Hallo
@mad raven !
Ich hätte dich lieber erst fragen sollen, wie deine Beweglichkeit im Alltag aussieht, bevor ich dich mit komplexer Thematik wie den Grundlagen aus der Evolution überfordere. Dein Misstrauen setzt eine umfangreiche Antwort voraus, was im Forum schwierig zu beantworten ist. Ich versuche jetzt das komplexe Thema kurz zusammengefasst und mit einfachen Worten zu erklären.
Das Wissen um unseren Körper ist ein Problem in der Gesellschaft, insbesondere dann wenn man noch keine Symptome hat. Die Wissenschaft spricht von Körperentfrermdung. Wie ich es lese bist du im Bereich des multidimensionalen Bewegens, durch dein Judo,
Barfuß und deine Koordinationsübungen auf den richtigen Weg. Nur ohne der Grundlagen, die uns Menschen in die Wiege gelegt wurden und in unseren Genen stecken, fängt dein Körper Überbelastungen zu kompensieren und im Laufe des Alters wird sich das bemerkbar machen.
Das ist wissenschaftlich sehr gut abgesichert und keine Esoterik. Du darfst die bewegungsarme Gesellschaft oder dein Umfeld nicht als Normalzustand sehen und daraus ein Maßstab setzen, denn durch das einseitige Bewegen, weiß unsere Gesellschaft nicht mehr was Normalzustand ist.
. Deswegen haben wir heutzutage das Problem mit Zivilisationskrankheiten, Schmerzen und Operationen. Ich erlebe das auch aus Praxiserfahrung.
Jegliche Spezialisierungen wie dein Judo, jegliche Sportarten, Kampfsportarten, Konzepte wie z.B. Yoga entsprechen nicht unserer Natur, denn der Mensch ist ein
Generalist, und kein Spezialist. Er ist für multidimensionales Bewegen ausgelegt und eher der "Nachahmer" aus der Natur. ( Er kann nicht so gut klettern und hängen wie ein Affe, aber er kann es und kann den Affen sogar nachmachen )
Spezialisierungen sind eine Zeit lang hilfreich für die Gesundheit, aber wenn du das dein Leben lang nur machst, dann tappst du wieder in das Einseitige. Und diese Spezialisierung hat einen teuren Preis denn dir entgehen dadurch andere Potenziale, die für die Gesundheit wichtig sind.
- Der Schürzen&Nackengriff ist nur ein Test und zeigt die Beweglichkeit der Schulter die wir in unserer Smartphone/ Laptop Gesellschaft nur selten ausführen ( Bewegung in die Depression und Retraktion ) Auch diesen Bewegungsfreiraum wirst du im Judo irgendwann brauchen um sich nicht zu verletzen, denn die Sportart stamm aus Jiu-Jitsu, auch Koryu genannt, wo Armgriffe und Würfe nichts besonderes sind. Vor allem für deine Nage, Ukemi und Kansetsu-Waza ist die Artikulation der Schulter sehr wichtig. Diese Beweglichkeit der Schulter brauchst du in fast allen Disziplinen, Lebenslagen und besonders für multidimensionales Bewegen. ( Das was in unseren Genen steckt )
An alle:
Zu Wissenschaft über die bio-mechanischen Grundlagen aus der Evolution.
Der Mensch ist von Natur aus ein Jäger&Sammler, auch wenn er nicht mehr so lebt und ein
Generalist, kein Spezialist, mit dem Trieb und Bedürfnis, sich in vielseitige Positionen und alle möglichen Richtungen zu bewegen. ( Wie die Katze ihren Buckel macht ) Das zeigen bereits Studien und Beobachtungen über das Verhalten von Kindern. Sie führen
die tiefe Hocke einfach so aus,
sie hängen an Stangen und Bäumen, bewegen sich
multidimensional, sprich sie versuchen Handstand oder Rad zu machen, sie hampeln, krabbeln,
spielen auf dem Boden und strecken Ihren Rücken (
Brücke ) und genauso wie das Stehen, Gehen und Laufen, lernen sie das ohne Hilfe der Eltern.
Das Abgucken und die Verhaltens-Instinkte sind hier der Antrieb und nicht die Ankonditionierung.
Und dieses Bedürfnis geht uns im Laufe des Alters, immer mehr verloren. Die Frage wäre: Warum?
Die Antwort ist: Wegen Umkonditionierung durch andere Lebensumstände, als der Mensch von Natur aus gewohnt ist.
Dabei müssten wir jeden Tag die Bedürfnis empfinden, irgendwo sich hin zu hängen, in die tiefe Hocke zu gehen oder sich strecken und recken, weil es sich gut anfühlt.
Das Hängen und Klettern sind eines der Basics und das haben bereits unsere Vorfahren gemacht. Der Homo-Sapiens musste das Hängen oft nutzen um sich vor wilden Tieren zu schützen oder an Nahrung zu kommen. Aus dem Prinzip des Verhaltens, entwickelte sich der Mensch bis heute,
ohne je nachgewiesener, bio-mechanischer Veränderung in der Evolutionsstufe. Er ist eher durch die komfortablen Lebensumstände und fortgeschrittene Zivilisation unterentwickelt. Und dem muss deshalb mit
artgerechter Bewegung entgegen gesteuert werden um bis ins hohe Alter gesund zu bleiben.
John Kirsch konnte bereits die artgerechte Kausalität zwischen Schultergelenkluxation, Bandscheibenvorfall und dem Hängen als Alternative zu OP nachweisen:
Hanging can be divided into:
1.
Passive Hanging - As an evolutionary basic, relaxed, deactivated, targets more of the passive structural integrity components than the more 'muscular heavy' hangs. It is where more often than not we will start with a beginner. (certain issues with shoulder health and integrity might require we start with active hangs for example)
2.
Active Hanging - selective activation of the pattern, engaging musculature and minimizing the demands on passive structural integrity while maximizing the active-component demand and adaptation. Active hangs are a type of strength work. More specifically - Straight Arm Scapular Strength.
3.
Dynamic Hanging - the use of a combination of passive/active hangs AND momentum to initiate a variety of dynamic actions such as Brachiation, Swinging, dynamic release and catch (Lache for example) and more.
Quellen:
(1) Gerber, C., Galantay, R. V., & Hersche, O. (1998). The pattern of pain produced by irritation of the acromioclavicular joint and the subacromial space.
Journal of shoulder and elbow surgery,
7(4), 352-355.
(2) Chambler, A. F. W., Bull, A. M. J., Reilly, P., Amis, A. A., & Emery, R. J. H. (2003). Coracoacromial ligament tension in vivo.
Journal of shoulder and elbow surgery,
12(4), 365-367.
(3) Kirsch, John. Shoulder Pain? The Solution & Prevention: Fitte Edition, Revised & Expanded. Lightning Source INC, 2019.
(4)
Barrett, E., O’Keeffe, M., O’Sullivan, K., Lewis, J., & McCreesh, K. (2016). Is thoracic spine posture associated with shoulder pain, range of motion and function? A systematic review.
Manual therapy,
26, 38-46.
- Die tiefen Hocke ist nicht nur eine natürliche Ruheposition des Menschen aus der Evolution, sondern auch deswegen eine Grundlage, weil vielseitige Gesundheitsaspekte nachgewiesen werden konnten. Unabhängig von der Anthropometrie. Dadurch konnte man natürlich auch die Schäden durch das Sitzen nachweisen, denn genauso wie der Mensch nicht von Natur aus "joggt" sondern läuft, tut er auch nicht sitzen, sondern hocken. ( Siehe das Problem unserer Zivilisationsentwicklung, Hilfsmittel: Autos, Stühle, Fahrstühle, Sofas, Betten )
Tiefe Hocke = Ausruhren um aktiv zu bleiben
- Linderung von Knie, Rücken & Hüftproblemen
- Kräftigung schwacher Gesäß und Beinmuskulatur
- Hämorriden-Prophylaxe
- Sturzprophylaxe
- Förderung der Durchblutung durch Abdrücken der Gefäße
Quellen:
IFHIAS-Veröffentlichung: 06/2013
https://www.ifhias.de/downloads/2013_Tiefkniebeuge.pdfHerman Pontzer : How changing the way you sit could add years to your life. New Scientist, 15 July 2020
David A. Raichlen, Sitting, squatting, and the evolutionary biology of human inactivity
Theodore W. Zderic, Jacob A. Harris Proceedings of the National Academy of Sciences Mar 2020
- Die Wirbelsäule ist der Kern für alle möglichen Bewegungsabläufe, Muskelaufbau und multidimensionaler Bewegung. Man ist nun mal so alt wie die Wirbelsäule. Umso wichtiger ist die Mobilität aller 34 Wirbelkörper und der einzelnen Segmente, denn die Ansteuerbarkeit der Muskelketten erstreckt sich von Kopf bis Fuß. Denn mit Abschluss des Wachstums im Alter von 16 bis 18 Jahren ist die Form der Wirbelsäule für die nächsten Jahrzehnte weitgehend festgelegt. Eine Verbesserung der Körperhaltung wird umso schwieriger, da sich die Wirbelkörper nur schwierig verändern lassen.
Warum also die Brücke ? Es ist eigentlich eine sehr alte, abgesicherte und untermauerte Wissenschaft. Die Pose bedarf wenig Muskelkraft, somit sind 2 Minuten in dieser Position zu verweilen, nichts besonders. Wer das nicht mal kann, dann wird es höchste Zeit..... Dafür aber bedarf es die geringe Menge an Kraft von mehreren Muskelgruppen ( Gesäß, Bauch, Oberschenkel, Oberarme ) und erfordert vor allem Mobilität der Schulter und der Wirbelsäule, dehnt die gesamte Körpervorderseite, vor allem Brust, Bauch, Hüftbeuger, Oberschenkel. Dehnt den Latissimus, aktiviert die Bauchorgane und bringt den Kreislauf in Schwung.
Die Brücke trainiert die Grundlagen für Muskelkraft, Dehnung , bewusste posterior laterale Atmung , gesunde Körperhaltung , Stabilität und Kontrolle in der lumbopelvischen Region.
Quelle:
Siehe Pilatés Methode
Eine großartige Übung hier ist auch der
Jefferson Curl
Somit ist der Zusammenhang zwischen
@LetzRoll Schulterproblem und der Brücke und den Schürzengriff Test, offensichtlich. Natürlich kann man in seinem abgeschlossenem Weltbild weiter beharren und sich Beispiele für "Normalzustand" aus eigenem Umfeld, aus der einseitig bewegenden Gesellschaft und subjektiven Erfahrungen, nehmen, nur um seine Defizite zu rechtfertigen. Aber dann sollte man sich nicht wundern, wenn die Probleme, wie Steifigkeit, Schmerzen in zunehmendem Alter auftreten. Denn auch das Alter hat damit nichts zu tun, sondern das Vernachlässigen der evolutorischen Grundlagen.
Denn nur weil mein Nachbar, mein Freund, mein Lehrer oder die meisten in Deutschland, diese Grundlagen nicht können, definiert das noch lange nicht den Maßstab für "Normalzustand", geschweige denn artgerechtes Bewegen, für den unser Körper gemacht wurde.
Mehr kann ich für euch nicht tun und habe auch nicht immer die Zeit dazu. Befasst Euch intensiv mit den Grundlagen aus der Evolution. Ein wichtiger Schritt ist hier das
Umdenken. Es geht um unsere Gesundheit und die sollte wichtiger sein, als alles andere.
Ich wünsche Euch allen alles Gute
Liebe Grüße aus BaWü
Zum Schluss ein Video für multidimensionales, artgerechtes Bewegen, um Euch zum Nachdenken zu bewegen. ☺ (
Stichwort: Spielen )
Keine Sorge, ist Anfänger tauglich. ?