der WBM findet zu 99.9% auf Forstwegen statt. Das ideale Bike wäre heute ein Gravelbike, oder wie bisher ein leichtes Hardtail mit max. 100mm Federweg. Sicher kein Fully.
 
Danke für die Glückwünsche! Bezüglich des Bikes: Meine Knie sind vorgeschädigt und meine Wirbelsäule hat auch schon ein klein wenig was mitgemacht. Da ist es auch auch auf Waldwegen doch noch einen Ticken angenehmer mit einem Fully. Ein potenzielles Down-Country-Fully soll ja nicht nur für Marathons herhalten,sondern vielleicht irgendwann mal für einen Alpencross und für die komfortable Tour am Wochenende.
Vermutlich werde ich mich aber demnächst einem Radverein anschließen und dann schau ich mal ganz entspannt, in welche Richtung es geht. Training für Rumpf und Nacken wäre natürlich auch sinnvoll.
 
Danke für die Glückwünsche! Bezüglich des Bikes: Meine Knie sind vorgeschädigt und meine Wirbelsäule hat auch schon ein klein wenig was mitgemacht. Da ist es auch auch auf Waldwegen doch noch einen Ticken angenehmer mit einem Fully. Ein potenzielles Down-Country-Fully soll ja nicht nur für Marathons herhalten,sondern vielleicht irgendwann mal für einen Alpencross und für die komfortable Tour am Wochenende.
Vermutlich werde ich mich aber demnächst einem Radverein anschließen und dann schau ich mal ganz entspannt, in welche Richtung es geht. Training für Rumpf und Nacken wäre natürlich auch sinnvoll.
Gratuliere zum erfolgreichen Rennen, lg
 
Zurück
Oben Unten