SPV, Funktionsweise, Vorteile, Nachteile

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Hallo
ich sehe, dass hier ein Erklaerungsbedarf bezueglich dem Manitou SPV Daempfungssystem besteht. Ich versuche hier, Funktionsweise, Vor- und Nachteile des Systems aufzulisten. Ich bin um Ergaenzungen oder / Und Kommentare froh. Dann mal los:

Was ist SPV?

SPV heisst ausgeschrieben Stable Platform Valve, was auf Deutsch mit "stabile Plattform Ventil" uebersetzt wird.
Die Idee dahinter ist es, durch ein mit Luftdruck nach Wunsch vorspannbares Ventil eine Federung zu schaffen, die sich um die stabile Plattform moeglichst wenig bewegt.
Ich erklaere jetzt alles anhand eines Hinterbaudaempfers.
Die stabile Plattform ist der Sagpunkt des Hinterbaus; also der Punkt, in dem sich die Federung befindet, wenn der Fahrer sich auf das Bike setzt. (Liebe weiblichen Forumsleserinnen, mit Fahrer sind weibliche und maennliche Biker/innen gemeint, das gilt im uebrigen fuer den gesamten Text...)
Der Fahrer moechte ja, dass der Hinterbau nur federt, um Bodenunebenheiten wie Wurzeln und Steine etc auszugleichen, ansonsten sollte die Federung sich nicht bewegen.
Ein herkoemmlicher Daempfer reagiert auf Gewichtsschwankungen, mit denen das Hinterrad auf den Boden gedrueckt wird. Diese Gewichtsschwankungen werden nicht nur durch Bodenunebenheiten hervorgerufen, sondern auch durch Gewichtsverlagerungen des Fahrers auf dem Bike, durch Oszillation des Fahrerschwerpunkts (durch hohe Trittfrequenz "schuettelt" der Fahrerschwerpunkt auf und ab, das Gewicht auf das Hinterrad nimmt zu und ab...) oder durch konstruktionsbedingte Krafteinfluesse durch Kettenzug auf die Federung (Federung kann durch Kettenzug komprimiert oder expandiert werden).
Der SPV Daempfer ist eigentlich ein Filter, dessen "Feinheit" man mit dem SPV Druck einstellen kann.
Er filtert langsame, kleine Impulse auf den Daempfer raus. Meistens sind die Impulse der "ungewollten" Daempferbewegungen (hervorgerufen durch eben Gewichtsverlagerung, Oszillation des Fahrerschwerpunkts und kettenzugbedingte Kraefte auf die Federung,) eher klein, so dass genau diese kleinen Impulse weggefiltert werden und den Daempfer nicht zum Einfedern bringen.
Ist die Gewichtsverlagerung, die Oszillation des Fahrerschwerpunkts oder die kettenzugbedingten Kraefte auf die Federung aber stark ,dann wird, je nach Hoehe des SPV Drucks, der Daempfer trotzdem zur Bewegung gezwungen.

Also nochmals zusammengefasst: Die Groesse des Impulses auf den Daempfer / auf das Hinterrad bestimmt, ob das Ventil im Daempfer oeffnet und eine Daempferbewegung zulaesst oder eben nicht.

Die Groesse des Impulses ist vom Produkt Masse mal Geschwindigkleit abhaengig, uebersetzt auf ein Hinterbausystem kann man grob sagen, dass der Daempfer sich bei folgenden Ursachen folgendermassen bewegt:

Ungewollte Daempferbewegungen:

Gewichtsverlagerung des Fahrers:
Daempfer bewegt wenn Produkt aus Geschwindigkeit der Massenverschiebung des Fahrers und der Gewichtsaenderung auf das Hinterrad gross sind

Oszillation des Fahrerschwerpunkts:
Daempfer bewegt, wenn Produkt aus Trittfrequenz und Schwerpunktauslenkung (unrunder Tritt) gross ist

kettenzugbedingten Kraefte auf die Federung:
Daempfer bewegt, wenn Kettenzugkraft gross ist und wenn das Hinterbausystem grosse Antriebseinfluesse hat

Gewollte Daempferbewegungen:

Bodenunebenheit:
Daempfer bewegt, wenn Produkt aus Hindernisgroesse und Fahrgeschwindigkeit gross ist.

Hier sieht man, dass der Daempfer bei grossen Hindernissen sich bewegt, aber auch bei grossen Geschwindigkeiten und kleinen Hindernissen. Man kann also sagen, dass der SPV Daempfer bei hohen Geschwindigkeiten besser schluckt als bei kleinen Geschwindigkeiten.

Die Sensibilitaet eines SPV Daempfers ist aber noch von anderen Faktoren abhaengig, mehr dazu weiter unten.


Funktionsweise des Daempfers:

Das Öl in der Oelkammer des Daempfers wird mit dem SPV Druck vorgespannt, (der Luftdruck wirkt auf einen Trennkolben, der den Druck auf das Oel uebertraegt). Das Öl leitet den Druck weiter auf das SPV Ventil, welches mit diesem Druck zugepresst wird. Das Ventil schliesst des Kanal, duch den bei Daempferbewegung das Oel fliessen muss. Dieses Ventil öffnet sich nur dann, wenn von der anderen Ventilseite durch einen Schlag eines gewissen Impulses der Druck auf diese andere Ventilseite grösser wird als der Druck in der Luftkammer. Dann erst öffnet sich das Ventil, macht den Oeldurchfluss frei und lässt den Daempfer federn.
Der maximal moegliche Oelfluss bei offenem Ventil ist sehr gross, der Daempfer kann also einen grossen Schlag sehr schnell wegfedern, ohne dass ein Teil des Schlages durch zu kleinen Oelfluss an den Fahrer weitergegeben wird.
SPV ist also eine dynamische Angelegenheit: Es kommt darauf an, wie schnell sich der Daempfer durch einen Schlag bewegen möchte. Ist die Geschwindigkeit zu klein, bleibt er starr, ist sie gross genug, federt er solange fast ohne Widerstand ein, bis der Druck auf der SPV Luftseite wieder grösser ist als der Druck durch die Geschwindigkeit des Schlages.
Je mehr der Daempfer einfedert, desto grösser wird der Druck in der Luftkammer über dem SPV Ventil (der Daempferschaft verdraengt Oel und der Trenkolben bewegt sich in Richtung SPV Luftkammer und verkleinert diese) und desto grösser muss die Geschwindigkeit des Schlages sein, damit der Daempfer noch weiter einfedert. Stoppt die Einfederbewegung, weil Ventilkraft und Schlagkraft gleich gross sind, schliesst das Ventil wieder und der Daempfer federt aus. Der Daempfer wippt nicht nach, da das Ventil bis zum naechsten Schlag geschlossen bleibt. Ein SPV Daempfer taucht also bei Stufen weniger ein als ein normaler Daempfer mit gleicher Federhärte, weil wie geschrieben der Schlagimpuls immer groesser sein muss als der jeweilige SPV Ventildruck, der das Ventil wieder schliessen will. Je mehr der Daempfer einfedert, desto groesser wird der SPV Ventildruck und irgendwann sind beide Kraefte im Gleichgewicht: Die Kraft, die des Daempfer noch weiter komprimieren moechte (und das bei einem normalen Daempfer auch tut) und die SPV Ventil Gegenkraft: die Einfederbewegung stoppt: Der SPV Daempfer rasselt nicht durch den gesamten Federweg durch.

Hier moechte ich auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass ein SPV Dämpfer erkennen kann, ob ein Schlag von unten kommt oder nicht : DAS IST NICHT DER FALL, dieses System hat nur Fox mit der Terralogic Gabel (bzw dem Brain hinten).

SPV unterscheidet nur langsame von schnellen Schlägen, kleine von grossen.


Die Vorteile eines SPV Daempfers für mich:

-er taucht nicht unkontrolliert durch den Federweg durch
-er hat kein Nachwippen (bewegt sich also nur, wenn er muss)
-er schluckt grosse Schläge souveräner und schneller
-bei hohen Geschwindigkeiten ist er gegenüber andern Systemen meist im Vorteil
-das Dämpfungssystem ist weniger anfällig, da weniger kleine Einzelteile darin enthalten sind und man den Druck in die Ausgleichsluftkammer (SPV Luftkammer) selbst einstellen bzw nachpumpen kann

Nachteile:

-SPV ersetzt keinen Lockout, ganz zu ist der Daempfer nie
-bei nicht antriebsneutraler Lage der Drehpunkte des Hinterbaus, bei welcher das System durch Kettenzug stark zum Einfedern oder ausfedern gezwungen wird, unterdrueckt der SPV Daempfer das Wippen nur zum Teil oder mit hohem SPV Druck
-bei langsamer Geschwindigkeit und hohem Plattformdruck weniger Komfort
-anfälliger auf Produktionsschwankungen (SPV Kolben muss sehr präzise gefertigt sein)

SPV Daempfer und Sensibilitaet:

Ich lese im Forum oft, dass ein SPV Daempfer nicht sensibel ist bzw sein kann und kleine Schlaege nur schlecht geschluckt werden. Das ist nicht bei allen Hinterbau-Systemen so:

Die Sensibilitaet eines Hinterbaus ist von mehreren Faktoren abhaengig:

1) Leichtgaengigkeit der Hinterbaulager
2) Einfederungsrichtung des Hinterrads im Sagpunkt (je mehr das Hinterrad nach hinten (-oben) wegfedert, desto besser ist die Sensibilitaet, da das Hinterrad dem Schlag besser ausweichen kann
3) Uebersetzungsverhaeltnis des Hinterbaus im Sag, also wieviel mm bewegt sich das Hinterrad nach oben bei einem Millimeter Daempferhub
4) Fahrergewicht: Je schwerer der Fahrer, desto sensibler die Federung, da die traege Masse groesser ist und das System eher zum Federn gezwungen wird
5) Moeglichst kleine ungefederte Masse (weniger Masse muss beim Federn beschleunigt werden)
6) Luftdruck im hinteren Reifen
7) Druckstufendaempfung des Daempfers im Sag und danach
8) Reibung der Daempfergleitbuchsen, je kleiner die Reibung, desto sensibler das System
9) Innere Reibung des Daempfers, spielt vor allem bei Luftdaempfern eine groessere Rolle
10) Steilheit der Federkennlinie des Daempfers im Sagpunkt, je flacher die Kennlinie, desto sensibler das System

Ihr seht also, dass da ganz viele Faktoren mit reinspielen.
Gehen wir mal von einem gut gleitenden Daempfer ohne grosse Reibung in einem mit gut laufenden Industrielagern bestueckten Hinterbau aus.

Dann sind die wichtigsten Faktoren fuer die Sensibilitaet:

3) Uebersetzungsverhaeltnis des Hinterbaus im Sag
7) Druckstufendaempfung des Daempfers im Sag und danach
10) Steilheit der Federkennlinie des Daempfers im Sagpunkt

Der Manitou SPV Luftdaempfer 05 und neuer hat im Sagpunkt (ca 25 % eingefedert) eine recht flache Federkennlinie (was zur Sensibilitaet beitraegt), also bleiben dann noch die Faktoren 3) und 7) uebrig
7), also die Druckstufendaempfung ist vom gewaehlten SPV Druck abhaengig und ist bei den minimalen 50 PSI oder 3.5 Bar recht klein.
Wenn man jetzt noch ein eher grosses Uebersetzungsverhaeltnis des Hinterbaus im Sag hat, so zwischen 1:2.5 und 1:3, dann ist auch ein SPV Daempfer mit kleinem SPV Druck sensibel und das auch bei einem Fahrergewicht von unter 70 kg. Das ist keine Theorie sondern das fahre ich selbst bei meinem Fully.
Das ganze System ist auch bei langsamen Geschwindigkeiten sensibel.
Der Nachteil des grossen Uebersetzungsverhaeltnis ist natuerlich die dadurch prozentual kleinere Plattformstabilitaet (bei gleichem SPV Druck).
Wer also Fullies mit groesserem Uebersetzungsverhaeltnis im Sag baut, sollte diese erst recht moeglichst neutral auf Kettenzug konstruieren, damit das Ganze nicht doch ins Wippen kommt.


Wippen im Wiegetritt:

Es gibt sehr viele Arten, Wiegetritt zu fahren. Im optimalen Fall bewegt man das Bike unter sich nach links und rechts, ohne sich selbst stark "anzuheben und sich wieder fallenzulassen", so wippt die Gabel und auch der Hinterbau (wenn nicht blockiert) weniger, denn eine starke Auf- und Abbewegung des Koerpers fuehrt zu einem kleiner und groesser werdenden Druck auf den Hinterbau und den Daempfer, was ein SPV System meistens nicht mehr ausgleichen kann.
Meist verlagert man den Schwerpunkt beim Wiegetritt etwas nach vorne und der Daempfer wird entlastet und federt etwas aus, das Bike ist nicht mehr im Sagpunkt, Uebersetzungsverhaeltnis und bei Viergelenkern die Kettenzugneutralitaet aendern, was im Wiegetritt wieder zu einem leicht andern Verhalten fuehren kann als beim Sitzen.
Im Wiegetritt wippen viele Systeme, die im Sitzen ruhig bleiben aus den oben genannten Gruenden, wobei die Auf- und Abbewegung des Koerpers (Beine etc) die Hauptursache ist.


Gruss
Dani
 
Hi Dani,

schöne umfassende Beschreibung! Am besten man stellt die auch in die Abteilung Tutorials rein. Direkt zu meiner etwas minimalistischen Beschriebung hier. Müßte allerdings ein Moderator machen...

Leider befürchte ich, daß weiterhin die immergleichen Fragen zu SPV gestellt werden, weil "die Lüüt" zu faul sind, die Suchfunktion zu benutzen. :rolleyes:
 
Ich habe eben meinen langen Beitrag noch ergaenzt.
Ich denke, dass man zuerst noch etwas abwarten sollte, ob noch Unklarheiten oder Fragen auftauchen und dann den Text boch ergaenzt, bevor ein Moderator den Text zu den Tutorials reinstellt.
Also her mit den Fragen und Anregungen!!

Gruss
Dani
 
Servus,

was fehlt wäre so 'ne Art Fehlercheckliste.
Nach dem Motto: Das geht nicht=das ist der Grund=das ist die Abhilfe.
Ich bin der Meinung, dass keine 10% aller SPV Gabeln/Dämpfer richtig, geschweige denn optimal eingestellt sind.
Das Bike wird gekauft, vom Händler grob eingestellt (wenn überhaupt), und dann passiert oft nix mehr. Die meisten Hobbybiker sind doch hoffnungslos überfordert mit dem System. Viele haben nicht mal 'ne Dämpferpumpe!Luftdruck in Hauptkammer, Luftdruck in SPV-Kammer, SPV-Volumen, Zugstufe, möglicherweise noch IT Federwegsverstellung. Das sind VIER oder FÜNF Faktoren die sich alle gegenseitig beeinflussen! Es reicht schon sich nicht an die richtige Einstellreihenfolge zu halten um evtl ein unbefriedigendes Ergebniss zu haben. Und dann ist das Geschrei groß: SPV, so'n Mist...!
Eigentlich sind solche Gabel/Dämpfer-Systeme viel zu kompliziert (und nebenbei bemerkt auch zu defektanfällig da genauste Fertigung vorrausgesetzt).
Die Federgabel/Dämpfer-Hersteller wären allesamt (!) gut beraten ein EINFACHES und Zuverlässiges System zu entwickeln. Wie da aussehen könnte weiss ich auch nicht, denn der Trend geht halt zu immer mehr Federweg. Früher biste mit 10cm Downhillweltmeister geworden, heute hat jedes Hardtail soviel Federweg... Idealerweise stellt sich so eine Gabel/Dämpfer von selbst auf das entsprechende Fahrergewicht und Fahrstil ein (!? Illusion, ich weiss).
Ich selbst habe mehrere hundert Kilometer benötigt um meine SPV-Gabel ideal auf mich und meinen Stil einzustellen. Dazu muss man sich auskennen mit Begriffen wie Druckstufe, Zugstufe, Federungskennlinie und gewillt sein sich Zeit und Geduld zu nehmen für eine ideale Abstimmung. Die meisten Biker haben darauf keinen Bock und kein ausreichendes Grundwissen, behaupte ich.
Da denkt man fast wehmütig an die guten, alten Federungszeiten... :-(
 
Also, ich versuche mal, hier eine Einstellhilfe zum SPV Daempfer zu geben:


Wie stelle ich einen SPV Daempfer ein:

Am Luftdaempfer hat es 2 Luftventile; das schwarze oben am dicken Ende, das ist das Ventil fuer die Hauptluftkammer, mit welchem man den Daempfer auf das Gewicht abstimmt, das rote unten am schmalen Ende oder beim 4 Weg Daempfer am Ende des Ausgleichsbehaelters, das ist das SPV Ventil und mit dem stellt man die Staerke der Plattform ein, also wie sensibel der Daempfer anspricht und wie schnell er zu wippen beginnt. Je mehr Druck man in das rote SPV Ventil gibt, desto weniger wippt das System, desto stabiler ist die Plattform.
Oben am dicken Ende des Daempfers befindet sich eine blaue, geraendelte Einstellschraube; Dort stellt man die Zugstufendaempfung ein, also die Geschwindigkeit des Ausfederns.

Gewisse Hinterbausysteme sind auf einen bestimmten Sag abgestimmt, das heisst, dass der Daempfer beim Aufsitzen um einen bestimmten Prozentsatz einfedern sollte, normalerweise betraegt dieser Wert etwa 20-25% des totalen Daempferhubs bei einem Crosscountryfully und 25-35% bei einem Enduro/Freeridefully.
Der totale Daempferhub betraegt 38 mm bei einem 165 mm Daempfer (gemessen zwischen den 2 Daempferaugen, wo der Daempfer am Hinterbau/Frontrahmen befestigt wird) und 50 mm bei einem 190 mm und einem 200 mm Daempfer. Bei einem 215 mm langen Daempfer (Stahlfeder) betraegt der Hub 63 mm, bei einem 223 mm langen Daempfer ist der Hub 70 mm, der 240-er hat meines Wissens 76 mm Hub.

1) Zuerst sollte man sich fragen, ob man eine stabile Plattform moechte (Wippen stark unterdruecken) oder ein sensibles System.
Moechte man eine stabile Plattform, um das Wippen stark zu unterdruecken, dann pumpe man am SPV Ventil (rotes Ventil) die SPV Luftkammer auf Werte zwischen 9 und 12.5 Bar auf.
Moechte man ein sensibles System dann pumpe man die SPV Luftkammer auf Werte zwischen 3.5 und 6 Bar auf. Werte dazwischen bieten einen Kompromiss zwischen Sensibilitaet und noch gute Wippunterdrueckung.
WICHTIG: Die SPV Luftkammer muss MINDESTENS mit 3.5 Bar (50 PSI) Druck gefuellt werden, sonst funktioniert die Daempfung nicht!!
2) Man pumpe die Hauptluftkammer (schwarzes Ventil) auf einen Wert zwischen 5 und 15 Bar auf, schwerere Fahrer sollten zu Beginn eher mehr Druck hineingeben (10-13 Bar) und leichtere Fahrer weniger.
3) Dann setzt man sich auf das Bike in der richtigen, bequemen Sitzposition, stuetzt sich seitlich mit der Hand ab und dreht am blauen Zugstufenverstellrad die Zugstufendaempfung auf das Maximum (ganz hineindrehen) und
4) laesst sich mit Kraft auf den Sattel fallen und bleibt sitzen. Das Bike federt ein und bleibt eingefedert (oder federt ganz langsam aus), da die Zugstufendaempfung zu ist.
5) Immer noch auf dem Bike sitzend oeffnet man die Zugstufendaempfung langsam (ohne sich gross zu bewegen), bis sie ganz offen ist: Der Hinterbau federt aus.
6) Jetzt kann man, wieder ohne den Schwerpunkt auf dem Bike zu veraendern, den O-Ring um den Daempferkolben ganz gegen das dicke Ende des Daempfers schieben, bis er am Staubstreifer anliegt.
7) Man steigt, das Gewicht nach vorne verlagernd, vorsichtig vom Bike und laesst den Daempfer hinten so ganz ausfedern.
8) Jetzt kann man die Distanz zwischen dem O- Ring um dem Daempferkolben und dem Straubstreifer am dicken Ende messen: Das ist der Sag am Daempfer mit den gepumpten Druckwerten.
Ist der Sag deutlich groesser als die 20-25% fuer Crosscountry oder 25-35 % fuer Enduro/Freeride, dann sollte man in die Hauptluftkammer deutlich mehr Druck geben (Maximaldruck ist 20 Bar), die Zugstufe wieder ganz zudrehen und den Sag erneut messen mit obiger Methode, bis man die richtige Einstellung des Sag gefunden hat. Umgekehrt sollte man weniger Druck in der Hautkammer fahren, wenn man viel zu wenig Sag hat. Dies macht man, bis der Sagwert in etwa stimmt.

jetzt stellt man die Zugstufendaempfung ein:

9) Man dreht das blaue Zugstufenverstellrad auf einen mittleren Wert und laesst sich im langsamen Fahren im Flachen (ohne zu treten) auf den Sattel fallen (mit Kraft!) und bleibt auf dem Sattel sitzen: Der Hinterbau sollte relativ schnell wieder ausfedern, aber ohne einem das Gefuehl eines Schleudersitzes zu vermitteln, man sollte nicht das Gefuehl haben, vom Sattel weggespickt werden. Federt der Hinterbau eher langsam aus, sollte man das blaue Zugstufenverstellrad oeffnen (Gegenuhrzeigersinn), spickt es einem zu stark nach oben beim Ausfedern, sollte man es etwas schliessen und sich nochmals auf den Sattel fallen lassen.

Auch dies macht man solange, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Jetzt geht es ab auf den Trail.

Hier fuehlt man, ob die Einstellung einem zusagt:

Hauptluftdruck: Hat man das Gefuehl, dass der Hinterbau jeweils zu stark einsinkt bei groesseren Schlaegen oder gar fast durchschlaegt, gibt man etwas mehr Druck in die Hauptluftkammer, reagiert der Hinterbau zuwenig auf grosse Schlaege, kann man etwas Luftdruck aus der Hauptluftkammer ablassen.

SPV Druck: Hat man das Gefuehl, der Hinterbau sei zuwenig sensibel, kann man etwas Druck aus der SPV Luftkammer ablassen. MINDESTENS 3.5 Bar / 50 psi Druck muessen aber drinbleiben! ACHTUNG: Wenn man den SPV Druck deutlich veraendert (mehr als 2,3 Bar Unterschied), sollte man auch den Hautluftdruck minimal anpassen: Bei weniger SPV Druck etwas mehr Hauptluftdruck und umgekehrt. Als Faustregel denke ich, dass bei 3-4 Bar mehr SPV Druck der Hautkammerdruck um etwa 5% gesenkt werden kann und umgekehrt.
Hat man das Gefuehl, der Hinterbau bewege sich zu stark beim Treten und sei laengstens sensibel genug, dann kann man mehr Druck in die SPV Kammer (rotes Ventil) geben; maximal 12.5 Bar / 175 psi und den Druck in der Hauptluftkammer etwas senken.

Zugstufendaempfung: Hat man das Gefuehl, der Hinterbau komme bei ganz vielen schnellen Schlaegen nicht nach mit federn, kann man die Zugstufe (blaues Raedchen) etwas oeffnen (Gegenuhrzeigersinn).
Hat man das Gefuehl, als wuerde man nach einem grossen Schlag ausgehebelt (vom Sattel gespickt), sollte man das blaue Zugstufen-Verstellrad etwas schliessen.

In der Regel muessen die Werte der Zugstufe beim Befahren eines anderen Terrains nicht geaendert werden, hat man einmal eine perfekte Einstellung gefunden, kann man die meistens auch lassen.
Hoechstens wenn man mal (ausnahmsweise?!) mit dem Lift hochshuttelt und runter etwas mehr Komfort haben will, kann man das Bike mal mit mehr Sag fahren: Weniger Druck in der Hauptluftkammer. Schlaegt der Hinterbau durch, kann man etwas mehr SPV Druck fahren oder halt doch wieder mehr Druck in der Hauptluftkammer.

Gruss
Dani
 
Das nenne ich mal eine ausführliche Beschreibung, da komme ich ja kaum mehr zum Arbeiten :lol:. Mein persönliches "perfekte" Setup wird durch deine Beschreibung bestätigt. Keine Fragen meinerseits.

Gruess,
Roger
 
@Dani:
sehr schön beschrieben, aber es betätigt mich auch wieder in meiner Auffassung dass das ganze System viel zu kompilziert für die meisten Leute ist, da diese zu wenig Ahnung haben und keine Motivation zum Einstellen aufbringen (wollen/können).
 
@uphillking,

Zuviele machen die Verknüpfung "Auto" --> "MTB", d.h. je teurer, desto mehr Schnick-schnack das einem das Fahren vereinfacht und sicherer macht. Diese Personen sehen ein MTB als Alltagsgegenstand der einfach zu funktionieren hat und vergessen völlig, dass es als Sportgerät konzeptioniert wurde. Würden sie die Verknüpfung "Rallyauto" --> "MTB" machen wäre ihnen klarer, weshalb je teurer, desto weniger Gewicht und mehr Einstellmöglichkeiten bedeutet.

Weil im Verhältnis zu anderen "Spielzeugen" selbst ein Top MTB relative gut erschwinglich ist wollen einige "Highend aber bitte einfach" nur das gibt's zur Zeit nicht wirklich. Wohl aber eine Frage der Zeit, bis die Hersteller auch auf dieses Bedürfnis eingehen.

Gruss,
Roger
 
Moment, moment!

Wer ein Fully kauft hat ja schon eine Entscheidung zugunsten von mehr Technik getroffen.

Wer sich etwas mit der Materei beschäftigt und sein Fully dann auch noch selbst abstimmt, hat die Option auf sehr gut funktionierende Technik.

Da wage ich zu behaupten: ist mir mein Hobby wichtig genug, finde ich Mittel und Wege, mir die Technik zu erschliesen und optimale Funktion
zu erhalten.
Fahre ich mit meinem Fully nur in den Biergarten, ist es nicht relevant
ob mein SPV-Druck stimmt.

Also, wenn ich mir einen Videorecorder kaufe, will ich letztendlich nur Filme anschauen - muss mich aber mit zum Teil konfusen Programmiervorgängen, und erbärmlichen Bedienungsanleitungen herumschlagen.

Unbestritten ist aber, dass Answer die SPV-Abstimmung zu erklären hat
und zwar möglichst in allen Sprachen dieser Welt.



@Dani
Sehr gut! Answer und MCG sollten dir ein Honorar schicken.

Mich beschäftigt gerade folgendes Phänomen: mein Dämpfer funktioniert sehr gut - meine Einstellungen stimmen wohl.
Fahre ich auf Asphalt und lege mich in kurzen wechselnden Schwüngen in die Kurve so spüre ich ein deutliches einsacken im Scheitelpunkt.

Ich denke, dass in diesem Moment der Schwung mein Gewicht erhoht.
Ist mir bei anderen Fullys aber so nie aufgefallen.

Hatte auch noch nie 168mm FW hinten.

gruss
ultraschwer
 
@Dani
schöne Beschreibung :daumen:

mein Wunsch währe, das man die Zugstufe des Manitou Swinger3 Coil besser einstellen kann. Eigentlich muss man Ihn fast ganz offen fahren (1 Klick vor Schluss) und er ist noch immer recht langsam.

Da gabs doch mal was mit diesen Tuning Scheiben (war für die SPV Gabeln)



Gruß
Stefan
 
Stefan3500 schrieb:
@Dani
schöne Beschreibung :daumen:

mein Wunsch währe, das man die Zugstufe des Manitou Swinger3 Coil besser einstellen kann. Eigentlich muss man Ihn fast ganz offen fahren (1 Klick vor Schluss) und er ist noch immer recht langsam.

Da gabs doch mal was mit diesen Tuning Scheiben (war für die SPV Gabeln)



Gruß
Stefan

Ciao Stefan
es ist bekannt, dass der Swinger Coil eine eher langsame Zugstufe hat, da ist aber mit den Tuning Scheiben nichts zu machen, wenn man versiert genug ist und den Daempfer oeffnen und vor allem wieder luftfrei befuellen kann, ist es einfach, einen oder sogar 2 Zugstufenshims rauszunehmen und so dem Daempfer (vor allem bei grossen Schlaegen) zu einem schnelleren Ausfedern bis gegen das letzte Drittel des Ausfederns zu verhelfen.
Allerdings ist das Entlueften des Daempfers nicht so eibfach und die Oelmenge ist sehr, sehr kritisch; etwas zuviel, und der Daempfer federt nichtmehr ganz ein, wenn er heiss wird; etwas zu wenig, und der Daempfer schlaegt bei einem grossen Schlag auf den Trennkolben...
Gruss
Dani

P.S. Fahre die Zugstufe doch ganz offen, dann ist er vielleicht schnell genug ;)
 
Hi dani,

Super Anleitung für den Dämpfer, aber könnte es sowas auch mal für die SPV / SPV Evolve Federgabeln geben? Oder gibt es das schon? Der Thread Tipps und Tricks zum SPV bezieht sich ja hauptsächlich auf das alte SPV und versucht es zu verbessern. Aber wie man das SPV Evolve einer Federgabel einstellt wird dort nicht besprochen (oder ich hab bei den 8 Seiten irgendwo drübergelesen)
 
Dani schrieb:
P.S. Fahre die Zugstufe doch ganz offen, dann ist er vielleicht schnell genug ;)

dann ist er aber fast schon etwas unterdämpft :D
Ist halt einfach blöd, das mann bei gesamt bestimmt 20 Klicks nur die letzten 3 verwenden kann.

Eventuell steig ich auf den neuen DT Swiss HRV200 um (spart gleichzeitig noch um die 600g)


Gruß
Stefan
 
Der DT HVR konnte mich ganz und gar nicht ueberzeugen; so, wie er im Moment ausgeliefert wird, hat er eine zu starke High Speed Druckstufe. Grosse und schnelle Schlaege werden zu wenig schnell abgefedert...
Gruss
Dani
 
hallo

bassiert eigenltich der DHX 5 dämpfer von Fox auf dem selben prinzip? also mit luft vorgespannten druckstufen ventil?


vom gefühl her kommt mir der DHX 5 wesentlich linearer vor als der 6way. hab auch oft mit durchschlägen zu kämpfen. mir geht irgendwie die high speed druckstufen einstellung ab. und mit bottom out und luftdruck verändert sich die progression ned wirklich viel.

ansonsten: beschreibung is wirklich sehr gut! :daumen: eben vieleicht noch die luftkammergrößen veränderung beschreiben. die hab ich noch nicht gefunden.

mfg
Fuxl
 
Mein 3Way hat eine brauchbare Zugstufe.

Wiege allerdings 90Kg - da sind schon andere Kräfte am wirken, ent-
sprechend höher muss die Zugstufendämpfung sein.

Für Leichgewichtigere mag da anders aussehen.

gruss
ultraschwer
 
Dani schrieb:
Der DT HVR konnte mich ganz und gar nicht ueberzeugen; so, wie er im Moment ausgeliefert wird, hat er eine zu starke High Speed Druckstufe. Grosse und schnelle Schlaege werden zu wenig schnell abgefedert...
Gruss
Dani

Das hört sich ja net so doll an :(

Zufällig auch schon den Pearl von RS getestet?


Gruß
Stefan
 
maaatin schrieb:
Hi Dani,

schöne umfassende Beschreibung! Am besten man stellt die auch in die Abteilung Tutorials rein. Direkt zu meiner etwas minimalistischen Beschriebung hier. Müßte allerdings ein Moderator machen...

Leider befürchte ich, daß weiterhin die immergleichen Fragen zu SPV gestellt werden, weil "die Lüüt" zu faul sind, die Suchfunktion zu benutzen. :rolleyes:
ich bin grad orginal per SUCHFUNKTION auf diesen Fred gekommen, geil oda?...
 
Die einstellung der zugstufe macht man am besten auf einem schräg hängenden wurzelfeld:

wenn beim schnelleren fahren das hinterrad talwärts rutscht, dann ist die zugstufe zu langsam.

wenn es hoppelt, dann ist sie zu schnell.
 
moin, :winken:
jetzt hab ich wirklich versucht, mir alles hier im Forum über SPV anzutun, aber trotzdem kann ich mein Problem nicht lösen: :aufreg:
Manitou Gabel Minute 3 2005, IT40-130 mm, SPV-Evolve, Gewicht 80 kg, Luftfeder 135 psi, SPV 30 psi (auch schon andere Werte probiert), Zugstufe komplett auf.
Problem: nach 10 Std. Einfahrzeit fühlt sich die Gabel jetzt zwar "geschmeidig" an, jedoch sowohl in Druck- als auch Zugstufe völlig überdämpft. Dadurch ist auch das "Ausfahren" der Gabel via IT recht langsam, so lange krieg ich das Vorderrad vom Boden garnit hoch :(
Ist bei den 05er Modellen auch das Tuning mittels Loch-Schlitz-Scheibe sinnvoll oder wäre das Problem einfacher über dünnflüssigeres Dämpferöl zu beheben?? :ka:

Besten Dank für 'nen Tip!! :winken:
 
nojumper schrieb:
moin, :winken:
jetzt hab ich wirklich versucht, mir alles hier im Forum über SPV anzutun, aber trotzdem kann ich mein Problem nicht lösen: :aufreg:
Manitou Gabel Minute 3 2005, IT40-130 mm, SPV-Evolve, Gewicht 80 kg, Luftfeder 135 psi, SPV 30 psi (auch schon andere Werte probiert), Zugstufe komplett auf.
Problem: nach 10 Std. Einfahrzeit fühlt sich die Gabel jetzt zwar "geschmeidig" an, jedoch sowohl in Druck- als auch Zugstufe völlig überdämpft. Dadurch ist auch das "Ausfahren" der Gabel via IT recht langsam, so lange krieg ich das Vorderrad vom Boden garnit hoch :(
Ist bei den 05er Modellen auch das Tuning mittels Loch-Schlitz-Scheibe sinnvoll oder wäre das Problem einfacher über dünnflüssigeres Dämpferöl zu beheben?? :ka:

Besten Dank für 'nen Tip!! :winken:


30 psi is nicht gut, mit dem machst du die gabel bestenfalls hin.

50 sollten rein, 40 ist schätzomativ die grenze, aber persönlich würde ich von allem unter 50 abraten
 
ich würde mich nicht auf die angaben von manitou verlassen.
im spv_setup file steht "between 40 and 175psi" (=2.75 - 12 bar)

woanderst steht 50 psi....


die diversen manitou serivce stellen haben ja auch den meisten spv dorado besitzern zu weniger druck geraten, was dabei rausgekommen ist, waren viele komplett kaputte gabeln.

edit:
wenn die spannung des ventils zu klein ist, dann wird das früher oder später mal draufgehen, ich weiß nicht wie das bei deinem jetzt ist, klingt aber auch verdächtig danach.
 
Hallo,


super Beschreibung @Dani :daumen:
Jetzt wollte ich mal Fragen ob die Beschreibungen nur für die Luft(Air) Modelle gelten, oder auch für die Stahl(Coil) Dämpfer?
Könntest du mir eventuell ein paar Tipps zu meinen "Manitou Swinger Coil SPV 4-Way" Dämpfer geben?
Paar Daten:

Bike: Specialized Demo 8
Fahrergewicht: 90 - 92Kg
Federhärte: 450 x 2.75
Einbaulänge: 222mm

-DANKE-


MfG Chris :D
 
Dani schrieb:
Ist der Sag deutlich groesser als die 20-25% fuer Crosscountry oder 25-35 % fuer Enduro/Freeride, dann sollte ......Hoechstens wenn man mal (ausnahmsweise?!) mit dem Lift hochshuttelt und runter etwas mehr Komfort haben will, kann man das Bike mal mit mehr Sag fahren

welchen Sag würdest du für ein 22kg dowhnillbike empfehlen ? ich habe meinen rahmen + däpfer von einem liga fahrer gekauft und an der einstellung nichts verändert da er gleichviel wiegt wie ich und die einstellung eigentlich cool ist.... *schäm*

dank deinem sehr feinem artikel traue ich mich endlich an die einstellung, nur ist der Sag im moment relativ sehr groß und eine referenz wäre praktisch....


Spirallian
 
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