Stahl Hardtail - with a little help of Agresti Frameworks

Update 3: Die Rohre und die Sache mit dem CAD

...und einige von euch können sich vielleicht vorstellen wieviel Blut, Schweiß und Tränen am Ende in so einem Modell stecken wenn man - so wie ich - nicht täglich mit CAD Software arbeitet.

Nach vielen Stunden (und noch mehr Flüchen) war es dann aber geschafft und das Modell war so weit, dass die Konstruktionszeichnungen daraus abgeleitet werden konnten.

Wenn jemand anderes interessiert sein sollte, es gibt für Fusion ein für Anfänger geeignetes Video von Cobra Framebuilding:
- vlt erspart das ein bisschen Blut, Schweiß oder Tränen.

Die Krux ist meistens eher das Abwicklen der Rohrgeometrie für die Erstellung der Gehrungsschablonen.
 

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Re: Stahl Hardtail - with a little help of Agresti Frameworks
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...und einige von euch können sich vielleicht vorstellen wieviel Blut, Schweiß und Tränen am Ende in so einem Modell stecken wenn man - so wie ich - nicht täglich mit CAD Software arbeitet.

Nach vielen Stunden (und noch mehr Flüchen) war es dann aber geschafft und das Modell war so weit, dass die Konstruktionszeichnungen daraus abgeleitet werden konnten.


Es ist vielleicht ein schwächer Trost aber auch für Leute die jeden Tag mit einem CAD System umgehen ist sowas auch nicht immer eine "gemähte Wiese". Man tut sich vielleicht an manchen Stellen etwas leichter aber da der Rahmenbau für die meisten CAD Anwender sehr fern von den eigentlichen Themenfeldern liegt muss man auch dort erst Strategien entwickeln wie man sowas konkret aufzieht. Wobei ich die reine Konstruktionsarbeit wegen der etlichen Unbekannten was diverse Standards (Scheibenbremse Nebenbreiten Tretlagerbreiten,usw.) betrifft zeitraubender empfinde. Ich kann den Schmerz in gewissem Umfang nachvollziehen.
 
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Update 4: der Hauptrahmen

Das Standard-Steuerrohr für tapered Gabeln wird bei Agresti nicht zugekauft sondern in liebevoller Handarbeit hergstellt. Einerseits aus Gewichts-, andererseits aus Optik-Gründen. Zum Einsatz kommt ein 25CroMo4 Rohr mit 50 mm Außendurchmesser, das innen ausgedreht und mit passenden, ebenfalls von Hand gedrehten Endverstärkungen versehen wird. Die Endverstärkungen selbst bestehen ebenfalls aus 25CroMo4 und werden erst eingelötet, wenn der Rahmen fertig geschweißt ist. Grund hierfür ist einerseits, dass das Lot die hohen Schweißtemperaturen beim TIG-Schweißen in seiner unmittelbaren Nähe nicht mag, andererseits, dass es ohne Endverstärkungen einfacher ist, Schweißverzug am Steuerrohr mit einem passenden Messing-Plug als Kühl- und Formkörper vorzubeugen.

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Bevor das Steurrohr aber seinen Platz im Rahmen finden kann, sind Vorarbeiten notwendig. So z.B. die Entlüftungsbohrungen dort, wo Oberrohr und Unterrohr anschließen. Diese werden, der Maßhaltigkeit willen, nicht mit der Standbohrmaschine sondern in der Fräse mit einer 16er Lochsäge hergestellt.

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Nächster Schritt: Tretlager und Sattelrohr.
Das Tretlager bekommt eine große Fräsung um die Zugführung der absenkbaren Sattelstütze vom Unterrohr ins Sattelrohr zu ermöglichen. Das Sattelrohr selbst wird in der Fräse mit einer passenden Lochsäge auf Maß ausgeschnitten.

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Kurzer Exkurs zur Bearbeitung der Rohre: anders als @Ketchyp in seinem Post andeutet, werden die Rohre für die Rahmen bei uns in der Werkstatt nicht mit Gehrungsschablonen auf Passung gebracht, sondern in der Fräse mit passenden Lochsägen. Um diese Arbeiten präzise ausführen zu können, braucht es ein paar Dinge:
  • eine stabile Fräse mit Maschinenschraubstock (und im besten Fall einem digitalen Readout)
  • eine präzise Anreißvorrichtung
  • passende Spannblöcke für alle Rohrdurchmesser
  • einen digitalen Winkelmesser
Leider hab ich gerade kein passendes Foto zur Hand. Ein informatives Video zu dem Prozess gibt es aber (mal wieder) von Cobra Frames:

Als nächstes war das Unterrohr dran. Dort wurden zuerst die zwei Anschlüsse für Tretlager und Sattelrohr hergestellt. Da das Unterrohr einen größeren Durchmesser besitzt als das Tretlagergehäuse, schließt es unten logischerweise tangential an. Auf der andern Seite erfolgte die Anpassung an das Steuerrohr.

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Außerdem musste noch eine Lösung für die innen verlegte Zughülse der absenkbaren Sattelstürze her. Die Wahl fiel auf die Kunststtoff-Plugs, die sich z.B. auch in den Rahmen von Orange etc. finden. Für dieses System muss das Rohr aber an der Zuführung verstärkt werden. Also ein Stück des angefallenen Verschnitts zur Hand genommen, gemessen, geschleifen, angerissen, nochmal gemessen, gelötet, gefräst und tadaaa: wir haben einen Zugeingang:

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Die Anpassung des Oberrohrs an Sattelrohr und Steuerrohr waren danach schon fast ein Spaziergang im Park. Und nach weiterem ausführlichem schleifen, säubern und bechen der Kanten konnte ich schließlich mein Werk in der Rahmenlehre bewundern:

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Der Rest lag in Stefanos Händen... und ich denke das Ergebnis seines Könnens spricht für sich:

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So far, so good! Nächstes mal geht es dann mit dem Hinterbau weiter... :)
 
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Hi thom, hi Stefan,
euer Interesse ist verständlich aber leider kann ich euch jetzt hier nicht alles haarklein auflisten. Am Ende steckt in so einem Projekt natürlich auch viel von Stefanos aber auch Lukas (und ein bisschen meiner) Erfahrung bzw. Entwicklungsarbeit drin. Daher bitte ich um Verständnis dass ein wenig Betriebsgeheimnis auch sein muss. ;)
 
Hi thom, hi Stefan,
euer Interesse ist verständlich aber leider kann ich euch jetzt hier nicht alles haarklein auflisten. Am Ende steckt in so einem Projekt natürlich auch viel von Stefanos aber auch Lukas (und ein bisschen meiner) Erfahrung bzw. Entwicklungsarbeit drin. Daher bitte ich um Verständnis dass ein wenig Betriebsgeheimnis auch sein muss. ;)

Kann diese Haltung zwar nicht ganz nachvollziehen, aber gut ich stehe auf einem anderen Standpunkt. Was wäre denn, an der Rohrauswahl so besonders, dass man darüber nicht sprechen sollte? Gut ich verdiene mein Geld nicht in dem Business ich mach das nur aus Jux und Dallerei. Wenn mich jemand fragt
gebe ich Auskunft tut mir ja nicht weh ich habe vielleicht auch mal ne Frage.
Ansonsten schönes Projekt und schöne Ausführung.
 
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Hi thom, hi Stefan,
euer Interesse ist verständlich aber leider kann ich euch jetzt hier nicht alles haarklein auflisten. Am Ende steckt in so einem Projekt natürlich auch viel von Stefanos aber auch Lukas (und ein bisschen meiner) Erfahrung bzw. Entwicklungsarbeit drin. Daher bitte ich um Verständnis dass ein wenig Betriebsgeheimnis auch sein muss. ;)

Hallo Hannes,
sehr schade, das ihr da keine Infos raus gebt. Vor allem Details vom Steuerrohr wären sehr sehr spannend gewesen. Bezüglich dem Rohrsatz schliesse ich mich @RMX246 an. Die Auswahl der Rohre kann man aus meiner Sicht offen thematisieren. Es gibt ja viele kleine Rahmenbauer, welche die Labels der Rohrhersteller sogar als Qualitätsmerkmal nutzen.

Curtis.jpg


Somit stelle ich mal ne Vermutung bezüglich Rohrsatz an 8-)
Da das Bike ja scheinbar ordentlich was aushalten soll würde ich das mit folgenden Rohren bauen.

Steuerrohr: Selbst gedreht!!! Geil!!!!! Vielleicht, wenn genug von euch auch betteln bekommen wir doch noch ein paar Infos, bitte, bitte, bitte! :D
Unterrrohr: Raynolds 853 38.1 0.9/0.6/0.9
Oberrohr: Raynolds 853 34.9 0.8/0.5/0.8
Sitzrohr: Columbus Zona external butted innen 31.6
Kettenstreben: Dedacciai Zero Uno 19mm Durchmesser S-bend
Sitzstreben: Dedacciai Zero Uno Oval S-Bend

Gruss Stefan
 
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Ich würde sagen das Sitzrohr ist kein Columbus, dafür passt die Oberfläche nicht. Das Unterrohr würde ich eher aus dem Motorsport vermuten. Crmo für Überrollkäfige in 1mm vielleicht.
 
Hi Jungs,
wenn ihr meine Posts hier im Thread ganz lest, findet ihr ein paar Informationen zu den verwendeten Rohren. ;)
 
Aber nun mal wieder zurück zum eigentlichen Thema. Lange war es ruhig, doch damit ist jetzt schluss. :)

Update 5: der Hinterbau
Da der Hinterbau ja ein paar nicht ganz triviale Features hat (siehe vorherige Posts), konnte die Bearbeitung der Rohre natürlich nur anhand ordentlicher Zeichnungen im Format 1:1 erfolgen. Nachdem Fusion 360 besiegt und die Zeichungen gedruckt waren ging es mit den Kettenstreben los.

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Das Biegen erfolgt auf unseren zwei Biegewerkzeugen, hier vorne links im Bild am Kopfende des Regals (sorry für das schlechte Foto...). Dort werden die Strebenrohre geklemmt und mit einem passenden Negativwerkzeug über speziell gefräste Radienblöcke gezogen.

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Ausschlaggebend sind natürlich neben den Radien die zu erzielenden Winkel und wenn man sich Mühe gibt (und einen digitalen Winkelmesser zur Hand hat), passt dann die gebogene Strebe auch zu der Zeichnung.

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So weit so einfach - aber da das System für die Ausfallenden ein komplett Neues war, musste auch die Lehre für die Kettenstreben und Sitzstreben modifiziert bzw. mit einer neuen Achse ausgestattet werden, die dem asymmetrischen Hinterbau Rechnung trägt (yay, Werkzeugbau).

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Diese Lehre hat jedoch nur die Aufgabe, die gebogenen Streben im richtigen Winkel auf die Ausfallenden zu heften und die Fräsung für den Anschluss an das Tretlager herzustellen.

Grundsätzlich ist es einfacher, ein Rohr an eine ebene Fläche anzuschließen als an eine Rundung (vgl. Syntace-Ausfallenden), trotzdem war eine ordentliche Menge Einrichtarbeit an der Bandsäge erforderlich. Check, doublecheck, denn wenn's gesägt ist isses ab.

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Der Mess-Gott war mir gnädig - es ist alles gut gegangen und schließlich konnten die Streben auf die Ausfallenden geheftet werden. Damit war dann auch der Weg frei für den finalen Bearbeitungsschritt auf der Fräse (Tretlageranschluss).

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Und weil es so viel Spaß macht, gleich noch eine passende Achse für die Schweißlehre hergestellt (yay, mehr Werkzeugbau).

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Und nach weiteren Stunden des Biegens, Sägens und Schleifens (die Bearbeitungsschritte für die Sitzstreben sind quasi identisch mit denen der Kettenstreben) - konnte ich die Lehre zum ersten mal so einrichten, dass ich eine Ahnung von dem erhalten konnte, was mich da erwarten sollte.

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Mühe beim Messen zahlt sich aus und so ließen schon die lose zusammensteckten Streben (ohne finale Einrichtung der Lehre) erahnen, dass das funktionieren würde.

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Nach den letzten Korrekturen war Stefano an der Reihe und schließlich stand der "Rohbau" vor mir. Was für ein Glücksgefühl! :)

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Echt ein super Projekt m da muss es doch Neuigkeiten geben...
Kennt jemand diesen Stefano? Den könnte man ja mal fragen was da los ist.
 
Hallo zusammen, ja, sorry dass ich da nicht mehr geliefert habe. Ich wurde komplett von der Arbeitswelt verschluckt. Dann kam auch noch ein Umzug dazu und zack-bumm, bleiben viele Dinge auf der Strecke.

Ich werde versuchen die Story hier zu Ende zu erzählen:

Bei Fahrradrahmen ist wie bei Häusern. Ist der Rohbau fertig, geht die Arbeit nochmal so richtig los.

Los geht es bei der Bremsaufnahme. Um hier mal was neues zu probieren wurde sie im Flatmount-Standard realisiert. Dazu wurden passende Hülsen gedreht und mit einer Lehre und kleinen Stahlspacern an die Kettenstrebe angelötet:

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Außerdem muss natürlich dafür gesorgt werden, dass die Lasten im Betrieb gut aufgenommen werden können. Dafür benötigt man Aussteifeungen zwischen den Kettenstreben (Biegen und Einschweißen)

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Sowie an den Übergängen vom Steiuerrohr zu Oberrohr / Unterrohr. Diese wurden aus Resten anderer Rahmenrohre geschnitten, gebogen und dann aufgeschweißt:

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Weiter ging es mit dem Einlöten der Verstärkungsringe in das Steuerrohr. Dort wo die Lagerschalen eingepresst werden.

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Und schließlich folgte noch das Anlöten der Zugführungen und Flaschenhaltergewinde.

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Wer sowas zum ersten mal mach stellt fest, dass selbst vergleichsweise einfach Arbeiten beim Rahmenbau eine Menge Fingespitzengefühl benötigt. Ich zähle die Flüche, die meinen Mund verlassen haben hier lieber nicht auf. ;)

Um das Sattelrohr auf 30,9 zu reduzieren wurde einen speziell angefertigte Aluminiumhülse mit Epoxidharzkleber eingeklebt. Das hat einerseits den Vorteil, dass sich Aluminium anschließen besser aus Maß reiben lässt, andererseits, dass Kontaktkorosion zwischen der Alustütze und dem Stahl-Rohr ausgeschlossen wird. Anschließend musste die Aluhülse dann natürlich noch geschlitzt werden um die Funktion der Sattelklemme zu gewährleisten.

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