Hier auch mal ein Bericht von mir zum int. Spessart-Bikemarathon in Frammersbach (Mittelstrecke):
Nachdem es mit der geplanten Anreise am Vortag bei mir leider nicht geklappt hat, klingelte der Wecker am Sonntag unwirklich früh und ich machte mich im halb-wachen Zustand auf den Weg nach Frammersbach. Richtig wach wurde ich erst auf dem Gerumpel, was man kurz vor Frammersbach als Bundesstraße ausgewiesen hatte.
In Frammersbach angekommen (oder besser gesagt auf einer Wiese 2 km weit weg am Ortsausgang) liefen mir beim Startunterlagen holen erst Kris und Karsten über später Tobi über den Weg. Im Startblock später entdeckt ich knapp hinter mir Jürgen und immer wieder huschte irgendwo ein Teamtrikot vorbei. Das war schon ein ganz ordentliches Aufgebot da am Start!
Das Ziel für mich war eigentlich nur Kräfte dosieren und ankommen. Da ich seit letztem Jahr aufgrund chronischem Zeitmangel und dem daraus resultierenden schlechten Form-Zustand eigentlich nur Kurzdistanzen gefahren war, war das Rennen über 65 km und 1700 hm für mich der Test, ob ich die Teammeisterschaft in Albstadt überhaupt schaffen könnte.
Dementsprechend stellte ich mich in den Startblock eher gegen Ende und auch beim Start durch Frammersbach kam bei mir keine renntypische Anfangshektik auf. So ging es in den ersten Berg rein und nach dem ersten Sortieren ging es eigentlich ganz passabel vorwärts. Etwa auf der Hälfte sah ich am Ende der Gruppe vor mir dann ein Teamtrikot auf mir nicht bekanntem Rad leuchten und ich beschloß mich lieber an dieses Hinterrad zu hängen und stellte mich Mathias (wie ich dann erfuhr) kurz vor. Wie oft wir uns im Rennen überholt haben, weiß ich gar nicht mehr. Kurz nach dem Zusammentreffen (oder vielleicht auch schon länger?) setzte sich Jürgen wiederum an mein Hinterrad und zu dritt ging es bergauf zum ersten Downhill.
Ich hatte gehört, daß die Frammersbacher Strecke technisch nicht besonders schwierig sein sollte und das traf auch zu, allerdings hatten die Holper-Schneisen, die es meist runter ging, aufgrund des Licht- und Schattenspiels und einigen Löchern doch ein paar Adrenalin-Schübe zu bieten. Typischerweise sah man im ersten Downhill auch wieder viele Flaschen liegen und während ich innerlich nur den Kopf schüttelte, wie man so schlechte
Flaschenhalter montieren könnte, schließlich hatte ich noch nie bei einem Marathon eine Flasche verloren, stellte ich beim nächsten Blick nach unetn fest, daß auch ich eine Flasche verloren hatte. Toll! Naja immer mal was Neues und schließlich mußte ich bergauf dafür ein paar Gramm weniger schleppen. Bergauf fuhr mir dann Jürgen weg, den ich leider erst später am Streckenrand bei der Betreuung bei der Betreuung unserer gestürtzen Teamgefährtin Tanja aus dem Augenwinkel (gute Besserung!) sah. Mathias sah ich noch ettliche Male, wie auch bei disem Bild aus der Anfagsphase, das die Teamdominanz
gut unterstreicht:
Mathias vorn, ich dahinter und Staphan (warum?) am Streckenrand
Das weiter Rennen war schwer einzuschätzen. Nachdem ich Anfang das Gefühl hatte, ganz gut unterwegs zu sein, schmolz diese Vermutung in der Rennmitte dahin, als wir vom zweiten Block aufgefahren wurden und ich daher praktisch ständig überholt wurde. Außer Mathis und ein paar immer wieder zu sehende Trikots aus der direkten Umgebung im ersten Block blieben nicht viele Orientierungshilfen. Ich hatte etwas Tempo raus genommen und versuchte, mit GA2-Frequenz und hoher Kadenz zu fahren, um nicht zu übersäuern und noch Kraft für den viel beschworenen Grabig zu haben. Auf den hatte ich mich extra mit einem von der Stiegung ähnlichen Anstieg bei uns im Taunus vorbereite, wobei ich den halt nie nach 55 km gefahren war. Nach ein paar weiteren Bergen, Holperdownhills, zwei sehr guten Verpflegeungsstellen und einem tollen Blick vom Stausee kam er dann: Der Grabig! Würde ich ihn schaffen oder er mich? Und wie lang war die Steigung danach? Nach der Cola-Station gng es schnell über Asphalt durch Frammersbach bergab und auf einmal sah ich, wie der Fahrer vor mir nach dem Bremsmannöver anscheinend mit
100% Steigung nach rechts ab bog!
Also zwar gebremst, aber noch so viel Schwung wie möglich mit um die Kurve genommen und gleich mal den kleinsten Gang eingelegt und auf ruhige Atmung konzentriert. So ging es erst mal überraschend einfach und die Stimmung an der Frammersbacher Party-Meile war erwartungsgemäß gut, den Grabig an sich hätte ich mir allerdings schlimmer vorgestellt. Hier überigen ein schönes Bild von Kris am Grabig, der da gleich zwei Mal hoch mußte/durft:
Da der Berg nicht so schlimm war und ich mit meinem kleinsten Gang von 26/36 und der Bestrebung, die Trittfrequenz in erträglichen Bereichen zu halten, schnell auf andere Fahrer auflief, überholte ich hier völlig entgegen meinen Erwartungen ettliche Fahrer, kurz vor dem Hauptweg sogar eine ganze Gruppe! So motiviert sollte der letzte Berg namens Eichberg doch auch locker zu schaffen sein, dachte ich. Danach ging es ja nur noch runter, also war das Rennen doch jetzt eigentlich schon geschafft, oder? Aber das blöde Ding von einem Berg wollte einfach nicht enden. Zäh wie Leder kroch ich gerauf und die Füße begannen zu brennen. Als ich endlich Licht am Ende der Forstautobahn sah und den Gipfel nahen ahnte, erwartete mich oben ein Schild in Kombination mit einem Abbiegepfeil: Uphill! Noch mehr!?! Ein Blick auf den Höhenmesser und ie Karte im
Edge 705 sagte mir aber nun, daß es wirklich nicht mehr weit war und daher ging ich nach der Devise "Lieber kurz und schmervoll, als länger leiden" ins letzte Steilstück und überholte einige Leute, die ich am Grabig noch überholt, auf der Forstautobahn dann aber wieder ziehen lassen mußte, zum zweiten Mal. Bergab wurde es dann wieder frammersbachisch-holprig, aber außer ein paar Idioten, die sich ohne Ankündigung im Zentimeterabstand auf unmöglich Linien an mir vorbei zu schieben versuchten, ging es ziemlich glatt bergab. Es reichte noch für einen kurzen Zielsprint, um noch zwei Verfolger zu distanzieren, dann war aber Feierabend.
Wie ich nach der Zieldurchfahrt feststellte, hatte ich mir zwar die Kraft gut eingeteilt und bis auf zwei kurze Andeutungen auch keine Krämpfe gehabt, aber im Ziel konnte ich trotzdem kaum noch stehen. Aus mir immer noch nicht bekannter Ursache (wahrscheinlich falsche Cleat-Position) hatte ich starke Schmerzen an den Fußaußenseiten und bewegte mich nicht gerade anmutig über die heiße Festweiese zum Verpflegungsstand, wo ich mir dann ein alkoholfreies Bier krallte und mich nach einem Schattenplatz umsah. Dort entdeckte ich dann unser Lazarett bestehend aus Karsten und Tobi, die dank
Helm trotzdem noch lächeln konnten, auch wenn sie etwas rampuniert aussahen. Auch hier weiterhin gute Besserung!
Eigentlich wollte ich dann erst mal nur sehen, ob ich mit meinen rampunierten Füßen bis zum 2 km entfernten Auto komme und dann wieder kommen und noch nach den ettlichen anderen Teamkollegen ausschau halten, aber endlich am Auto angekommen und nach hinkend-hüpfend verstautem Rad hielt ich es dann doch für sinnvoller, zu Hause die Füße hoch zu legen. Schließlich arbeite ich viel stehend und in dem Zustand wollte ich auch nicht unbedingt quer durch die Festwiese laufen.
Naja, so hat dank mir wenigstens unsere Nationalelf gewonnen (die schießne nämlich immer nur Tore, wenn ich zu Hause bin) und ich konnte heute wieder stehen und gehen. Am Samstag verlieren wir aufgrund der o.g. These daher übrigens leider gegen Argentinien, da ich zu der Zeit im Auto unterwegs zum künftigen Weltmeister nach Holland sein werde, um dort etwas zu biken (ja das geht auch in Holland) und mir die TdF live anzusehen.
Fazit: Frammersbach war von der Strecke her zwar nicht mehr als Durschnitt, aber die Stimmung im Ort, die sehr gute Organisation und an jeder Ecke ein bekanntes Gesicht ergab eine schöne Mischung, die mir trotz Fußproblem und erwartungsgemäß schlechter Platzierung (728/1012 in 3:55:01) sehr gut gefallen hat.