Lenkwinkel am Mountainbike: Flach oder steil – einfach erklärt!

Lenkwinkel am Mountainbike: Flach oder steil – einfach erklärt!

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In unserem Grundlagen-Artikel zum Thema Rahmen haben wir uns auch ein wenig mit dem Thema "Lenkwinkel" befasst, doch in Anbetracht der starken Entwicklungen auf diesem Feld ist es mehr als angebracht, diesen Thema einen eigenen Artikel zu widmen. Jeder kennt ihn, den Lenkwinkel. Doch was beeinflusst ihn und wie beeinflusst er das Fahrverhalten eines Mountainbikens?

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Lenkwinkel am Mountainbike: Flach oder steil – einfach erklärt!
 
Stimmt, aber wenn der Fahrer schon vorher absteigt oder umfällt, dann kommt er gar nicht bis zum Überschlag! ;-

Ich meine ja auch nicht, dass Lenkwinkel wie vor 10 Jahren gut sind, aber ich habe z.B. ein Spectral von 2017, bei dem der zu steile Lenkwinkel in der Bikie-Bravo mit dem Hinweis bemängelt wurde, dass das veraltet sei. Das ist für mich über das Ziel hinausgeschossen.
Bei einem Freerider oder Downhiller sehe ich das anderes - der wird ja auch mit Tempo gefahren.
Oh das weckt Erinnerungen. Ich bin damals, als + 70 Grad LW noch Standard waren, so regelmäßig und routiniert über den Lenker abgestiegen als wäre es ein eigenständiger Sport.
Du hättest halt nicht so viel Bremsen sollen:D.
 
Ich unterstelle mal, dass viele Rahmenbauer nicht das Optimum aus der Geo rausholen.
Ich denke, dass die optimale Geometrie stark vom Einsatz abhängt. An meinem Hardtail mit 70er Lenkwinkel komme ich eher an die Grenze, wenn's richtig steil wird, als mit meinem All Mountain mit 68er Lenkwinkel, obwohl letzteres mit seinen 140mm Federweg hochstelziger daherkommt. Auch dieses hat natürlich Grenzen, wenn einer mi einem Downhillbike mit 64er Lenkwinkel und 70er Sitzwinkel daherkommt, sehe ich in der Abfahrt kein Land. Bergauf allerdings sieht er recht alt aus. Denn wo ich mit meinem 75er Sitzwinkel und 450er Kettenstreben ohne Mucken hochfahre, schiebt er. Nicht wegen dem Gewicht und auch nicht, weil er vielleicht schwach wäre, nein, es liegt bereits mit dem Bauchnabel auf dem Lenker und das Bike stellt's trotzdem auf.
Mal hypothetisch angenommen:
Wer würde ein Marathon-Bike mit 62° Lenkwinkel kaufen,
oder ein Trailbike mit 470mm Kettenstreben,
oder oder oder.
Als Hersteller muss man ja mit anderen Herstellern vergleichbar sein,
darf seine Bestandskunden nicht vergraulen
und grundsätzlich gilt ja: Wer nichts macht, macht nichts verkehrt.
Ich finde die Hersteller haben in den letzten Jahren viel gemacht, vielleicht auch zu viel, man verliert den Überblick und sie haben vor allem an den Lenkwinkeln enorm herumgebastelt. Das Scott Trail Topmodell hat einen Lenkwinkel von 64.5 Grad.
Wenn man dann schon mal ein Bike hat, dann kann man z.B. durch einen Winkelsteuersatz einiges verbessern.
Ich hatte auch den Fall:
Mein 29er Fully fuhr sich mit den originalen 68° Lenkwinkel kippelig und ich hatte oft das Gefühl nahezu über den Lenker zu gehen.
Nach dem Umbau auf 66° ist es mindestens noch genauso spritzig, rollt aber einfach besser.
Hier habe ich (meiner Meinung nach) ein unausgereiftest Konzept ein bisschen verbessern können.
Mein All Mountain passt mir ganz gut, es ist ein Kompromiss um eben überall fahren zu können. Bergauf, bergab. Und ich fahre, trotz oben genannter Grenzen, alles runter. Wobei ja auch in der Abfahrt der Lenkwinkel nicht das allein ausschlaggebende ist, sondern auch der Sitzwinkel, der Nachlauf usw. Beim langsam fahren ist es kippeliger als mein Hardtail, je schneller man wird, desto stabiler wird's.
Aber was für mich passt, muss für dich noch lange nicht OK sein, das ist eine extrem persönliche Sache. Genauso wie mit den Lenkern. Für mich ist z. B. eine Breite von 700 mit einem 12er Winkel das absolute non plus ultra. Obwohl ich breite Schultern habe. Der 740er, den ich aufs Hardtail gebaut habe (Carbon statt Alu) ist mir fast schon zu breit. Es gibt aber Tests, in denen bemängelt wird, der Lenker eines Bikes wäre mit 700 viel zu schmal.
 
Ich denke, die Unterschiede in der Geometrie muss man selbst erfahren und sich sein eigenes Bild bilden.
Dass jetzt ALLE nur noch lange und flache Bikes bauen, ist vielleicht ein Modetrend, bzw. ein Ausschlang nach oben.
Das wird sich normalisieren.
Ich habe (auch aus meiner eigenen Erfahrung heraus) den Eindruck,
dass früher die Bikes einfach zu steil (Lenkwinkel) und zu kurz waren, wenn's richtig ins Gelände geht.
Dass die Bikes nun länger und flacher werden mag sich für viele (einschließlich mich selbst)
wie ein Befreiungsschlag anfühlen.
Endlich ein Bike, bei dem ich keinen 80mm Vorbau mehr fahren muss,
obwohl der Hintern beim fahren schon über der Hinterachse hängt.

Eine extrem lange und flache Geometrie hat natürlich auch ihre Nachteile.
Aber heute hat man überhaupt mal die Möglichkeit diese Nachteile für sich zu erfahren.
Früher gab es diese Möglichkeit gar nicht.
Da war (zumindest für mich) einfach jedes Rad zu kurz, zu steil und zu hoch.
 
Mir erschließt sich die „Geo-Philosophie“ der Hersteller in keinster Weise.
Ich kann nicht verstehen, warum ein Trail-Bike (sorry, bin kein Fan von diesen Kategorien, aber wird ja so genannt/früher AllMountain) keinen DH-Lenkwinkel haben darf. Die restliche Geo natürlich angepasst.
Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass die Bikes früher länger waren; zwar mit einem 120er Vorbau oder dergleichen, aber durchaus länger, als man uns das heute verkaufen möchte.




Sascha
 
Mir erschließt sich die „Geo-Philosophie“ der Hersteller in keinster Weise.
Ich kann nicht verstehen, warum ein Trail-Bike (sorry, bin kein Fan von diesen Kategorien, aber wird ja so genannt/früher AllMountain) keinen DH-Lenkwinkel haben darf. Die restliche Geo natürlich angepasst.
Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass die Bikes früher länger waren; zwar mit einem 120er Vorbau oder dergleichen, aber durchaus länger, als man uns das heute verkaufen möchte.

Sascha



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Ich kann nicht verstehen, warum ein Trail-Bike (sorry, bin kein Fan von diesen Kategorien, aber wird ja so genannt/früher AllMountain) keinen DH-Lenkwinkel haben darf. Die restliche Geo natürlich angepasst.
Ich vermute, daß es damit zusammen hängt, was an Komponenten erhältlich ist. Bei einem flachen Lenkwinkel brauchst du die dazugehörige Gabel mit entsprechendem Offset. Solange es die nicht (als Serie) gibt, kannst du auch den Lenkwinkel nicht entsprechend wählen. Dadurch gibt es immer nur kleine Veränderungen, die gerade so am Rand vom Üblichen sind. Vor 30 Jahren hat es sicher auch keinen 35er Vorbau gegeben, es hätte einfach kein dazu passendes Bike dafür gegeben. Umgekehrt wäre es nicht möglich gewesen, einfach einen Rahmen zu bauen, der einen 35er Vorbau benötigt hätte. Der Sprung von den >100 mm auf 35 mm wäre einfach zu groß gewesen.

Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass die Bikes früher länger waren; zwar mit einem 120er Vorbau oder dergleichen, aber durchaus länger, als man uns das heute verkaufen möchte.
Ja, sehe ich genauso. Wenn man alte Bike-Zeitschriften (Anfang 90er Jahre) anschaut, sieht man auch deutlich, wie gestreckt die darauf sitzen.
 
Das liegt aber sicher auch am flachen Sitzwinkel.

Wenn der Arsch weit hinten hängt, sitzt man auch gestreckt am Bike.
 
Mir erschließt sich die „Geo-Philosophie“ der Hersteller in keinster Weise.
Ich kann nicht verstehen, warum ein Trail-Bike (sorry, bin kein Fan von diesen Kategorien, aber wird ja so genannt/früher AllMountain) keinen DH-Lenkwinkel haben darf. Die restliche Geo natürlich angepasst.
Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass die Bikes früher länger waren; zwar mit einem 120er Vorbau oder dergleichen, aber durchaus länger, als man uns das heute verkaufen möchte.

Sascha

Nicht spoilern was du schon gefahren bist. ;)
 
Ja, sehe ich genauso. Wenn man alte Bike-Zeitschriften (Anfang 90er Jahre) anschaut, sieht man auch deutlich, wie gestreckt die darauf sitzen.
Die Oberrohrlängen waren ziemlich groß, aber vor allem wegen der Sitzwinkel.
Mein Stumpi Hardtail von 1998 hat einen Sitzwinkel von 73°. Das Heutige Stumpi hat 75°. Vom Radstand her hat sich eher weniger getan, der ist eher heute größer, nicht zuletzt weil die Räder größer geworden sind.
 
Das liegt aber sicher auch am flachen Sitzwinkel.

Wenn der Arsch weit hinten hängt, sitzt man auch gestreckt am Bike.
Und es bäumt sich schneller auf. Mit dem neuen All Mountain (Cube Stereo Super HPC 29er, 2015er Rahmen) fahre ich ohne Mucken auch Anstiege hoch, bei denen ich auf dem 98er Stumpi mich weit nach vorne verlagern muss, um nicht nach hinten abzusteigen.
Ich finde die neuen Geometrien schon besser, insbesondere di steileren Sitzwinkel und die höhere Front erlauben bequemer zu biken und doch überall hoch und runterzufahren. Ohne sich Wirbel zu verrenken wegen einem 150er Vorbau...
 
Ja genau, das macht eben eine "moderne" Geometrie aus.
Aber irgendwann wird eben aus "schön lang" ein "zu lang".
Und das muss jeder für sich selber rausfinden.

Und im übrigen ist ein Cube Stereo von 2015 jetzt noch kein "super langes" Bike.
Die Cube Geometrien sind doch immer eher zurückhaltend...
 
Ich kann nicht verstehen, warum ein Trail-Bike (sorry, bin kein Fan von diesen Kategorien, aber wird ja so genannt/früher AllMountain) keinen DH-Lenkwinkel haben darf.


Huh.

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;)

Am Offset liegt es nicht. Der passt seit Jahren, sogar bei den 29er Gabeln sehr gut. Nur die Lenkwinkel passten nicht dazu. Jetzt passen die Lenkwinkel so langsam, aber die Offsets nicht mehr. :D :D :D

Der Chef von BOS Suspension hat das ganze Thema in einem Interview angeschnitten. Chris Porter ebenso. Beide sind keine heiligen und schwimmen auch mit diesem Strom mit, insofern ist das nur oder auch eine bedingte Selbstreflexion, aber in der Branche ist es nun mal wichtiger, dass das neue Modell die richtige Farbe hat oder dass Sam Hill das Teil nun fährt. Dass die neue Marzocchi Z1 eine rote Lackierung bekommen hat, ist alles andere als ein Zufall.
 
Ja genau, das macht eben eine "moderne" Geometrie aus.
Aber irgendwann wird eben aus "schön lang" ein "zu lang".
Und das muss jeder für sich selber rausfinden.

Und im übrigen ist ein Cube Stereo von 2015 jetzt noch kein "super langes" Bike.
Die Cube Geometrien sind doch immer eher zurückhaltend...
Das war ja der Grund, warum ich es mir aufgebaut habe und es ist echt super und bequem. Kompromiss eben. An einem Downhill Rennen habe ich noch nicht versucht teilzunehmen, wahrscheinlich gibt es da Bikes, mit denen man extremer rasen kann. Aber für en Ganzen Berg oder eben All Mountain ist es echt super. Rauf und Runter.
 
In wie fern spielen eigentlich die Körperproportionen in das Phänomen des steigenden Vorderrads mit rein?
Ich habe für meine Größe eine recht geringe Innenbeinlänge und tu mich mit dem VR bergauf häufig mit Bikes schwer, mit denen ich andere Fahrern bergauf noch nicht habe klagen hören - konkret fallen mir da das 26" Trance und das 29" Remedy.

Bei beiden griff ich zu längeren Vorbauten als gemeinhin üblich, um das Verhalten bergauf halbwegs in den Griff zu kriegen.
 
In wie fern spielen eigentlich die Körperproportionen in das Phänomen des steigenden Vorderrads mit rein?
Gute Frage! Erst mal würde ich darauf tippen, daß ein großer Fahrer mehr Probleme damit hat als ein kleiner, weil er durch den Sattelauszug weiter hinten sitzt. Ich vermute, daß der Gesamtschwerpunkt dadurch ungünstig verschoben wird.

Aktuell habe ich einen sehr guten Vergleich zu dem Thema. Ich selbst bin Langbeiner, mein Kumpel Kurzbeiner. Wir sind beide gleich groß, gleich schwer und haben das gleiche Bike (Tyee CF). Während ich ein M fahre, mit entsprechend großem Sattelauszug, fährt mein Kumpel ein L. Er braucht den längeren Rahmen, weil sein Oberkörper länger ist als meiner. Seine Sattelhöhe ist entsprechend niedriger. Dadurch sitzt er wesentlich weiter vorne als ich (das Sitzrohr ist ja doch relativ flach). Auch deshalb ist für ihn der längere L-Rahmen die bessere Wahl. Heute haben wir eine sehr steile Auffahrt gehabt, und er hatte dabei weniger Schwierigkeiten mit steigendem Vorderrad als ich. Das ist durch die nach vorne liegende Sitzposition sehr schön zu erklären.
 
Zum Offset noch kurz: Kann sein, dass ich wenig Wheel Flop spüre, weil meine 26" Gabel auch nur 37 mm Offset hat.
Fox kommt 2019 bei den 650B Gabeln mit ebenfalls 37 mm Offset und bei den 29" Gabeln mit dem alten 650B Offset = 44 mm. Jetzt kann ich also wieder beruhig meine 26" Gabel auch als 650B Gabel einplanen. :D
 
Oh das weckt Erinnerungen. Ich bin damals, als + 70 Grad LW noch Standard waren, so regelmäßig und routiniert über den Lenker abgestiegen als wäre es ein eigenständiger Sport.
Okay..
Ich fahre ja immer noch so nen Oldschool-Fully, auch wenn ich es mittlerweile ein wenig umgebaut hab. Jedenfalls bin ich geraume Zeit mit nem Lenkwinkel von 71,5 ° und nem 120mm Vorbau rumgedüst, auch über die Alpen. Das Teil war zwar bergab nicht gerade das, was man als laufruhig bezeichnen würde. Überschlagsgefühle waren mir dennoch fremd. Also war auch damals nicht alles unfahrbar, auch wenn ein flacherer Lenkwinkel vieles einfacher macht.
 
Ich fahre ja immer noch so nen Oldschool-Fully, auch wenn ich es mittlerweile ein wenig umgebaut hab. Jedenfalls bin ich geraume Zeit mit nem Lenkwinkel von 71,5 ° und nem 120mm Vorbau rumgedüst, auch über die Alpen. Das Teil war zwar bergab nicht gerade das, was man als laufruhig bezeichnen würde. Überschlagsgefühle waren mir dennoch fremd. Also war auch damals nicht alles unfahrbar, auch wenn ein flacherer Lenkwinkel vieles einfacher macht.
Ich bin mit meinem 29er Hardtail bis jetzt genau einmal in fünf Jahren über den Lenker gegangen. Es hat einen 70 Grad Lenkwinkel und ich fahre damit auch steilste Hänge runter. :cool:Als ich den Überschlag provozierte, habe ich einen wichtigen Satz von Jürgen Beneke nicht beherzigt: "Wer bremst verliert".:lol: Und ich habe nicht nur den Anfängerfehler gemacht, den Stein, auf den ich nicht drauffahren wollte, anzusehen:hüpf:. Sondern zudem gebremst in einer Schrecksekunde.:D
 
Kurze Frage in die Runde.
Ich finde flache LW ganz nett und mag sie vom Fahrverhalten (ja, ich weiß; ist immer ein Zusammenspiel vieler Faktoren). Trotzdem eine Frage dazu:
Mein Bike hat nen 66er LW und nen 51er Offset an einer 150mm Gabel. Rein soll eine 160er Gabel. Bleibe ich beim 51er Offset oder macht es „Sinn“ evtl. weniger zu nehmen?!
Danke schon mal für eure konstruktiven Beiträge.


Sascha
 
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