Und ergänzend noch
Verschiedene Aspekte zur Vorbereitung
1. technische Vorbereitung:
a) Material/Equipment (Blick auf frühere Racer hilfreich, ansonsten eher eine Frage der „Reisekasse“)
Auswahl des optimalen (leicht-robusten) Bikes und Beschränkung auf möglichst wenig leichtes Gepäck.
Hier geht der Trend klar zum 29er (pro Umdrehung ca. +10% mehr als ein 26er). Ob Hardtail oder Fully ist eine Frage, die ich mir im Vorfeld auch lange gestellt habe und die ich nicht abschließend beantworten kann. Denke, dass muss jeder selber austesten. Mein Kompromiss war ein HT mit Carbon-Sattelstütze eines Leipziger CB-Spezialisten und Carbon-Hinterteil, dass die Amplituden der Schläge gedämpft hat. Es sind aber auch jede Menge Leute mit einem Alu-HT dabei gewesen, die (siehe 2013er Sieger) durchaus vorne mitgefahren sind. Denke, dass muss jeder für sich selber optimieren. Genauso wie die Wahl des Sattels. Für mich war klar, dass es ein recht breiter und mitschwingender
Sattel sein musste, um mehrere Hundert Stunden (273h am Ende bei mir insgesamt) darauf zu überstehen.
Ausreichend Testtouren, um technische Schwachstellen auszumerzen und eine(n) passenden
Sattel/Sitzposition für viele Stunden zu finden, sind also unumgänglich.
Genauso wie auf die Frage HT oder Fully keine definitive Antwort geben kann, habe ich auch keine auf die Frage nach den Schuhen und den Pedalen. Klickpedalen sind wahrscheinlich schon ganz sinnvoll, da man in den technisch weniger anspruchsvollen Passagen dann mehr „Vortrieb“ entwickeln kann / schneller ist/ Kraft spart. Anderseits bin ich ein technisch so lausiger MTBler, dass ich viele Passagen lieber ausgeklickt gefahren bin. Daher war es bei mir dann eine Dual-Lösung mit je einer Seite Plattform und einer Seite Klick wie die PD-T780. (Vom Gewicht her ganz OK. Die M324 waren mir schon zu schwer, die A530 viel zu wenig Halt. Allerdings muss man klar sagen, dass dies eben ein Kompromiss ist. Die Plattformseite bietet wesentlich weniger Halt als eine klassische Downhill-Plattformpedale und ist gerade bei Feuchtigkeit schon etwas rutschig.) Während ich im 2012er mit MTB-Sandalen gefahren bin, die dann unterwegs an ihr Lebensende gelangt waren ...
... waren es 2013 Schuhe mit viel Netzeinsatz zwecks Atmung und leichtem Trocknen. Mir war wichtig, dass die Zehen etwas geschützt sind, sich das Schwitzen aber in Grenzen hält. Eventuell wären jedoch „echte“ MTB-Alpin-Schuhe die bessere Wahl, da mehr Schutz und man damit besser im Gelände laufen können sollte. (Auf Schieben und Tragen des Bikes sollte man definitiv gut vorbereitet sein, war eine Lehre aus 2012. Und man sollte sich auch überlegen, wie man die Fuhrten durchqueren will: barfuß, mit den Bike-Schuhen oder mit ein paar zusätzlichen leichten Sandalen. Ich hatte meine „Netzschuhe“ sicherheitshalber angelassen und dachte, nach der Tour wären diese sowieso Schrott. Überraschenderweise halten sie ein Jahr später immer noch durch, riechen aber nicht mehr so ganz frisch
.) Aber auch hier habe ich noch nicht der Weisheit letzten Schluss gefunden und bin auf Anregungen aller Art neugierig.....
b) logistische Vorbereitung
GPS inkl. Tracks sollte problemlos funktionieren. Sonst droht, sich zu verfahren und vielleicht sogar disqualifiziert zu werden.
Wo gibt es Wasser/Verpflegung/Biwakmöglichkeiten?
Taktik: Wie viel km kann/will ich jeden Tag fahren? Wie flexibel bin ich? Wie gut bin auf Ungeplantes vorbereitet? Je besser man die Strecke kennt, umso leichter ist es zu taktieren. (Bei 1600km sind komplette Trainingstouren kaum möglich. Dazu kommt, dass die Organisatoren, den genauen Track meist erst 2 Wochen vor dem Rennen herausgeben.)
Und auch hier spielt wieder die Frage, ob eine, zwei oder drei Wochen angepeilt werden, die entscheidende Rolle. Bei drei Wochen kann man in Pensionen etc. übernachten. Bei einer Woche ist dies dagegen zeitlich einfach nicht drin. Man muss sich mal vor Augen halten, dass ein im Bett übernachtender Biker (mind. 8h Pause) gegenüber einem biwakierendem „Kurzschläfer“ (4h Pause während der Dunkelheit) pro Tag 4h * 15km/h = mindestens 60km einbüßt. Daraus kann aber schnell das Doppelte bis Dreifache werden, wenn Hotel oder Pension nicht direkt an der Strecke liegen, man noch zum Frühstück bleibt, 20 statt 15km/h gefahren wird und der Hardcore-Racer vielleicht sogar die Nacht durchfährt. Das Brutale an diesem Rennen ist aus meiner Sicht vor allem, dass es ein paar Leute schaffen, ohne nennenswerte Pausen durchzufahren. (Meine kritische Haltung dazu habe ich schon während des Berichts angedeutet. Vielleicht sind hier auch nur die älteren Semester definitiv im Nachteil, da wir einfach länger brauchen, um uns zu regenerieren.) Biker mit Erfahrungen aus 24h-Rennen sind wahrscheinlich leicht im Vorteil. (Der Gewinner von 2011 & 12 war – glaube ich – mal 24h-Europameister. Keine Sorge, ansonsten sind Profis aber nicht unter den Teilnehmern zu finden, da ein solches Rennen ihre Kalender zu sehr durcheinanderbringen würde.) 2012 habe ich 1-2 mal im Zelt, aber meistens in Pensionen/Hotels übernachtet – mit dem bekanntem Ergebnis, dass es in knapp zwei Wochen nur bis zur Hälfte der Strecke gereicht hatte. 2013 bin ich dann dazu übergegangen, je eine Nacht durchzufahren/zu biwakieren und eine im Komfort von Dusche & Bett zu verbringen, was zeitlich schon etwas gebracht hat, aber noch steigerungsfähig ist... Auch hier würde ich mich über einen Gedankenaustausch zum Thema sehr freuen.
2. physiologische Vorbereitung (vor allem eine Frage der Zeit):
Trainieren, Trainieren, Trainieren!
Wahrscheinlich sind mindestens 1/2 Jahr, aber eigentlich ein Jahr konditionelle Vorbereitung nötig.
Einen Marathon läuft auch niemand von heute auf morgen. Bei einem Ultramarathon dieser Dimension wäre es gut, konditionell in der Lage zu sein, einen Marathon zu schaffen. Oder sagen wir mal: die
Vierhübel-Tour (mit ihren 90km & 2k hm) unter 5h...
Die Frage ist eben, ob man es in einer, zwei oder drei Wochen schaffen will. Für eine Spitzenplatzierung (ca. eine Woche) braucht es wahrscheinlich sogar eher eine Triathlon-Kondition. Für drei Wochen kann schon eine Freizeitsportlerkondition ausreichen.
Vergleiche mit anderen Rennen sind schwer zu finden bzw. hinken kräftig. Es gibt wenig bis keine MTB-Rennen dieser Dimension (1600km, 30000hm). Von der Cape Epic (der „Tour de France des Mountainbikens“, gerne als schwerstes MTB-Etappenrennen der Welt bezeichnet) kenne ich nur die Eckdaten. Die 1000 Meilen bringen es im Vergleich zur Cape Epic sowohl bei der Gesamtlänge als auch bei den Höhenmetern locker auf das Doppelte – bei vergleichbarem Tempo (jeweils ca. reichlich eine Woche bei den Spitzenfahrern) und ohne den Komfort eines Etappenrennen mit dem ganzen Service im Ziel! Apropos Tour de France: Mit Angaben zu den Gesamthöhenmetern der Tour im Web bin ich kaum fündig geworden, aber 1x 1000miles.cz scheint in km & hm ungefähr eine halbe Tour zu sein – bei vergleichbaren Tageskilometern, nur eben im Gelände. Apropos Straßentouren: In sächsischen Gefilden ist wahrscheinlich die Elbspitze ein Begriff. Dort fahren die Cracks in 1,5 Tagen ziemlich genau ein Drittel der km & hm der 1000miles.cz am Stück. Auf der Straße sind sie natürlich schneller als die MTBler im Gelände. Faktor „Elbspitze x3“ trifft es vielleicht trotzdem auf den Punkt.
Wahscheinlich ist es diese Mischung aus Langstreckenrennen und abwechlungsreichen Mountainbiken durch die Gebirge, die mich an den 1000 Meilen fasziniert hat. Im Grunde genommen: "Cross over", für das es kaum klassische Vorbilder gibt, da die richtigen langen Rennen der Radonneure (
Brevets) auf Asphalt (oder Plaster) entlang führen und MTB-Rennen logischerweise kürzer konzipiert sind. (Die Transkontinentalen wie
RAAM,
RARU oder
RACE sind da eine ganz andere (Straßen-)Kategorie...)
Mit all diesen (hinkenden) Vergleichen will ich nicht abschrecken, sondern nur zu vernünftiger Vorbereitung ermuntern...
Sich einen Trainingsplan über mehrere Monate aufstellen, kann also nicht schaden. Ich hatte im Vorfeld vor allem vom Mitte April bis Mitte Juni zwei Monate recht straff trainiert – nach einem der vielen Trainingspläne „In zwei Monaten fit für den Alpencross“. (Kann ich bei Bedarf mal heraussuchen.) Die Mädels hier mögen jetzt bitte kurz sich die Augen zuhalten bzw. weghören. Hauptmotivation war für mich vor allem, ein paar Kilos zu verlieren (BMI: Frühjahr = 25, nach Rennen = 23), also etwas für die eigene Fitness zu tun.
Ca. -1/2kg/Monat im Halbjahr vor dem Rennen ist zwar ganz ordentlich – bergauf zählt nun mal jedes Kilo – aber zwei Wochen Erholung vor dem Rennen sind nach einem solchen Abspeckprogramm dann auch nicht viel. Soll heißen: Im Grunde genommen, kann man nicht früh genug anfangen. Oder um mit den Worten von Trainingswissenschaftlern zu sprechen: rechtzeitig ausreichend Trainingsimpulse setzen und die eigene Leistung frühzeitig testen. (Hier ist sicher ein Nachteil, dass die MTB-Saison im Juli noch recht jung ist, ich keine harten Rennen wie Mad East zwei Wochen vor der großen Tour empfehlen würde und es im April/Mai traditionell wenig MTB-Rennen gibt, wo man die eigene Kondition gut messen könnte. Um rechtzeitig im Frühjahr aus den Startlöchern zu kommen, braucht es auch ein Programm für den Winter da von 0 auf 100 in 2-3 Monaten recht unrealistisch ist, wie eben geschildert.)
Eineinhalb Monate vor dem Rennen habe ich mir sicherheitshalber mal eine Leistungsdiagnostik bei den Trainingswissenschaftlern der Uni Halle geleistet, die ich sofort weiter empfehlen würde. Schließlich ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass alles im grünen Leistungbereich auf Freizeitsportlerniveau ist. Sinnvollerweise sollte man dies aber eher zum Beginn der Trainingssaison, also am Jahresanfang machen, um sein Training noch etwas optimierne zu können.
Aus meiner Erfahrung würde ich also raten, nicht erst „kurz“ davor anzufangen, sondern lieber schon im Vorjahr die Grundlagen zu legen (Ausdauer & Gewichtsreduktion nähe Wettkampfgewicht) und zu versuchen, die Basis so gut wie möglich über den Winter zu retten, um dann im Frühjahr darauf aufbauen zu können und die Dosis bis zum Frühsommer langsam zu steigern. (Von den RRlern bei Cielab hat mal einer geschrieben, dass er am besten in Form war als er jeden Tag 25 km auf Arbeit und zurück fahren musste/konnte. Dem kann ich mich nur anschließen. Wer es schafft, sein Training so gut in den Alltag einzubauen, hat optimale Voraussetzungen.)
Und vor allem Berge, Berge, Berge! Im Grunde genommen können es nicht genug Höhenmeter sein bei der Vorbereitung. Diese Dimensionen hatte ich 2012 ziemlich unterschätzt. Klar, ideal wäre es, wie der zweifache Sieger Zdenek Kriz in der Höhenluft des Riesengebirges über 1000m asl zu leben und zu trainieren. (Ob und wieviel die ca. 500 Höhenmeter, die die Strecke im Schnitt über den Elb- oder Chemnitz-Tal liegt, an Puste kosten, vermag ich nicht zu schätzen. Vermutlich ist dies ein Faktor von vielen.) Aber auch die Elbhänge um Dresden sind ein gutes Trainingsareal, da dort knackige Anstiege und einiges an Höhenmetern zusammenkommen können. Zudem gibt es dort regelmäßig abwechslungsreiche
Touren ...
Bei der Tour ging es mir persönlich vor allem darum, einen guten Grund zu haben, den inneren Schweinehund zu besiegen und (m)einen trägen Schreibtischkörper in Schwung zu bringen. (Wenn man ein Ziel vor Augen hat und weiß, dass es ohne viel Training nicht (in vernünftiger Zeit) zu packen ist, dann fällt es auch leichter, ein paar Kilometer mehr dran zu hängen...)
Hoffe, ich habe damit vielleicht auch den einen oder anderen ebenfalls eher Untrainierten motiviert, sich mal ein mittelfristiges sportliches Ziel zu setzen...
3. psychologische Vorbereitung (vielleicht am Schwierigsten)
Klar, bei so einer Tour kann man vor allem Möglichen Ängste haben oder entwickeln:
Davor, zu stürzen, dass etwas am Bike kaputt geht, sich zu verfahren, einem Bären zu begegnen, man beklaut werden könnte, sich mit den Einheimischen nicht verständigen zu können, die Kräfte nicht ausreichen und so weiter... Rational betrachtet sind alle diese Risiken – vernünftiges Verhalten vorausgesetzt – recht gering. Man muss die Bedenken trotzdem in den Griff bekommen. Rationales Wissen ist das eine, emotionales Erleben das andere. Ich glaube, solche Bedenken bekommt man am Leichtesten in den Griff, indem man selbst erlebt hat, dass nichts derartiges passiert. Also klare Empfehlung: entsprechende Trainingstouren absolvieren. (Mir persönlich ist es bei der 2012er Tour und auch am Anfang der 2013er schwer gefallen, einfach irgendwo in unbekannter Umgebung am Wegesrand (ohne Zelt) nur per Isomatte & Schlafsack zu boofen, weil ich dies einfach nicht gewohnt war. Aber wenn man ausreichend müde ist, geht es dann irgendwann doch.
Soll heißen, auch das kann man lernen. )
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Vielleicht ist ja jetzt der eine oder andere neugierig geworden ist und möchte 2015 dabei sein? (Über eine kurze PN würde ich mich in dem Falle sehr freuen. Die Startplätze werden sicher wegen der begrenzten Kapazitäten wieder schnell weg sein.)
Ein Jahr Vorlauf ist ein guter Zeitrahmen, in dem vieles machbar ist, denke ich. Wäre doch gelacht, wenn sich in Sachsen (inkl. Vogtland natürlich) keine Verrückten finden lassen, die eine solche Herausforderung angehen...
Außerdem war das Wetter dieses Jahr in den ersten Tagen arg garstig (kalt & nass), was für schlammige Wege in den Hochmooren vom Erz- bis zum Riesengebirge gesorgt und die Racer viel Kraft & Nerven gekostet hat. Das steigert aber statistisch die Chancen deutlich, dass 2015 wieder – wie 2013 – optimales Wetter wird
Euer
Leler
PS.
Und noch kurz zum diesjährigen Rennen:
Das Spitzenquartett ist gerade irgendwo in der Fatra/Tatra und dürfe wohl am Montag im Ziel ankommen:
http://www.1000miles.cz/pozice-zavodniku
Unter
http://www.1000miles.cz/category/fotogalerie-2014-primyprenos gibt es aktuelle Fotos. Und dazu ein „frisches“ Video aus dem Adler- und Altvatergebirge:
PPS.
Falls Uwe aus Sebnitz mitlesen sollte:
Glückwunsch zur super Zeit dieses Jahr im 500 Meilen-Finish !!!
Wenn Du magst, schreib doch mal etwas zu Deinen Erlebnissen 2014. Wäre garantiert spannend...
PPPS.
@firlie : hoffe ich habe Deine Fragen nicht telepathisch vorweg genommen
Bin auf Deine Fragen immer noch gespannt...