Endlich hat's auch bei mir mal wieder für eine richtige Bikepacking-Unternehmung gepasst und das Wetter hat voll mitgemacht.
Weil es mir in der Gegend um Davos so gefallen hat, dachte ich mir, da fahr ich nochmals hin. Diesmal aber ohne Hütte dafür mit Modelbegleitung. Darum gibt's jetzt ganz viele Fotos.
Start war also wieder Davos. Hier fuhren wir hoch zur Station Jatzmeder-Rinerhorn und von da mehr oder weniger die Höhe (2000m) haltend gegen Süden. Rein ins Tobel, raus aus dem Tobel, rein, raus etc. Meist auf schönen Singletrails.
Hopp, ums Hüttli!
Spannend ist, dass diese Wege fast alle offizielle MTB-Routen sind. Zumindest die viel bewanderten. Als wir die MTB-Wegweiser hinter uns liessen, nahm auch das Wandereraufkommen ab. Das MTBler-Aufkommen ebenfalls. Also eigentlich entfernten wir uns v.a. von der touristischen Infrastruktur. Nach der Jenisberger Alp wurde der Weg dann etwas abenteuerlicher. Zunächst noch nicht sehr:
Bald aber dann doch recht:
Nachdem wir dieses Tobel glücklich durchquert hatten, folgte unerwarteterweise das eigentliche Pièce de Résistance der Tour. Ein etwas mehr als 400hm langer Grashang wartete auf uns. Auf der Karte nix Spektakuläres - in der Realität rutschten wir pro zwei Schritte aufwärts einen zurück. Manchmal auch mehr. Immerhin, wir gewannen an Höhe und Aussicht.
Oben öffnete sich dann das Panorama ins Albulatal, das vom Piz Ela dominiert wird.
Eine gute Abfahrt mit einigen zusätzlichen Tobeln brachte uns nach Runsolas im Val Stugl. Hier warteten die letzten 400hm des Tages auf uns. Obwohl wir schon ziemlich erschöpft waren, brachten wir die erstaunlich gut hinter uns. Es wurde auch einiges geboten. Links im Wildasyl röhrten die Hirsche und sassen die Jäger, die gebannt den leeren rechten Hang absuchten, an dessen Fuss die Naturfreunde mit den Fernrohren die Hirsche links beobachteten. Die Sonne machte sich daran unterzugehen und wir suchten einen geeigneten Schlafplatz.
Die Sonne war schon untergegangen, als wir uns ans Installieren machten. Da wir für das Tarp keine Stangen dabei hatten und die Legföhren keine geeigneten Äste lieferten, mussten wir improvisieren. Es ist uns nicht schlecht gelungen.
Die restliche Zeit bis zum Schlafengehen verbrachten wir mit Kochen. Dreimal mussten wir Wasser heiss machen, weil das Töpfchen so klein war. Da es aber nicht übermässig kalt war, war das eine durchaus angenehme Beschäftigung.
Die Nacht verging geruhsam. Kein Hirsch oder Jäger störte unsere Ruhe und die Temperatur blieb im positiven Bereich. Doch am Morgen wollte und wollte die Sonne nicht aufgehen. So mussten wir einen Kaltstart machen, nachdem wir uns ein selbstgemixtes Power-Porridge zubereitet hatten.
Das erste Zwischenziel war die Ducanfurgga. Wieder musste einiges getragen werden.
Ganz zuoberst war das Panorama hervorragend und es gab einige wenige technisch etwas forderndere Passagen.
Anschliessend war es bis fast zuunterst nur noch Flow pur. Wir hatten uns schon an die schweren Rucksäcke gewöhnt und genossen den pumptrackartigen Weg runter nach Sertig so sehr, dass es kaum Fotos gibt.
In Sertig gab's Hirsch zu Mittag und zum Dessert 900hm hoch zum Sertigpass. Der alte Saumweg war recht gut zu fahren, so dass wir nur die obersten 300hm tragen mussten. Oben auf dem Pass hat man dann natürlich wieder Aussicht. Piz Kesch:
Auch die nun folgende Abfahrt war meist einfach. Häufig sogar sehr, so dass ich meinem Scratch ganz ordentlich die Sporen geben konnte.
Unten in Chants wären wir reif gewesen für ein Glace. Doch die gute Frau in der einzigen Beiz dieser Häuseransammlung lachte uns aus und meinte, es gäbe keine Elektrizität in diesem Tal und darum auch kein Eis. Der Kuchen sei auch schon alle. Darum fuhren wir halt weiter. Ein genaueres Studium der Höhenlinien hatte ergeben, dass es auf 2600m einen hübschen Biwakplatz geben könnte. Also machten wir nochmals 800hm zum Znacht. Unterwegs mussten wir noch holzen für unser Kochfeuerchen.
Bald war die Sonne weg und die letzten 400hm Tragen gingen nochmals ans Eingemachte.
Oben fanden wir dann zwar einen prima Biwakplatz, doch mussten wir zuerst die Steinböcke vertreiben. Die Herrschaften waren sich offensichtlich nicht bewusst, dass Jagd ist und dass andere Leute nicht nur Bikes in die Berge tragen. Wir wurden uns aber schnell einig und auch der Chef, der uns mit den Hörnern drohte, machte schliesslich Platz.
Ein anderes Problem war der Wind. Er war so mühsam, dass wir nach dem ersten Töpfchen heissen Wassers das Kochen aufgaben, uns in unser Zelt verkrochen und auf kalte Küche auswichen.
Am nächsten Morgen warteten wir wieder auf die Sonne. Und zwar diesmal deutlich sehnlicher, denn es hatte gefroren. Die ersten Aussichten waren allerdings ernüchternd:
Unsere Routen- und damit auch Schlafplatzwahl war allerdings auch ziemlich anfängerhaft. Jedes Kind weiss doch, dass die Sonne im Osten aufgeht und wählt dementsprechend seinen Schlafplatz aus. Für einen ostexponierten Hang hätten wir allerdings noch 300hm weiter zum Pass tragen müssen und dann auf der anderen Seite campen.
So kochten wir halt im Kalten.
Und irgenwann kam die Sonne dann doch noch.
Und anschliessend war nochmals Tragen angesagt bis hoch zur Fuorcla Pischa.
Neben der 2871m hohen Fuorcla Pischa steht der 3200m hohe Piz Blaisun. Eigentlich hatten wir ein bisschen gehofft, dass man die Bikes da hochtragen und dann runterfahren könnte. In der Realität war uns die Flanke dazu dann aber zu steil. Hoch sind wir trotzdem, halt ohne Bikes.
Die Abfahrt von der Fuorcla Pischa war dann deutlich anspruchsvoller als das bisher gehabte. Es ist immer wieder erstaunlich, über was (selbst 26") Räder alles drüber rollen können. Leider beschehrte uns die Abfahrt aber auch ein paar Schiebepassagen und Gegenanstiege.
So gelangten wir zur Chamanna d'Es-cha. Die Abfahrt von da war dann einfach nur geil - darum gibt's auch keine Fotos - bis wir auf der Alpstrasse landeten. Dem Berg die letzten Singletrails abringend erreichten wir schliesslich Zuoz.
Hier wechselten wir auf den Innradweg und fuhren runter nach Scuol, wo wir Verstärkung bekamen. Doch weil die Fortsetzung mit Hotelübernachtungen geschah, gehört sie nicht mehr hier hin.