Soda-Teile + ein bisschen was Neues = mein neuer Commuter

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Irgendwas wird immer geschraubt und umgebaut, dann und wann bleiben Teile übrig. Und in regelmäßigen Abständen stellt sich die Frage: was tun? Ein Neuaufbau aus Resteteilen vielleicht? Freundinnen sind ja manchmal dankbare Abnehmerinnen für sowas. Aber nicht jetzt.

Ich habe nun seit einem Jahr einen neuen Job, komme dort am besten mit dem Rad hin, habe aber vor allem keinen Bock mehr, meine Stahlpferdchen durch den Herbst- und Wintermodder zu treten. Oder sie mit Schutzblechen zu verunzieren. Und: brauche ich überhaupt eine Gangschaltung? Natürlich nicht.

Alles lief also auf eine Teileinventur hin. Neu zugekauft werden mussten auch ein paar Teile, und so richtig fies teuer waren die Laufräder, obwohl Naben und Felgen schon da waren. Später mehr dazu.

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So ungefähr sieht das aus. Erschreckend dekadent, wie ich zugebe.
Die Kettenblattschrauben künden von der Farbe des Rahmens - soll ich weitermachen?
 
Fangwamal mit dem Laufradsatz an.
Vor ein paar Jahren kaufte ich hier einen gebrauchten Tune-LRS mit Mavic 517. Die Felgen waren alsbald durchgebremst, die Naben liefen aber noch wunderbar. Allerdings lagen sie dann drei Jahre nur herum.
Die HR-Nabe ist dem Gewicht nach eine Mag180, Mig und Mag wurden mir verkauft als "rot", waren aber damals schon etwas verblichen. Gottseidank sehr homogen in Richtung Mango. Nicht fleckig, nicht rosa.

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Vor einem Jahr stand im Bikemarkt eine Anzeige für zwei neue Mavic 721 in 32°. Ich bin ein Mavic-Maxtal-Fan; in den 90ern gab es für mich deshalb nur Mavic. Sun- und Campagnolo-Felgen hielten stets nur Monate, Rigida mit ihren Hochprofil-DP-22 waren grottenhässlich, Araya war vom Markt ab '95 schon fast verschwunden, und vor-Internet-Zeiten wusste man von Alternativen zwar über den Bike Workshop; kam aber nicht unbedingt gut ran.
Zwar wusste ich noch nicht, wo ich die fetten Dinger mal verbauen würde, denn ich achte sonst sehr aufs Gewicht, gerade an den rotierenden Massen. Aber 32°-Felgen aus der guten, alten Zeit in neu und erschwinglich? War ein No-Brainer.

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Einspeichen habe ich sie dann bei goldsprint lassen. Der Laden ist spezialisiert auf Renn- und Trackräder, was gepiercte Cinellimützenfixiehipster in unserer Hauptstadt halt so brauchen. Man kann dort fachsimpeln und bekommt vielleicht auch einen Kaffee angeboten, die Trinkgeldbox heißt "Bierkasse" - und einspeichen können sie second to none. Durchs Ventilloch aufs Nabenlogo, Tensiometer für absolut gleichmäßige Speichenspannung, perfekter Rundlauf und zwischendurch sicher auch ein paar Zaubersprüche - ich stehe auf sowas. Eingespeicht mit silbernen Sapim CX-Ray, mangofarbenen Alunippeln und einem Gesamtgewicht von 1.700g.

Achso, fehlt noch der Kleinkram auf dem Freilaufkörper: Ein AbsoluteBlack Aluritzel mit 18 Zähnen. Das ist erstmal ein verhältnismäßig günstiger Test. Auf Alufreiläufen sind Aluritzel mit 5-mm-Basis sicher kein Fehler. Mal sehen, ob es hält - mit dem Wide-Narrow-Zahn-Prinzip habe ich auch keine Erfahrungen. In Position gehalten wird das Ritzel ganz simpel von Alu-Distanzscheiben aus alten Kassetten. 25g fürs Ritzel, 36g für die Spacer und den Lockring.

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Demnächst dann weiter ab 1.761g.
 
Der Rahmen ist fix, ja. Und um das mal aufzulösen: es ist ein Mongoose Iboc Team SX. Alter Carbonrahmen in Alumuffen, früher war er so aufgebaut:
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Rahmengewicht in 22,5" (56cm) liegt bei 1.814g, die Shogun-Gabel kommt mit diesem ellenlangen Schaft auf schlanke 818g. Fehlt noch der XTR-Steuersatz, der gefettet auf 138g kommt. Den aktuellen Zustand des Rahmens kann ich aber erst zeigen, wenn er durch die Lackkur ist. Er stand jahrelang auf dem Speicher bzw. im Keller und hat ein paar Kratzer, die ich erstmal rauspolieren muss.

Aber wo wir gerade beim Rauspolieren sind: der Lenker war eine echte Herausforderung.
Der Syncros-Vorbau auf dem Bild ist eh unfahrbar, ich hatte in späteren Zeiten einen mit 140mm/0° montiert. Aber der wurde mir auch zu sportlich. Also habe ich hier vor kurzem einen in 130mm/15° geschossen, aufpoliert und neue Logos drauf. Das Angebot an halbwegs leichten, breiten 25,4mm-Lenkern geht mittlerweile gegen Null, also habe ich den aus Chinacarbon aus obigem Thread bei eBay geschossen. Mit dem Ergebnis, dass er nicht passte, weil zu dick lackiert.
Das wiederum habe ich heute geändert: Klemmung abgeklebt und einmal kurz mit 240er Schleifpapier rüber.

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Anschließend passte er perfekt in einen paarungswilligen, zufällig anwesenden Tune-Vorbau. Also nochmal mit 600er nass drüber und dann Politur, und die Sache sah so aus:

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Schließlich kam auch der Syncros vorbei, sperrte sein Maul auf und biss zu.

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Der Lenker wiegt glatt 120g bei 660mm Breite, der Vorbau mit Aluschraube und -wedge und zwei M6*15 Titanschrauben 227g. Alles zusammen gerechnet stehe ich bei 4878g
 
Aber klaro. Mal zur Antriebseinheit: ein mit Kupferpaste vollgeschmiertes Tune Sixpack Innenlager erspare ich mir mal. Muss reichen, dass es gerade zu Testzwecken in den Rahmen geschraubt ist und inklusive der Ti-Kurbelschrauben 159g wiegt.
Das Tune-Set aus Kurbeln und Innenlager entstammt wieder einem Gelegenheitskauf vor einem halben Jahr. Mir schien die Anzeige im Bikemarkt einfach günstig, ich finde die Kurbel schön. Ich finde überhaupt die meisten Kurbeln mit 5fach-Aufnahme fürs Kettenblatt schöner als 4-Arm-Spider. Außerdem schwimmt die FastFoot auf Milch, und von der komplizierten Montage habe ich mich schon an einem andern Rad nicht abschrecken lassen. Also wurde es Zeit, Platz in der Vitrine zu machen. Sinnvoll schien mir, die Kurbelarme gegen Reibereien von den Schuhen zu folieren, was ganz passabel gelungen ist. Denn blöderweise kam das Abklebset als Zuschnitte für ürnkwelche HT2-Kurbeln. Kurvenlineal, Cutter, Flüche, Foto, fertig.

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Vor einigen Jahren gab es mal eine Zeit, in der 5-Arm-Kettenblätter auf eBay richtig billig waren. Wahrscheinlich wurden gerade wieder irgendwelche neuen Lochkreise etabliert (X-Bein-Shimano) oder der Wide-Narrow-Hype fing an. Jedenfalls konnte ich mich günstig eindecken. Dieses Blatt sieht aus wie ein TA, hat das Finish eines TA und das exakte Gewicht eines TA (80g) mit 44 Zähnen. Es fehlen: die Steighilfen (yeah!) und die TA-übliche Markengravur (verschmerzbar). Die SRP-Schrauben sollten schonmal an den SSP, ich hatte mich dann aber für goldene entschieden. Warum eigentlich?

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Und damit zum Wochenendproblem: früher bin ich den Rahmen mit einer 27,0er XTR-Stütze gefahren. Die rutschte leicht. Was daran lag, dass das Sitzrohr innen dicke Lackreste hatte, die dort nicht hingehörten. Ich habe davon so viel ausgeschmirgelt, dass eine 27,2er Stütze passte. Was damals gerade rumlag, ich glaube irgendeine Kalloy-Ritchey. Jetzt habe ich die Thomson in 27,2mm probiert, die auch hinein soll - passt nicht. Dann eine Moots in 27,2mm - passt mit viel Würgen. Also stehen mir fröhliche Minuten des alten Rein-Raus-Spiels mit Besentiel und Sandpapier bevor.
Kurbel, Kettenblattschrauben und Kettenblatt kommen übrigens auf 486g.
Ich stehe nun bei 5.523g
 
Thema Bremsen: Nokons sind schwerer, als ich dachte. Glatt 80g, fertig abgelängt, für vorn und hinten. Dafür ist bei dem Rahmen aber auch der Druckpunkt hinten härter, als bei der Gabel vorn - trotz ungefähr drölf Meter mehr Seillänge. Und die Geschäftsidee von Nokon hat mit Fahrradkomponenten ja sowieso nichts zu tun. Vielmehr hat das Perlenfädeln was Meditatives - und das brauche ich. Stichwort Sitzrohr, weiter unten.

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Hebel werden Extralite UltraLevers 1st Gen. Ich fahre ein Paar 2nd Generation Ultralevers an einem andern Bike, seitdem liegen diese hier in der Kiste. Bin nach wie vor begeistert von der Ergonomie, obwohl ich eher Pranken habe, vom verwindungssteifen Design und natürlich vom Gewicht. Diese haben ohne die Hebelweiten-Schrauben 62g. Apropos Extralite: ich bin Fan, obwohl mir nicht alles von denen taugt. Der Hirnschmalz, der in die Konstruktionen geflossen ist, ist sicht- und fühlbar. An einem andern Rad fahre ich die Bremsen, am dritten habe ich kürzlich Alien 4 Schnellspanner (40g!) montiert. Wer in den 90ern Fan von skulpturalen Frästeilen war, kommt an der Firma heute eigentlich nicht vorbei.
Und wo wir schon dabei sind: die grellen Griffe sind Wolftooth Fat Paw Silikongriffe in Orange. Das Rad wird in Zukunft wohl oft ohne Handschuhe gefahren, da finde ich 95mm Materialstärke nicht verkehrt. Sehen übrigens genauso aus wie ESI, die Endkappen haben nur ein anderes Logo. Mit Lenkerstopfen 106g.

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Die Felgenanker hören auf den Namen Avid Ultimate. Sie sind nicht so aufwendig konstruiert wie Arch Supreme oder auch nur alte XT-V-Brakes, aber ein I-Profil im Schnitt, doppelte Kugellagerung und Material in seriöser Massivität bürgen für Steifigkeit, Spielfreiheit und Sorgenlosigkeit. 365g zusammen. Dass die Pipes mit draufliegen (ist ein altes Foto), die ich gar nicht brauche, lassen wir mal untern Tisch fallen. Bonuspunkt für mich als Linkshänder: Die Zuganlenkung kann von links oder rechts erfolgen. Damit fällt das hässliche S des Bremszuges vorn weg, wenn ich den vorderen Bremshebel auf der rechten Seite will. Und natürlich will ich.

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Gestern war ich beim Baumarkt und kam mir vor, wie im Sozialismus. Irgendeinen Schleifaufsatz für die Bohrmaschine, mit dem ich das Sitzrohr innen begradigen kann, gab es natürlich nicht. Zöllige Holzstäbe, auf die man einen Bogen Schleifpapier tackern hätte können, hätte es geben müssen, aber gestern waren sie aus. Es lief dann auf einen Alustab mit 25mm Durchmesser hinaus. Da kann man schlecht Schleifpapier drauf nageln? Richtig. Aber mit Uhu Endfest laminieren. Der Vorbau ist ein Anschlag, damit ich nicht zu tief ausreibe.

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Allerdings stellte sich heraus, dass da nicht nur ein bisschen Farbe abzutragen war - das Sitzrohr verjüngt sich innen leicht. Was mich bei einer Muffe eher wundert, aber so ist das nun mal. Und jetzt bin ich hier nach der russischen Methode mit einem dicken Fräskopf auf der Bohrmaschine dabei, für runde Verhältnisse zu sorgen. Und gäbe ein Königreich dafür, Massive Attack laufen zu lassen und einfach in Ruhe ein paar Nokon-Perlen zu fädeln...

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Am Abend meines letzten Beitrags habe ich die Kiste dann doch noch fertig bekommen. Wobei "fertig" ja vorläufig ist.
Was an Teilen noch fehlt:
- die ProCraft Schnellspanner mit Aluachse vorne; schön leicht (38g), aber bescheiden zu bedienen. Und klemmen tun sie auch nicht so, wie ich mir das vorstelle, sie halten eher das Laufrad fest. Wer schöne Alternativen in Mango hat - immer her damit. Optimal wären Extralite Alien 4, aber die gibts in der Farbe nicht;
- die Pedale: Brick Lane Bikes mit CrMo-Achse und 238g. Machen einen sehr guten Eindruck und bleiben vorerst;
- der Kettenspanner, ein Rennen Rollenlager mit einer alten Stahlschraube für Shadow-Schaltwerke, weil der originale Bolzen mit 20g völlig indiskutabel ist. Da kommt noch ne Schönere, bis dahin 101g;
- die Kette, eine HG93 mit exakt 249g gekürzt;
- die Sattelstütze, eine geknickte Thomson Elite mit 410mm Länge. Ich käme auch mit einer kürzeren Masterpiece klar (also... langfristig), aber die lag halt noch rum. 284g;
- der Sattel, ein Flite Ti Transalp. Auch ein neuwertiger Rumlieger aus den 90ern, der aus Gründen der Bewahrung von Kulturgut auch nicht lang gefahren werden soll. Ich bin nur noch nicht ganz sicher, auf was ich dann sitzen will. Geht ein Brooks Swallow an einem Rad mit Carbonteilen? Nuja. 211g bis jetzt.
- die Schläuche, Continental Supersonic. Ich fand die immer schon toll, wenn man sich an die Regeln hält: a) nicht mit ner Luftpumpe ohne Schlauch aufpumpen; denn wenn der Pumpenkopf direkt auf dem Ventil sitzt, nibbelt mit jedem Pumpstoß der Ventilfuß an der Felge, und hinterher flickt es sich dort am ungünstigsten. Und b) regelmäßig Luftdruck prüfen; damit meine ich so alle zwei Wochen wieder auf zwei Bar "nullen". 97g+98g;
- die Reifen, RaceKing Supersonic der ersten Generation in 2,2". Auch die lagen noch rum, ich habe sie irgendwann mal als Reserve gekauft. Und dieses Paar hat unglaubliche 439g und 442g. Lange werde ich sie aber nicht fahren; denn erstens kriege ich zwischen Bremsenquerzug und Reifen nur noch schwerlich Schutzbleche und zweitens habe ich eh Compass Rat Trap Pass Slicks ins Auge gefasst. Aber die sind teuer, und das Weihnachtsgeld kommt erst.;
- die Klingel, eine KnogOi. Fand ich auf Fotos überzeugend, weil sie einen schlanken Fuß macht und man das Rad auch mal auf Sattel und Lenker drehen kann, ohne dass sie Schaden nimmt. Haptisch ist sie aber eine absolute Katastrophe, und da der Klingelknopf an nichts aufgehängt ist, als an der schnell ausleiernden Zugfeder, finde ich sie auch doof konstruiert. Für bessere Empfehlungen bin ich dankbar. Bis dahin 18g.
- Zum Schluss kommen noch runde 50g für die Flaschenhalterschrauben, einen Tiso-Sattelklemmbolzen und das Felgenband, und wenn ich mich nicht verrechnet habe, stehen unterm Strich 8.404g.

Apropos Schutzbleche: ich war eigentlich sicher, dass der Rahmen Ösen für sowas hat. Hatterabernichmehrjehabt, als ich ihn aus dem Keller holte. Werde ich also wieder was bohren und friemeln müssen, denn Schlauchschellen an den Sitzstreben gehen gar nicht. Stay tuned.

Und sorry für die wenig eindrucksvollen Fotos - hier fängt der Jahresendstress an, ich weiß nicht, wann ich wieder zum Schrauben komme.

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schönes rad. einzig der vorbau wirkt klotzig. etwas zweigeteiltes würde womöglich besser zur schnlanken linie passen. oder etwas weniger glänzendes.
 
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