Tourenberichte aus Sachsen und Vogtland

Während @Falco neben seinen Mitfahrern schon zu externen Fotografen greift, habe ich unterwegs auf und zu

Köglers Naturpfad und alte Burgen

alles selbst geknipst ...

Nachdem ich endlich einen Wetterbericht gefunden hatte, welcher einige Regenpausen versprach, ging es mit der Nationalparkbahn zu einem "Bedarfshalt" so mitten im Nirgendwo:



Nach einigen Straßenmetern ging es dann auf dem grün markierten Weg durch ein Waldgebiet mit vielen Offenflächen.
Die Wege zeigen sich dem Wetter entsprechend:



Die erwähnten Offenflächen werden größer und größer, unter der Wolkendecke zeigen sich Berge von fern ...



und nah (Wolfsberg) ...



Weiter geht es zur Mandauquelle und einem zugewachsenen Pfad folgend, in welchem das gesamte Regenwasser abzufließen scheint. So erreiche ich mit quietschende Bremsen Brtníky | Zeidler, kurbel die Straße durch den Ort und biege bald in die Cyklotrasa ein. Die verlasse ich jedoch gleich wieder, um genau am Rand des Nationalparks in Richtung Kyjovské údolí | Khaatal zu gelangen.

Dort treffe ich auf "Köglers Naturpfad", den ersten Naturlehrpfad Tschechiens, mit "greifbaren" Informationen:



Während der Naturlehrpfad hier in die Gründe und Schlüchten abtaucht, halte ich mich auf dem Höhenrücken, fahre an gepflegten Wochenendhäusern vorbei, begegne diesem Gesellen



erfreue mich am "Lauscheblick"



und finde diesen Trail, mitten im trüben Wald:



Ein Wolkenloch tut sich auf ... sieh dieses Licht ...



Geblendet durch die Strahlen, verfahre ich mich auch erstmal gründlich, stoße dann wieder auf den Naturlehrpfad und gelange zur Dixmühle am oberen Khaatal. Hat wohl dieser Bursche mein GPS verhext?



Heute habe ich vorsorglich ein Schloß mitgenommen, wollte ich doch das Kyjovsky hradek | Wüste Schloß erklimmen, laut Stiegenautor Mothes die Steiganlage mit den meisten Treppenstufen ab und auf. Schön, wie die Nationalparkverwaltung für funktionale Radparker sorgt:



Man ist kaum warmgelaufen, schon geht es richtig steil los und der erste "Gipfel" harrt seiner Erklimmung. Da hören doch tatsächlich die Treppenstufen auf und ich muss meine Kaminkletterkenntnisse reaktivieren:



Oben kann ich nur rittlings auf einem schmalen Grat sitzen ... schöööön steil da ... :D



Dennoch beschließe ich, doch lieber woanders zu vespern und rutsche den Spalt wieder hinab. Au, da ratschten munter die ganzen modernen Gadgets am rauhen Fels entlang, welchen die Taschen meiner Baggy-Pants ausbeulen :oops:

Der Steig geht im Prinzip ständig hoch oder runter



ich erklimme wohl einen "Wachturm" mit inzwischen zugewucherter Aussicht



und steige hier den ultimativen Kniekiller hinab ... die Stufen scheinen nicht enden zu wollen ...



Da der östliche Teil der Steiganlage wegen Wartungsarbeiten gesperrt ist, schwinge ich mich aufs Rad und folge dem Naturlehrpfad aus dem Khaatal heraus durch lichte Wälder, Pferdehöfe und steuere den Maškův vrch | Maschkenberg (so im Naturpfad-Wanderführer benannt, in den Karten meistens als Vápenný vrch | Kalkofenberg bezeichnet) an.

Mein Rad hat sich so tarnmäßig schon gut der Umgebung angepasst:



Kein Wunder bei den Wegen:



Zunächst geht es über verschlammte Forstwege hinauf (eine Planierraube schiebt sich dort durch den Wald und kümmert sich anscheinend um ein verbuddeltes Rohr), dann zweigt der Weg zum Gipfel in ein nur wenig von der Umgebung zu unterscheidendes Wegartefakt ab.
Schiebend und trotz der herbtstlichen Kühle schwitzend gelange ich so zum Maškův vrch | Maschkenberg . Ein Rastplatz und eine beschränkte Aussicht lassen mich nur kurz zum Verzehr eines belegten Brötchens verweilen, dann schlängelt sich der Trail gar nicht mal so schlecht am Hang hinab.

Zwischendurch treffe ich noch auf diverse Stationen des Naturlehrpfades, wo es vorwiegend um den Kalkabbau geht, welchen die Lausitzer Störung hier möglich machte.

Eine Tafel ohne Nummer kündet vom ursprünglichen Beginn des Naturlehrpfades in der Urversion von 1941:



Aufkommender Regen lassen mich die weiteren Tourenziele Karlshöhe (treue Tourenberichtsleser erinnern sich)



und Spravedlnost | Irichtberg verwerfen, so dass ich auf dem grün markierten Wanderweg mit zusehends durchfeuchtender Softshell der Labung entgegeneile:



Fazit:

Trotz der Kürze - eine Tour mit Würze! Sowohl der Naturlehrpfad als auch die alte Felsenburg lohnen die zugegebenermaßen längere Anfahrt allemal, vom sagenhaft süffigen und nur in der Kirnitzschbrauerei erhältlichen Bier ganz zu schweigen!

Das Bier fährt mir ganz schön in die Knochen, doch zum Schluß radel ich in die Dunkelheit hinein über die völlig verschlammte Cyklotrasa 211 und 3014 (mit Abkürzung direkt nördlich am Dymnik | Rauchberg vorbei) zur Nationalparkbahn in Rumburk.

P.S. Gibt da in Schönlinde bald Adventsbock ... :frostig: :bier:
P.P.S. Da die Tour ja nicht wirklich fern der Heimat liegt und Böhmen ja gefühlt fast schon zu Sachsen gehört, bin ich dem SVTF treu geblieben ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Spannende Gegend, danke! Erinnert mich dran, dass ich hier noch ne gänzlich unbenutzte Böhm-Wanderkarte rumliegen hab (Khaatal). Wie ist denn die Situation mit Rad-Verboten da so?
 
Wie ist denn die Situation mit Rad-Verboten da so?

Ganz klar: im Nationalpark (also alles was sich hinter solchen Schildern abspielt) sind nur ausgewiesene Radrouten (Cyklotrasa) erlaubt:



Teils sind nochmal extra kleine Schilder mit durchgestrichenem Radfahrern an einigen Abzweigen angebracht.

Trostpflaster: das Gebiet ist durch erlaubte Wege ganz ordentlich erschlossen.

Hier ein Flyer:



oder auch hier der Cykloatlas

ride on!
tanztee
 
Wenn es zu Mehrtagestouren nach Zittau geht, ist der kürzeste Weg durch das Kirnitzsch Tal bis nach Kyjov. Bin da also auch schon ein paar mal durch. Schön ist es dort. Doch gegen Mitternacht war es dort auf der Heimreise unerwartet unheimlich.
 
Sind wenigstens ein paar der Wege halbwegs MTB-Interessant? Mit durchaus spannenden offiziellen Radwegen muss man ja in Tschechien immer mal rechnen wie wir hier im Thema schon mehrfach vorgeführt bekommen haben:)
 
Meines Wissens sind die Radwege in Nationalpark alle sehr gut ausgebaut. Nicht zu vergleichen mit den andernorts zu findenden Holperpisten. Das einzig interessante Mini-Stück dürfte in der Nähe der Dolski Mlyn im Tal der Kamnitz sein. Hat @tanztee hier, glaube ich, auch schon mal gezeigt.
 
Hat @tanztee hier, glaube ich, auch schon mal gezeigt.

Yo!



Das Khaatal selber ist nicht der Maßstab für die anderen Cyklotrasa, da komplett feinst asphaltiert.
Sonst sind die 4stelligen CT von mittlerer bis ausgewaschener Forstwegqualität, Trails sind nun genau nicht dabei.

Es gibt auch noch in CZ eine weitere Markierung in der Art der Wanderwegweisung, zum Beispiel hier die rote Zahl.
Die sind eher selten, im Nationalpark nicht vorhanden und werden auch eher massenkompatibel mit einer gewissen Breite sein.

ride on!
tanztee
 
Ah, die gute alte Cyklotrasy of Death... leider kommt man da immer nur in der falschen Richtung lang...

3582920818_b63592c0de_o.jpg

https://www.flickr.com/photos/martn_rtr/3582920818


Hier, dieser Cykloserver, wisst ihr, wer die Wege da klassifiziert? Also nach legal und illegal. Ist ja immer die Frage, wieviel man da bei so Online-Kartenwerken drauf geben kann. Bei mtbmap.cz beispielsweise scheint mir das eher subjektive Empfehlungen wiederzuspiegeln als geltendes Betretungsrecht inklusive dessen Einschränkungen. Bei Cykloserver finde ich spontan auch mindesten eine Wegpassage, die dort als MTB-Piste markiert ist, wo ich mir aber recht sicher bin, dass da in der Landschaft Verbotsschilder stehen.
 
Das mit der Legalität ist so eine Sache, es gibt Karten (egal ob online oder Druck) mit richtigen und falschen Darstellungen und es stehen korrekte und falsche Schilder in der Landschaft; sehr weites Feld...
 
Zuletzt bearbeitet:
Also cykloserver basiert definitiv nicht auf OSM. Das ist ein Service von SHOcart, einem der größten Kartenanbieter in Tschechien und praktisch ne digitale Variante von deren Wander- und Radkarten*, die meines Wissens auf den offiziellen Daten der tschechischen Vermessungsämter basieren. Da sollte schon recht gut Verlass drauf sein.
Zumal es dort recht einfach ist: Dunkelviolette Linien=offizielle Routen, Hellviolette Linien/Punkte=Empfehlungen verschiedener Schwierigkeit (sollten auch legal sein)
mtbmap.cz ist dagegen tatsächlich nur ein Rendering der OSM-Daten.

*(Weshalb dort auch mit technischen Mitteln das massenhafte Herunterladen der png-Kacheln, aus denen die Karte zusammengesetzt ist, verhindert wird. Die wollen schließlich auch was verdienen.)
 
"Basiert" war vielleicht unglücklich ausgedrückt, allerdings hatte ich es so verstanden, dass es @martn um die Attribute (Legende) geht: und die kommen lt. Impressum z.T. aus der OSM. ("Přispěvatelé")
Um solche Sachen wie Betretensrechte wird sich auch die tschechische Vermessung nicht kümmern;)
 
Das Wort heißt übersetzt einfach nur "Mitwirkende". Wie willst du daraus schließen, dass die Attribute von dort übernommen wurden? Kann auch andere Gründe haben, der Copyright-Hinweis (z.B. Verwendung von deren Skript-Bibliothek zur Darstellung etc.). Zumal man gerade bei den Radempfehlungen an vielen Stellen erkennt, dass sie nicht aus der OSM kommen. Mal abgesehen davon, dass das auch lizenzrechtlich gar nicht möglich wäre, denn die freie Lizenz von OSM besagt, dass Werke, die daraus abgeleitet wurden, wieder unter dieser freien Lizenz veröffentlicht werden müssen. Und dass ist bei dem kommerziellen Anbieter sicher nicht der Fall.
Und wie gesagt. SHOcart ist der größte Anbieter in Tschechien und der Slowakei und auch Kompass und andere kaufen deren Kartenmaterial ein. Wenn die dort wirklich Radempfehlungen in verbotenen Bereichen geben würden, wäre denen schon längst jemand aufs Dach gestiegen oder hätte sie zumindest darauf hingewiesen. Ich vertraue den Jungs da schon deutlich mehr als OSM. Zumal ich bei Gebieten, deren Status ich kenne, bisher keine fehlerhaften Angaben entdecken konnte.
 
Dann schau mal die Údolí Suché Kamenice bei Hřensko an. Die ist bei Cykloserver mit ner MTB-Empfehlung klassifiziert (bei OSM übrigens auch). Im unteren Teil, der das Nationale Naturreservat (NPR) Kaňon Labe durchquert, befinden sich in der Realität hingegen recht konkrete Verbotsschilder, soweit ich mich entsinnen kann.
Ein paar Kilometer weiter, in der Pavlinino Udoli ist deckt sich die Karte mit den Verbotsschildenr im Wald.

Im Isergebirge finde ich spontan Wege, die auf der Karte komplett verboten klassifiziert sind, in der Realität hingegen nur abschnittsweise. An anderen Ecken fehlen wiederum Verbote in der Karte.

Am Ende lässt sichs wohl nich vermeiden, dass man hin und wieder mal auf so ein böses Schild stößt und sich spontan ne Alternative suchen muss.
 
Ich habe auch schon überlegt mal im Nationalpark zu fahren. Da ich mich aber dort nicht auskenne und gerne auf legalen Wegen bleiben würde, wäre es nett wenn ich mich mal wem anschließen könnte.
 
Trommelwirbel für @Falco - Zieleinlauf bei dei den 1000 tschechisch-slowakischen Meilen!
Hut ab! Gratulation...

Wer 2016 mit Ähnlichem liebäugelt ( @tanztee vielleicht?) sollte die Anmeldung zum Rennen in der Neujahrsnacht unter http://www.1000miles.cz/prihlaska-2016 nicht vergessen .-) Und dabei ist "0.00:00" wörtlich gemeint. Die 100 regulären Plätze sind sicher innerhalb von Sekunden nach Mitternacht wieder weg :-( Toi, toi, toi!
 
Dank ausreichend Platz vor der Garnisonskirche konnten sich 16 Freunde des Unterholzes zum Jahresauftakt von http:\\cielab.org treffen, schön das auch wieder ein Teilnehmer aus der Parallelwelt der Asphaltschneider anwesend war ;-) ... so ging es in ordentlicher Mannschaftsstärke in den Priessnitzgrund hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf, der Kannenhenkel brachte, auf Grund der niedrigen Temperaturen wurde ein zügiges Tempo angeschlagen, die Gruppe schnell weiter zur Kannenhenkelbrücke. Die zahlreichen Wanderer wurden nett gegrüßt und auch ihnen ein "Gesundes Neues" gewünscht, Handzeichen und Rücksichtnahme der Wanderer machten es der Gruppe einfach sich entsprechend so anzuordnen, dass es keinerlei Konflikte, sondern nur staunende Blicke gab ;-) ... weiter ging es im entspannten Galopp zur Heidemühle, um nach Querung der Radeberger Strasse in einen netten Singletrail einzubiegen, der nun eine Ameisenstrasse aus dem Feld machte, so war nach knapp 1h der leicht überfrorene Staussee erreicht war und eine Pause eingelegt wurde, Zeit für das Gruppenfoto ...

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... weiter auf breitem Wege über Bühlauer Waldgärten, entlang des Mordgrundwasserers hinüber zur Fischhausstrasse, die gequert und auf schmalem Pfad in schönem Flow zum Glühweinrennen-Trail, mir wurde auf diesem auch ohne einen Hauch von Alkohol ausreichend drehend im Kopf und weiter zum Nordfriedhof in voller Mannstärke und Richtung Priessnitzgrund, dort herrschte ein wenig Konfusion da ein durchzählen -1 ergab, also starteten eine kleine Suchmannschaft ... Entwarnung, dem Fotografen war die Luft entwichen, keiner konnte es bemerken, da entsprechend dieser der letzte in der Gruppe war ... also Ende des Ausfluges ein paar Meter vor dem Start, die Teilnehmer verteilten sich in alle Himmelsrichtungen, ich hoffe alle haben ihr zu Hause gut erreicht ...

Danke an Martn der manch Streckenhighlight einbaute, danke an alle die gekommen sind, danke an die Disziplin und das harmonische Miteinander und ich hoffe das man sich noch einmal sieht bevor es wieder heißt:

"The same procedure as every year ... 1.1.2017, 13:00 Garnisonskirche"

... allen Lesern dieser Zeilen "Happy Trails und vor allem Gesundheit"

Fotos im Grossformat
 
Schön war es, bei dem Blitz-Eis in der Silvesternacht hätten die Bedingungen richtig doof werden können. Waren sie aber nicht, selbst auf den verwinkelten Trails gab es ordentlich kurvenhalt.



Mein Conti hat sich nur mit Mühe ins Jahr 2016 geschleppt. Martins Kurventempo war dann doch etwas zu hoch für den Deutsche Premium Reifen. Nun ist die Reifenwulst deutlich sichtbar von der Karkasse gelöst und der Reifen bereit für die Kiste, wo er zusammen mit seinen auf gleiche Weise gestorbenen Artgenossen den letzten Weg zur Continentalstraße in Korbach antritt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer 2016 mit Ähnlichem liebäugelt ( @tanztee vielleicht?)

Danke für den Tipp, aber das ist mir dannn doch 2much, abgesehen von der schieren Zeitdauer. Ich bleibe lieber hier in der Homezone bei meinen Micro- und Midiadventures und konnte schon aus dem Grund nicht mitbieten, da ich unterwegs war ...

Silvester auf dem Erzgebirgskamm am Stropník

Zwei Tage - eine Nacht, das war der Zeitrahmen für meine Silvestertour. Eigentlich wollte ich einen neuen Deckenschlafsack genäht haben, da mein umgearbeiteter alter Yetischlafsack für Frostgrade eher suboptimal ist. Aber deswegen zu Hause hocken?

Nachdem ich im Frühjahr 2015 schon einmal in der Gegend um die Talsperre Fláje | Fleyh unterwegs war, hatte ich da noch einige Ziele auf der Liste. Nächtigen wollte ich irgendwo auf oder am Stropník | Stropnitz, einem der vorgeschobensten Aussichtspunkte im Osterzgebirge.

Bei strahlendem Sonnenschein sitze ich schließlich via Freiberg im Triebwagen der Freiberger Eisenbahngesellschaft und bewundere bei der Fahrt durch eine schneelose Landschaft die Skihalter neben der Tür. Für den nächsten Tag waren Niederschläge angekündigt und steigende Temperaturen, so dass ich sogar eine Regenjacke eingepackt habe.

Holzhau, die Endstation, hat jetzt nicht gerade den repräsentativsten Bahnhof,



aber macht das durch informative Tafeln wieder wett.



Unaufgewärmt geht es direkt in eine schattige Steigung mit bis zu 18% hinein, heißt ja auch Bergstraße. An der Fischerbaude gibt es endlich mal eine ordentliche Infotafel:



All diese Hinweise ignorierend, geht es zum Glück nun endlich in den ersten Singletrail des Tages in den Wald hinein.



Ein Trampelpfad leitet über die Grenze und schon bin ich im Böhmischen. Matschig wird es auf dieser Tour nicht werden:



So kurbel ich in Gedanken versonnen durch den schattigen Wald und hoffe bald in den Genuß dieser Sonnenstrahlen zu kommen



Lustig gefrorene Pfützen finden sich im Wald:



Das erste Ziel soll der Puklá skála | Sprengberg sein. Auf dem Weg dahin umschmeicheln mich auch mal für 50 m die Sonnenstrahlen:



Dann geht es einen Wiesenweg steil und schattig (klar, was sonst) direkt in Fallinie auf den Berg hinauf, wo ich die Felsen vermute:



Oben angekommen, sind keine Felsen auszumachen. Also zoome ich nochmal im GPS in die Karte rein und entdecke etwas hangabwärts ein Symbol für Aussicht. Mööp! Also beim nächsten Mal den direkten Weg hochschieben!
Einige Augenglicke später bin ich angelangt und stelle das Rad ab. Nach einer kleinen Kraxelei bietet sich eine überraschend gute Aussicht vor allem auf die Talsperre Fláje | Fleyh.



Mit heißem Tee und „Groschkys“ aus Pulsnitz genieße ich die Aussicht und die Sonnenstrahlen. So kann man relaxen:



Nach einem spaßigen, kurzem Downhill geht es wieder über Forstwege weiter, wobei diese nicht so langweilig sind, wie man vermuten könnte. Da geht es auch mal durch dichten, urwüchsigen Wald:



So gelange ich zur Talsperre Fláje | Fleyh, wo mich eine gar sonderbare OSM-Signatur erst stutzig, dann neugierig gemacht hat. Was soll das den sein?
Wasserbiken vielleicht?

Von der Straße zweigt zunächst ein unbefestigter Weg ab, welcher direkt zum Ufer führt. Hier war auch einst der Ort Fleyh, welcher dann in den 60igern letztlich der Talsperre weichen musste. Diverse Grundmauern und Kellergewölbe sind auch heute noch zu sehen.

Das Rästel um die Tour ins Nasse löst sich so auf, dass hier die OSM-Mapper offensichtlich bei Niedrigwasser unterwegs waren:



Nach einigen Metern erreiche ich erneut einen Forstweg, welcher in die Straße nach Dlouhá Louka | Langewiese mündet. Bald erreiche ich auch den Abzweig der Cyklotrasa 23, welche für Tourenradler praktisch den ganzen Erzgebirgskamm erschließt. In den letzten Jahren sind zahlreiche Rastplätze entstanden, was ich hier gerne für ein Päuschen in Anspruch nehme.

Gestärkt rolle ich nach Dlouhá Louka | Langewiese und fahre über einen kaum sichtbaren Wiesenweg in den Wald zum Vlcí hora | Wolfsberg, wo ein Funkturm günstigerweise eine Aussichstplattform besitzt.



Der Blick schweift über das stets dunstige Böhmische Becken mit seinen Fabriken und Tagebauen, über den Milleschauer wieder zurück zum Erzbbirgskamm, wo hinter bewachsenen Steinrücken als Zeugen einstiger mühseliger Landwirtschaft sich der Stropník | Stobnitz wenig markant erhebt:
Das freut den Heimatfreund:



Der Loucná | Wieselstein liegt zum Greifen nahe. Nur der linke Fels ist offiziell zugänglich, der rechte eigentliche Gipfel liegt innerhalb eines Wildgeheges, wo man sich dann letztlich für ordentlich Schotter den Zwölfender übern Kamin tackern kann.



Nach einem kurzen Weg zurück in die Ortschaft beschließe ich, mich in der Wirtschaft aufzuwärmen. Das Thermometer straft den Wettervorhersagen Lügen, auf -7°C hatten wir nicht gewettet!



Drinnen ist es rustikal-gemütlich, ich kombiniere einfach meine Lieblingsgetränke miteinander: erst Kaffee, dann Bier :D



Ja, der Hersteller empfiehlt nicht umsonst, die Kamera bei krassen Temperaturwechseln zwei Stunden zu temperieren :oops:

Jetzt will ich aber noch das letzte Tageslicht ausnutzen und recht unschwer erreiche ich den Stropník | Strobnitz. Der felsige Aussichtspunkt unweit des eigentlichen höchsten Punktes ist großzügig ausgebaut:



Der Blick schweift über die weiten Wälder des Erzgebirgskammes ...



Ein Naturführer erwähnt den Vlcí dul | Wolfsgrund als besonders sehenswert, da aufgrund der Topographie eine maschinelle Holznutzung kaum möglich war, was zu einem bemerkenswerten Buchenbestand geführt hatte. Nur - wie komme ich dahin?

OSM schweigt sich aus, Markierungen fehlen gänzlich - also heißt es rein in Abenteuer. Nach einem übelst zerfahrenen Forstweg, welcher Frost sei dank aber gut zu befahren ist, geht es steil in einen kaum sichtbaren Weg über Stock und Stein in ein Tal hinein.



Offensichtlich war das hier mal richtig erschlossen; wer oben genau hinschaut entdeckt an einer der alten Buchen eine alte Wandermarkierung.

Eigentlich wollte ich neben, nicht im Bach fahren!



Der Vlcí dul | Wolfsgrund ist in der Vegetationsperiode sicher eindrucksvoller, aber auch so murmelt munter ein Wildbach zwischen uralten Bäumen und Felsspornen entlang.



Leider wird es dann auf einer gepflegten Forststraße fahrtechnisch etwas eintönig.

Oberhalb der Rýzmburk | Riesenburg bleibend, erreiche ich den Abzweig des blau markierten Wanderweges nach Dlouhá Louka | Langewiese, wovon auch gleich ein schmaler, steiler Trail zu einer geologischen Besonderheit erster Güte abzweigt. Ich keuche tüchtig zu Fuß hoch, bis ich einen Felsen namens Vrása (Falte) erreiche. Da hat aber jemand ordentlich Origami mit Biotitgneis gespielt 8-)



Nach einem kurzen Downhill geht es erneut steil bergan. Statt die Cyklotrasa 231 hoch zu kurbeln, habe ich mich für den kurzen „Stich“ entschieden. Schiebenderweise gelange ich zu einer mächtige Buche, welche als „Gedenkbuche“ bezeichnet wird.

Im letzten Büchsenlicht bewundere ich die Szenerie:



Einem Zettel entnehme ich einen Stammumfang von 550 cm, 31 m Höhe und ein Alter von 240 Jahren. Auch soll der majestetische Platz „pozitivní energie“ besitzen. Eindrucksvoll sind solche „Buchenhallen“ allemal, da die geschlossene Krone anderen Pflanzen kaum eine Chance läßt, nur Buchentriebe selber haltem dem Schattendruck stand.

Über Dlouhá Louka | Langewiese zirkel ich meine Schleife und fahre dann einfach über die Cyklotrasa 231 zur Aussicht Dušanova vyhlídka unterhalb des Stropník | Stropnitz, wo ich schon im Frühjahr die Aussicht bewundert habe.

Da will ich nach 30 km Biken mein Nachtlager aufschlagen, da mir der Stropník zu nahe an der Ortschaft gelegen ist und hier vielleicht kein Feuerwerk entfacht wird.

Aus den Erfahrungen der letzten Wintertour heraus, habe ich mein Tarp mit und spanne das erstmal zwischen zwei Pfeiler des Schutzdaches auf.
Dann wird der Kocher angeworfen, was mit Spiritus und Handschuhen nicht so schnell gelingen will. Erst muss das Feuerzeug in der Hosentasche erwärmt werden, bis es überhaupt mehr als Funken von sich gibt. Letztlich retten mich die guten alten Streichhölzer - welche ich erstmal aus der wasserdichten Dose pulen muss! Es gelingt mir mit dem Messer, den Deckel abzuhebeln, dann zündet endlich der gute tschechische Wintersprit (der hier erworbene: Tourenberichte aus Sachsen und Vogtland):



Nach dreimal Wasser fast zum Kochen bringen habe ich Nudeln, Tee im Becher und in der Thermoskanne drin.

Nur der größer werdende Eisklumpen im Wasserbeutel macht mir Sorgen, wie soll ich da früh zu Brei und Kaffee kommen :ka: So gut es geht, isoliere ich den Wasserbeutel mir überzähligen Sachen.

Da es zu graupeln anfängt und sonst nichts weiter zu tun ist, beschließe ich, an der Matratze zu horchen. Warme Puschen helfen da ungemein:



Eingemummelt in den Schlafsack gibt es warmen Tee und „Nachtisch“:



Es kommt, wie es kommen musste: Die Tschechen erweisen sich als recht winterhart. Zuerst kommt ein Pärchen an, ich krabbel aus dem Tarp heraus und sie bieten mir direkt mal Glühwein an. Ich kann mich revanchieren:



Dann schlafe ich ein Stündchen, aber diesmal geht es richtig los mit der Party: Zuerst Stimmen, dann eine Hundeschnauze die durchs Tarp lugt - es nützt nichts! Raus aus dem Schlafsack, schon begrüßt mich ungläubig staunend über mein nächtliches Tun ein Trupp junger Tschechen.

Wunderkerzen werden entzündet, diverse Alkoholika kreisen (wobei sich dabei keiner „abschießt“ bleibt anzumerken) und natürlich darf ein Feuerchen auch nicht fehlen:



So geht es auf Mitternacht zu, ein bischen Deutsch und Englisch ermöglicht einigermaßen Konversation. Einer freut sich wie Bolle über seinen neuen Job als CNC-Maschinist in Augsburg, wer anderes war schon in der halben Bundesrepublik arbeiten - die wirtschaftliche Lage treibt die jungen Leute regelrecht aus dem Land. Trotzdem wird gefeiert, auch wenn eine Flasche Sekt für 7 Leute reichen muss ;-)

Kurz nach Mitternacht wollen dann doch alle ins Bettchen und ich wärme mich noch kurz am Feuer, bis es diesmal endgültig in die Falle geht. Dabei habe ich gleich noch den Wasserbeutel an warmen Steinen nahe des Feuers erwärmt.

Stille senkt sich nun über eine inzwischen weiße Landschaft ...


... Fortsetzung folgt ...

ride on!
tanztee
 
Silvester auf dem Erzgebirgskamm am Stropník

Tag #2

Gegen Acht werde ich langsam wach. Mein Schlafsetup hat dann doch ganz ordentlich warm gehalten, so dass jetzt immer der ungemütlichste Augenblick beim Winterboofen kommt: Raus aus dem warmen Schlafsack oder zumindest so weit hervorkrabbeln, dass man sich Kaffee kochen kann.

Der Wasserbeutel enthält das kostbare Naß sogar noch in flüssigem Aggregatzustand, und schon züngeln die Flammen unter der Titantasse hervor.

Als ich dann unter meinem Tarp hervorkrieche, hat sich die Landschaft in frisches Weiß gehüllt:



Mein Tarp hat die Feuertaufe im Wintereinsatz mit Bravour gemeistert und sich wacker geschlagen. So sieht mein temporäres Refugium aus:



Heute steht nurmehr der geordnete Rückzug an. Durch den Kaltstart von gestern und da die versprochenen Plusgrade wohl nur im Tal zu finden sind, hat sich das eine oder andere Zipperlein aufgetan; quasi so als Schuß vor den Bug, es nicht zu übertreiben.

Genauso habe ich die „Zwei aus Drei“-Regel entdeckt: Wenn man Hände, Körperkern und Fuße nimmt, sind immer nur zwei davon warm. So hatte ich gestern erfolgreich die Füße vorm Schlafengehen warm massiert - prompt war der Körperkern ausgekühlt.

Im Moment habe ich warme Hände und einen warmen Körperkern ... und kalte Füße. Wie ich es auch drehe und wende, für starken Frost sind die Schuhe einfach einen Tacken zu dünn und so plane ich mehr oder weniger direkt auf der Cyklotrasa 23 nach Zinnwald zur Schneise 30 und dann nach Altenberg zum Zug zu pedalieren.

Gedacht - gemacht:



Da rolle ich auf grifigem Neuschnee dahin, Nebel umhüllt die Landschaft. Eine einladende Schutzhütte nahe des Vrch Tří pánů | Dreiherrensteinberg lädt zur Rast bei Tee und Riegel ein:



Weiter geht es zur Vitiška | Wittichbaude, wo ich diesmal dem Straßenverlauf folge. Das ist aber eher ungünstig, da man so mehr Höhenmeter verliert als wenn man dem Wanderweg über den Klínovčík | Keilberg folgt (wo überdies auch eine schöne Aussicht lockt).

Da die Straße Richtung Zinnwald auch gesalzen ist, verlasse ich die Cyklotrasa 23 und biege vor der Wittichbaude links in das Tal ab, folge so dem rot markiertem Wanderweg.

Bis auf zwei Gruppen mit Neujahrsspaziergängern rolle ich dort für mich allein dahin:



Den langgezogenen Anstieg schiebe ich dann und bewundere sonderbare Quadspuren den steilen Stich hinauf zur Straße. Mein Tipp: Winterreifen :lol:

Nach einer Stärkung in der rustikalen Beerenhütte an der Wetterstation rolle ich durch Heerscharen von Spaziergängern nach Altenberg zum Bahnhof. Klar, dass nun die Sonne scheint! Da hätte ich auch noch auf den Kahleberg kurbeln können.

Aber ich will mich nicht beschweren, voller Eindrücke sitze ich am frühen Nachmittag im Zug und im Nu ist kurz hinterm Bahnhof Altenberg auch schon die weiße Pracht verschwunden.

Fazit:

Wintertouren folgen ihren ganz eigenen Regeln, Im großen und ganzen hat alles geklappt, bis auf Startschwierigkeiten beim Kocher oder Rucksackriemen, die mit Handschuhen nicht zu greifen waren (habe jetzt alle Schlaufen dran!).

Wer schier endlose Wälder, rasante Ausblicke und verträumte Wege sucht, ist jedenfalls rund um die Talsperre Fláje | Fleyh genau richtig unterwegs.

ride on!
tanztee

Zum Weiterlesen:

http://www.vychodnikrusnohori.org/gebiete/osek.html

http://www.vychodnikrusnohori.org/gebiete/flaje.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Kocher anzünden hab ich den: https://www.globetrotter.de/shop/ortec-power-flint-kobold-137389
Macht sich auch mit Handschuhen sehr praktisch.

Im Sommer gerne :daumen:

Ich bin nach diversen Versuchen beim Mini Zen Chimney/Sideburner Stove gelandet:



Im Sommer reicht es, in ein Loch die Feuerzeugflamme hineinzüngeln zu lassen. Bei Kälte sind Spritusbrenner ohnehin grenzwertig und müssen vorgeheizt werden. Dazu schütte ich etwas Spiritus in den oberen Rand und selbst den muss man noch mit Nachdruck anzünden. Das gute alte Streichholz hat da einfach gewonnen: leicht, billig, brennt ausreichend lange. Das nächste mal kommt als Backup so ein nachfüllbares Sturmfeuerzeug mit, mit soner "in-alle-Richtungen-Brenn-Flamme".

ride on!
tanztee
 
@tanztee - Respekt, Respekt! Wieder 'ne richtige "Tanzteeaktion". Ich hätte das ehrlich gesagt nicht drauf, früher zu meiner Kletterzeit sind wir zwar auch oft und gern im Winter boofen gewesen - aber eben "wir". Die langen Nachtstunden - so lange kann man doch unmöglich pennen! Mit Gesellschaft scheinst du ja nicht zwingend gerechnet zu haben.
Ich staune auch immer über deine minimalistische Ausrüstung - ultralight hin oder her, irgendwo muss Schlafsack, Matte, Kocher, Verpflegung, Tarp, Daunenschuhe, Daunenjacke, Regenjacke, selbst das "mistmachende Kleinvieh" wie Lampe, GPS/evtl. + sep. Telefon, Erste Hilfe (für Mensch und Rad), Foto, Notmeter hin...? Scheinbar alles im Rucksack :ka: am Rad ist ja nichts dran...

Da bleibt nur zu hoffen, dass man 2016 von dir noch 'ne Menge solcher "Tanzteeaktionen" nacherleben darf (muss ja nicht zwingend Silvester sein)...
 
Ja, ja mehr von den "tanzteeaktionen"! Sollte ich vielleicht auch mal wieder machen. Aber ich hab's wahrscheinlich nicht mehr drauf.... :(

Feiner Bericht, schöne Tour.
 
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