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- 1. Juli 2008
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Hallo Leute,
nach unserer letztjährigen Transalp auf der Joe-/Albrechtroute, haben wir uns diesmal bei unserer Tour einen noch größeren Trailanteil gewünscht. Daher fiel die Wahl schnell auf die große Ortlerrunde, auch wenn die Eckdaten mit 14.500hm auf lediglich 330km zunächst beeindruckend klangen. Dazu gesellten sich knapp 18! Schiebe-/Tragekilometer.
Nichts desto trotz - die Route wurde geplant und vom 23.08-29.08 gefahren. Hier nun mein Bericht.
Tag 1: Glurns - Martelltal 44km 2100hm
Die Anreise erfolgte bereits einen Tag zuvor um morgens gleich früh starten zu können. Übernachtet haben wir im Gasthof Grüner Baum in Glurns. Mit 50 Euro/Person inkl. Frühstück leider ziemlich teuer. Unser Zimmer war alt und abgewohnt, da wir im Nebenhaus waren - nicht so toll. Das Frühstück war dafür einwandfrei.
Also Start am Morgen des 23.08 gegen 8 Uhr, da wir spätestens um 12:30 an der Talstation der Seilbahn Sulden sein wollten.
Der geplante Weg sollte eigentlich über die Burg Lichtenberg, Prad und Velnairalm nach Sulden führen, da wir aber keinen Zeitstress wollten, ließen wir die Burg Lichtenberg sausen. Stattdessen ging es entlang der Etsch auf dem Radweg nach Prad und von dort auf Schotter bis zur Velnairalm. Von der Velnairalm dann in einem Auf und Ab auf Trails nach Sulden - da waren wir das erste mal warm, auch wenn es immer wieder leicht von oben tröpfelte.
In Sulden nahmen wir die Bahn rauf zur Schaubachhütte. Bei der Auffahrt wurde uns sofort klar, dass dies eine gute Entscheidung war. Der Schotterweg rauf ist suuuper steil und die Qual kann man sich am ersten Tag echt sparen. Oben an der Schaubachhütte hatte es schlanke 2 Grad und dichten Nebel - also erstmal aufwärmen und Futtern in der Schaubachhütte - sehr nett!
Die Tourbeschreibung sagte nun noch 500 verbliebene Höhenmeter bis zum Madritschjoch voraus, 300 fahren und 200 schieben. Das war für uns jedoch nicht möglich: steil, schottrig, mit Tourrucksack - an fahren war nicht zu denken, also ging es zu Fuß nach oben. Auch andere Fahrer die wir im Laufe der Woche trafen bestätigten uns, dass man das Madritschjoch von der Schaubachhütte schiebend in Angriff nehmen muss.
Ab 200hm unterhalb der Passhöhe war Schnee angesagt - 15cm Neuschnee! Also stapften wir weiter bei Null-Sicht nach oben. Oben angekommen gleiches Spiel. Windig, keine Sicht, kalt. Also schnell Klamotten gewechselt und die nächsten 100hm nach unten schieben bis man man langsam aus dem Schnee rauskam.
Anschließend lag der geniale Trail ins Martelltal vor uns. Super Flowig, wir konnten es richtig laufen lassen - genial zum warmfahren für die Tour.
Übernachtet wurde dann weit oben im Martelltal im Gasthof Schönblick. Sehr netter Empfang, geniales Abendessen, einfache Zimmer und auch recht einfaches Frühstück. In Summe trotzdem top, zumal angesichts des Preises von 45 Euro/Person mit HP. Bikewäsche und Wäscheservice war möglich - tip top!
Tag 2: Martelltal - St. Walburg 77km 220hm
Nach dem ersten Schlechtwettertag lachte uns heute die Sonne an. Es ging nach dem Frühstück sofort los, vorbei am Zufrittstausee und anschließend auf dem Marteller Tagweg bergab. Der Trail ist stellenweise recht anspruchsvoll, vor allem wenn er wie bei uns total nass uns schlammig ist. Es geht auch immer wieder mal Stücken bergauf, so dass man in Summe recht viel Zeit vernichtet. Ab dem Tunnel haben wir daher die Straße nach Morter genommen - Highspeed Bergab - auch mal cool. Auf dem Etschradweg dann bis Naturns und im Gleis 6 am Bahnhof für die anstehende Auffahrt zur Naturnser Alm gestärkt. 1400hm auf Schotter am Stück - zäh! Alle freuten sich auf Strudel...auf Grund des dicht gelegenen Parkplatzes war oben jedoch alles voller "Möchtegernwanderern" die mit X5 und Co den Berg raufgefahren sind und die letzten 200hm dann zu Fuß bewältigt haben - welch Leistung. Daher war dann auch der Strudel alle. Daher also Kaiserschmarrn für alle und anschließend weiter über einen Hangweg zur Außerfalkomaialm. Uns eröffnete sich eine tolle Sicht auf die in der Sonne liegenden Dolomiten. Der Weg war durch ständiges auf und ab wieder sehr zäh mit nicht unerheblichem Schiebeanteil. An der Außerfalkomaialm hatten wir aber noch ein nettes Gespräch mit Hüttenwirtin. Man kann hier übernachten, was ich leider nicht wusste - also ein Tipp!! Wir musste noch über die Außerfalkomaialm runter nach St. Walburg. Dafür musste ein recht anspruchsvolles bergab Tragestück überwunden werden. Eine Hand am Seil, in der anderen das Rad mussten wir steil bergab. Links ging es steil bergab - Schwindelfreiheit sollte vorhanden sein, zumal mit Radschuhen! Zum Glück war es trocken
Aus meiner Sicht kann man sich diesen Hangweg absolut sparen. Das Panorama ist toll, keine Frage aber man schiebt viel, das Bergab Tragestück ist vor allem bei Nässe saugefährlich und es gibt hinten runter nur noch Schotterweg. Ich würde dieses Stück nicht noch einmal nehmen.
Unterkunft am Abend was das geniale Hotel Unterpichl. Wir hatten angekündigt, dass wir spät da sein werden und für uns wurde das kalte Buffet noch stehen gelassen. Also gab es nach der Dusche Salatbuffet, Suppe, Hauptgericht und Nachspeise. Alles frisch zubereitet und lecker. Zimmer spitzenklasse. Wäscheservice, Personal extrem freundlich, Frühstück genial! Absolute Empfehlung! Kosten 64 Euro/Nacht und Nase mit HP
Tag 3 St. Walburg - Rabbi 40km 1400hm
Heute war Entspannung angesagt. Einzige zu überwindende Höhe war das Rabbijoch. Ab St. Walburg ging es erst gemächlich, dann etwas steiler aber sehr gut fahrbar auf Schotter zur Kaseralm. Ab der Kaseralm wurde es sehr steil. Teilstücke waren fahrbar, aber irgendwann war dann auch auf Grund der Wegbeschaffenheit tragen angesagt insgesamt ca. 500hm. Am Rabbijoch erwartete uns mal wieder Nebel - keine Sicht! Also nur sehr kurzer Aufenthalt und schnell in die Haselgruber Hütter. Auf Grund der Kälte in der Hütte mussten wir aber auch hier schnell weiter und nahmen den Trail in Richtung Rabbi. Im oberen Teil war dieser wirklich ziemlich kaputt und erodiert. Überall lagen Netze um vor weiterer Erosion zu schützen. Zudem regnete es und der Trail war sehr rutschig. Im unteren Teil wurde es dann aber verdammt gut. Leicht verblockt aber in Summe toll zu fahren - was ein Spaß. Das ließ einen das schlechte Wetter fast vergessen.
Untergekommen sind wir dann im Grand Hotel Rabbi, wobei das Grand hier inzwischen wirklich nur noch für "groß" steht. Zimmer alt und das Wasser hatte anfangs eine komische Färbung. Abendessen und Frühstück waren aber klasse und lecker. In Rabbi kann man auch nur empfehlen Halbpension zu nehmen - es gibt hier nicht viel. Wenig Unterkünfte, kaum Restaurants. In Summe recht verlassen das Tal. Ein Wäscheservice wurde uns leider verwährt. Preis 55 Euro mit HP.
Tag 4: Rabbi - Passo Tonale 43km 2500hm
Die Königsetappe! Von Rabbi ging es direkt rauf auf den Passo Cercen und mit direkt meine ich direkt und richtig steil! Die Schotterrampen waren wirklich brutal. Wir kämpften uns aber nach oben und kurz vor der Malga Cercen stellte einer von uns fest, dass er seine Brille unten vergessen hatte. Also musste er nochmal runter, während wir zwei übrig gebliebenen uns auf der Malga frischen Bergkäse und Kaffee bestellten. Nachdem der Kollege OHNE Brille wieder da war (wer eine Brille am Passo Cercen findet möge sich bitte bei mir melden ;-)), ging es weiter zur Malga Cercen Alta. Ab hier war schieben/tragen angesagt. Bei einsetzendem Regen keine Freude! Nach langem Kampf dann endlich die Passhöhe und KEINE SICHT! NEBEL! KÄLTE! Also so schnell es ging in trockene Sachen gewechselt, Regenkleidung wieder drüber und ab ins Tal. Der hochgelobte Trail entpuppte sich als von Kühen zertrampelter, sandiger Pfad der unten zu einer nassen Wiese und dann zum schlammigen Schotterweg wurde. Für die Qual bergauf (1500hm) so ein Trail - also ich mach das nicht nochmal. Kann ich auch niemandem empfehlen. Also auf Schotter und Asphalt bis Fucine (im Dauerregen) und dort erstmal in ein Café eingekehrt um sich aufzuwärmen und zu stärken. Das letzte Stück das Tages sollte die Auffahrt zum Passo Tonale werden. Bis Vermiglio nahmen wir die Straße, was sich bei dem Verkehr als lebensgefährliches Unterfangen herausstellen sollte. Ich kann einfach nicht verstehen wie man hier gern mit dem Rennrad fahren kann...
Also ab Vermiglio auf alter Militärpiste weiter, vorbei an einem alten Bunker aus dem 1. WK. Auf Grund von weiter anhaltendem Dauerregen haben wir hier aber nichts angesehen. Teilweise war auf Grund der aufgeweichten, steilen Wege schieben angesagt.
Spät kamen wir in unserer Unterkunft, dem Albergo Angelo, an. Ohne Nachfrage wurde uns direkt der Waschbeutel in die Hand gedrückt und nach der heißen Dusche gab es ein wunderbares Abendessen! Frühstück ebenfalls super, daher volle Empfehlung für das Albergo Angelo, vor allem für 45 Euro/Nacht/Nase
Tag 5: Passo Tonale - Rifugio Forni 48km 2100hm
Der 5. Tag brachte endlich eine Wetterbesserung. Nach 3,5 Tagen Regen mehr als Willkommen! Vom Tonale ging es sofort steil bergauf zum Rifugio Negritella. Von dort weiter bergauf fahren/schieben (200hm) und dann hinten über die wunderschöne Alta Via Camuna nach Pezzo rollen. Kein anspruchsvoller aber dafür landschaftlich toller Weg. In Pezzo wurde NATÜRLICH wieder bei Juri auf einen Cappuccino angehalten. Und wen trafen wir dort? Andreas Albrecht. So wurde aus einem Cappuccino eine 1,5 stündige Bike/Alpen Fachsimpelpause die uns im Zeitplan ordentlich zurückwarf. Trotzdem sehr witzig! Am Gavia rächte sich dann, dass wir seit dem Frühstück nichts gefuttert hatten. Nur mit Hilfe der Notfallgels konnten wir einen Hungerast verhindern. Die wenig befahrene Straße ließ sich trotzdem gut fahren und die Spaghetti oben waren eine gute Belohnung. Bergab dann Passtraße bis Santa Katharina und anschließend nochmal 500hm steil bergauf zum Rifugio Forni.
Abendessen lecker, aber nicht allzu viel, Wirt etwas mürrisch, Zimmer sehr klein. Dafür aber tolle Terasse mit Blick auf die Gletscher. Frühstück in Ordnung, Wäscheservice nicht möglich.
Tag 6: Rifugio Forni - Bormio 30km 1100hm
Die ursprüngliche Planung hatte vorgesehen an diesem Tag über Bormio bis zum Lago San Giacomo zu fahren, dort zu übernachten und an Tag 7 über die Boccheta di Forcola und den Umbrail zur Dreisprachenspitze zu fahren. Nach Studium der Profildaten, wollten wir Tag 7 aber etwas entspannter gestalten um nicht völlig fertig erst am Abend zurück in Glurns zu sein. So entschieden wir uns das Ende der Tour etwas entspannter zu gestalten. Da bis zur Boccheta di Forcola sowieso "nur" bergauf fahren angesagt war, fiel diese Entscheidung nicht so schwer .
Also die 800hm vom Rifugio Forni rauf auf den Passo Zebrù. Die 500 bis zum Rifugio Pizzini komplett fahrbar, von den übrigen 300 nur noch wenig. Am Zebrù dann Sonnenschein und 10 Grad! Ein Traum! Man wusste gar nicht welchen Gletscher man zuerst ansehen soll! So chillten wir locker 30 Minuten auf 3003m Höhe und ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Die Abfahrt nach ein paar Schneefeldern dann trocken und gut fahrbar. Eine kleine Seilpassage zum überwinden und einige Bachquerungen, ansonsten Trailspaß pur. Unten rum wird es dann richtig flowig!! Danach kurze Einkehr in einem nett an einer Wiese gelegenen Rifugio mit chaotischer Führung, und über leicht fallende Flowtrails bis Bormio.
Übernachtung im Hotel Nevada mit Frühstück für 50 Euro. Nicht ganz billig. Wäscheservice für 18 Euro ist allerdings ne Frechheit. Zimmer dafür sehr schön!
Tag 7: Bormio - Glurns 30km 750hm
Da wir keine Lust auf die Stilfserjochstraße hatten, und außerdem um 9 Uhr in den Goldseetrail einsteigen wollten organisierten wir uns einen Shuttle. Shuttleservice Cola in Santa Katharina fuhr uns für 70 Euro rauf (Preis gilt bis 5 Personen, je mehr also desto günstiger). So standen wir Punkt 9 an der Dreisprachenspitze und fuhren in den Goldseetrail ein. Das Panorama: Ein Traum! Selten sowas schönes gesehen. Auf Grund der Enge wurde mir sofort klar warum es hier zeitweise Sperrungen für Biker gibt - absolut sinnvoll! Der Trail an Anfang ohne Schwierigkeiten, wurde zunehmend technischer. 2 größere Steinfelder mussten schiebend überquert werden. Ansonsten grundsätzlich alles fahrbar, jedoch nur dann wenn man schwindel- und angstfrei ist. An Passagen wo ein Sturz 100 Meter tiefer enden kann stiegen wir dann doch öfter mal ab, auch wenn die Passage grundsätzlich nicht schwer zu fahren gewesen wäre - zumal mit 9kg Rucksack das fahren auf engen Trails nicht einfacher wird.
Unten rum wurde es dann wieder genial - Stufen über Stufen - super! Ab 10:15 kamen uns dann auch Wanderer entgegen denen wir freundlich Platz machten. Um 10:30 waren wir an der Furkelhütte, leider ausgebremst durch einen Platten, sonst wäre es kurz nach 10 gewesen.
Dann ca 200hm bergauf in Richtung Stilfser Alm und nochmal ein Trail bis kurz vor die Alm. Ein Gespräch mit einem Einheimischen bestätigte uns, dass wir mit schönem Wetter an 3,5 von 7 Tagen in diesem Jahr schon richtig Glück hatten.
Von der Stilfseralm folgten wir dem 4er Almweg bis zu den Lichtenberger Höfen. Ein klasse enger, leicht abfallender Waldtrail mit einigen schönen Wurzelstufen drin. Ab den Lichtenberger Höfen bis zur Glurnser Alm wird es dann zäh, da der Trail zackig auf und ab geht. Topfit kann man sicher mehr fahren. Nach 6 Tagen unterwegs war die Luft nachher einfach raus, auch noch die 85. bergauf Wurzelstufe zu nehmen. Von der Glurnser Alm vernichtet man bis Glurns dann nochmal 1100hm bergab auf einem ziemlich steilen Waldtrail. Teilweise richtig intensives Wurzel und Absatzgeballer . Und dann: Zieleinlauf in Glurns!
Fazit:
Diesmal leider nur zu dritt unterwegs hatten wir trotzdem einen heiden Spaß. Die Strecke war konditionell, technisch und mental sehr anspruchsvoll. Dei 18km tragen/schieben waren definitv kein Zuckerschlecken, die teils extrem steilen Rampen hart. Die Trails waren dafür umso sahniger, wenn ich auch nicht alle wieder machen würde (z.B. Cercen, Höhenweg oberhalb St. Walburg). Das Wetter hat anfangs nicht mitgespielt, wurde aber am Ende noch gut, was für vieles entschädigt hat. Wäre es wo geblieben hätten wir vermutlich abgebrochen, denn bei Dreckswetter in der Höhe unterwegs zu sein ist einfach nicht schön. Man quält sich bergauf und steht dann in der Suppe. Mit dem Madritschjoch haben wir nochmal ein Date bei schönem Wetter, ist bestimmt klasse. Defekte hatten wir bis auf 3 platte Reifen keine (meine nächste Investition: Tubeless!). Nach der Heimankunft stellte jedoch ein Mitstreiter fest, dass sein Rahmen im Bereich der hinteren Bremsaufnahme gerissen war - Glück gehabt!
Klamottentechnisch wurde ALLES gebraucht! Trockene Wechselsachen haben uns auf so manchem Kamm vor Krankheit bewahrt, Regensachen waren gold wert, die dicke Softshelljacke bei 2 Grad und Schneetreiben auf dem Madritschjoch unverzichtbar.
Also in jeder Hinsicht eine für uns extreme Tour, die einen wahnsinnigen Abenteuercharakter hat. Das gute Gefühl es geschafft zu haben ist unbeschreiblich!
Wenn ihr Fragen zur Tour habt schreibt mich gern an, ich helfe gern.
Viele Grüße
Blobbyvolley
nach unserer letztjährigen Transalp auf der Joe-/Albrechtroute, haben wir uns diesmal bei unserer Tour einen noch größeren Trailanteil gewünscht. Daher fiel die Wahl schnell auf die große Ortlerrunde, auch wenn die Eckdaten mit 14.500hm auf lediglich 330km zunächst beeindruckend klangen. Dazu gesellten sich knapp 18! Schiebe-/Tragekilometer.
Nichts desto trotz - die Route wurde geplant und vom 23.08-29.08 gefahren. Hier nun mein Bericht.
Tag 1: Glurns - Martelltal 44km 2100hm
Die Anreise erfolgte bereits einen Tag zuvor um morgens gleich früh starten zu können. Übernachtet haben wir im Gasthof Grüner Baum in Glurns. Mit 50 Euro/Person inkl. Frühstück leider ziemlich teuer. Unser Zimmer war alt und abgewohnt, da wir im Nebenhaus waren - nicht so toll. Das Frühstück war dafür einwandfrei.
Also Start am Morgen des 23.08 gegen 8 Uhr, da wir spätestens um 12:30 an der Talstation der Seilbahn Sulden sein wollten.
Der geplante Weg sollte eigentlich über die Burg Lichtenberg, Prad und Velnairalm nach Sulden führen, da wir aber keinen Zeitstress wollten, ließen wir die Burg Lichtenberg sausen. Stattdessen ging es entlang der Etsch auf dem Radweg nach Prad und von dort auf Schotter bis zur Velnairalm. Von der Velnairalm dann in einem Auf und Ab auf Trails nach Sulden - da waren wir das erste mal warm, auch wenn es immer wieder leicht von oben tröpfelte.
In Sulden nahmen wir die Bahn rauf zur Schaubachhütte. Bei der Auffahrt wurde uns sofort klar, dass dies eine gute Entscheidung war. Der Schotterweg rauf ist suuuper steil und die Qual kann man sich am ersten Tag echt sparen. Oben an der Schaubachhütte hatte es schlanke 2 Grad und dichten Nebel - also erstmal aufwärmen und Futtern in der Schaubachhütte - sehr nett!
Die Tourbeschreibung sagte nun noch 500 verbliebene Höhenmeter bis zum Madritschjoch voraus, 300 fahren und 200 schieben. Das war für uns jedoch nicht möglich: steil, schottrig, mit Tourrucksack - an fahren war nicht zu denken, also ging es zu Fuß nach oben. Auch andere Fahrer die wir im Laufe der Woche trafen bestätigten uns, dass man das Madritschjoch von der Schaubachhütte schiebend in Angriff nehmen muss.
Ab 200hm unterhalb der Passhöhe war Schnee angesagt - 15cm Neuschnee! Also stapften wir weiter bei Null-Sicht nach oben. Oben angekommen gleiches Spiel. Windig, keine Sicht, kalt. Also schnell Klamotten gewechselt und die nächsten 100hm nach unten schieben bis man man langsam aus dem Schnee rauskam.
Anschließend lag der geniale Trail ins Martelltal vor uns. Super Flowig, wir konnten es richtig laufen lassen - genial zum warmfahren für die Tour.
Übernachtet wurde dann weit oben im Martelltal im Gasthof Schönblick. Sehr netter Empfang, geniales Abendessen, einfache Zimmer und auch recht einfaches Frühstück. In Summe trotzdem top, zumal angesichts des Preises von 45 Euro/Person mit HP. Bikewäsche und Wäscheservice war möglich - tip top!
Tag 2: Martelltal - St. Walburg 77km 220hm
Nach dem ersten Schlechtwettertag lachte uns heute die Sonne an. Es ging nach dem Frühstück sofort los, vorbei am Zufrittstausee und anschließend auf dem Marteller Tagweg bergab. Der Trail ist stellenweise recht anspruchsvoll, vor allem wenn er wie bei uns total nass uns schlammig ist. Es geht auch immer wieder mal Stücken bergauf, so dass man in Summe recht viel Zeit vernichtet. Ab dem Tunnel haben wir daher die Straße nach Morter genommen - Highspeed Bergab - auch mal cool. Auf dem Etschradweg dann bis Naturns und im Gleis 6 am Bahnhof für die anstehende Auffahrt zur Naturnser Alm gestärkt. 1400hm auf Schotter am Stück - zäh! Alle freuten sich auf Strudel...auf Grund des dicht gelegenen Parkplatzes war oben jedoch alles voller "Möchtegernwanderern" die mit X5 und Co den Berg raufgefahren sind und die letzten 200hm dann zu Fuß bewältigt haben - welch Leistung. Daher war dann auch der Strudel alle. Daher also Kaiserschmarrn für alle und anschließend weiter über einen Hangweg zur Außerfalkomaialm. Uns eröffnete sich eine tolle Sicht auf die in der Sonne liegenden Dolomiten. Der Weg war durch ständiges auf und ab wieder sehr zäh mit nicht unerheblichem Schiebeanteil. An der Außerfalkomaialm hatten wir aber noch ein nettes Gespräch mit Hüttenwirtin. Man kann hier übernachten, was ich leider nicht wusste - also ein Tipp!! Wir musste noch über die Außerfalkomaialm runter nach St. Walburg. Dafür musste ein recht anspruchsvolles bergab Tragestück überwunden werden. Eine Hand am Seil, in der anderen das Rad mussten wir steil bergab. Links ging es steil bergab - Schwindelfreiheit sollte vorhanden sein, zumal mit Radschuhen! Zum Glück war es trocken
Aus meiner Sicht kann man sich diesen Hangweg absolut sparen. Das Panorama ist toll, keine Frage aber man schiebt viel, das Bergab Tragestück ist vor allem bei Nässe saugefährlich und es gibt hinten runter nur noch Schotterweg. Ich würde dieses Stück nicht noch einmal nehmen.
Unterkunft am Abend was das geniale Hotel Unterpichl. Wir hatten angekündigt, dass wir spät da sein werden und für uns wurde das kalte Buffet noch stehen gelassen. Also gab es nach der Dusche Salatbuffet, Suppe, Hauptgericht und Nachspeise. Alles frisch zubereitet und lecker. Zimmer spitzenklasse. Wäscheservice, Personal extrem freundlich, Frühstück genial! Absolute Empfehlung! Kosten 64 Euro/Nacht und Nase mit HP
Tag 3 St. Walburg - Rabbi 40km 1400hm
Heute war Entspannung angesagt. Einzige zu überwindende Höhe war das Rabbijoch. Ab St. Walburg ging es erst gemächlich, dann etwas steiler aber sehr gut fahrbar auf Schotter zur Kaseralm. Ab der Kaseralm wurde es sehr steil. Teilstücke waren fahrbar, aber irgendwann war dann auch auf Grund der Wegbeschaffenheit tragen angesagt insgesamt ca. 500hm. Am Rabbijoch erwartete uns mal wieder Nebel - keine Sicht! Also nur sehr kurzer Aufenthalt und schnell in die Haselgruber Hütter. Auf Grund der Kälte in der Hütte mussten wir aber auch hier schnell weiter und nahmen den Trail in Richtung Rabbi. Im oberen Teil war dieser wirklich ziemlich kaputt und erodiert. Überall lagen Netze um vor weiterer Erosion zu schützen. Zudem regnete es und der Trail war sehr rutschig. Im unteren Teil wurde es dann aber verdammt gut. Leicht verblockt aber in Summe toll zu fahren - was ein Spaß. Das ließ einen das schlechte Wetter fast vergessen.
Untergekommen sind wir dann im Grand Hotel Rabbi, wobei das Grand hier inzwischen wirklich nur noch für "groß" steht. Zimmer alt und das Wasser hatte anfangs eine komische Färbung. Abendessen und Frühstück waren aber klasse und lecker. In Rabbi kann man auch nur empfehlen Halbpension zu nehmen - es gibt hier nicht viel. Wenig Unterkünfte, kaum Restaurants. In Summe recht verlassen das Tal. Ein Wäscheservice wurde uns leider verwährt. Preis 55 Euro mit HP.
Tag 4: Rabbi - Passo Tonale 43km 2500hm
Die Königsetappe! Von Rabbi ging es direkt rauf auf den Passo Cercen und mit direkt meine ich direkt und richtig steil! Die Schotterrampen waren wirklich brutal. Wir kämpften uns aber nach oben und kurz vor der Malga Cercen stellte einer von uns fest, dass er seine Brille unten vergessen hatte. Also musste er nochmal runter, während wir zwei übrig gebliebenen uns auf der Malga frischen Bergkäse und Kaffee bestellten. Nachdem der Kollege OHNE Brille wieder da war (wer eine Brille am Passo Cercen findet möge sich bitte bei mir melden ;-)), ging es weiter zur Malga Cercen Alta. Ab hier war schieben/tragen angesagt. Bei einsetzendem Regen keine Freude! Nach langem Kampf dann endlich die Passhöhe und KEINE SICHT! NEBEL! KÄLTE! Also so schnell es ging in trockene Sachen gewechselt, Regenkleidung wieder drüber und ab ins Tal. Der hochgelobte Trail entpuppte sich als von Kühen zertrampelter, sandiger Pfad der unten zu einer nassen Wiese und dann zum schlammigen Schotterweg wurde. Für die Qual bergauf (1500hm) so ein Trail - also ich mach das nicht nochmal. Kann ich auch niemandem empfehlen. Also auf Schotter und Asphalt bis Fucine (im Dauerregen) und dort erstmal in ein Café eingekehrt um sich aufzuwärmen und zu stärken. Das letzte Stück das Tages sollte die Auffahrt zum Passo Tonale werden. Bis Vermiglio nahmen wir die Straße, was sich bei dem Verkehr als lebensgefährliches Unterfangen herausstellen sollte. Ich kann einfach nicht verstehen wie man hier gern mit dem Rennrad fahren kann...
Also ab Vermiglio auf alter Militärpiste weiter, vorbei an einem alten Bunker aus dem 1. WK. Auf Grund von weiter anhaltendem Dauerregen haben wir hier aber nichts angesehen. Teilweise war auf Grund der aufgeweichten, steilen Wege schieben angesagt.
Spät kamen wir in unserer Unterkunft, dem Albergo Angelo, an. Ohne Nachfrage wurde uns direkt der Waschbeutel in die Hand gedrückt und nach der heißen Dusche gab es ein wunderbares Abendessen! Frühstück ebenfalls super, daher volle Empfehlung für das Albergo Angelo, vor allem für 45 Euro/Nacht/Nase
Tag 5: Passo Tonale - Rifugio Forni 48km 2100hm
Der 5. Tag brachte endlich eine Wetterbesserung. Nach 3,5 Tagen Regen mehr als Willkommen! Vom Tonale ging es sofort steil bergauf zum Rifugio Negritella. Von dort weiter bergauf fahren/schieben (200hm) und dann hinten über die wunderschöne Alta Via Camuna nach Pezzo rollen. Kein anspruchsvoller aber dafür landschaftlich toller Weg. In Pezzo wurde NATÜRLICH wieder bei Juri auf einen Cappuccino angehalten. Und wen trafen wir dort? Andreas Albrecht. So wurde aus einem Cappuccino eine 1,5 stündige Bike/Alpen Fachsimpelpause die uns im Zeitplan ordentlich zurückwarf. Trotzdem sehr witzig! Am Gavia rächte sich dann, dass wir seit dem Frühstück nichts gefuttert hatten. Nur mit Hilfe der Notfallgels konnten wir einen Hungerast verhindern. Die wenig befahrene Straße ließ sich trotzdem gut fahren und die Spaghetti oben waren eine gute Belohnung. Bergab dann Passtraße bis Santa Katharina und anschließend nochmal 500hm steil bergauf zum Rifugio Forni.
Abendessen lecker, aber nicht allzu viel, Wirt etwas mürrisch, Zimmer sehr klein. Dafür aber tolle Terasse mit Blick auf die Gletscher. Frühstück in Ordnung, Wäscheservice nicht möglich.
Tag 6: Rifugio Forni - Bormio 30km 1100hm
Die ursprüngliche Planung hatte vorgesehen an diesem Tag über Bormio bis zum Lago San Giacomo zu fahren, dort zu übernachten und an Tag 7 über die Boccheta di Forcola und den Umbrail zur Dreisprachenspitze zu fahren. Nach Studium der Profildaten, wollten wir Tag 7 aber etwas entspannter gestalten um nicht völlig fertig erst am Abend zurück in Glurns zu sein. So entschieden wir uns das Ende der Tour etwas entspannter zu gestalten. Da bis zur Boccheta di Forcola sowieso "nur" bergauf fahren angesagt war, fiel diese Entscheidung nicht so schwer .
Also die 800hm vom Rifugio Forni rauf auf den Passo Zebrù. Die 500 bis zum Rifugio Pizzini komplett fahrbar, von den übrigen 300 nur noch wenig. Am Zebrù dann Sonnenschein und 10 Grad! Ein Traum! Man wusste gar nicht welchen Gletscher man zuerst ansehen soll! So chillten wir locker 30 Minuten auf 3003m Höhe und ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Die Abfahrt nach ein paar Schneefeldern dann trocken und gut fahrbar. Eine kleine Seilpassage zum überwinden und einige Bachquerungen, ansonsten Trailspaß pur. Unten rum wird es dann richtig flowig!! Danach kurze Einkehr in einem nett an einer Wiese gelegenen Rifugio mit chaotischer Führung, und über leicht fallende Flowtrails bis Bormio.
Übernachtung im Hotel Nevada mit Frühstück für 50 Euro. Nicht ganz billig. Wäscheservice für 18 Euro ist allerdings ne Frechheit. Zimmer dafür sehr schön!
Tag 7: Bormio - Glurns 30km 750hm
Da wir keine Lust auf die Stilfserjochstraße hatten, und außerdem um 9 Uhr in den Goldseetrail einsteigen wollten organisierten wir uns einen Shuttle. Shuttleservice Cola in Santa Katharina fuhr uns für 70 Euro rauf (Preis gilt bis 5 Personen, je mehr also desto günstiger). So standen wir Punkt 9 an der Dreisprachenspitze und fuhren in den Goldseetrail ein. Das Panorama: Ein Traum! Selten sowas schönes gesehen. Auf Grund der Enge wurde mir sofort klar warum es hier zeitweise Sperrungen für Biker gibt - absolut sinnvoll! Der Trail an Anfang ohne Schwierigkeiten, wurde zunehmend technischer. 2 größere Steinfelder mussten schiebend überquert werden. Ansonsten grundsätzlich alles fahrbar, jedoch nur dann wenn man schwindel- und angstfrei ist. An Passagen wo ein Sturz 100 Meter tiefer enden kann stiegen wir dann doch öfter mal ab, auch wenn die Passage grundsätzlich nicht schwer zu fahren gewesen wäre - zumal mit 9kg Rucksack das fahren auf engen Trails nicht einfacher wird.
Unten rum wurde es dann wieder genial - Stufen über Stufen - super! Ab 10:15 kamen uns dann auch Wanderer entgegen denen wir freundlich Platz machten. Um 10:30 waren wir an der Furkelhütte, leider ausgebremst durch einen Platten, sonst wäre es kurz nach 10 gewesen.
Dann ca 200hm bergauf in Richtung Stilfser Alm und nochmal ein Trail bis kurz vor die Alm. Ein Gespräch mit einem Einheimischen bestätigte uns, dass wir mit schönem Wetter an 3,5 von 7 Tagen in diesem Jahr schon richtig Glück hatten.
Von der Stilfseralm folgten wir dem 4er Almweg bis zu den Lichtenberger Höfen. Ein klasse enger, leicht abfallender Waldtrail mit einigen schönen Wurzelstufen drin. Ab den Lichtenberger Höfen bis zur Glurnser Alm wird es dann zäh, da der Trail zackig auf und ab geht. Topfit kann man sicher mehr fahren. Nach 6 Tagen unterwegs war die Luft nachher einfach raus, auch noch die 85. bergauf Wurzelstufe zu nehmen. Von der Glurnser Alm vernichtet man bis Glurns dann nochmal 1100hm bergab auf einem ziemlich steilen Waldtrail. Teilweise richtig intensives Wurzel und Absatzgeballer . Und dann: Zieleinlauf in Glurns!
Fazit:
Diesmal leider nur zu dritt unterwegs hatten wir trotzdem einen heiden Spaß. Die Strecke war konditionell, technisch und mental sehr anspruchsvoll. Dei 18km tragen/schieben waren definitv kein Zuckerschlecken, die teils extrem steilen Rampen hart. Die Trails waren dafür umso sahniger, wenn ich auch nicht alle wieder machen würde (z.B. Cercen, Höhenweg oberhalb St. Walburg). Das Wetter hat anfangs nicht mitgespielt, wurde aber am Ende noch gut, was für vieles entschädigt hat. Wäre es wo geblieben hätten wir vermutlich abgebrochen, denn bei Dreckswetter in der Höhe unterwegs zu sein ist einfach nicht schön. Man quält sich bergauf und steht dann in der Suppe. Mit dem Madritschjoch haben wir nochmal ein Date bei schönem Wetter, ist bestimmt klasse. Defekte hatten wir bis auf 3 platte Reifen keine (meine nächste Investition: Tubeless!). Nach der Heimankunft stellte jedoch ein Mitstreiter fest, dass sein Rahmen im Bereich der hinteren Bremsaufnahme gerissen war - Glück gehabt!
Klamottentechnisch wurde ALLES gebraucht! Trockene Wechselsachen haben uns auf so manchem Kamm vor Krankheit bewahrt, Regensachen waren gold wert, die dicke Softshelljacke bei 2 Grad und Schneetreiben auf dem Madritschjoch unverzichtbar.
Also in jeder Hinsicht eine für uns extreme Tour, die einen wahnsinnigen Abenteuercharakter hat. Das gute Gefühl es geschafft zu haben ist unbeschreiblich!
Wenn ihr Fragen zur Tour habt schreibt mich gern an, ich helfe gern.
Viele Grüße
Blobbyvolley
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