Tourenberichte aus Sachsen und Vogtland

5.7. (Tag 6)
Über die Weißen Karpaten ins Nachbarland



7:15 Uhr trage ich mich in der Checkliste aus, rolle den Berg hinunter ins Tal Richtung Váh (Waag), überquere mal wieder die Autobahn D1 und versuche in Nemšová die Wasser- und Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Der erste Versuch scheitert. Bei der resoluten Verkäuferin kann ich noch so freundlich fragen, wenn der Laden bis 8 Uhr wegen Inventur geschlossen ist, kann natürlich nicht zehn vor 8 für mich eine Ausnahme gemacht werden. Man merkt, wir sind hier schon deutlich ein Stückchen westlicher. In der Ostslowakei geht die Sonne nicht nur eher auf, dort öffnen selbst kleinste Dorfläden schon früh um Sechs. Ein Stück weiter werde ich fündig und stärke mich erst einmal. Das hat auch Jarda, der Rollerfahrer getan, der mich bergauf bei Antonstal hinauf zum Kamm der Bílé Karpaty (Weißen Karpaten) gnadenlos abhängt – und dass, obwohl er sozusagen immer nur ein Bein weniger im Einsatz hat. Ich bin leicht schockiert. War die Pause doch zu kurz?

Kurz vor Elf ist die innertschechoslowakische Grenze erreicht, die hier zum Glück nur auf rund 700m Höhe liegt. Vom Bargeld abgesehen ändert sich nicht sehr viel. Die Grenze hier oben im Wald ist völlig unspektakulär. Man merkt, dass sie Jahrzehnte ohne Bedeutung war.
Um Eins ist Bojkovice, der erste Ort in Mähren, erreicht. Es geht weiter über die sanften Hügel des Vorlandes der Weißen Karpaten nach Luhačovice (Bad Luhatschowitz), das als größter und ältester Kurort im Osten Tschechiens gilt – also eine Art mährisches Karlsbad. An der St.-Josefs-Quelle fülle ich meine Flasche auf, aber der Geschmack des Mineralwassers ist gewöhnungsbedürftig. Naja, zumindest soll es ja gesund sein .-)
Aktuelles Wetter – siehe Webcam: http://www.luhacovice.cz/5289-namesti-28-rijna

Weniger gesund ist möglicherweise das, was in den mährischen Wäldern lauert: Ich habe auf der ganzen Tour nirgends so vielen Zecken bemerkt wie hier. Aller paar Minuten krabbelt es im Nacken oder in den Haaren. Die Minivampiere scheinen ganz schön durstig zu sein. Eine FMSE-Impfung sei also dringend empfohlen!
Abends um Acht ist Vizovice bei Zlin erreicht. Eine kleine Pension unter dem Schloss ist schnell gefunden und mit dem Restaurace "U Tonka" am Markt auch eine Gaststätte mit schönem Innenhof.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam: http://zlin.cz/495067-webova-kamera-vizovice

Tag 6:
80km, 14:18h inkl. 4:19h Pause, 6km/h, 1861hm, 101bpm
 
6.7.+7.7. (Tag 7+8)
Unbekanntes Mähren & Halbzeit



Um Sieben geht es weiter durch den Kreis Vsetin und damit die Mährische Walachei – nach Norden. Eine liebliche Landschaft jenseits der Hektik der Großstädte, aber auch jenseits der Einsamkeit, die in manch anderen leergeräumten Bergregionen der ehemaligen Tschechoslowakei herrscht. Doch dazu später. Der Region hier merkt man auf angenehmen Art an, dass sie von den Dramas des 20. Jahrhunderts ein wenig verschont wurde.

Auf den Nationalpark Vizovické vrchy folgen die Hostýnské vrchy (Hosteiner Berge). Plötzlich bin ich auf der Strecke des Drásal-Bikemaratons, einem MTB-Rennen über 115km, lasse mich von der Hektik nicht anstecken .-) und bekomme ein paar aufmunternde Worte ab.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam am Skiareal Trojak: http://www.trojak.cz/kamery/

Bei Bystřice pod Hostýnem (Bistritz am Hostein) passiere ich eine unsichtbare Grenze, die in keiner Karte eingezeichnet ist und die trotzdem zu spüren ist. Bisher ging die Tour durch Regionen, die durch den Zweiten Weltkrieg keinen radikalen Bevölkerungsaustausch erlebten. Die nächsten rund 1000km werden mich durch das ehemals deutschsprachige Grenzland führen, einer Region, der man auch über zwei Generationen später noch anmerkt, dass viele Ortschaften geschrumpft oder ganz verschwunden sind und die den Hauch eines Provisoriums an manchen Orten immer noch nicht los geworden ist.

Kurz vor Sechs abends erreiche ich die Region von Hranice na Moravě (Mährisch Weißkirchen).
Aktuelles Wetter – siehe Webcam am Flugplatz: http://www.aeroklubhranice.cz/index.php?option=com_content&view=article&id=97
Ganz mutige Verkehrsplaner wollten hier sogar einen Schifffahrtskanal zwischen Oder und Donau entlang führen. Die Moravská brána (Mährische Pforte) ist Wasserscheide (zwischen Oder Richtung Ostsee und March Richtung Donau/Schwarzes Meer), wichtiger Verkehrskorridor Richtung Slowakei und last but not least die die historische Grenze zwischen Mähren und Schlesien. Bildlich gesprochen geht es jetzt also aus dem Reich des rot-weiß-karierten Adlers auf blauem Grund hinüber ins Reich des schwarzen Adlers auf gelbem Grund, zumindest im Staatswappen. Eine vergleichsweise kleine Region. Spätestens am übernächsten Tag sollten wir dann im Reich des Böhmischen Löwen sein, der zum Beispiel auf den Kronen-Münzen prangt. Apropos Kronen: In Drahotuse mache ich erst einmal in der Dorfkneipe am Markt Rast bevor es anschließend über die neue Autobahn – ja, schon wieder die D1 – geht. Ab hier kenne ich mich aus. Vor zwei Wochen habe ich hier den letzten Test vor der großen Tour gemacht und bin von Hranice na Moravě mehr oder weniger nonstop 200km Richtung Altvatergebirge gefahren. Diese Tour endete unfreiwillig mit
einer dicken Acht im Hinterrad, die zum Glück vor dem Rennen noch schnell ausgebessert werden konnte. In der Hoffnung, dass ich diesmal diese Berge ohne Defekt verlasse, fahre ich in die Oderské vrchy (Oderberge), einer sanften Hügellandschaft, in denen der gleichnamige Fluss entspringt.

Die Quelle liegt genauso wie der Großteil der Berge im Truppenübungsplatz Libavá (Liebau). Die Route führt daher am Ostrand des Sperrgebietes entlang. Durch Täler, in denen einst Menschen wohnten und die jetzt im Sommer zu einem einzigen Pfadfindercamp geworden zu sein scheinen. Es sind Ferien. Aller paar Kilometer stehen Zelte auf den Wiesen. Ein Dutzend Camps zähle ich insgesamt. An der Oder schlägt die Route einen kleinen Haken und führt oberhalb der Budišovka (Dürre Bautsch) weiter gen Norden. Inzwischen ist es Nacht geworden und ich kann auf dem schmalen Weg zwischen Abgrund links und Hang rechts erleben, was ein Reh macht, wenn es im Dunkeln plötzlich von einem Biker angeleuchtet wird. Nämlich nichts. Bis es einem Meter vor mir plötzlich doch noch losspringt, zum Glück nicht in meine Richtung.

Mein Plan ist inzwischen, möglichst jede zweite Nacht durchzufahren. Der Akku am Kopflicht reicht in der kleinen Stufe 90 Stunden, da es jetzt nicht länger als 6 Stunden dunkel ist, könnte ich damit theoretisch zwei Wochen rund um die Uhr durchfahren. Aber eben nur theoretisch. Es geht langsam aber stetig voran.
Kurz vor Svatoňovice (Schwansdorf) und kurz vor Mitternacht schlägt die Müdigkeit zu. Eine Bank am Wegesrand lädt zum Ausruhen und Beine ausstrecken ein. Halb Zwei geht es weiter. An der Talsperre Kružberk (Kreuzberg) bei Budišov nad Budišovkou (Bautsch) fahre ich vorsichtig. Eine SMS warnte vor einem Draht, den jemand über den Weg gespannt haben soll. Zum Glück ist niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, erfahre ich später.

Langsam wird es wieder hell. Kurz vor Sechs ist Nová Pláň (Neurode) an der Talsperre Slezská Harta erreicht.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam: http://www.novaplan.cz/html/kamera/webkamera.htm
Die Tankstelle in Václavov u Bruntálu (Wildgrub) hat leider halb Acht noch nicht offen und ich muss feststellen, dass die Strecke, nicht mehr wie beim Training durch die LPG führt, sondern ganz normal durch den Ort. Zum Glück, denn nicht alle Agrargenossenschaften lassen über Nacht ihre Tore offen. Halb Neun dann endlich eine Gelegenheit, die Vorräte aufzufrischen und an der Tankstelle bei Mala Moravka zu frühstücken. Höchste Zeit, denn anschließend geht es 500 Höhenmeter ins Altvatergebirge hinauf, oberhalb von Karlov pod Pradědem (Karlsdorf) mit seinen Skiliften. Um Elf ist die Alfredka-Hütte erreicht. Eigentlich noch zu früh für Mittagessen, was ich später bereuen werde. Der Höhenweg schlängelt sich bei mehr oder weniger 1000m an den Bergen entlang, macht dann einen Abstecher nach unten, um kurz vor der Gipfel noch einmal ordentlich steil zu werden. Zum Oberbecken des Pumpspeicherwerks Dlouhé Stráně (1350m) geht es noch einmal weitere 500hm hinauf. Die letzten Meter natürlich traditionell per Treppe. Dafür entschädigt zumindest teilweise die Aussicht hinüber zum Praded (Altvater, 1491m) mit seinem markanten Fernsehturm.
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Praded (Altvater) - 2012. Foto: Autor

Es ist kurz vor Drei am Nachmittag und eigentlich würde ich gerne am Checkpoint 2 (der Halbzeit bei 500 Meilen) unter 7 Tagen bleiben. Eingeplant hatte ich nur 14 Tage Urlaub. Klar ein paar Minuten oder Stunden machen es bei dieser Distanz nicht. Das ist eher eine psychologische Marke. Nur die Strecke bzw. die langsam nachlassenden Kräfte machen es mir schwer. Hinunter nach Kouty nad Desnou (Winkelsdorf) geht es schnell. Der Touristenort ist kurz vor Vier erreicht. Aber dann kommt noch einmal ein Anstieg hoch auf 900hm, der wirklich an den Kräften zehrt. Für diese zehn Kilometer brauche ich schließlich eineinhalb Stunden und bin am Ende erst kurz vor 18 Uhr im Ziel. Reichlich die Hälfte ist geschafft!!!

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Halbzeit: 500 Meilen (2012). Foto: Autor

Fünf Minuten nach mir rollt der heimliche Star des Rennens, Rollerfahrer Jarda, ein. Dass ich mich bei diesem Rennen quasi mit einem Rollerfahrer um Minuten duellieren würde, hätte ich mir vorher nicht vorstellen können...
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Rollerfahrer Jarda – der heimliche Star des Rennens. Foto: Tadeas Kotyk/1000miles.cz

Die Kräfte sind zur Halbzeit bei mir schon deutlich zurückgegangen. Aber immerhin habe ich mit dem letzten Jahr zusammen jetzt zumindest die Durchquerung geschafft. Und bisher ist nichts wesentliches an Maschine und Mensch kaputt gegangen. Den zusätzlichen Reserveschlauch und die Batterien, die ich hierher geschickt hatte, kann ich spendieren. Vielleicht braucht sie ja jemand anderes. Mit einem Biker aus Polen komme ich ins Gespräch. Wojciech erzählt wie er ein Laufrad eingebüßt hatte und zum Glück im nächsten Ort einen Fahrradladen fand, dessen Besitzer er überreden konnte, ihm ein Laufrad aus einem Komplettrad zu verkaufen...

Und auch hier wieder der obligatorische Blick auf die Liste: Die Spitze hat bereits drei Tage Vorsprung, das Feld zieht sich langsam auseinander. Ich bin fünf Plätze nach oben gerutscht, was aber nichts heißen muss, da inzwischen auch ein paar aufgegeben haben. Unter denen, die bei 500 Meilen ausgestiegen sind, ist leider auch Uwe. Bis dahin lag er mit deutlich unter zwei Tagen Rückstand zum Führenden richtig gut im Rennen. Sehr schade. Die Assistentin erzählt etwas von Knieproblemen und fragt mich sicherheitshalber auch gleich, ob ich Schmerzen hätte. Zum Glück bin ich es nicht zu schnell angegangen, sonst gänge es mir vielleicht ähnlich. Die Zeiten, wo man noch voll in die Pedalen treten konnte, sind für meine Generation vorbei und mir fallen die Worte des Trainingswissenschaftlers ein, der meinte, die Orthopädie wäre halt mit zunehmenden Alter der begrenzende Faktor und nicht die Muskeln. Wie recht er hat.

Ansonsten hätten einige über die Probleme mit den Beinen geklagt, erzähl die Assistentin. Hatte ich im letzten Jahr auch. Die vielen Kilometer durch brusthohes Gras sind den blanken Beinen damals nicht bekommen. Dieses Jahr bin ich überwiegend nur mit Beinlingen gefahren. Sieht nicht besonders toll aus und würde mir im Hochsommer sonst nicht in den Sinn kommen, aber hilft gut gegen nerviges Krabbeln und Gräserallergien bis hin zu Brennnesselbrennen.


Tag 7+8: CP2
239km, 38:19h inkl. 12:34h Pause, 6km/h, 5561hm, 098bpm


Noch mehr Fotos aus den übrigen Tagen von CP2:
http://www.1000miles.cz/aktualne-z-trasy-2013/4-7-2013#tabs-8403-0-2
http://www.1000miles.cz/aktualne-z-trasy-2013/5-7-2013#tabs-8531-0-2
http://www.1000miles.cz/aktualne-z-trasy-2013/6-7-2013-chodec-na-cp-1#tabs-8609-0-2

Finish 500. Foto: Daniel Pokorn
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Zuletzt bearbeitet:
8.7. (Tag 9)
Westwärts den Kamm der Sudeten entlang



Auch wenn das Zimmer reichlich belegt war, geschlafen habe ich wie ein Murmeltier. Heute kein Stress. Die Hälfte ist geschafft, wenn man das Vorjahr noch dazu zählen würde, sogar schon die Durchquerung .-) Also in Ruhe frühstücken. Der Wetterbericht im tschechischen Frühstücksfernsehen verheißt Gutes: trocken & warm, aber nicht mehr so heiß wie am Anfang. Kräftig gestärkt geht es halb Zehn weiter, das Tal hinauf nach Branná (Goldenstein) durch das Bielengebirge wieder hinauf zur Grenze auf den Kamm bis an den Smrk (Fichtlich), mit rund 1120m höchster Berg des Rychlebské hory (Reichensteiner Gebirges).
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Am Smrk – 2012. Foto: Auto

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Kladské sedlo (Glatzer Sattel) – 2012. Foto: Autor
Aktuelles Wetter – siehe Webcam Skiarela Paprsek: http://portal.chmi.cz/files/portal/docs/meteo/kam/prohlizec.html?cam=paprsek

Und um die Verwirrung mit den Namen der vielen kleinen, unbekannten Gebirge komplett zu machen: Von hier aus geht es als nächstes weiter über den Kladské sedlo (Glatzer Sattel), einen Minigrenzübergang auf den 800m hohen Pass, zum Králický Snežník (Glatzer Schneegebirge). Darüber, welcher Berg zu welchem Gebirgszug gehört, mögen sich die Geologen streiten. Ich genieße, dass der Weg hier nahezu auf einer Höhe am Gebirge entlang geht und den Blick hinüber nach Osten Richtung Altvatergebirge und auf den Kessel davor freigibt, in dem unten Staré Mesto pod Snežníkem (Mährisch Altstadt) liegt. Klingt nicht nur alt, ist es auch. Wenn sich irgendwo Hase und Fuchs gute Nacht sagen, dann dort in diesem abgelegenen Tal ganz am Rande der Republik, was sich wohl im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert hat.
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Staré Mesto pod Snežníkem (Mährisch Altstadt) - 2012. Foto: Autor

Hufeisenförmig führt die Route auf +/-1000m um die Täler.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam Chata Slaměnka: http://www.chmi.cz/files/portal/docs/meteo/kam/prohlizec.html?cam=slamenka

Dass ich dabei auch die Morava (March) überquert habe, ist mir ehrlich gesagt entgangen. Was später zu einem Strom wird, der dem Landesteil Morava (Mähren) den Namen gab, ist hier oben nur ein winziges Bächlein, eines von vielen, die am Schneeberg entspringen. Die Zeit vergeht in dem menschenleeren Gebirge. Seit heute morgen bin ich an keinem Gasthaus vorbeigefahren. (Und noch einmal ein Foto http://howgh.rajce.idnes.cz/1000_mi..._dil_-_pres_Ceskomoravu_az_do_cile./#096_.jpg aus dem Album von Jan.) Langsam knurrt der Magen, die Wasservorräte sollten auch unbedingt aufgefüllt werden, um noch ein paar Stunden in die Nacht hineinzufahren.

An der Grenzstraße, die hinüber nach Polen ins Glatzer Land und schließlich nach Wroclaw (Breslau) führen würde, gibt es zumindest Wasser und Schokolade. Aber irgendwie wäre ein richtiges Mittagessen besser und ein Geldautomat auch nicht verkehrt. Also verlasse ich die Route Richtung Králíky (Grulich). Gut, dass es in jeder böhmisch-mährischen Kreisstadt am Marktplatz die wichtigsten Infrastrukturelemente gibt: Kirche, Geldautomat, Gasthaus und ggf. Hotel. Eine Stunde lasse ich es mir auf der Terrasse am Marktplatz gut gehen, Eierkuchen natürlich inklusive, bevor es auf des selben Weg wieder zurück zum Punkt geht, an dem ich die offizielle Route verlassen habe. Der Ausflug hat mich zwar eineinhalb Stunden gekostet, aber ein gutes Essen zahlt sich am Ende des Tages aus. Schließlich müssen die Körner noch für einige Tage reichen. In der Dämmerung geht es den Suchy Vrch hinauf, in diesem Jahr nicht bis zum Gipfel auf knapp 1000m, sondern nur auf halbe Höhe durch den Wald. Im Dunkeln durch Mladkov (Wichstadtl) hinauf zur Grenze.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam Ski-Areal Mladkov-Petrovičky: http://www.skimladkov.cz/index.php?k=1&lang=cze


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Blick von der Grenze in den Glatzer Kessel (Kotlina Kłodzka) auf der polnischen Seite - 2012. Foto: Autor.

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Die Bäckerei des Johann Lorenz gibt es schon lange nicht mehr - im Gegensatz zur "Radioaktiven Quelle" - 2012. Foto: Autor.

Dann am Bach entlang zur Talsperre der Wilden Adler und durch Klášterec nad Orlicí (Klösterle).
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Imbiss – leider außer Betrieb - 2012. Foto: Autor

Einen anderen Biker, der sich in einem Holzschuppen direkt am Weg ausgestreckt hat, kann ich so überholen. Inzwischen ist es Mitternacht, aber ich will noch ins benachbarte Adlergebirge (Orlické hory) und dort boofen. Die Strecke führt den Radweg 4071 entlang, einer Art Kammweg, der zum Teil sogar asphaltiert ist.

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Bunker-Museum – 2012. Foto: Autor.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam Hanička: http://www.skimladkov.cz/index.php?k=1&lang=cze

Das Bunker-Museum "Bunkr Na holém" lasse ich rechts liegen und arbeite mich langsam zum Anenský vrch (Ernestinenberg) hinauf. Inzwischen ist es drei in der Nacht und in zwei Stunden schon wieder hell. Richtig schlafen lohnt eigentlich schon gar nicht mehr, aber ein paar Stunden Ruhe im Morgengrauen sollten es doch wenigstens sein. Also trage ich mein Rad halb die Treppe hinauf und breite den Schlafsack oben auf den hölzernen Aussichtsturm aus. Bequem und trocken, nur leider etwas zugig auf knapp 1000m. Es wird eine recht unruhige, kurze Nacht.
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Blick vom Anenský vrch (Ernestinenberg) - 2012. Foto: Autor.
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Anenský vrch (Ernestinenberg) – 2012. Foto: Autor


Tag 9:
137km, 22:04h inkl. 6:42h Pause, 6km/h, 3364hm, 103bpm
 
9.7. (Tag 10)
Durch das „Bunker-Land“


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1000-Meilen-2013. Foto: Martin Vojtus/1000miles.cz


Um sieben geht es weiter, durch das Bunkerland. Eigentlich stehen sie überall in den Grenzgebirgen der Ex-Tschechoslowakei: kleine Betonbunker, MG-Nester, die zwischen den beiden Weltkriegen errichtet wurden und die Republik vor einer Invasion von außen schützen sollten. Ein Dreivierteljahrhundert später stehen sie immer noch und symbolisieren ein tschechoslowakisches Trauma: Mit dem Münchner Abkommen war dieser Schutzwall 1938 über Nacht kampflos an den großen Nachbarn gefallen. Beton für rund 1000 Bunker umsonst.
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Aller paar Hundert Meter erinnert ein Bunker an die Zwischenkriegszeit - 2012. Foto: Autor.
Wer das schwierige Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen im 20. Jahrhundert verstehen will, darf dieses Ohnmachtsgefühl nicht unter den Tisch fallen lassen. Zurück ins heute. Wahrscheinlich sind diese Bunker nirgends so gut restauriert wie hier im Adlergebirge. Letztes Jahr hatte ich wenige Kilometer entfernt in einem solchen frisch renovierten (und daher sauberen) Bunker übernachtet. Klingt skurril, ist es vielleicht auch. Aber trocken und warm. Der Beton speichert die Hitze des Tages und gibt sie nachts ab. Obendrein kann man den Eingang auch noch mit dem Fahrrad zustellen und braucht keinen Gedanken verschwenden, dass Fuchs, Igel oder Wildschwein neugierig am Schlafsack schnuppern.
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"Mein“ Ü-Bunker – 2012. Foto: Autor
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"Mein“ Ü-Bunker – 2012. Foto: Autor

Das Adlergebirge ist ein lang gestreckter Kamm. Der Weg führt hier auf 1000m Höhe an der Kunštátská kaple (Kronstädter Kapelle – Foto: Jaroslav Pachta - http://www.1000miles.cz/wp-content/...achta_vyber/z079_jaroslav_pachta_dscn1376.jpg ), dem Koruna (Kreiselberg) und dem Šerlich (Scherlich) vorbei. Hier soll auch vor rund einhundert Jahren der alte Kammweg gewesen sein, der einst vom Háj u Aše (Hainberg bei Asch) an der bayerischen Grenze die Gebirge entlang bis zum Praděd (Altvater) ging.
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Kammweg im Adlergebirge -2012. Foto: Autor

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Blick auf Duszniki-Zdrój (Bad Reinerz) - 2012. Foto: Autor


Um Elf bin ich auf der polnischen Passstraße, die hier Droga Sudecka heißt und die Wintersportorte im schlesischen Teil verbindet. Über die E67, die von Prag bis Tallin führen soll und ordentlich Schwerverkehr hat, geht es ins Heuscheuergebirge (Góry Stolowe) mit seinen Sandsteinbergen, die an Heuscheunen erinnern sollen und den Namen gaben. Der Szczeliniec Wielki (Große Heuscheuer) erinnert etwas an den Großen Zschirnstein... Langsam knurrt der Magen.
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Heuscheuergebirge (Góry Stolowe) mit seinen Sandsteinbergen - 2012. Foto: Autor.

In Karlów (Karlsberg) einem Touristenausflugsort mangelt es eigentlich nicht an Gastwirtschaften. Dumm nur, dass die weder Kronen noch Euro oder EC-Karten nehmen (wollen), sondern partout auf Zloty bestehen. Natürlich gibt es in dem Nest weder Bankomat noch Tankstelle. In meiner Not spiele ich mit dem Gedanken, im hiesigen Mehr-Sterne-Hotel fürstlich zu logieren. Wenigstens die sollten doch Karten nehmen. Aber nachdem die Rezeption mindestens eine gefühlte Viertelstunde mit dem Einchecken der Gäste vor mir zugebracht hat, mag ich mir gar nicht vorstellen, wie lang es dauert, bis ich etwas zu essen bekomme und ziehe zähneknirschend hungrig und durstig von Dannen.
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Weite Blicke nach Polen - 2012. Foto: Autor

Entsprechend wenig habe ich für die Schönheit der nun folgenden Broumovské steny (Braunauer Wände/Falkengebirge) übrig. Eine Art Mini-Elbsandsteingebirge, nur ohne Elbe. Der Weg führt hier am Waldesrand entlang, leicht oberhalb des Braunauer Ländchen. Wieder so ein Tal in den hintersten Ecken, weit ab vom pulsierenden Leben der Großstädte.
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Broumovsko (Braunauer Ländchen) - 2012. Foto: Autor

Kurz vor Fünf, dann endlich ein Ausflugslokal. Amerika heißt der Ortsteil. Keine Frage, höchste Zeit, Mittag nachzuholen. Drei weitere Rennteilnehmer schnaufen ebenfalls durch, darunter natürlich auch wieder Rollerfahrer Jarda. Eine knappe Stunde später zieht die Karawane weiter. Hinter Teplice nad Metují (Weckelsdorf) schlägt die Route einen Bogen um die Adršpašsko-Teplické skály (Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt), noch so ein Mini-Sandsteingebirge.
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Adršpašsko-Teplické skály (Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt) – 2012. Foto: Autor
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Adršpašsko-Teplické skály (Adersbach-Weckelsdorfer Felsenstadt) – 2012. Foto: Autor

Glücklicherweise ein beliebtes Ausflugsziel. So ist es nicht schwer, in Adršpach (Adersbach) eine Pension (mit extragroßem Karabiner außen als Markenzeichen) zu finden sowie heute schon nach 21 Uhr und einer wohltuenden Dusche müde aufs Bett zu fallen.

Tag 10:
90km, 14:17h inkl. 3:48h Pause, 6km/h, 2047hm, 101bpm
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ein Bericht!!! Ich schmachte vonTag zu Tag auf die Fortsetzung...
Und jetzt Adersbach! Da war ich zwischen 1995 und 2000 regelmäßig - ein paar Monate lang jedes Wochenende...war damals sowas wie ein gelobtes Land für mich - unglaublich heutzutage...die Erinnerungen! - die Radrunde (ca.25km) um die Adr-Weckelsdorfer Felsen war so was wie Frühsport (bzw. Katerbekämpfung), anschließend gabs Frühstück auf der Terrasse in Adr, dann Klettern - was für 'ne Zeit....
 
Hammer Bericht. Jetzt kommen Gebiete die ich auch `kenne`. Vielen Dank dafür das du uns mit nimmst!!

VG Andreas
 
Was für Impressionen! Man könnte glatt vergessen, daß Du in einem Rennen warst, so fast ohne Emotionen. Verschweigst Du uns etwas oder bist Du am Ende ein Stoiker?
Großes Kino!
Danke,
CC.

*der Zusammenhang von Adrsbach und Kater war schon längst verdrängt. Danke @Th. ;)
 
Super, das hört man gerne ;) Danke Euch für die aufmunternden Worte!
Und auch für den interessanten Querverweis in die Klettergeschichte!

2012 war es eine kleine Spiegelreflex (D5100 + 24mm-Festbrennweite + Polfilter = ca. 1kg :()
Die Ernährungsfrage bleibt nach 2012 & 2013 offen. Eine wirklich gute Lösung habe ich für Kalorienverbrauch in diesen Dimensionen immer noch nicht. Vielleicht hat jemand ja Tipps dazu?

Da morgen schon das 2014er Rennen startet, versuche ich mal, etwas hinzumachen...
Also,weiter geht´s...
 
Zuletzt bearbeitet:
2012 war es eine kleine Spiegelreflex (D5100 + 24mm-Festbrennweite + Polfilter = ca. 1kg :()

Hättest du dich 2012 doch nur etwas mehr erkundigt. Damals gab es schon die NEX3 für nur 50€ mehr als man sie heute gebraucht bekommt. Liegt wohl an dem Tiefen Preis, unter 100€ kann eine kompakte Systemkamera mit APS-C Sensor wohl nicht fallen ;)

Hatte damals sogar schon eine, lang hab ich drauf gewartet bis sich endlich mal ein Hersteller traut sowas zu bauen :daumen:

270g NEX3
70g 20mm F2.8
5g Polfilter
95g Hüfttasche

310€ 440g

oder

270g NEX3
140g 30mm F2.8
5g Polfilter
115g Hüfttasche

210€ 530g

oder

270g NEX3
120g 16-50mm F3,5-5.6
5g Polfilter
115g Hüfftasche

250€ 510g
 

10.7. (Tag 11)
Über das Riesengebirge


Wer zeitig zu Bett geht, kann früh aufstehen. Um Sechs breche ich morgens auf und rolle bergauf durch den Ort, den am oberen Ende das Werk eines deutschen Reifenherstellers ziert. Irgendwie sind die Laster, die dadurch ständig durch den Ort rollen müssen, ein krasser Kontrast zur lieblichen Landschaft und dem Erholungstourismus. Zugegeben, ich rolle auch auf dieser Marke. OK, drücken wir mal ein Auge zu, offenbar kann nicht die ganze Menschheit vom Tourismus leben und bisher bin ich ohne Platten durchgekommen. Hoffentlich bleibt das so, schließlich steht heute sozusagen die Königsetappe im böhmischen Teil an - quer über das Riesengebirge. Hinter dem Ort geht es hinauf zum benachbarten Grenzkamm, ein Stück die Grenze entlang und im polnischen Teil wieder zurück durch ein fast leer gewohntes Dorf namens Uniemysl (Berthelsdorf) und dann wieder die Grenze entlang. Es waren im Vorjahr diese schmalen Trampelpfade von Grenzstein zu Grenzstein durch das Heidelbeergestrüpp, die mich mehr Nerven und Kraft gekostet hatten als erwartet.

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Singletrek auf dem Grenzkamm – 2012. Foto: Autor
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Singletrek auf dem Grenzkamm – 2012. Foto: Autor

Bei aller Begeisterung für Natur und Singletreks, besonders umweltfreundlich waren die Erosionsspuren, die sich in den Boden einprägten, wohl nicht. Der exzessive "Grenzsteintourismus" hält sich 2013 zum Glück in Grenzen. Für die aufmerksamen Gebirgszähler: Schon wieder ein neues Mini-Gebirge. Jetzt steht das Rabengebirge (polnisch: Góry Krucze; tschechisch: Vraní hory) an.
Bei gutem Wetter von der Webcam des Skigebietes Zacler zu sehen:
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(Am Horizont reicht der Blick bis zum Chełmiec (Hochwald, 851m) bei Wałbrzych (Waldenburg)).


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Spuren der Vergangenheit – 2012. Foto: Autor

Die Route führt am Královecký Špicák (Spitzberg im Rabengebirge) auf 800m vorbei. Eigentlich nur ein Warm-up vor dem Riesengebirgskamm.

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Královecký Špicák (Spitzberg im Rabengebirge) – 2012. Foto: Autor.


Vorher noch durch die Niederung der Kleinstadt Žaclér (Schatzlar) mit ihren (ehemaligen) Steinkohlegruben und dann folgt streng genommen schon wieder ein neues Minigebirge - Rýchory (Rehorngebirge).
Auf der schlesischen Seite geht es langsam hinauf zum Kamm entlang hoch auf 1050 Meter zum Pass bei Malá Úpa (Kleinaupa).
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Blick nach Norden vom Riesengebirgskamm – 2012. Foto: Autor.
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Pass bei Malá Úpa (Kleinaupa) – 2012. Foto: Autor.

Endlich wieder im gelobten Land, in dem man mit Kronen bezahlen kann, um sich an Pivo und Knedlik zu laben... Apropos, es ist schon Nachmittag und langsam wird es wieder Zeit für ein ausgiebiges Mittagsmahl, also lasse ich mich hinunter rollen und halte Ausschau.
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Malá Úpa (Kleinaupa) & Snzeka (Schneekoppe) – 2012. Foto: Autor.

So recht fündig werde ich erst unten in der Touristenmeile von Pec pod Snežkou (Petzer) und "plündere" den Bäcker, um anschließend noch im Freisitz vom Krokus zu rasten.
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Pec pod Snežkou (Petzer) – 2012. Foto: Autor.

Gut gestärkt geht es halb Sechs weiter hinauf zur Výrovka Bouda (Geiergucke-Baude). Der Weg zieht sich. Nach 70km in den Beinen stehen jetzt noch einmal steile 500 Höhenmeter an, davon am Ende ein paar zu Fuß, muss ich zugeben.
Aktuelles Wetter unter http://kamery.humlnet.cz/show_webcam.php?url=/images/webcams/pecpodsnezkou/2048x1536.jpg bzw. http://kamery.humlnet.cz/show_webcam.php?url=/images/webcams/snezka3/2048x1536.jpg

Dreiviertel Sieben ist die Vyrovka erreicht, fünf Minuten später die Chalupa na Rozcestí.
Blick zur Výrovka Bouda (Geiergucke-Baude). Recht geht es zum Modre Sedlo (1500m) und dahinter zur Luční Bouda (Wiesenbaude). Foto: Martin Vojtuš - http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_martin_vojtus_vyber/martin_vojtus_img_9801.jpg

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Blick zur Snzeka (Schneekoppe) – 2012. Foto: Autor.

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Chalupa na Rozcestí – 2012. Foto: Autor

Der Imbiss hat schon zu, abends herrscht hier oben eine himmlische Ruhe auf 1350m, dem dritthöchstem Punkt der Tour. (Dass wissen offenbar auch die drei Downhiller, die in den kleinen Weg nach Osten abbiegen, der wie die meisten Nebenwege hier für Biker gesperrt ist.) Gelegenheit, kurz den Blick hinüber zur Schneekoppe zu genießen, um sich danach den Radweg 1a hinabrollen zu lassen, an mehreren Bauden vorbei auf 800m hinunter nach Strážné (Pommerndorf).
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Riesengebirgsbauden am 1a – 2012. Foto: Autor

Dort macht der 1a einen Knick und windet sich am Hang entlang wieder nordwärts nach Špindleruv Mlýn (Spindlermühle).
Aktuelles Wetter – siehe Webcam Spindlermühle http://www.spindleruv-mlyn.com/cz/webkamera/
Es ist kurz vor Neun als ich in dem Skiort ankomme. Eigentlich noch zu früh. Ein, zwei Stunden noch wäre optimal und irgendwie will ich weiter. Also greife ich zum Handy, frage nach einem Hotel mit 24h-Rezeption im nächsten Touristenort Harrachov (Harrachsdorf) und mache eine Reservierung. Kaum erledigt sehe ich Jana, die auch noch weiter will. Hinter Horní Mísecky (Schüsselbauden), Skifahrern sicher von den Abfahrtspisten des Schüsselbergs (Medvedín) bekannt, verlieren wir uns aus den Augen.
aktuelles Wetter unter http://kamery.humlnet.cz/de/kamery/medvedin

Die Strecke auf der Radroute 1a durch den Nationalpark zieht sich doch noch ganz schön. Hinter der Dvoracky Baude unterhalb des Lysa Hora geht es dann noch ein Stück "offroad". Der GPX-Tack vermerkt etwas von Absteigen & Schieben. Irgendwie dachte ich, dass man im Nationalpark nur die ausgewiesenen Radrouten benutzen darf. Hmm. (Darauf angesprochen wird Organisator Jan später meinen, man dürfte auch diese Wege mit dem Rad entlang solange man schiebt und nicht fährt. Naja, bin nicht sicher, ob das seine eigene Interpretation ist. Im Nationalpark Sächsische Schweiz würde ich eine solche Interpretation der Regeln lieber nicht empfehlen.) Es ist inzwischen kurz vor Mitternacht, kalt und feucht. Ein Wetterumschwung kündigt sich an. Das perfekte Sommerwetter ist vorbei. Im Nationalpark boofen? Irgendwie zu feucht und eine passende Schutzhütte will sich auch nicht anfinden. Also kämpfe ich mich weiter durch - in Vorfreude auf Dusche und warmes Hotelbett. Unterhalb der Vosecká bouda (Wosseckerbaude) biegt die Route nach Nordwesten auf die Nationalparkroute 2 ab, die im Winter mit der Langlaufpiste der Riesengebirgsmagistrale identisch ist. Links unten wartet mein Bett auf mich. Statt dessen biegt die Route aber jetzt nach rechts ab und macht einen kleinen Umweg zur Grenze und in die Hochmoorregion.

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Singletrek irgendwo auf dem Grenzkamm – 2013. Foto: Martin Vojtus/1000miles.cz

Schlamm und nasse Füße ist genau das Letzte, was ich mir jetzt wünsche. Dass ich gerade auf der Wasserscheide bin - rechts fließt alles in die Ostsee, links via Elbe in die Nordsee - interessiert mich wenig. Eine nervige halbe Stunde später bin ich in Jakuszyce (Jakobsthal), dem kleinen Grenzort am Neuweltpass, eine der wichtigsten Verbindungen zwischen der schlesischen Nordseite und der böhmischen Südseite sowie geografisch auch die Grenze zum Isergebirge. Es ist inzwischen schon Dreiviertel Zwei. Ich lasse mich die Fernstraße nach Harrachov hinabrollen und dann durch den Ort, der tief schläft. Irgendwie fällt es schwer, sich vorzustellen, dass hier noch ein Hotel geöffnet haben soll. Mein Hotel liegt natürlich ganz am Ende des Ortes - in Ryžovište (Seifenbach) und ist dunkel. Es ist halb Drei als ich an der Tür klingele. Es dauert ein Weilchen bis sich eine verschlafende Stimme meldet und noch ein Weilchen, bis der Inhaber des kleinen Hotels die Situation erfasst. Er hat Mitleid und ich Glück. Verschlafen macht er mir auf, zeigt Fahrradstellplatz/Zimmer und murmelt noch etwas von "Rest machen wir morgen". (Danke!) Beim Frühstück klärt sich die Situation dann: Dass er eine 24h-Rezeption beim deutschen Hotelvermittler angegeben hatte, war wohl nicht ganz klar. Die Reservierung kam spät abends per Fax und wurde übersehen. Entsprechend groß war die Überraschung. Also lieber nicht nachmachen und nicht auf das Versprechen von 24h-Öffnungszeiten jenseits der Großstädte vertrauen...

Tag 11:
123km, 20:20h inkl. 4:27h Pause, 6km/h, 3960hm, 101bpm

Noch mehr Fotos:
http://www.1000miles.cz/aktualne-z-trasy-2013/7-7-2013#tabs-8716-0-2
 
Zuletzt bearbeitet:

11.7. (Tag 12)
Durchs Isergebirge



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Harrachov – 2012 im Sonnenschein. Foto: Autor.

Gut gestärkt mache ich mich nach Neun im Nieselregen auf den Weg. In einem solchen Touristenort sollte doch ein Fahrradladen aufzutreiben sein, in dem ich ein paar Beläge für die Scheibenbremsen bekomme. Dachte ich. Über eine Stunde und einige Geschäfte später bin ich schlauer. Hier werden nur Felgenbremsen gefahren, leider. Hoffentlich halten die Belege noch geschätzte 300km bis ins Ziel durch. Im Regen geht es zum Grenzpass zurück.
Aktuelles Wetter: Webcam Skiareal http://www.bieg-piastow.pl/index.php/pogoda
Kurz vor Zwölf bin ich wieder auf der Originalroute. Hotelbett, Frühstück und Ersatzteilsuche haben mich also reichlich zehn Stunden gekostet. Bequemlichkeit und Schnelligkeit passen bei dieser Art von Rennen eben nicht zusammen.

Auf der polnischen/schlesischen Seite des Isergebirge geht es durch den Wald weiter nach Westen, vorbei an der Wysoka Kopa (Hinterberg) und einen Kilometer südlich von Smrk (Tafelfichte) und Stóg Izerski (Heufuder) wieder hinüber ins Böhmische. Auch hier wurde die Route dieses Jahr leicht geändert: 2012 ging es ein kleines Stück südlicher über die alte Glashütte Orle (Karlsthal) durch die Hochmoorlandschaft der Jizera an der Großen Iserwiese. Anstrengender, aber mit schöneren Aussichten. Hätte heute aber auch nichts gebracht, es hat sich eingenieselt. An Aus- oder gar Fernsichten ist nicht zu denken. Apropos Smrk: Bei dem Namen klingelt es sicher - Singltrek pod Smrkem! Es ist zwar nur ein kleines Stück, aber eines, das durch den Flow richtig Spaß macht. Schwungvoll-rhytmisch geht es hinab zum Startpunkt des Singltreks am Großen Fass.

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Lázne Libverda (Bad Liebwerda) – 2012. Foto: Autor

Kurz nach Drei bin ich in Lázne Libverda (Bad Liebwerda), dann durch den Kurpark und der Wallfahrtsort Hejnice (Haindorf) ist erreicht, in dem es zum Glück nicht nur eine prächtige Barockkirche gibt, sondern auch einen Bäcker mit der typisch tschechischen Mischung aus Brötchen und Wurst (im Prinzip ein Hotdog, aber eben nicht ganz .-).

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Wallfahrtsort Hejnice (Haindorf) -2012. Foto: Autor

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Wallfahrtsort Hejnice (Haindorf) -2012 bei Sonnenschein. Foto: Autor

Weiter ein Stück am Waldrand entlang. Inzwischen schüttet es ordentlich. Ich trete trotzdem in die Pedalen, um Checkpoint 3 noch in 11 Tagen zu erreichen und schaffe das 17:00 Uhr gerade so. Gelegenheit, in der kleinen Hütte ein paar Minuten zu rasten, mit den Organisatoren zu schwatzen und Kofola zu schlürfen.
Apropos: CP3 & Cesky humor. Einfach unerreicht .-) Foto: Petr Šíma
http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_cp3_petr_sima_vyber/petr_sima_p1040160.jpg
Also bei mir sah es nicht so aus .-)


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CP3 einige Tage zuvor bei Sonnenschein. Foto: Jan Kopka/1000miles.cz

Und natürlich einen Blick auf die Liste zu werfen. Jan Tyxa, der inzwischen im Ziel ist (siehe Foto von Jan Kopka - http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_f1000_jan_kopka_vyber/jan_kopka_0708_dsc_0036.jpg) und gewonnen hat, war vor knapp fünf Tagen hier und soll die restlichen 400 Kilometer bis ins Ziel am Stück gefahren sein. Aus meiner Sicht schon verdammt grenzwertig. Die Organisatoren sollten lieber mal über Dopingtests und Mindestruhepausen nachdenken, bevor ihnen noch jemand vom Rad klappt.

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Sieger Jan Tyxa im Ziel. Foto: Jan Kopka/1000miles.cz

Wacker geschlagen haben sich meine Duellanten Jana und Jarda. Beide waren kurz vor mir da. Nach einer halben Stunde regnet es immer noch und ich schwinge mich wieder in den Sattel. Weiter nach Westen an der polnischen Grenze entlang. Bei besseren Wetter wie im Vorjahr würde sich jetzt nach Norden der Blick auf Tagebau und Kraftwerk Bogatynia (Reichenau i. Sachsen - die deutschen Namen sind halt nicht mehr ganz up-to-date) bieten. Verschmerzbar. Um 20 Uhr bin ich im kleinen Grenzdorf Oldrichov na Hranicích (Ullersdorf), vielleicht dem einzigen Dorf, in dem es jemals zugleich Links- und Rechstverkehr gab (http://de.wikipedia.org/wiki/Old%C5%99ichov_na_Hranic%C3%ADch). Danach geht es über die neue Umgehungsstraße, die den Liberecky kraj via Zittau an die A4 anbinden soll und neuerdings Mautstraße ist, was mich als Radler heute (mal) nicht interessieren muss. (Wo sollte ich auch das Pickerl aufkleben?). Halb Neun bin ich in Hrádek nad Nisou (Grottau). Zu spät, um im legendären Bikeshop am Markt einzukaufen. Schade, hier bekäme ich bestimmt Beläge für meine Scheibenbremsen, die jetzt noch ein Weilchen durchhalten müssen. Zeit, sich eine Pension zu suchen und dem Regen zu entfliehen.

Tag 12:
81km, 12:52h inkl. 4:33h Pause, 6km/h, 1409hm, 97bpm


 
Zuletzt bearbeitet:
@leler : ist das eine auf dem Foto ein Wiesmann Fully?

ach so...voll krass Dein Bericht!
:daumen::daumen::daumen:

:i2::i2:

:)

Noch eine Frage an die werte community...(ich hoffe es ist nicht allzusehr OT)
mE gab/gibt es eine tschechische Map, auf der man die historische Karte mit den deutschsprachigen Bezeichnungen findet, es sind die Karten von der österreichichen Landesvermessung. Leider habe ich mir den link nicht gemerkt...:(
Kann jmd meinem Gedächtniss auf die Sprünge helfen?

Besten Dank!:)
 
Noch eine Frage an die werte community...(ich hoffe es ist nicht allzusehr OT)
mE gab/gibt es eine tschechische Map, auf der man die historische Karte mit den deutschsprachigen Bezeichnungen findet, es sind die Karten von der österreichichen Landesvermessung. Leider habe ich mir den link nicht gemerkt...:(
Kann jmd meinem Gedächtniss auf die Sprünge helfen?

Besten Dank!:)

Die hier?

@leler, irre Tour - stellt alles bis dato nicht nur in den Schatten...aber um an das obige Thema anzuknüpfen: Woher hast du die ganzen Informationen? Alles angelesen? Vorher - nachher (...während des Rennens gab es ja sicher weniger Zeit für Recherchen)?
 
Hättest du dich 2012 doch nur etwas mehr erkundigt. Damals gab es schon die NEX3 für nur 50€ mehr als man sie heute gebraucht bekommt.
Mit dem NEXen habe ich mich leider erst hinterher vertraut gemacht :( Die 3N für 3xx mit dem 16-50er ist aktuell im Rucksack. Allerdings war das Vorgängerobjektiv noch recht massiv und ich hatte 2012 sowieso von allem zu viel an Gewicht dabei... Also, an den 500g Unterschied der Kamera lags nicht ;)

@leler : ist das eine auf dem Foto ein Wiesmann Fully?
Gewissermaßen. Ja, das Stahlrahmen-Design zum Panamericana stammt von Florian Wiesmann. Dank Vollfederung und Rohloff bequem und robust. Aber eher ein Laster zum Transport schweren Reisegepäcks für wochenlange Radreisen und daher leider viel zu schwer zum Mountainbiken :( Jedenfalls leider nichts zum über die Berge tragen. - Ganz abgesehen davon, dass man heutzutage mit einem 26er gegenüber den 29er in einem Rennen keine Chance mehr hat da ca. 10% langsamer. (Abgesehen vielleicht von reinen Downhill-Aktionen.)

Die hier? @leler,alles angelesen? Vorher - nachher (...während des Rennens gab es ja sicher weniger Zeit für Recherchen)?
Die historische Karte bei mapy.cz hätte ich auch empfohlen. (Links oben kann man dann umschalten zur Cyclotouristicka-Version oder Sat-Aufnahme...) Inzwischen haben die Archive viel eingescannt und online gestellt: Wer wissen will, welchem Bauern welches Feld 1845 gehört hat, kann sich auch noch selsbt sogar durch die historischen Katasterkarten kämpfen... Meist reicht aber ein Blick in Wikipedia völlig aus. Bei den verlassenen Orten ist http://www.zanikleobce.cz/index.php?lang=d& eine sehr umfangreiche Quelle.

Ja, viel gelesen -hinterher ;) . War einfach neugierig, wo ich da genau lang bin...

Am Sonntag 15 Uhr gehts übrigens wieder los - dann von Hranice (Roßbach) im böhmischen Vogtland am Dreiländereck aus östwärts...
 
Na, da hoffe ich, daß Du gut vorbereitet bist und den Start nicht wegen dem tollen Geschreibsel hier verpaßt.
Würde gerne noch den letzten Teil lesen, aber ich wünsche Dir für das Rennen jetzt schon viel Glück, immer eine Handbreit Luft unterm Sattel und vor allem viel Erfolg! (von Deinen persönlichen, gesetzten Zielen war ja hier noch gar nicht viel zu lesen...)
 
Nein, nein! Ich bin dieses Jahr definitiv nicht dabei. Aber am Überlegen, ob ich 2015 noch mal sollte. Falls also jemand Laune bekommen haben sollte, nächstes Jahr mitzumachen, dann würde ich mich über Gedankenaustausch dazu sehr freuen... (Die Weichen dazu sollte idealerweise schon im Spätsommer gestellt werden.)
---
Weiter gehts mit den letzten Tagen der Tour - jetzt auch mit echtem Sachsen-Bezug da teilweise direkt auf der Grenze entlang ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
12.7. (Tag 13)
Durch die Lausitz an die Elbe


Morgens um sechs. Die Pause hat gut getan und der Regen ist auch vorbei als ich wieder in die Pedalen trete. Der Bikeshop hat natürlich noch zu. Eine Bäckerei zum Glück nicht. Die Zeit des Flachlandes ist jetzt erst einmal vorbei.
Dieses Foto von 2012 kennen aufmerksame Leser des Rätsel-Threads:
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Bei Harthau - 2012 bei Sonnenschein. Foto: Autor

Heute will ich die Lausitzer Berge hinter mich bringen. Durch den Ort und dann vor der Grenze bei Hartau links weg durch den Wald am Weißbachtal. Glücklicherweise diesmal nicht über den Sedlecký Špicák (Spitzberg), obwohl dieses Jahr weniger Gewicht zu tragen wäre. Anschließend durch Petrovice (Petersdorf) und südlich am Hochwald nach Westen.

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Blick von der Südseite des Hochwaldes - 2012. Foto: Autor

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An der Lausche - 2012. Foto: Autor

Kurz nach Waltersdorf muss ich noch mal ein paar Meter hinauf auf 650m. Die Bergbaude Luz ist ein guter Ort für ein ausgedehntes Mittagessen. Schließlich ist es kurz nach 12. Was es genau in der Stunde Rast alles war, weiß ich nicht mehr, aber garantiert mit Palacinky. Danach noch ein paar Meter. Eigentlich schade, dass der Weg nicht über die Lausche, sondern nur südlich daran vorbei führt. Aber immerhin bieten sich ab und zu nach Süden Blicke auf die Vulkankegel der Lausitz. Vom Penkavcí vrch (Finkenkuppe), immerhin mit 792m zweithöchster Berg der Lausitz, führt die Route wieder nach Süden, am Pass über die Fernstraße und und südlich vom Jedlová (Tannenberg) durch den Wald.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam http://www.sluknovsko.cz/webcamj.php?kamera=jedlova_00001.jpg&name=Jedlov%E1

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2012 mit Schlamm. Foto: Autor

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2012 mit Schlamm. Foto: Autor

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Blick zum Jedlova (Tanneberg) – 2012. Foto: Autor

Halb fünf, Krasna Lipa (Schönlinde) - die Stadt mit der Nationalparkausstellung - ist erreicht. Dieses Jahr ohne Gewitterguss, der mich 2012 zum Übernachten brachte. Dieses Mal geht es ohne Stopp über den Marktplatz und schnurstracks auf der Radroute 211 nach Norden.
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Krasna Lipa (Schönlinde) – 2012. Foto: Autor

20 Uhr. Bevor die Dämmerung kommt, biege ich von der Verbindungsstraße zwischen Lipová (Hainspach) und Sohland, die natürlich wie alle hier in der Oberlausitz an der Grenze mit Steinen gegen Autos "gesichert" ist, nach links auf den Grenzwanderweg ab.
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Fußgängerüberweg zwischen Steinigtwolmsdorf und Severni – 2012. Foto: Autor

Hier auf dem "Kamm" der Oberlausitz führt die Grenze auf der recht wasserreichen Wasserscheide entlang.
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Foto: Martin Vojtus/1000miles.cz
Der Weg mit seiner Mischung aus Holz- und Wurzelweg ist entsprechend gut vermost und nicht ohne Tücken. Diese Strecke hatte ich vom letzten Jahr recht schlammig in Erinnerung. Gut, dass der Juli dieses Jahr ziemlich trocken ist.

Nordkap kurz vor 11. Inzwischen ist es dunkel. Den nördlichsten Punkt Tschechiens, der einst auch der nördlichste der KuK-Monarchie war, krönen seit ein paar Jahren mehrere Hinweistafeln und ein Rastplatz.
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Nordkap – 2012. Foto: Autor
Gelegenheit, sich eine halbe Stunde hinzulegen. Etwas Rast kann nicht schaden, denn anschließend geht es zum Buchenberg (Bukova Hora) hinauf, immer an den Grenzsteinen entlang durch das Unterholz. Theoretisch gibt es hier zwar einen Pfad, was aber nicht viel hilft, weil der Holzbruch den Pfad oft versperrt. Gut, dass ich den Weg vom letzten Jahr kenne und dieses Jahr auch schon eine Trainingstour hier hatte. Eine Stunde später auf Höhe der Hohwaldklinik ist dies geschafft. Ein kurzes Stück auf der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen Neustadt und Lobendava/Lobendau und anschließend wieder immer südwärts. Gegen zwei Uhr morgens kommt die Müdigkeit langsam durch. In dieser neblig-feuchten Nacht soll es aber nicht unter dem nicht vorhandenen Sternhimmel sein. Schließlich will ich nicht einen feuchten Schlafsack die nächsten Stunden herumfahren. Der erste Versuch am Bahnhof Horni Poustevna schlägt fehl: Nichts zum Unterstellen bzw. -legen. Also weiter und vorbei an einem Feuerwehrfest, auf dem der Alkoholpegel der Uhrzeit entsprechend zu sein scheint. Irgendwann steht dann der Tanzplan an und danach wird es am Saupsdorfer Wachberg vorbeigehen. Zumindest letzter hat eine Schutzhütte. Am Unteren Bahnhof von Mikulasovice jedoch schon die Lösung: Eine Ruine bietet die trockenen zwei Quadratmeter, die mir reichen, um Isomatte und Schlafsack auszurollen. Es ist inzwischen viertel Vier morgens.

Tag 13:
107km, 21:46h inkl. 5:55h Pause, 5km/h, 2380hm, 096bpm


Und noch schnell zwei Impressionen:
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Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) – 2012. Foto: Autor

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Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) – 2012. Foto: Autor


 
Zuletzt bearbeitet:
Also wenn ich bei sowas mitmache, dann nicht wegen Gedankenaustausch, da müsste ich schon bei dir mitfahren dürfen. Alleine gehe ich schon nach 2 Stunden Fahrzeit ein...
Ist auf jeden fall eine tolle Sache um seinen Urlaub sinvoll einzusetzen. Also wenn es dir passt, dann begleite ich dich nächstes Jahr.
 
13.7. (Tag 14)


Nach drei Stunden Pause geht es weiter. Halb Sieben sitze ich wieder im Sattel, sehe vom weitem Jana und kämpfe mich von der Nordseite letztlich schiebend zum Tanzplan/Tanecnice hinauf. Zeit für eine kurze Rast und ein Minifrühstück.

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Tanzplan/Tanecnice – 2012. Foto: Autor

Es ist inzwischen kurz nach 8. Die Abfahrt nach Brtniky/Zeidler ist Erholung, zumal ich mich auch danach noch rollen lassen kann.

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Böhmische Schweiz – 2012. Foto: Autor

Die Route geht weiter in den Nationalpark Böhmische Schweiz zur Kirnitzsch, die hier oberhalb der Kahnfahrtschleusen bezeichnenderweise "Im Loch" heißt.
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An der Kirnitzsch, Böhmische Schweiz – 2012. Foto: Autor
Leider gehört es zu den Nachteilen, dass nach Abfahrten auch wieder Steigungen kommen. Auf der Radroute 3031/3076/3029 geht es an der Balzhütte (Na Tokani) vorbei. Irgendwie bin ich froh, dass Fahrradfahren im Nationalpark außerhalb der Routen verboten ist. Wer weiß, über welche abenteuerliche Steige die Route sonst geführt hätte... Hinter Jetrichovice/Dittersbach geht es über die Kamnitz (Kamenice) und zwischen Ružová/Rosendorf und dem markanten Rosenberg südwärts den Wanderweg, der an den Aussichtspunkten des Rosenkammes (Ružový hreben) auf der rechten Elbseite nach Decin/Tetschen führt.

Blick auf die Elbe bei Decin. Foto: Lumír Soukup - http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_z075_lumir_soukup_vyber/z075_lumir_soukup_dscf0465.jpg & http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_z075_lumir_soukup_vyber/z075_lumir_soukup_dscf0464.jpg
Eine gute Gelegenheit, die Vorräte aufzufrischen, denn auf der anderen Elbseite oben im Osterzgebirge wird das Angebot garantiert dürftiger. Ein Gedanke, mit dem ich nicht allein bin: Kaum habe ich das Rad an die Hauswand des kleine Eckladens angelehnt, höre ich hinter mir schon wieder das markante "Ha!". Keine Frage, das kann nur Rollerfahrer Jaro sein. Zeit, kurz Taschen & Flaschen aufzufüllen, ein paar Riegel hinterzuschieben, ein paar Worte zu wechseln und vor allem durchzuschaufen, denn nach der Elbe (kurz vor 17 Uhr) geht es anschließend rund 600 Meter hinauf zum Hohen Schneeberg (Sneznik).
Aktuelles Wetter – siehe Webcam http://mmdecin.jaw.cz/kamera1a/webcam.jpg
Immerhin, auch an Jaro sind die letzten zwei Wochen nicht spurlos vorbeigegangen. Im Gegensatz zu den Karpaten habe ich diesmal die Nase vor, was sich aber schnell relativiert, denn Jana zieht an mir vorbei. Na gut, sie ist auch ein paar Jährchen jünger...

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2012 auf dem Schneeberg. Damals mit dem schweren Reiserad und viel zu viel Gepäck. Foto: Autor

Kurz vor Acht ist der Aufstieg über den Wanderweg von der Nordostseite auf den Schneeberg dann geschafft.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam
Der Imbiss hat bereits zu. Ich genieße dafür die Dresdner Aussicht und einen kleinen Snack bevor ich mich ins Dorf hinab und dann weiter durch den Wald nördlich der Tissaer Wände rollen lasse. Kurz nach 21 Uhr bin ich wieder in der Zivilisation und entschließe mich, nach Tissa abzubiegen. Ein richtiges Bett wäre zur Abwechslung nicht verkehrt und sollte sich doch in doch in dem Touristenort finden lassen. Fataler Irrtum. Es ist Samstagabend und auf diese Idee war eine große Hochzeitsgesellschaft vor mir gekommen. Die ersten drei Pensionen sind ausgebucht, die vierte hat Ruhetag und erst in der fünften am anderen Ortsende werde ich dann fündig. Zugegeben, unter anderen Voraussetzungen wäre ich an der Dorfkneipe vorbeigefahren, aber nach 200km seit der letzten Pension bin ich froh, oben in einem Zimmer unterzukommen und mein Rad im Rumpelkeller abstellen zu können.

Tag 14:
94km, 14:55h inkl. 3:50h Pause, 6km/h (8km/h), 2030hm, 099bpm



<Fortsetzung folgt - voraussichtlich am Montag>
 
Zuletzt bearbeitet:
Angeregt durch Lelers Beitrag war ich heute mal beim Start der 2014 er Tour .Wirklich beeindruckend Vorneweg zwei "Rollerfahrer" . Pünktlich 15.05 Uhr setzte ein Starkregen ein und ich"Weichei"war froh das ich mich Zuhause gegen den Drahtesel für das Auto entschieden habe.
 
Unterschätzt mal die Rollerfahrer nicht :D - siehe Ende des Berichts....
Die heftigen Regengüsse zum Start scheinen Tradition zu haben (zumindest 2012 und 11, glaube ich.) Da bin ich ja beruhigt, dass nur 2013 aus der Reihe fiel als es recht trocken war ;)
Vom Vortag gibt es schon ein paar Fotos online. Die vom Start folgen sicher in Kürze....
Bin auf das "Online"-Tracking gespannt ...
 
Zuletzt bearbeitet:
14.7. (Tag 15)
Den Erzgebirgskamm entlang



Der Körper fordert seine Ruhe. Wieder einmal ist es schon recht spät am Morgen. Die Uhr zeigt Acht als ich mich auf den Sattel schwinge, den Ort hinauf radele, kurz an der Tankstelle stoppe und zum Fischteich hinabrolle. Glücklicherweise bin ich nicht der erste Radler und von den Partymachern, die hier campen, ist einer noch munter genug, um mich per Handzeichen auf den rechten Weg zu weisen. Einst Sperrgebiet rollt man heutzutage quasi durch die Kaserne und anschließend über den Tunnel Panenská der Autobahn A17/D8. Dieser Teil der Strecke bei Telnice/Tellnitz ist im Winter Langlaufloipe und Teil der Hohen Tour von Altenberg an die Elbe. Und war im Mittelalter Korridor des Kulmer Steiges, also der Verbindung von Dresden ins Böhmische. Weiter zum Mückentürmchen.

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Komáří hůrka (Mückentürmchen) 2012. Foto: Autor.

Kurz vor Elf und Zeit für einen Imbiss bevor es durch den Zinnwald weiter zum Grenzübergang und zur Auffrischung der Vorräte an der hiesigen Tankstelle geht.

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B170 – 2012. Foto: Autor

Kurz vor Mittag ist der Fußgängerüberweg an der B170 und damit die kleine Gedenkstätte des 1000-Meilen-Abenteuers für Karel erreicht, einem der Aktivisten des Rennens, der leider nicht mehr unter uns weilt.
Erinnerung an Karel, einen 1000-Meilen-Aktivisten. Natürlich mit dem passenden Getränk. Foto: Jan Kopka - http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_jan_kopka/jan_kopka_0708_dsc_0014.jpg

Weiter zum Grenzübergang Rehefeld, an der Muldequelle vorbei und durch Moldava/Moldau. Hinter dem Dorf geht es durch ausgeräumte Landschaft. Dort wo einst ein Dorf stand, sind jetzt Wiesen.

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Pastviny (Grünwald) - eine Wüstung bei Moldova (Moldau) - 2012. Foto: Autor.

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Pastviny (Grünwald) - eine Wüstung bei Moldova (Moldau) - 2012. Foto: Autor.

Die Strecke führt durch den Wochenend- und Grenzort Georgenthal an der Talsperre vorbei und immer an der Grenze entlang...

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Im Wald an der Grenze – zwischen Seiffen und Kliny – 2012. Foto: Autor.

Bis der nächste Grenzübergang erreicht ist: Mnisek/Deutsch-Einsiedel. Und damit Gelegenheit, mal wieder an der Tankstelle die Wasservorräte aufzufüllen. Denn nach Deutschneudorf geht es wieder auf 900m hinauf.

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An der Grenze bei Seiffen – 2012. Foto: Autor.

In Lesna/Ladung mache ich eine kleinen Abstecher nach Süden - zum Berghotel, um mir Schnitzel, Spirelli und natürlich abschließend noch den obligatorischen Palatschinken zu gönnen. So viel Zeit muss sein. Die Dreiviertelstunde Auszeit wird eine gute Investition, bin ich mir sicher. Schließlich will ist es schon halb sechs und ich will heute Abend noch bis in die Keilbergregion, um mich morgen nur noch bergab rollen lassen zu können.

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Bei Zákoutí (Bernau) - 2012. Foto: Autor.


In den Abendstunden folgen lange Waldwege durch die Hochmoore bei Hora Svatého Šebestiána/Sankt Sebastiansberg. Anschließend ein Stück an der Bahnlinie entlang, die hinüber nach Bärenstein führt und Nordböhmen mit Chemnitz verbindet, und an der Talsperre Preßnitz vorbei. Im Dunkeln rolle ich durch das ehemalige Dorf Orpus/Mezilesi, wie so oft heute nur noch eine Ansammlung von ein paar wenigen Ferienhäusern. Auch Kovarska/Schmiedeberg zehrt von ihrer Vergangenheit als Bergstadt. Kurz vor Elf herrscht hier gespenstige Ruhe. Das Wartehäuschen am Ortsrand scheint schon belegt. Ohnehin wollte ich mindestens auf den Keilberg hinauf - noch 400 Höhenmeter. Dann kurz vor Mitternacht eine Waldarbeiterhütte: Einen Versuch ist es wert. Tatsächlich, die Tür ist nicht verschlossen, die Hütte sauber und trocken - richtiger Luxus.


Tag 15:
133km, 19:15h inkl. 5:40h Pause, 7km/h, 2747hm, 101bpm

 
Zuletzt bearbeitet:
15.7. (Tag 16)
Endspurt im Vogtland


Zwei Wochen sind um und eigentlich wollte ich um diese Zeit schon im Ziel sein. Stattdessen sind es noch knappe 100 Kilometer. Sechs Uhr morgens, es ist schon seit einer Stunde hell. Ich muss los. Vielleicht schaffe ich es bis 17 Uhr in Skalna zu sein, dann steht zumindest eine 14 bei den Tagen der Endzeit. Also, heute Abend wird es geschafft sein. Zeit, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Zwei Stunden später ist der Gipfel des Keilberges erreicht.

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Klinovec (Keilberg) – König des Erzgebirges – 2012. Foto: Autor.
Aktuelles Wetter – siehe Webcam:
http://portal.chmi.cz/files/portal/docs/meteo/kam/prohlizec.html?cam=klinovec

Von jetzt an sollten nur noch kleinere Anstiege kommen. Trotzdem unten in Bozi Dar/Gottesgab der obligarische Stopp an der Tankstelle.

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Bozi Dar (Gottesgab) – 2012. Foto: Autor

Am Spitzberg und den Touristenhüttchen vorbei immer gen Südwesten. Halb Elf, Pernik/Bäringen ist geschafft. Jetzt geht es noch (ein letztes Mal) hinauf durch das Tal der Rolava/Rohlau nach Prebuz/Frühbuß zum Kältepol des Erzgebirges und auf knapp 1000 Metern am nächsten Spitzberg vorbei. Gut, dass die letzten Wochen trockenes Sommerwetter geherrscht hat. Ansonsten wären die Kilometer auf dem Erzgebirgskamm zwischen den Hochmooren eine Schlammschlacht geworden. 15 Uhr: Kraslice/Graslitz im Musikviertel ist erreicht. Das Erzgebirge ist geschafft.

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Kraslice (Graslitz) – 2012. Foto. Autor


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Blick auf Kostelní (Kirchberg) - 2012. Foto: Autor.

Noch knapp 40 Kilometer bis zum Ziel und noch zwei Stunden - das wird knapp. Am Hohen Stein geht es vorbei zum Teil auf ehemaligen Kolonnenwegen der Grenztruppen, die seit der Wende langsam zuwachsen und natürlich ist auch noch die eine oder andere Offroad-Einlage in den Track integriert, zu meinem Leidwesen. Langsam gehen mir diese Offroad-Schikanen wirklich auf den Geist. Ich will nur noch schnell ins Ziel und habe nach zwei Wochen keinen Nerv mehr für diese Spielereien. Muss es denn unbedingt über die Wiese gehen, hätte es nicht auch der schnellere Feldweg nebenan getan? Mein Ziel unter 15 Tagen zu bleiben, kann ich abhaken. 17 Uhr bin ich noch ein gutes Stück vom Ziel entfernt auf der Höhe von Landwüst an der vogtländisch-böhmischen Grenze. Knappe zwei Stunden später ist der Wald geschafft und Skalna/Wildstein liegt vor mir. Kurzer Stopp: Wenigstens ein frisches T-Shirt ziehe mir doch kurz vor dem Zielfoto noch über. Nach so vielen Tagen jenseits der Zivilisation sieht man nicht wirklich zivilisiert aus .-) Dann im Ort noch einmal kurz Verwirrung: Der Track führt plötzlich am Bach entlang, wo aber kein Weg zu sehen ist. Vielleicht doch durch den Garagenhof nebenan? Einheimische deuten mir den Weg, zum Glück. Dann nach über 1600 Kilometer und 15 Tagen ist es geschafft: Der Zielbogen ist erreicht und auch ich geschafft. Aber ich bin nicht der Einzige, der jetzt nach dem obligatorischen Zielfoto gleich alle Viere von sich strecken wird. Immer noch völlig fertig lehnt Jarda, der Rollerfahrer, an der Wand und trinkt immer noch eine Cola nach der anderen. Er war vor fünf Stunden hier angekommen und natürlich die Meldung des Tages: "erster Rollerfahrer schafft die 1000 Meilen". Jana kam vier Stunden vor mir an und ist schon wieder auf dem Heimweg. Diesen Kampf habe ich also verloren. Aber eigentlich spielen diese Stunden und Minuten keine Rolle. Ich bin glücklich, dass ich es gesund und heil geschafft habe!

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Foto: Jan Kopka/1000miles.cz

Tag 16:
95km, 14:30h inkl. 3:31h Pause, 7km/h, 1844hm, 97bpm


Am Ende spuckt das GPS insgesamt aus:
1758km, 11 Tage 9:37h (inkl. 3 Tage 5:02h Pause, ohne die Pausen nachts als das GPS aus war), 6km/h (in Fahrt: 9km/h), 39923hm, 104bpm



Am nächsten Tag wird Pavel, der Kletterspezialist, im Ziel ankommen. Jan, der Oldi (Jahrgang 1945!), mit dem ich voriges Jahr das 500-Meilen-Ziel erreicht hatte, wird es einen weiteren Tag später geschafft haben – Foto: Jan Kopka http://www.1000miles.cz/wp-content/gallery/2013_f1000_jan_kopka_vyber/jan_kopka_0717_dsc_1034.jpg – Glückwünsch!!!
Einen weiteren Tag später die nächste Premiere: Mit István aus Ungarn kommt der erste an, der das Rennen zu Fuß geschafft hat:

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István aus Ungarn. Foto: Jan Kopka/1000miles.cz

Noch ein Held – und für mich vielleicht der Größte des Rennes – ist Richard. Mit nur einem Arm hat er das Ziel nach 18 Tagen erreicht. Respekt!


Epilog

Spätestens an dieser Stelle gilt mein Dank an Udo und Markus von Stein Bikes in Chemnitz für die vielen Tipps! Nach reichlich zwei Wochen Dauertest über viele Trails, einige Wege und wenige Straßen der Slowakei & Tschechiens freue ich mich, dass deren Mauna Loa 29-CB das vermutlich härteste Nonstop-MTB-Rennen Europas, das 1000-Miles-Adventure, ohne größere Probleme überstanden und seinen Fahrer über ca. 28 Gebirge von der ukrainischen bis in die Nähe der bayerischen Grenze transportiert hat. Auf 1700km und 40000hm gab es dank optimaler Materialwahl nicht einmal einen Platten, sondern lediglich eine gerissene Kette, einen Umwerfer nachzujustieren, zwei Paar verschlissene Bremspads und ein paar Speichen nachzuziehen - alles Kleinigkeiten, die dank cleverer Ersatzteilauswahl der Chemnitzer Profis problemlos selbst im Feld behoben werden konnten. 200h Biken verbrauchten ca. 50000kcal, die trotz reichlich Knedlik & Co. nicht nachgefüllt werden konnten und in mind. -0,5kg/Tag Fahrergewicht resultierten...

Soviel zur Statistik. Es hat großen Spaß gemacht, die 1000 Meilen 2013 zu schaffen, nachdem ein erster Versuch im Vorjahr aus Zeit-, Konditions- und Gewichtsgründen auf der halben Distanz beendet werden musste.

Und natürlich geht auch ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren des Rennens!
Leler


PS.
Von den 129 Gestarteten sind nur reichlich die Hälfte bis ins Ziel gelangt. Ein polnischer Biker und ich waren die ersten Ausländer, die die komplette Distanz überhaupt überwinden konnten. Für 2015 suchen die Organisatoren um Jan Kopka übrigens noch Wagemutige aus Deutschland .-) …


PSS. Und hier noch die 30min-Reportage im tschechischen Sport-TV:
Noch mehr Videos:
http://www.youtube.com/channel/UCrsIIIlX9Nlw6DgqUPe1DvQ
 
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