Hab nur ein paar Details in Sachen etappenlängen und Höhenmeter vermisst
Denke mal die Route orientiert sich grob an dieser Tour aber mit gelegentlicher shuttleunterstützung.
Abseits der ausgetretenen Pfade: in fünf Etappen von Finale Ligure bis Ventimiglia
www.delius-klasing.de
Ist das eine Shuttle-Unterstützte Tour?
Aber an den Tagen 2-5 dann auch Shuttle, oder dann alles selber treten?
Mal zur Abwechslung wieder was Sinnvolles.
Die AVML bin ich zum erstenmal 1998 von Ost nach West gewandert, damals noch ohne Bike und wir haben in Schlafsäcken draußen gepennt. Ich war später noch dreimal auf der AV in Teilstücken mit dem Bike unterwegs.
Da die Alta Via versucht, immer der Kammlinie zu folgen, ist ein Veranstalter auf der Suche nach Unterkünften häufig gezwungen, den Kamm zu verlassen und in Täler abzusteigen/abzufahren, wo es Dörfer gibt. Spätestens an diesem Punkt ist es sinnvoll, wenn die Tour dann "fahrzeugunterstützt" ist (um das abgenudelte Shuttle-Wort zu vermeiden).
Für Mountainbiker hat das einen doppelten Vorteil: Sie bekommen am Ende einer Tagesetappe noch einen geilen Trail ins Dorf der Unterkunft serviert, der Fernwanderern, die auf der AV bleiben wollen (oder müssen, weil sie den Höhenverlust am nächsten Tag nicht wieder aufsteigen möchten) verwehrt bleibt. Das Fahrzeug kann die Biker dann am nächsten morgen wieder auf die Höhe bringen, wo man die Tour einfach fortsetzt.
Da ich die Tour von
@MATTESM nicht im Detail kenne (und ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, dass solche Angebote über die Jahre gewachsene Work-in-progress-Projekte sind), kann ich zu seiner Tour nichts sagen, finde es aber nachvollziehbar, dass er die Infos dazu nicht 1:1 rausrücken möchte.
Knöpfen wir uns also zunächst den E-MTB-Track vom Delius-Klasing-Verlag vor:
1. Die lange Auffahrt von Finale Ligure am Meer wird im Grunde erst am Colle di Melogno interessant. Bis dorthin hat man aber schon fast 20 km und 1000 Höhenmeter in den Beinen. In meinen Augen macht gerade für diese Anfahrt ein Zubringer Sinn, denn die gesparte Kraft wird man später auf den Trails, die folgen, noch brauchen. Insbesondere die Passagen um Monte Carmo und Colle Scravaion sind durchaus fordernd und wer sein Pulver schon auf der Anfahrt verschossen hat, wird hier schnell schieben.
Der EMTB-Track verlässt am Colle San Bernardo die AVML und fällt ins Val Tanaro ab, wegen des bereits erwähnten Arguments der Unterkunftssuche.
2. Die Wiederauffahrt von Garessio über Ormea durchs Tanaro-Tal bis zum Colle di Nava ist jetzt (verglichen mit dem Kammweg obenrum) nicht so der Bringer, aber man muss die verlorenen Höhenmeter ja irgendwie wieder reinholen. Auch hier ist ein Fahrzeug eine willkommene Unterstützung.
Der Aufstieg vom Colle di Nava zur Kammstraße Richtung Monesi auf dem AV-Wanderweg halte ich für einen sehr ambitionierten Vorschlag, aber vielleicht haben die Kollegen mit Motorunterstützung da die besseren Argumente. Ich würde da zunächst die Straße nehmen und wo diese abflacht, kann man dann auf die Trails rechts und links ausweichen. Man kommt dann in San Bernardo di Mendatica und dem gleichnamigen Pass raus.
Der GPS-Track verlässt dann wieder die AVML und führt südwärts auf der alten Militärpiste zum Garezzo-Scheiteltunnel, um die Bergnase am Colle di Garezzo herum und nimmt einen Trail bergab nach Molini di Triora (im Film sieht man auch die Unterkunft und das Restaurant).
Ich persönlich würde Etappe 2 und 3 ein klein wenig umstellen, dazu gleich mehr.
3. Wieder muss man verlorene Höhe rekuperieren und kurbelt zur Militärpiste am Passo della Guardia hinauf. Auch diesen mühsamen Part kann ein Fahrzeug deutlich schneller erledigen und wenngleich diese Auffahrt für Fahrzeuge im oberen Bereich nicht mehr ohne weiteres befahren werden darf, kommt man doch mit geländetauglichen Fahrzeugen über Realdo und den Passo di Collardente ziemlich weit legal rauf. Der Track zieht dann weiter bis zum bereits vom Vortag bekannten Scheiteltunnel am Colle di Garezzo. Nun verlässt der Track die Militärstraße und zieht westwärts über den Bergrücken zum Monte Fronte hinauf und weiter zum Monte Sacarello. Das halte ich für ziemlichen Quark, denn diese sehr schöne Passage ist bergauf quasi unfahrbar. Aber wir erinnern uns: der GPS-Track ist ja für E-Biker...
Ich persönlich würde hier umstellen: an Tag 2 in San Bernardo di Mendatica weiter Richtung Monesi di Mendatica und Monesi di Triora und weiter hinauf zum Passo Tanarello. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Monte Sacarello, dem höchsten Punkt der Tour. Das hätte den Vorteil, dass man nun den Bergrücken in östliche Richtung zum Garezzo-Scheiteltunnel mehrheitlich bergab fahren könnte. Die Schlussabfahrt nach Molini di Triora dann wieder so wie im Originaltrack.
An Tag 3 würde ich bis zum Passo della Guardia so auffahren wie im Track, dann aber auf der Militärpiste links abbiegen zum Collardente-Pass. Diese Umstellung macht die zweite Etappe länger und die dritte kürzer (vielleicht zu kurz).
Nur der Vollständigkeit halber: der Delius-Klasing-Track zieht an Tag 2 vom Monte Sacarello zum Tanarello-Pass und dann auf ziemlich rumpeliger Piste zum Passo di Collardente (dieser Abschnitt dürfte allen geläufig sein, die schonmal die Ligurische Grenzkammstraße vom Tenda-Pass aus gemacht haben). Wieder verlässt man den AV und gelangt über einen Singletrail nach Realdo zur Unterkunft.
4. Erneut geht erst hinauf zur AVML an der Bassa di Sanson auf einer Straße, die auch von motorisierten Fahrzeugen befahren werden darf. Ab hier dann südwärts auf der LGK-Strasse. Der Abstecher zu den Militär-Stellungen am Balcon de Marthe mit Blick ins Roya-Tal ist vor allem dann empfehlenswert, wenn man einen Guide dabei hat, der einem die unterirdischen Stollengänge und Kasematten zeigen kann.
Der Track bleibt nun bis hinter dem Monte Toraggio am Passo di Fonte Dragurina auf der AV, zweigt dann aber auf einen Trail ab, der nach Buggio hinunter führt. Das Etappenziel ist dann das Dorf Pigna.
5. Auch die Auffahrt zur Gola di Gouta erledigt man sinnvollerweise in einem Fahrzeug. Ab dem Colle Scarassan hat man dann wieder die AVML erreicht und es wird dann schnell wieder wild. Der sehr schöne Abschnitt zur Roche Fourquin ist wieder Einsamkeit pur und durchaus fordernd. Die lange Abfahrt ans Meer bei Ventimiglia wird ja von vielen als ein knüppelhartes Rüttelmonster beschrieben. Da ist was Wahres dran, wenngleich ich es nicht als gar so schlimm empfunden habe. Der Schlusstrail im Track ist nur eine von mehreren Möglichkeiten. Im Beitrag nehmen sie einen anderen Downhill.
Wenn wir sie führen dann nutzen wir in der Früh den Shuttle als Zubringer zum Start, der dann gern 500-1000 Meter höher ist. 1000-1500 Höhenmeter kommen dann dennoch zusammen - und entsprechend viele Tiefenmeter.
Fazit: Fahrzeugunterstützung macht aus einer Ligurien-Durchquerung nicht zwingend eine "Shuttle-Tour", jedenfalls nicht nach dem Verständnis, das man angesichts des Finale-Alltags meinen könnte.
Ich halte Fahrzeug-Einsatz aus Sicht eines Veranstalters für legitim, wenn er so eingesetzt wird, wie beschrieben.
Natürlich kann man eine Ligurien-Durchquerung allein aus eigener Kraft bewältigen. Man muss dann aber mit deutlich mehr Höhenmetern rechnen, da man wegen der Unterkünfte sehr oft ab- und wieder auffahren muss.
Sich dabei sklavisch an den Streckenverlauf der AVML halten zu wollen, kann weh tun: in den Kammlagen sind sehr viele Wege (vor allem bergauf) unfahrbar und zwingen zum Schieben und Tragen.
Wer unnötige Höhenverluste meiden möchte, für den ist möglicherweise Bikepacking mit Zelt oder Tarp eine Option. Man findet dazu im Netz einiges, beispielsweise kann man den Streckenverlauf des "Alta Via Stage Race" für die persönlichen Bedürfnisse abwandeln. Will man aber auch ins echte ligurische Leben eintauchen, dann führt kein Weg an den Dörfern vorbei, die teils atemberaubend in die Hügel modelliert sind.
Über den TV-Beitrag könnet man einiges sagen, aber jetzt nur soviel: einige Einstellungen legen den Schluss nahe, dass der dort gezeigte Streckenverlauf nicht mit dem GPS-Track übereinstimmt. So ist bei 9:35 "vom letzten Anstieg des Tages zum Garezzo-Tunnel" die Rede, nachdem man zuvor noch die Aussicht vom Monte Carmo auf die Küstenlinie genossen hat. Das ist so schlicht unmöglich. Im Track sind beide Zwischenziele an Tag 2 und 3.
Auch der selbst gestrampelte Aufstieg zum Toraggio-Massiv bei min 14:00 findet sich in der Form nicht im GPS-Track wieder. Von Molini di Triora (Einstellung davor) würde man aus eigener Kraft zum Monte Toraggio anders auffahren.
Auch taucht im Beitrag ein Fahrzeug überhaupt nicht auf.
Insgesamt ist es mir zu wenig Faktenvermittlung, zu wenig Ligurien und etwas zuviel personalisierte Selbsterkenntnis. Nicht falsch verstehen: ich habe überhaupt nichts gegen die beteiligten Personen, aber als Zuschauer interessieren mich dann doch eher die Infos über die bereiste Region.