Richtig Bremsen

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Hallo zusammen,

bin beim Thema Bremsen mehr als nur verunsichert. Hatte bisher immer zu 90% Vornde, 10% Hinten gebremst (Fahrschule Motorrad).

Fahre jetzt seit 2 Jahren MTB, davor Rennrad und seit diesem Jahr fahre ich im Verein. Hatte dabei anfangs immer Schwierigkeiten auf Schotterstrecken in Kurven und im Steilen allgemein mit den anderen mitzuhalten.

Bis mir 2 Mitfahrer geraten haben mehr hinten zu bremsen, da ich da mehr Kontrolle hätte. Seitdem komme ich tatsächlich besser durch die Kurven und durch richtig steiles Gelände (hier allerdings eher langsam).

Mit dem Herbstwetter hat sich die Sicherheit allerdings wieder ins Gegenteil gedreht, rutsche jetzt zu schnell mit dem Hinterrad weg.

Hab jetzt natürlich viel hier gelsenn und hier steht ja wieder alles mit der Vorderen zu machen.

Frage: Warum habe ich dann vorallem auf Schotter und vor den Kurven mit der Hinteren ein besseres Gefühl? Falsche Position auf dem Bike?

Danke schonmal für eure Hilfe.
 
Das ist allein eine Frage der Physik. Die Haftungsgrenze ist abhängig vom Untergrund, dem Reifen und der Vorderradbelastung.
Hast du diese Haftungsgrenze erreicht, schmiert vorne weg. Das spürt man auch und fühlt sich so unsicherer.
Dadurch das du praktisch ausschließlich vorn bremst nutzt du das HR garnicht und hast somit zum Unsicherheitsgefühl auch noch weniger Bremsleistung.
Der Trick ist nun einfach die Bremsleistung soweit nach Hinten zu verlagern, dass du auch die maximal mögliche Haftungsgrenze hinten auslotest. Das geschieht nicht nur durch stärkeres Bremsen, sondern auch durch Gewichtsverlagerung.
ABER ACHTUNG - Entlastung des VR reduziert auch dessen Haftungsgrenze.
Auf Asphalt mit dem Motorrad ist das halt was völlig anderes. Mit steigendem Bremsdruck steigt sogar noch die Haftung, da halt nix wegrutschen kann. Bevor die Haftunggrenze erreicht ist, hebt das HR ab. Auf losem/nassen Untergrund sieht das wieder anders aus, da musste dich auf dem Motorrad auch anders verhalten. Dir fehlt hier allerdings die Möglichkeit der Gewichtsverlagerung.
 
Ok, verstehe ich soweit. Aber dann wundert es mich, warum hier zu lesen ist, dass die VR zu 90% eingesetzt werden soll und die HR eigentlich so gut wie nicht oder nur unterstützend zum Einsatz kommt.

Eigentlich würde das doch bedeuten, dass ich je nach Untergrund und Neigung variabel die Bremskraft verteile, wenn auch mit möglichst wenig Druck auf dem HR. Richtig?
 
frage in die runde, mein bremskraftmessgerät ist defekt. Mir wird nicht mehr angezeigt ob ich nun 93% V 7% H bremse oder 60% V 40% H. Hat einer von euch einen tip?


;) ;)
Soll heißen: Einfach mal mit gefühl fahrradfahren gehen und schauen = probieren was am effektivsten ist. Wenn man hier durch das Forum liest, glaubt man, Fahrradfahren ist eine angewandte Physikalisch - Sozioökonomisch - Psychologisch - Biomechanische Wissenschaft.
 
Ok, verstehe ich soweit. Aber dann wundert es mich, warum hier zu lesen ist, dass die VR zu 90% eingesetzt werden soll und die HR eigentlich so gut wie nicht oder nur unterstützend zum Einsatz kommt.

Eigentlich würde das doch bedeuten, dass ich je nach Untergrund und Neigung variabel die Bremskraft verteile, wenn auch mit möglichst wenig Druck auf dem HR. Richtig?

Das du vorne mehr Bremsen sollst, liegt einfach daran, dass die Vordere eine höhere Bremsleistung hat als die Hintere.

Schau dir mal ein paar Videos an, durchs Bremsen geht man nach vorne und der Druck aufs Vorderrad wird größer, somit die Haftung und man steht schneller.

Es heißt aber nicht, dass das immer anwendbar ist.
Man muss es den Gegebenheiten anpassen, sonst fliegt man.

Ich bremse vor der Kurve mit beiden Bremsen, so lange der Lenker noch gerade steht, in der Kurve, falls noch notwendig, nur mit der Hinteren.
Teilweise, vor allem auf nassem Laub, bricht das Hinterrad dann aus und es entsteht in kleiner Drift, den es zu kontrollieren gilt.

In der Theorie sollte man immer so bremsen, dass man vor der Kurve dir richtige Geschwindigkeit hat, praktisch geht das nicht immer.
Dies wird einem von jedem Fahrlehrer, egal mit welchem Fahrzeug, empfohlen. (nein ich bin kein Fahrlehrer)
 
frage in die runde, mein bremskraftmessgerät ist defekt. Mir wird nicht mehr angezeigt ob ich nun 93% V 7% H bremse oder 60% V 40% H. Hat einer von euch einen tip?


;) ;)
Soll heißen: Einfach mal mit gefühl fahrradfahren gehen und schauen = probieren was am effektivsten ist. Wenn man hier durch das Forum liest, glaubt man, Fahrradfahren ist eine angewandte Physikalisch - Sozioökonomisch - Psychologisch - Biomechanische Wissenschaft.

Haha :D. Mir ist schon klar, dass das nicht so genau zu sagen ist. Frage ist halt nur warum mir geraten wurde fast ausschliesslich die HR zu nutzen, dass steht halt im krassen Gegensatz zu 40% - 100% VR
 
Ganz einfach, weils vermeidlich sicherer ist.

Wenn dir das hinterrad blockiert, passiert nicht so viel v.a. auf der geraden. Blockiert dir das VR, gehört schon bissl gefühl und balance dazu dann immer noch geradeaus zu fahren. (Probiers mal auf schnee/eis).

Das man aber mit der Vorderradbremse (dynamische gewichtsverlagerung bla blubb) deutlich besser/stärker bremsen kann, weil die haftungsgrenze durchs gewicht deutlich über der des hinterrades liegt, wird bei der überlegung völlig vernachlässigt.
 
Wobei man noch bedenken sollte, WENN das Vorderrad blockiert geht es eh nur noch gerade aus...das wäre in einer Kurve an sich extremst ungünstig.

Alles eine Frage der Dosierung, glaube da gibt es auch kein Rezept für das man sagen kann SO muss du da jetzt genau bremsen.

Denke auch der Kernpunkt ist eine Kurve richtig einzuschätzen und die Geschwindigkeit vorher anzupassen...ich mache es aber auch so das ich vor der Kurve halt schon recht stark reinlange dafür halt die Bremse nicht lange leicht schleife und wenn ich in der Kurve bremsen muss kommt es halt auch drauf an... viel nass oder rutschig bin ich mit der vorderen auch extrem vorsichtig, weil wie gesagt wenn blockiert wirds stumpf gerade aus gehen.

Mfg Dirk
 
ich würde (beim kurvenfahren) unterscheiden in "bremsen" = "entschleunigen" und "geschwindigkeit halten"

vor der kurve reduzierst du die geschwindigkeit passend. das MTB ist aufrecht, daher sollte die entschleunigung auch gut umsetzbar sein. hautplast trägt die vr-bremse
mit der kurveneinfahrt wird das MTB ja geneigt (=kurvenposition), da ist eine bremsung gefährlich, daher in der kurve bei geneigtem MTB das tempo halten (bremse "schleifen" lassen).
nach dem scheitelpunkt bremse öffnen bzw. beschleunigen

in der abfahrt funktioniert das ähnlich: zum tempoabbau brauchst du v.a. die vr-bremse, dann hältst du häufig nur die geschwindigkeit, dafür änderst du zb auch nicht deine position auf dem MTB…

persönlich finde ich den selbstversuch "bremsen in einer steilen abfahrt bis zum stillstand und kurzes verharren" immer am besten. das wird nur mit der vr-bremse in verbindung mit der richtigen (zentralen) position funktionieren… und mehr argumente für die bedeutung der bremsen braucht es dann auch kaum mehr...
 
Ich habe auch eine doofe Frage: Ich dachte, bei der 90%/10%-Geschichte geht es nicht darum, dass man 90% vorne und 10% hinten bremsen soll. Wie genau soll das gehen, vorne bis kurz vorm Blockieren und hinten den Hebel nur minimal bewegen? In diesem Fall passiert hinten - vor allem bergab - ...gar nichts. Ist es nicht eher so, dass die Bremswirkung vorne 90% und hinten 10% beträgt, wenn die Hebel gleich stark betätigt werden? Z.B. wenn man richtig bremst, vorne und hinten also bis kurz vorm Blockieren, hat man vorne 90% und hinten 10% Bremswirkung?
 
Ich habe auch eine doofe Frage: Ich dachte, bei der 90%/10%-Geschichte geht es nicht darum, dass man 90% vorne und 10% hinten bremsen soll. Wie genau soll das gehen, vorne bis kurz vorm Blockieren und hinten den Hebel nur minimal bewegen? In diesem Fall passiert hinten - vor allem bergab - ...gar nichts. Ist es nicht eher so, dass die Bremswirkung vorne 90% und hinten 10% beträgt, wenn die Hebel gleich stark betätigt werden? Z.B. wenn man richtig bremst, vorne und hinten also bis kurz vorm Blockieren, hat man vorne 90% und hinten 10% Bremswirkung?

Führe dir nochmal den ersten Beitrag zu Gemüte. Das 90/10 ist Motorradfahrschule und hat mit MTB Bremsen nix zu tun.
Mit nem MTB wird situationsbedingt gebremst. Du hast deutlich unterschiedlichere Bodenverhältnisse, Geländegebenheiten, Fahrsituationen.
Wenn du keine Kumpel hast, die dir die Basics ordentlich erklären können, würde ich dir nen Fahrtechniktraining bei den in diesem Thread oft genannten Schulen empfehlen.
Zur Theorie gehört halt auch immer erFAHREN und erFÜHLEN und ne eventuell externe Korrektur.
 
Ne ne...der TO bezieht sich zwar auf die Motorrad-Fahrschule...mit Hilfe der Suche findet man aber hier im Forum zig Threads, die sich mit dem Thema bezogen auf das MTB-Fahren beschäftigen. Nur die Zahlen variieren...der eine sagt 90/10, der andere 80/20...
 
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hulster schrieb:
Mit nem MTB wird situationsbedingt gebremst.

Und beim Motorradfahren macht man das nicht?!

Du hast deutlich unterschiedlichere Bodenverhältnisse, Geländegebenheiten, Fahrsituationen.
Das hat man auch beim Motorradfahren. Auch auf Asphalt. Nässe, Trockheit, Staub, Sand, Steinchen, Blätter, rutschige Fahrbahnmarkierungen etc.....
 
Und beim Motorradfahren macht man das nicht?!

Das hat man auch beim Motorradfahren. Auch auf Asphalt. Nässe, Trockheit, Staub, Sand, Steinchen, Blätter, rutschige Fahrbahnmarkierungen etc.....

Jetzt leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage und fang an zu weinen.:D
Ich habe einem offensichtlich nicht-moped-fahreneden User vereinfacht versucht klarzumachen, dass ein deutlicher Unterschied besteht.
Und der besteht - Und ich turne auf dem Bike deutlich mehr rum und spiele mit der Bremskraftverteilung, als auf dem Moped.
 
Ne ne...der TO bezieht sich zwar auf die Motorrad-Fahrschule...mit Hilfe der Suche finden man aber hier im Forum zig Threads, die sich mit dem Thema bezogen auf das MTB-Fahren beschäftigen. Nur die Zahlen variieren...der eine sagt 90/10, der andere 80/20...

Ich hab auch schon 60/40 gelesen.
Das ist einfach abhängig davon wie stark du bremst, also wie schnell du geschwindigkeit verlierst. Das ist kein fixes Verhältnis. Wenn du z.B. ne Vollbremsung hinlegst und dabei dein Hinterrad hochgeht und damit keinen Bodenkontakt mehr hat, hast du 100/0.
Und das ist auch der Grund für dieses unterschiedliche Verhältnis von Vorder- zu Hinterrad. Das Hinterrad wird beim Bremsen entlastet und das Vorderrad stattdessen mehr belastet. Wenn du nur ganz langsam abbremst, kommst du vermutlich nahezu auf 50:50.

Wenn du jetzt auch noch aufm Rad weiter nach hinten gehst, um das Hinterrad mehr zu belasten, verändert es sich schon wieder.
edit: ich glaube, es spielte noch was anderes ne Rolle.
 
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Und das ist auch der Grund für dieses unterschiedliche Verhältnis von Vorder- zu Hinterrad. Das Hinterrad wird beim Bremsen entlastet und das Vorderrad stattdessen mehr belastet. Wenn du nur ganz langsam abbremst, kommst du vermutlich nahezu auf 50:50.
Genau so ist es. Im übrigen sind die Prozentangaben Hausnummern. Ich wüsste nicht, wer das je gemessen hat.
Wenn man boshaft ist, fragt man noch, ob man die VR-Bremse oder die HR-Bremse eine Zehntel Sekunde eher betätigt als die andere. Zwingend logische Begründungen wird es sicher geben. :D
 
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