19.05. 20:00 Wahweap Bay, Lake Powell, 1100m
Heute komm ich ein bisserl verspätet los, hab mich gestern abend noch etwas verquatscht. War quasi schon fast bettfertig, da taucht doch plötzlich am Ende des Arizonatrails eine einsame Wandersfrau auf. Spionin C. kommt aus Berlin und die sechswöchige Durchquerung des Staats per Pedes war für sie anscheinend nur ein kleiner Hüpfer. Die Frau ist schon dreimal von Kanada nach Mexiko gelatscht, da gruselts ja meine Füße vollkommen. Ich glaub ich bin ein echter Warmduscher auf meinem Bike...
Praktisch... so kann ich wenigstens einige meiner geschenkten Candybars loswerden. Hab versucht es alles aufzufuttern, aber irgendwann kapitulierte der Magen.
Gegen halb neun radl ich dann endlich los, wieder rein nach Utah und...
.. ein paar Meilen über die House Rock Road am Rand des Paria Plateaus entlang nach Norden.
So viel zum Thema unkaputtbare Schleimreifen... Zorro kriegt alles klein, ha!
Nach einer Stunde trifft die Dirtroad auf den gar nicht mal so unhübschen Highway 89, dem ich viele heisse Meilen weit nach Südosten folge.
Der Lake Powell liegt nicht wirklich auf meiner Route. Aber nachdem Wasser auf dieser Tour ja absolute Mangelware ist, kann ich mir den kleinen Abstecher nicht verkneifen. Freilich, im Land der großen Entfernungen kommen da schnell fünfzig Extrakilometer zusammen. Aber was solls, der See ist's wert! Zwar keine kretischen Sandstrände, aber dafür kaltes und klares Colorado Süßwasser. Abhängen und Plantschen!
Später finde ich noch einen besseren Platz in der Wahweap Lodge. Hier kann man's aushalten.
Bootsparkplatz in der Wahweap Bay.
In den Ort Page will ich auch nicht wirklich, aber in den ganzen riesigen Marinas, Campgrounds und Anlegeplätzen der Wahweap Bay gibt es keinen gescheiten Supermarkt. Also am späten Nachmittag nochmal zwanzig Kilometer drauf packen.
Dafür komme ich in den Genuss, den Colorado auf der hübschen I89-Brücke zu kreuzen...
.. und dabei den Glenn Canyon Damm zu betrachten.
Auf dem Rückweg zum See leuchten dann die Buchten im Abendlicht in allen möglichen Farben.
Ich gönne mir zur Abwechslung mal ein paar Vitamine. Der passende Burger dazu wurde allerdings schon am Nachmittag verspachtelt.
Der "halbe Ruhetag" am Lake Powell summiert sich dann doch auf über hundert Kilometer und tausend Höhenmeter. Und einen Teil davon darf ich morgen früh gleich wieder zurück strampeln, Strafe muss sein. Amerika, das Land der großen Entfernungen: Auch wenn ein Ort auf der Karte gleich nebendran liegt oder man einen See schon lange vor Augen hat, müssen trotzdem noch unzählige Meilen gefressen werden.
Servus Sonne, bis morgen. Vielleicht ein bisserl weniger heiss um die Mittagszeit, das wär nett. Sonst verplantsch ich lieber noch einen Tag am See.
Aber das ist ja auch keine Lösung, die Smoky Mountains auf dem Escalante Plateau rufen, ich hör's ganz deutlich. Noch deutlicher sehe ich auf der Karte hundert Meilen Dirtroad ohne alles, herzlichen Glühstrumpf für die Routenwahl. Fährt mir mal jemand mit einem Wassertank hinterher, das wär nett...