Durch die hohe Provence nach Menton

Fubbes

Carbon statt Kondition
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neben Bingen am Rhein
Hallo zusammen.
Hier werde ich meine diesjährige Tour durch die Provence ausbreiten. Der Bericht ist nicht ganz Live, aber so lange ist es ja auch noch nicht her. Bericht auf meiner Seite folgt dann irgendwann im Nachgang.

Die Planung lief dieses Jahr zweigleisig. Eine fertige Provence-Route lag zwar in der Schublade, trotzdem beschäftigte ich mich durch Anregungen aus dem Forum auch mit dem Gedanken einer Tour aus dem Wallis ins Vorderrheintal oder zum Lago Maggiore. Die Provence war aber von Anfang an mein Favorit. Es ist bereits 3 Jahre her, dass ich das letzte Mal dort war, und ich wollte eigentlich nicht schon wieder ins Hochalpine.

Als Mitfahrer hatte ich meinen Kumpel dabei, der vor zwei Jahren leider das Krankenhaus von Aosta besucht hatte. Also ein neuer Versuch zusammen das geplante Ziel zu erreichen.

Einziger Haken an der Sache: wir haben uns auf Anfang Juli festgelegt. Bereits im Juni hatte ich mich in der Provence wie in der finnischen Sauna gefühlt.
Also Fehlplanung. Aber da müssen wir nun durch. Regen ist dafür wohl keiner zu erwarten. Da können wenigstens ein paar Sachen aus dem Rucksack zu Hause bleiben.

Die Strecke startete wieder in der Nähe von Gap (wegen Mietwagenstation), aber etwas westlicher als beim letzten Mal.
Sie kreuzte meine alte Route bei Tartonne und Thorame Basse, um dann etwas nördlicher, ganz dicht entlang am Mercantour Nationalpark, bis Menton ans Meer zu führen. Einen Steinwurf entfernt von der Italienischen Grenze.
Ideengeber waren dieses Mal die Ubaye-Provence-Tour von @p100473 für den ersten Teil durch die Terres Noires bis zum Col des Champs und Teile des Solix von @stuntzi für den Abschluss bis Menton. Auch bei utagawavtt sind Teile der Strecke zu finden.
Wie wir dann wirklich gefahren sind, sieht man ja dann hier in Kürze.
Wer spicken möchte: Track

Die Begeisterung für die Provence ist bei mir immer noch ungebrochen. Mit den zwei Touren dort habe ich aber landschaftlich ziemlich viel abgedeckt.

Die Übernachtungen waren tatsächlich alle im Vorfeld bereits reserviert. Das ist in Zeiten von Booking.com zwar unkompliziert, birgt aber auch das Risiko, auf Stornierungskosten sitzen zu bleiben. Die hohe Provence bietet allerdings nicht viele Möglichkeiten, und es wäre schlecht, irgendwo keinen Platz zu bekommen. Die Sorge war natürlich absolut unbegründet. Es war nicht viel los.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit einem Start direkt in Gap wären wir in 7 Tagen nicht durch gekommen. Deshalb sollte es in Seyne les Alpes los gehen.
Da mir die Unterkünfte dort nicht besonders zugesagt hatten, wurde der Start kurzerhand nach Selonnet verlegt. Bereits die letzten Kilometer der Anfahrt sind spektakulär. Durch die Schlucht der la Blanche geht es mit dem Auto ganz schmal an der Felswand entlang. Zum Glück kam auf diesem Stück kein Gegenverkehr.

Nach etwa 10h Autofahrt haben wir dann das Relais de La Forge in Selonnet erreicht. Dort stoßen wir mitten in ein Motocrossevent. Und es herrscht ziemlich Trubel, Krach und Gestank in dem kleinen Weiler. Doch bald kehrt Ruhe ein.

Selonnet, Relais de la Forge
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Zuletzt bearbeitet:
Da lese ich gerne mit, bin zwar eher der Kringel und Lift Fan. Aber da ich vor 2 Jahren in Briancon (18Tage), letztes Jahr im Ubaye Tal (18 Tage) und heuer am Ausgang der Verdon Schlucht (12 Tage) war, kenne ich mich da unten auch ganz gut aus. Früher, vor 30 Jahren, war ich auch oft zum Klettern mit dem Campingbus in der Provence und Haute Provence.
 
Sonntag, 3. Juli 2022
Tag 1: Terres Noires

Selonnet - Verdaches - La Javie - Draix - Digne les Bains
Start: 09:00 Uhr - Stop: 17:00 Uhr - Kilometer: 57 km - Höhenmeter: +1400 hm / -1775 hm - Maximale Höhe: 1410 m - Schnitt: 10,6 km/h - Fahrzeit: 5:15 h

Erste Erfahrung der letzten Nacht: ein französisches Doppelbett mit gemeinsamer Decke ist prima zum Kuscheln. Ich habe trotzdem gut geschlafen.
Morgens ist schon wieder Remmidemmi. Nach einem Kilometer haben wir den Lärm hinter uns und die Tour kann los gehen.

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Seyne les Alpes (1150 m) lassen wir links liegen und sind schon bald auf dem ersten namenlosen Pass (1410 m). Die provenzalischen Berge sind so weit im Westen noch nicht besonders hoch.

An diesem Wegweiser führt der Weg nach rechts über die Wiese und wird bald zum ersten kleinen netten Trail.

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Die Temperaturen sind auf jeden Fall bereits jenseits der von Ärtzen empfohlenen Werte für sportliche Betätigung. Da hilft nur ein Tauchgang. Schön, dass der Brunnen in Verdaches (1130 m) trotz der ausdauernden Trockenheit wenigstens Wasser hat.

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Sonntag, 3. Juli 2022
Tag 1: Terres Noires

Selonnet - Verdaches - La Javie - Draix - Digne les Bains
Start: 09:00 Uhr - Stop: 17:00 Uhr - Kilometer: 57 km - Höhenmeter: +1400 hm / -1775 hm - Maximale Höhe: 1410 m - Schnitt: 10,6 km/h - Fahrzeit: 5:15 h

Erste Erfahrung der letzten Nacht: ein französisches Doppelbett mit gemeinsamer Decke ist prima zum Kuscheln. Ich habe trotzdem gut geschlafen.
Morgens ist schon wieder Remmidemmi. Nach einem Kilometer haben wir den Lärm hinter uns und die Tour kann los gehen.

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Seyne les Alpes (1150 m) lassen wir links liegen und sind schon bald auf dem ersten namenlosen Pass (1410 m). Die provenzalischen Berge sind so weit im Westen noch nicht besonders hoch.

An diesem Wegweiser führt der Weg nach rechts über die Wiese und wird bald zum ersten kleinen netten Trail.

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Die Temperaturen sind auf jeden Fall bereits jenseits der von Ärtzen empfohlenen Werte für sportliche Betätigung. Da hilft nur ein Tauchgang. Schön, dass der Brunnen in Verdaches (1130 m) trotz der ausdauernden Trockenheit wenigstens Wasser hat.

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Ein Blumenrucksack - sehr schön und recht natürlich. :)
 
Dann ein Moment zum innehalten. Ein Blick auf den Berg Le Pinet und die Absturzstelle des
Germanwings-Flugs 9525.

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Diesen Schildern folgen wir fast den ganzen Tag. Hügelig geht es rauf und runter.

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Nette Wege hat es hier ...

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... und die ersten Ausläufer der Terres Noires erreichen uns.

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Coole Landschaft. Toller Weg.

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Es wird immer spaciger, dabei sind wir noch lange nicht im Kerngebiet der Terres Noires.

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Trockene Zeiten für die Natur. Und letztlich auch für die Menschheit.

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In La Javie (800 m) ist dann Mittagspause. Die netten Bewohner haben sogar einen Sonnenschirm aufgestellt.

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Auf dem Weg nach Draix wird das Gelände noch intensiver. Als ob jemand graue Holzhackschnitzel ausgeschüttet hätte.

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Dann sind wir in Draix (860 m). Dieser Brunnen hat mir bereits vor drei Jahren große Dienste erwiesen, als ich das erste Mal in der Gegend war und fast dem Hitzetod erlegen bin. Die damalige Auffahrt zum Col de la Cine war das heißeste, was ich bis dahin erlebt hatte.
Heute geht es in der anderen Richtung durch die Terres Noires nach Digne les Bains.

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Blick zurück nach Draix.

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Hinter Archail beginnen die Terres Noires dann so richtig. Die Orientierung ist nicht ganz leicht, aber nette Menschen haben Steinchen ausgelegt. Den Rest besorgt der GPS-Track.

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Leider bewegen wir uns häufig aufwärts und Schieben die schwarzen Hügel hinauf, statt sie runter zu surfen. Der Optik tut das aber keinen Abbruch.

Zum Abschluss des Tages geht es noch mal 100m über Trail hinauf zum nächsten namenlosen Hügel, wo wir bereits Digne les Bains in der Ferne sehen können. Die Abfahrt ist dann abschnittsweise von der knackigeren Sorte, jedenfalls wenn man auf den Rest des Tages zurückblickt.

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Ein Wahnsinnsauftakt! Die Etappe bietet wesentlich mehr, als es auf dem Papier aussieht. Die Landschaft, die vielen kurzen Trailabfahrten, die kleinen Dörfchen, ein wirklich toller Start. Uneingeschränkte Empfehlung.

Nach den letzten Kilometern spuckt uns die Straße in Dinge les Bains (600 m) aus, wo wir noch etwas Zeit tot schlagen müssen, bis wir im Hotel de Provence einchecken können. Das nächste französische Bett begrüßt uns schon freundlich.
 
Ein Wahnsinnsauftakt! Die Etappe bietet wesentlich mehr, als es auf dem Papier aussieht. Die Landschaft, die vielen kurzen Trailabfahrten, die kleinen Dörfchen, ein wirklich toller Start. Uneingeschränkte Empfehlung.
Ich habe es dir ja gesagt, dass dies ein total geiler TT ist. Es müssen nicht immer 2.000 hm (oder mehr) sein....Und vor allem: es scheint sich kein Mensch fahrenderweise hierher zu verirren- zumindest nicht in dieser Jahreszeit! Und trotzdem: alles bestens beschildert, unglaublich!
 
Ich habe es dir ja gesagt, dass dies ein total geiler TT ist. Es müssen nicht immer 2.000 hm (oder mehr) sein....Und vor allem: es scheint sich kein Mensch fahrenderweise hierher zu verirren- zumindest nicht in dieser Jahreszeit! Und trotzdem: alles bestens beschildert, unglaublich!
Ja, vielen Dank für das "Drängen" zu diesem Anfang.

Ich mag es sowieso am liebsten, wenn man nicht direkt mit der Tür ins Haus fällt und so eine Mehrtagestour langsam startet. So kann man sich heranarbeiten, optisch, körperlich, geistig. Das macht eine Tour runder, als direkt mit einem 3.000 er zu starten.
 
Danke für den Bericht. Hört sich sehr interessant an. Ich such noch eine schöne Trail-Tour für Frühjahr oder Herbst. Ist deine Route auch eBike-geeignet, bzw. wenn man Hügelchen immer wieder raufschiebt, wäre doch ein wenig Support nicht schlecht, oder?
 
Danke für den Bericht. Hört sich sehr interessant an. Ich such noch eine schöne Trail-Tour für Frühjahr oder Herbst. Ist deine Route auch eBike-geeignet?
Wir haben in den 7 Tagen insgesamt max. 15 Min das Bike getragen. Vielleicht auch weniger. Ich versuche an den entsprechenden Stellen darauf hinzuweisen. Du kannst ja dann selbst entscheiden, ob es auch mit Stoßen geht, oder ob du eine andere Strecke nimmst.
Geschoben habe ich aber häufiger. Das Moped sollte also eine Schiebehilfe haben, sonst wird es echt mühselig.
 
Kannste schon abschätzen, welche der beiden Provencetouren den Vorzug geben würdest oder sind beide gleich schön?
Bin gespannt wie das mit eurer Rückreise ablief..
 
Die erste (südlichere) Strecke war ... wie soll ich sagen ... provenzalischer. Mehr Seen, mehr Winzigdörfchen, aber auch nicht so hoch (abgesehen vom Parpaillon).
Dieses Jahr war es alpiner. Keine Seen. Aber auch nette Dörfchen. Mehr Trails. Hatte etwas mehr von Alpentour. War vielleicht etwas runder insgesamt.
Schwer, ein Urteil zu fällen, wenn noch alles so präsent ist. Das ist etwas unfair. Aber im Moment gebe ich der zweiten Tour klar den Vorzug.

Die Rückreise lief beide Male gleich ab. Das Abholen des Mietwagens am Bahnhof von Nizza ist allerdings erheblich einfacher und übersichtlicher, als am Flughafen. Preis für die 2h Fahrt: ca. 300 €. Details am Ende meines Berichts. Denn die Rückgabe in Gap ist am Wochenende alles andere als einfach.
 
Montag, 04. Juli 2022
Tag 2: Langer Tag

Pas de la Faye - Tartonne - Col du Défens - Col de Séoune - Thorame - Colle Saint Michel Start: 09:00 Uhr - Stop: 17:00 Uhr - Kilometer: 62 km - Höhenmeter: +2100 hm / -1325 hm - Maximale Höhe: 1690 m - Schnitt: 10,1 km/h - Fahrzeit: 6:05 h

Dieses Mal habe ich nicht gut geschlafen, trotz Kuschelns. Digne liegt nur auf 600 Metern, entsprechend warm war die Nacht. Fenster auf hat auch nicht funktioniert, dann war es von draußen zu laut. Doofe Mopeds (ich meine jetzt nicht die EBikes). Das Hotel an sich ist aber absolut in Ordnung.

Dinge liegt schon fast außerhalb der Berge, jedenfalls ziemlich am Westrand der Alpen. Deshalb schlägt die Tour heute einen scharfen Haken nach Osten.
Wir laden am Supermarkt noch die Taschen voll und beginnen mit dem 1.000 Meter Anstieg auf den gewaltigen Felsriegel Barre des Dourbes, der sich östlich von Digne erstreckt. Man kann nicht erkennen, wo es konkret über die fast senkrechte Wand hoch gehen soll. Das Ziel ist jedenfalls der Pas de la Faye.

Bis Dourbes verläuft ein bequemes und bereits gut temperiertes Sträßchen. Dann folgt ein Stück Piste bis der Weg schlußendlich in einen teilweise fahrbaren Trail übergeht. Wasser gibt es leider auf dem ganzen Weg keines.

Der Trail schmiegt sich förmlich an die Felswand. Bald heißt es Schieben ...

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... und kurzzeitig auch mal Tragen über eine kleine Stufe.

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Blick zurück nach Digne.

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Etwas ausgesetzt, aber sonst kein Problem.

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Pas de la Faye (1690 m) erreicht.

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Angenehme Temperaturen hat es hier oben. Genau das Richtige für eine Frühstückspause.
Und rundum großartiges 360° Panorama. Im Westen Digne, im Osten Tartonne und fast das komplette Nachmittagsprogramm. Ich schwelge etwas in Erinnerungen, da ich diese Ecke ja schon kenne.

Auf die Abfahrt bin ich gespannt, wurde die doch von einigen hier so hoch gelobt: "Bremse auf und rollen lassen".
Es ist vielleicht nicht der Holy Trail der Tour, aber eigentlich schon geil. Mit ganz wenig Gefälle zieht sich der
der Pfad in der tollen Landschaft mit ein paar sehr ausladenden Kehren eine Ewigkeit den Kamm herunter.

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Auf dieser Seite ist das Gelände richtig zahm, im Vergleich zur Felswand beim Aufstieg.

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Man verliert nur langsam an Höhe und es dauert ziemlich lange bis der Talgrund und dann Tartonne (940 m) erreicht ist.
So richtig genießen kann ich es leider nicht, weil ich mir ein paar Gedanken mache, ob das noch funktioniert mit dem ausstehenden Resttagesprogramms.
 
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