@tanztee ich bin auf die Fortsetzung gespannt.
Geht los!
Tag #2 Von Liberec zur Tafelfichte und zum Schwarzbrunnkamm
Während ich früh so laaaaaangsam in die Gänge komme, sind die Kiddies schon heftig am pushen und zerren, dank des zentral gelegenen Pumptracks:
Im Hintergrund lugt das Tagesziel hervor - die Tafelfichte / Smrk.
Hier ist das zentrale Service-Gebäude: Rezeption, Kneipe, Cafe, Werkstatt, Verkauf und Verleih sowie Duschen sind hier untergebracht.
Es ist auch ordentlich Betrieb, wie man hier sieht:
Über den leichten Trail vom Zeltplatz aus gelange ich zu sanft gewellten Serpentinen (Teil von Rapicky okruh), wo ich allmählich in großzügigen Schleifen an Höhe gewinne. Schon ist der geniale Trail zu Ende und bis zum Streituv Obrazek / Streitbild geht es bald stumpf die asphaltierte Straße hoch. Ich bin nicht der einzige keuchende Biker, da dort oben ein Trail abzweigt.
Die Natur lockert die langweilige Auffahrt etwas auf:
Die geplante Tour geht so nicht, da der blaue Wanderweg - zu Recht - für Radfahrer gesperrt ist.
Wie ich weiter oben erfahren muss, kann man einige Abschnitte selbst mit Tragen nur mühsamst bewältigen.
So entscheide ich mich spontan für den grün markierten Wanderweg, welcher sich in weitem Bogen von Norden her dicht an der polnischen Grenze entlang dem Gipfel nähert.
Trotz umfangreicher Aufforstungsmaßnahmen in den 90ern, Schatten spendende Bäume fehlen hier völlig. Im Schweiße meines Angesichts kurbel ich Höhenmeter um Höhenmeter dem Gipfel entgegen. Der besonnte Hang scheint ein Eldorado für allerelei beflügeltes Kleingetier zu sein, zumindest umflattern mich ganze Scharen von Schmetterlingen und diese Libelle:
Ein Zitronenfalter labt sich an der Acker-Kratzdistel und rüsselt sich den Nektar raus:
An einem Abzweig fehlen die Markierungen und ich folge weiter dem gut ausgebauten Forstweg. So gewinne ich noch einiges an Höhe, jedoch muss ich dann für weiteren Höhengewinn auf solche Wege ausweichen:
Teils fahrend, teils schiebend geht es bergan. Die Fernsichten sind heute nicht so toll, umso mehr die Details am oder besser im Weg:
Nachdem ich bis zum blauen Wanderweg und da zu einer Quelle vorgedrungen bin, trage ich nach einer Rast das Rad im steilen Gelände weiter durch niedrige Bäume, wo man ohne Rad schon kaum durchkriechen kann. Es ist zum Glück nur ein kurzes Stück, bis ich erneut markierungslos auf einen Weg linkshaltend abbiegen kann.
Der lässt sich sogar ganz passabel fahren, bis ich auf den grünen Wanderweg stosse und diesem auf das Gipfelplaetau folge. Der Trail ist sehr sumpfig und schmal, schieben heißt hier die Devise. So sehr ich mich bemühe - irgendwann sind die Turnschuhe naß, die ich zur Schonung der Achillesferse trage.
Jipiie, ich bin oben! Vor der Turmbesteigung frage ich noch andere Biker nach derem Weg, ein tschechischer Trupp ist über Polen von Harrachov kommend aufgefahren und berichten nur von einem kurzen schwierigen Stück vom "Zwillingsgipfel" Heufuder hinab.
Dann erklimme ich diese Konstruktion:
Dort treffe ich meine Zeltnachbarn wieder, welche sich längere Zeit den grünen Wanderweg komplett hochgekämpft haben. So gesehen war mein Verfahrer gar nicht so schlecht, da ich noch mehr Forstwege mitgenommen habe.
Cheeese:
Die Aussicht ist heute nicht so gut, dennoch knipse ich einige Male in die Runde.
Blick in Richtung Nove Mesto pod Smrkem:
Dann geht es zuerst südlich durch Schotter rutschend runter. Leider ist der geradeaus führende blaue Wanderweg tabu, auch wenn anfänglich flache "Norhtshore"-Treppen ungemein verlockend aussehen. Jedoch hätte auf der dann folgenden sog. Himmelsleiter wohl nur ein Harald Philipp Spaß, wie ich später von unten sehen kann.
Jetzt wäre es eigentlich ein leichtes, den
gepunkteten Weg (geeignet für MTB) folgend abzufahren, und nur die Wasserrinnen aktiv zu surfen, ansonsten das Bike einfach rollen zu lassen.
Jaaa, da gelingt mir dann doch eine "Abkürzung", ein anfangs verheißungsvoll anfangender Trail führt alsbald über unzählige Gabionen:
Nach ausgiebiger "Runter-und-rauf-aufs-Rad" - Gymnastik rolle ich dann gemütlich eine sanft ansteigende Asphaltstraße gen Süden. Über diverse Forstwege geht es über die Hochebenen.
Ein Blick zurück zur Tafelfichte:
Rückblende: Zum ersten Mal war ich Ende der 80er, später Anfang der 09er hier zu Fuß unterwegs - Stichwort Misthaus / Gustav Ginzel. Da sah es noch aus wie man es sich in Kanada vorstellt, zumindest waren in den Hochflächen praktisch keine Bäume vorhanden. Nunmehr hat sich doch ein kräftiger Baumbestand entwickelt, offensichtlich ist der Schadstoffeintrag erheblich gesunken. Weiter auf dem Rad ...
So kurbel ich locker dem Wittichhaus / Smedava entgegen, wo ich wieder meine Zeltnachbarn beim Bier (!) treffe. Als Sachse fröne ich natürlich Kaffee und Kuchen
Solcherart gestärkt, lege ich in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit den Turbo ein und sause geschwind die Straße zur Talsperre Sous hinab.
Kurzer Fotohalt:
Fast am Schluß des Tages folgt noch ein spezielles Trail-Schmankerl, immer entlang der Schwarzen Desna.
Harmlos geht es oben los:
Es wird zwischendurch etwas heftiger, da muss ich mir heute nichts mehr beweisen und setze öfter den Fuß raus.
Jaaa, so ein idyllisches Tal will man gar nicht runterhacken, da zücke ich gerne die Kamera:
Nun wird es aber arg huppelig, das muss heute auch nicht mehr sein.
Lohnt sich alles trotzdem:
Ich muss den "Neidfaktor" noch etwas erhöhen
So reichlich 300 Höhenmeter weiter unten können meine Unterarme erstmal aufatmen, das rockt hier alles ganz gewaltig
Ich kann mich nicht erinnern, auf einer Tour Muskelkater am
Bremsfingermuskel gehabt zu haben
Eine Tankstelle, die ich zwecks Wasser und Nahrungssuche frequentiere, schafft es tatsächlich, mein Brennstoffproblem zu lösen, in einem Reinigungsmittel versteckt sich der Sprit
Um die 3 Euro fürn Liter, das geht voll in Ordnung
Vorwiegend auf Nebenstraßen geht es - unverirrbar - einem möglichen Nachtlager auf dem Schwarzbrunnkamm entgegen.
Auch für
Pufferknutscher (AKA Eisenbahnfans) habe ich ein Herz
Wie ich so durch den Ort rolle, fällt mein Blick auf ein einladendes Bad. Warum nicht? denke ich mir, drehe um und aale mich alsbald im kühlen Naß ...
Da ein Bach durch das Becken fließt, schätze ich die Temperatur mal so auf 1 cm ...
Alt und Jung sitzen am Kiosk am Biertisch und spielen ein Brettspiel, während ich mich anschließend über Pommes, gebackenen Käse und Pivo hermache.
Dann geht es mit dem Rad weiter, wo es auch gleich nach ein paar Metern Hauptstraße ordentlich steil zum Kamm hochgeht.
Da schwitze ich das Liberecer Helle grad wieder raus:
Oben suche ich nach einem lauschigen Plätzen für mein Tarp, jedoch haben sich auf allen lukrativen Lokalitäten die Wanderer just in Darmentleerung geübt. Egal, dann haue ich mich eben direkt vor die EU-geförderte Schutzhütte!
Langsam wird es abend, als ich noch eine Mini-Erkundungsrunde zu Fuß drehe.
Dann richte ich mich in der Schutzhütte häuslich ein und entfache ein kleines Lagerfeuer.
Das sind nur zwei kleingemachte Äste aus dem Wald für ein kurzes Feuerchen, denn morgen ist Heimreise und ich will nicht zu spät aufbrechen.
-- Fortsetzung folgt --
ride on!
tanztee