Unser schönstes Ferienerlebnis: Eispickel, Rennschnecke und Will fahren nach Riva

Will67

Ist das CC?
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17. April 2005
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Berlin
Ein Bericht wäre ganz nett, vernahm ich es von hier und da .... na denn, mal begonnen damit:

Umzusetzen galt es das Projekt Alpenüberquerung mit Start in Garmisch und der Ankunft in Riva. Teilnehmer Rennschnecke, Eispickel, Will. Angesagt waren etwa 650km und 20.000hm. Es wurde nicht unwesentlich mehr, aber das hätte eigentlich schon vorher klar sein sollen.

Die Reiseleitung stellte mir für die Teilnahme einige harte Bedingungen. Das Full-Suspension-Fahrgefährt durfte nicht mit auf die Reise. Zu schwer, nicht antriebsneutral und überhaupt. Auch für eine Spiegelreflex-Ausrüstung sei kein Platz, wurde mir mitgeteilt. :heul:Aber ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen, hätte ich noch einigen Wochen früher gesagt. Dann fiel ich in der Vorbereitungsphase zweimal ausgerechnet auf den Kopf, hatte daher mit Trainingsausfall zu kämpfen, konnte aber in der Zwischenzeit doch noch den einen oder anderen klaren Gedanken fassen.

Anstelle der DSLR wurde eine Sigma DP1, eine zickige aber großartige Kamera mit Riesensensor und hervorragender Optik, angeschafft und für das Hardtail wurden Scheibenbremsen und ein Laufradsatz geordert. Es gibt eben als gesichert geltende Sachverhalte, die ich einfach nicht glauben mag. Ich strecke den Kompetenzen die Zunge entgegen und bin ganz furchtbar renitent. Mein Unglaube ist frech, doch mein Recht. Klar komme ich auch felgengebremst über die Alpen, aber ich wollte nicht. Logo, Starrgabel, Singlespeeder, Trekkingrad, geht alles. Alles Helden, und früher sowieso.

Nun gut, der Umbau des Fahrrads gelang dann zeitlich leider doch nicht mehr, und so standen am Tag 1 drei tapfere Recken mit 80mm-Gabeln und konventioneller Bremstechnik am Hauptbahnhof (tief). Gleiche Waffen, hat auch was.

Die Ochsentour nach Garmisch nahm ihren Anfang, wir hatten den ganzen Tag Zeit, eine Ausgabe des Tagesspiegels durchzuackern, auch den Rätseln wurde sich mit ungeahnter Sorgfalt gewidmet. In Leipzig war Games Convention, der Zug überfüllt und fuhr nicht los; später blieb noch ein Helm im Zug liegen und musste wiederbeschafft werden. Aber Garmisch wurde am Abend erreicht, die Unterkunft in Beschlag genommen und am nächsten Tag sollte es dann endlich losgehen.

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Eine Panoramatour durchs Karwendel stand auf dem Programm. Über die Partnachalm ging es rauf auf den Hochalmsattel wieder runter ins Engtal und dann wurde aufs Plumsjoch gekurbelt.

"Doch Hänsel faßt die Hex am Bein, Plums! fällt sie in den Topf hinein." Heißt es bei Wilhelm Busch. Nicht unpassend zitiert, denn das Plumsjoch verdankt seinem Namen der plumsigen Abfahrt zum Aachensee. Ein steiler Schotterdownhill windet sich Richtung Gernalm und vernichtet Höhenmeter mit vorbildlicher Effizienz. Da schwebte ich also in den Abgrund und war gerade am Austesten meiner, sicher auch in Fachkreisen nicht ganz konkurrenzlosen Theorie, dass man es trotz der Steile mit dem Schlachtruf „Arsch hinter den Sattel“ auch übertrieben kann, weil wo soll denn die Führung für das Vorderrad herkommen? Irgendwie muss man schließlich um die ausgewaschenen Kehren kommen. Und so halb kontrollverlustete, aber immer bester Laune, halb driftete ich um eine weitere Serpentine als ich eine Überraschung erlebte. Meine Fahrt erlebte ein jähes Ende. Was war passiert? Eine Kuh stand im Weg, nahm diesen aufgrund ihrer nicht unbeträchtlichen Leibesfülle fast komplett ein, rührte sich kein Stück, zuckte nicht mit der Wimper, so to speak, und sah gelangweilt zu, wie ich zuerst querstand und dann, eher harmlos, aus dem Stand umfiel. Nix passiert, und es sollte auch mein einzigster Sturz bleiben. Das hatte mich aber überrascht und mir gezeigt, dass ich noch nicht vollständig in den Alpen angekommen war. Immer noch emotional in Brandenburg verortet, rechnete ich einfach nicht damit, dass auf einer Alm auch mal eine Kuh im Weg steht. Und viel wichtiger, dass eine Almkuh einfach mal die Ruhe weg hat. Ein Sinnbild der Coolness. Kein überhitztes, um Souveränität hechelndes, Brandenburger Dorfündchen, keine mißtrauisch äugende Katze auf der Flucht, sondern ein Fels in der Brandung. Ob Brocken Rocken-Trikot, Magentadress, knallgrüne Fun-Punker-Frisur, die Almkuh ignoriert unabhängig von Aussehen und Auftreten und wiederkäut nur mit glasigem Blick vor sich hin.

Ich kenne diesen Blick, er begegnete mir zuletzt auf dem Radweg in der Landsberger Alle wo eine Autofahrerin ignorierend durch mich durchblickte und mich unsanft vom Radweg holte. Auch Ex-Freundinnen oder denen die diesen Schritt in Erwägung zogen, hat man schon derart in die Landschaft schauen sehen. In beiden Fällen ist ein kurzes „Dumme Kuh!“ vielleicht nicht nett noch empfehlenswert, aber manchmal einfach nicht vermeidbar. Aber hier auf der Abfahrt vom Plumsjoch, wo wir uns trotz der Abschweifung immer noch befinden, hätte ich mir das nie erlaubt.

Also die Fahrt wieder aufgenommen und weiter ging es zum Aachensee. Nun stand nur noch der Transfer nach Schwaz an und dann ein letztes Mal hinauf nach Weerberg wo eine Unterkunft uns erwartete. Man fuhr vorbei an majestätischen Hügeln, hinter denen Dörfer sich verschanzen. Noch führte die Straße vorbei an Wiesen, an deren aberwitzigen Steigungen Maschinen ihre Arbeit verrichten. Wirklich steil, dass weiß man aber, sind die Wiesen, die sich nur noch per Hand, mit der Sense mähen lassen. Die Sonne stand schon tief. In nicht einmal einer Stunde würde sie zur Freude der Urlaubsphotographen glühend hinter den Bergriesen verschwinden. Sehr spät, eigentlich schon zu spät, wurden die Ausläufer von Weerberg erreicht und es gab auf 800m vor dem Ortseingang allerlei Früchte von Bäumen am Wegesrand. Die angedachte Pension hatte ich einen Tag vor Abreise noch, ohne gesteigerte Ortskenntnis gebucht, und auf Nachfrage wurde uns beschieden, dass es noch 1,2km bis zum ersehnten Ziele seien.

Ahnungslos machten wir uns auf den kurzen Weg, die Vorfreude auf Dusche, Speis und Trank, Bett im Herzen und genossen derweil das Schauspiel zu unserer Rechten. Entweder ging gerade die Sonne unter oder im Vulkan Mount Doom, dem Schicksalsberg in der der Ebene von Gorgoroth wurde gerade Saurons Ring vernichtet.

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1,2 km kamen und gingen und so langsam wurde klar, dass es sich bei Weerberg um das Strausberg des Karwendelgebirges handeln musste: Ein sich zäh am Steilhang mäandernder Siedlungsbrei; ganze 14km lang, wie sich noch herausstellen sollte. Und ganz witzig: Unsere Pension war irgendwo oben auf dem Berg, auf 1200m. Der Motivation ist das nicht gerade zuträglich, wenn „aus 1,2km, quasi gleich um die Ecke“ dann mal eben 400hm in rapide einsetzender Dunkelheit werden. Und so kam es, dass aus einer unschuldigen Frage nach dem Weg, ein Shuttleservice durch einen unkomplizierten und furchtbar netten Ureinwohner wurde. Das war knapp gewesen: In 5 Minuten hätte der Laden dichtgemacht, wir waren die einzigen Gäste, wurde nicht gerade erwartet und so gab es improvisierte Pommes mit Würstchen und Eieromlett zum Abendbrot.

Tag 1 war geschafft am nächsten Morgen lockte ein klarer Blick aufs Inntal und es standen zum Start 30km Anstieg zum Geiseljoch auf dem Programm. Erst mal wieder runter von unserer Unterkunft auf dem Berg und dann auf der Straße in Gluthitze auf 1200m gekurbelt und auf zunehmend steilerem Schotter weiter bis zur Weidener Hütte vorgekämpft um dann endlich auf 2300m das Geiseljoch zu erreichen.

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Dort die Aussicht genossen und es ging auf Schotter recht flott wieder runter ins Tal, in Finkenberg eingekauft und dann standen nur noch 25km bergauf zum Schlegeisspeicher auf dem Programm. Auf endlos erscheinendem Asphaltband scghraubten wir uns bis zum Stausee auf 1800m, wo die Dominikushütte uns Unterkunft geben sollte. Die Reisegruppe zerplitterte dabei, verlor aber nie den Kontakt. Eispickel düpierte unterwegs eine Schwucke aus München und war zeitweise weit in der Führung, Schnecke war mal hinten, dann wieder vorne, den See erreichten wir aber fast zeitgleich. Das übliche Programm wurde abgespult und nach Essen, Duschen, Waschen der Kleidung, blieb eigentlich nur noch etwas Zeit für die Planung des nächsten Tages und dann war auch schon Ruhe im Karton.

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Der nächste Tag begann mit der Anfahrt zum Pfitscherjoch, wir würden also bereits am dritten Tag in Italien einfallen.

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Das Wetter war wieder einmal hervorragend, die Fernsicht beeindruckend und so genossen wir den tiefblauen Blick auf den Hochpfeiler und stürzten uns auf die unkomplizierte Abfahrt auf alter Militärstraße. Im Geschwindigkeitsrauch ging es auf festem Schotter nahezu 1000hm in den Abgrund. Weiter ging es auf schmalen Wiesenpfaden und erst der Versorgungsstopp in Sterzing bremste unserem Bewegungsdrang erst einmal ein. Vierzig eher flache Kilometer führten uns bis nach Mühlbach und dann sollte es eigentlich langsam Richtung Unterkunft gehen, aber ein Stopp am Brunnen in Nauders warf alle Pläne über den Haufen. Aus einem harmlosen Gespräch entwickelte sich eine Empfehlung für die Starkenfeldhütte auf der Rodeneckeralm, die dann mal eben auf 1900m lag und nicht gerade um die Ecke war. Dies sollte auch die Blaupause für alle weiteren Nachmittage werden: Kurz vor dem drohenden Ende des Tages auf die Karte geschaut und dann eine Hütte so hoch wie möglich raussucht. Ein Grund, warum die geplanten Höhemeter nicht ausreichten. Also am Brunnen die Flaschen gefüllt, Fragen nach den Brocken-Rocken-Trikots („Wo kann man die bekommen?“) beantwortet und mal wieder zu Tagesausklang 1000hm raufgeschraubt. Pünklich zum Sonnenuntergang waren wir dann endlich oben. Mehr wie Essen, Planung und Schlafen war mal wieder nicht drin, aber was soll man auch sonst machen?

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Sonnenuntergang auf der Rodeneckeralm.

Das Frühstück war in Ordnung, aber nicht besonders, was etwas verwunderte, weil dies eigentlich der Grund war, warum wir uns hier hochgekämpft hatten. Das Frühstück war es, was uns am Brunnen in Nauders in den höchsten Tönen empfohlen wurde. Egal, es ging zum Tourbeginn rauf aufs Astjoch, welches eine wirklich einmalige 360 Grad Rundumsicht lieferte. Grandios und definitiv eines der Highlights des gesamten Unternehmens.

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Blick vom Astjoch.

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Abfahrt im Niemandsland zwischen Astjoch und Kleinem Astjoch und was da noch so rumsteht.:D

Ein kleines Astjoch war noch zu bezwingen, und da noch ein Anstieg und hier wieder runter auf die Alm und so waren wir vor Mittag nicht wirklich weit gekommen. Runter nach St. Vigil, dort eine längere Versorgungs- und Planungspause und dann mal wieder die höchste Hütte in der Gegend klargemacht. Rauf auf über 2000m zum Heiligen Kreuz und rein in die Dolomiten. Steil und steiler, teilweise auf Kletterstiegen erreichten wir wieder mal zum Sonnenuntergang unser Nachtlager. Der Felsen im Rücken des Anwesens glühte und Schnecke lies für den Sonnenuntergang die Nudeln stehen. Keine schlechte Wahl.

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Der Hüttenvorstand spendierte zu fortgeschrittener Stunde noch 3 Gläser Wein denen ich mich schweren Herzens allein widmen musste, denn meine Mitreisenden machen um Wein einen Bogen. Wie ist dieser Bogen beschaffen? Es ist einer der größten Bögen, die man abgesehen vom Pariser Triumphbogen, als Mensch machen kann. Leckerer Hauswein und so schläft man doch gleich viel besser ein. Der Alkohol blieb aber die Ausnahme, schade eigentlich.:cool: Denn noch vor die Tür gegangen und den Sternenhimmel, hell funkelnd und frei von Lichtverschmutzung, genossen und dann war wieder mal Nachtruhe. Wir hatten 4 Tage hinter uns gebracht. Kein Tag unter 100km, 2500hm waren es auch jeden Tag mindestens gewesen. Das konnte ja heiter werden. :daumen:
 
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Heiligen Kreuz: Eine majetätische Kirche vor imposanter Bergkulisse, ein schnuckliges Hüttchen mit frisch gekalkten unschuldsweißen Wänden, putzigen Fensterläden, blumigen Kästen und bestickten Gardinchen, ein grünes Gärtlein am Fuße der Veranda, auf den Bäumen rundherum zwitschern ein paar Vöglein, am blauen Himmel streicheln Sonnenstrahlen liebevoll die herrliche Landschaft. Plötzlich scheint die Fassade zu explodieren, der Kalk spritzt in alle Richtungen davon, Mauerbrocken folgen ihm nach, die Fensterscheiben springen klirrend aus den berstenden Rahmen, das Dröhnen völlig überdrehter Motoren übertönt das Knirschen einstürzender Dachpartien, auf dem Kühlergrill des durchbrechenden Henschel Halbkettenfahrzeuges grillt ein Murmeltier. Ich setze das Fahrzeug mit einem herzhaften Ruck vollständig aus der einbrechenden Ruine heraus, welche dann in einer Staubwolke verendet.

Ein guter Anfang für zweiten Teil könnte man meinen, wenn auch mit bemerkenswert geringer Wahrheitsbasis, aber gerade der Anfang ist immer so schwierig zu Papier zu bringen, und irgendwie muss es ja los gehen.

Aber der Morgen am Heiligenkreuz begann unerfreulich. Der Rucksack musste einer Grundreinigung unterzogen werden, da am Vortage sich eine fiese Banane in den Untiefen der vielfältigen Fächer versteckt hatte und auf Druck erwartungsgemäß reagiert hatte. Was für eine Sauerei, sowas will man eigentlich nicht erzählen, deshalb mache ich hier erstmal Schluss. Morgen wird erstmals seit einer Woche wieder Rad gefahren, der Sommer auf Usedom schwuckenderweise verabschiedet und denn kann man ja mal weiterberichten.

Passiert ist noch so einiges. Die Dolomiten wurden weiter durchquert, Erlkönige gesichtet, unzählige steile Skipisten auf- und abgefahren, verbotene Früchte und Dominas in Riva bestaunt. Da kommt schon noch was.:daumen:

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Tage später ...
 
...und ich geh freiwillig arbeiten :heul:

Ich glaub nextes Jahr sollte ich mir sowas auch mal gönnen *träum*

Herzlichen Glückwunsch zu dieser Tour, auch wenn noch nicht alles gepostet wurde. Mich packt gerade wieder das Fernweh...

Grüße,
sundaydrive+r
 
Mensch Will, woher nimmst du den Blick für diese Bilder. :love:

Ick gehe jetzt in die Falle und träume von Kühen und Bergen.

Gute Nacht, checkb:winken:
 
interessante eröffnungsvariante, warmfahren über den "hohen weg" zur partnachalm:daumen:
,muß ich brechen:D
und vom plumsjoch ,lieber will ,ist doch das abfahren richtung achensee untersagt ?!;) die kuh stand dort im dienst der ranger um euch unvernünftige, leichtsinnige "städter" mit euren cc schwucken vor größerem schaden zu bewahren...........
habt ihr denn die großen gelben schildern übersehen :lol:SCHIEBESTRECKE...

ansonsten wieder klasse fodos ,kurzweilige berichterstattung...........weiter!;)
gruß tim²
 
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also Will, falls du irgendwann mal keinen Job mehr haben solltest, kein Problem - als Schriftsteller, der dazu noch selber sein Buch so geil illustrieren kann, würdest du immer weit kommen :daumen:

herrlich!!!!!!
 
Kaum sind wir aus Mittenwald verschwunden, da fängts auch schon an zu schneien ... dabei war es vor ner Woche noch Sommer pur ... :(

Webcam

Wenn ich daran denke bei solchen Wetter da mit dem MTB rumzugurken :kotz:
 
Ich weiß, daß meine Fahrtechnik, meine Masse, meine Kletterfähigkeiten und auch sonst alles gegen ein solches Unternehmen spricht, doch bei solchen Bildern und Berichten könnte ich schwach werden...

Ich warte auf die Fortsetzung!

Twobeers
 
Mensch Twobeers,

schau dir die Bilder an, da muss man doch niemanden überreden. :wut: Sei froh wenn sich dich mitnehmen. :D

checkb:winken:

PS: Warte ebenfalls auf die Fortsetzung.
 
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Ruhe bewahren! Zur Zeit hängt die Reisegruppe am Heiligen Kreuz fest. Will reinigt immer noch den Rucksack. :rolleyes: Aber es soll bald weitergehen. Wohin?

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Dorthin, hört man aus gut unterrichteten Kreisen.


PS: Idealgewicht hab ich nicht und meine Fahrtechnik ist mir manchmal suspekt. Aber wer zum Turm in Fojtovice hochkommt, der ist überall einsetzbar.:daumen:
 
Twobeers (warte immer noch auf die Fortsetzung)

Ich kann zwar keine so schönen Fotos machen wie Will und wir sind auch woanders langgefahren, aber hier wären noch ein paar von unserem Dolomitencross:
http://fotos.rennrad-news.de/photosets/view/1144
Ein bisschen Prosa dazu gibts hier: http://www.rennrad-news.de/forum/showpost.php?p=903390&postcount=1733.

Wirklich schöne Bilder, will und ein schöner Bericht, ich würde am liebsten gleich nochmal losfahren.
 
Sind Sensorgröße und Objektiv der DP1 für die lupenreine Schärfe und den exzellenten Kontrast der Bilder verantwortlich oder wie kommt die hervorragende Optik zu stande??? Das grenzt ja fast schon an HDRI.

Und: schöner Bericht!!!
 
Ich kann zwar keine so schönen Fotos machen wie Will und wir sind auch woanders langgefahren, aber hier wären noch ein paar von unserem Dolomitencross:
http://fotos.rennrad-news.de/photosets/view/1144
Ein bisschen Prosa dazu gibts hier: http://www.rennrad-news.de/forum/showpost.php?p=903390&postcount=1733.

Wirklich schöne Bilder, will und ein schöner Bericht, ich würde am liebsten gleich nochmal losfahren.

Sehr schön und das Bild mit Vooodoo vor Walters Radlklinik in Sterzing ist ja mal cool. Wir waren dort 13.00 Uhr und haben lange überlegt ob wir bis 14:30 Uhr, Ende der üblichen Mittagspause, warten sollen. Haben es dann sein gelassen und einen geöffenten Radladen erst Tage später, weit hinter den Dolomiten, gefunden.:D
 
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Heiligen Kreuz am Morgen, da waren wir zuletzt ...



Kürzlich schrieb der SPIEGEL unter der der Überschrift „5-Sterne-Campinski“ über den Erfolg des Ausrüstungsimperiums Globetrotter. Eine These des sehr ironisch verfassten Artikels war, dass die Menschen, im Artikel genretypisch überhöht auf „Die Deutschen“, etwas erleben wollen, aber bitte rundherum abgesichert. Und überhaupt, eigentlich braucht niemand das ganze Zeugs, die Nepal-Ausrüstung für den Zelturlaub auf Usedom zum Beispiel. Höhepunkt des Artikels und die letzte Kette in der Beweisführung war die "Bana Box", der aktuelle Kassenschlager im Globetrotter-Programm. Die gelben Plastikboxen in Bananenform für 3,95 Euro lösen eines der letzten Probleme der Menschheit: braun zerquetschte Bananen im Rucksack.

Nunja;), die Faust kurz in Richtung Hamburg geballt, der Rucksack war endlich wieder frei von Rückständen, Schnecke und Eispickel hatten sich in der Zwischenzeit die Kirche angeschaut, es konnte also endlich losgehen.

Ich weiß es nicht mehr, war es immer noch Weg Nr. 15, der uns bei der Anfahrt so viel abverlangt hatte? Es ging auf schmalen Pfaden abwärts. Links begrenzte die Wand des mächtigen Kreuzkofels, es lockten einige verblockte ALDLER-Stellen, später wurde es breiter, aber auch steiler und schließlich verendete der Weg in sanft geschwungener Wiesenlandschaft. Perfekt!

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San Cassiano war das nächste Ziel und von dort ging es über die Eisenofenalm, wo man auch mal aktive Kühe beobachten konnte, über Schotter, vorbei an den ersten offensichtlichen Zeugnissen der Vorgänge des 1. Weltkrieges in dieser Gegend, bis auf 1900m Höhe. Teile der alten Passstraße wurden befahren und schließlich auf die neue Straße gewechselt um auch bald den Passo Valparola zu erreichen. Immer wieder von Motorrädern passiert, war es zum Passo Falzarego nicht mehr weit. Dort wurden wir resolut von 2 Praktikanten mit modischen Brillen gestoppt. Caribineri sehen anders aus und richtig es waren nur Vorboten einer Filmcrew. Ich finde es ja sehr sympathisch, dass Volkswagen seinen neuen Golf nicht vor einem Bluescreen schaulaufen lässt. Aber was sollen Grafiker auch an der majestätischen Dolomitenlandschaft verbessern wollen. Wasserfälle und Palmen? Zuzutrauen wäre es einigen.

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Auf die gezückten Fotoapparate wurde völlig hysterisch reagiert und wir wollten nicht weiter stören oder in die Filmkamera grüßen und stürzten uns sogleich in die Asphaltabfahrt. Obwohl ich mich redlich bemühte, gelang es mir Verlaufe des gesamten Urlaubs nicht, die psychologisch wichtige 80km/h-Barriere zu durchbrechen. Und so wurden auch diesmal nur 79,6km/h oder sowas Vmax erreicht. Immerhin.

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Wieder auf Mittelgebirgshöhe angekommen, ging es nun auf steilen heißen Pfaden zum Rifuggio Cinque Torri. Von dort genießt man den Blick hinauf zu den Cinque Torri, den 5 Türmen und erkennt Averau unser nächstes Ziel. Ab jetzt ging es nur noch schiebend voran; zu steil, zu viel Geröll und auch zu viel Verkehr. War mächtig was los, Massen an Wanderern strebten dem Gipfel entgegen. Wir hielten uns an den Rädern fest und reihten uns in die bunte Reihe aus Speedwanderern und Familienausflüglern ein. In der Masse verschwinden konnten wir nicht, man fällt schon auf. Und so bleibt es nicht aus, dass man in ein Gespräch verwickelt wird. Auf die übliche Frage, von wo es uns denn hier her verschlagen hat, kam dabei immer sofort aus zwei Mündern die Antwort „Berlin“, ein Name der immer noch einen gewissen Klang in der Welt hat, und oft die Grundlage für einen kleinen gepflegten Small Talk darstellt. Schnecke schickte immer sofort ein „Brandenburg“ hinterher und erntete günstigstenfalls ein „Berlin und Brandenburg ist doch eins“, öfter aber nur den bekannten glasigen Kuhalmblick. Tut mir leid.:heul: Aber sollte Herr Platzeck mich fragen, werde ich berichten, dass Schnecke, trotz wiederholter Enttäuschungen, die Brandenburger Landesfarben tapfer hochhielt und es immer wieder versuchte.

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Auf 2500m Höhe, an der Skistation Averau angekommen, genossen wir den unwirklichen Anblick der Mondlandschaft vor unseren Augen und planten freudig erregt die Abfahrt. Anstatt des direkten Weges nach unten, eine bucklige Geröllhalde mit geschätzten 30+% Gefälle, bot sich auch eine sanftere Variante an.

Aber da die Sache im oberen Teil noch einigermaßen fahrbar aussah wurde sich in eine unsichere Zukunft gestürzt. Bereits nach den ersten Metern zweifelte ich an der Idee und versuchte die nächsten geschätzten 200m wieder zum Stehen zu kommen. Und das ohne Überschlag, sonst wie hinzufallen und vor allem mit Würde. Irgendwie kam ich schräg am Hang zum Halten und überlegte gerade die weitere Vorgehensweise als Schnecke ihren Versuch startete.

Es war ein Schauspiel, großes Kino, meine Freunde! Die titanenhafte Entschlossenheit eines Oliver Kahn verband sich mit der eleganten Grazie einer Ginger Rogers. Während vorne das Schnuckel verzweifelt versuchte, eine Spur zwischen den Fußbällen aus Stein zu halten und damit so leidlich der angepeilten Richtung folgen konnte, tänzelte es hinten atemberaubend im Takt der Steine. Die kühne Reiterin, unterstützt von Anfeuerungsrufen und Flüchen, presste das Gefährt heldenhaft in den Hang und man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass das gewagte Unternehmen gut gehen könnte. Immer getreu dem Motto: „Mach's wie die Ente: Oben ganz fest und ruhig, unten stark rudern.“

Aber wie der Spannungsbogen leider schon vermuten lässt, war eine notwenige Richtungsänderung im unstetig verlaufenden Hang dann doch zu viel und Schnecke knallte unsanft auf die schneelose Skipiste. Plums!, mal wieder. Weia!

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Solche Fotos macht man nicht! Aber beim Auslösen war alles noch in Ordnung. Wirklich! Und man sieht mal wieder nicht wie steil das ist. Wirklich!:D

Nun weiß zwar jeder, dass Schnecke unkaputtbar ist. Bergauf sowieso und auch im freien Fall wandeln zwei Sollschürfstellen an den unteren Extremitäten die Energie jedes noch so heftigen Aufpralls zuverlässig in Wärme oder auch mal rotes Zeugs um. Aber das Wissen darum, beruhigte -weiter oben im Hang stehend- nicht und so folgte auf heftiges unbeantwortetes Nachfragen nach dem Zustand der freie Fall zur Unfallstelle. Dabei verletzte sich Eispickel und ich verlor eine Flasche.

Auf dem Bauch, mit dem Gesicht im Schotter liegend und mit dem Fahrrad verkeilt, dieser Anblick bot sich uns und eine Rückmeldung war immer noch nicht zu vernehmen. Wir mussten also noch warten bis der innere Systemcheck endgültig abgeschlossen war, und dann regte sich endlich etwas im Knäuel aus Mensch und Alu, das Lächeln eines unversehrten Gesichts erfreute. Wie es zu erwarten gewesen war, hatte „nur“ das Knie etwas abbekommen. Eispickel begann zum ersten Male „Greges Jod“ feilzubieten, was aber noch abgelehnt wurde und welches erst nach der Abfahrt vom Monte Finochino zum Einsatz kommen sollte. Worum es sich hierbei genau handelt, habe ich nicht weiter verfolgt, sicher handelt es sich um ein Cannondale gebrandetes Placebo. :winken:

Der extreme Teil der Abfahrt ging nur noch etwa 100 Meter weiter, die brav geschoben wurden und dann kamen wir endlich auf einen nur noch leidlich steilen, groben Schotterweg, der auch von Zweibeinern benutzt wurde, was Vertrauen erweckte. Also ging es weiter, Schnecke bereits wieder ohne Furcht voran, ich folgte ihr. Eispickel suchte derweil die Herausforderung abseits der Piste und knallte irgendwie quer über die Wiesen gen Tal. Einige Kehren später, wurde kurze Pause mit Blick auf eine Murmeltierkolonie gemacht und dann ging es, zunehmend unkomplizierter, runter nach Pescul. Dort wurde in der Touristeninfo eine Hütte gebucht, deren einzige uns interessierende Eigenschaft ihre Höhe in der Region um 2000m war. Dergestalt Tatsachen geschaffen, wurde so dann mit einer Mischung aus Wonne und Entsetzen, der notwendige Weg dorthin auf der Kompasskarte studiert: Ein Weg, der so viele Höhenlinien in so kurzer Zeit kreuzt!? Aber wir hatten noch gute 2 Stunden für 600 Höhenmeter, das sollte eigentlich machbar sein.

Letzte Pause an einem Bach und dann in das Unvermeidliche gefügt. Der Aufstieg hielt sein Versprechen und mit dem Fahren war es bald vorbei. Mit locker 25 Prozent und mehr, ging es auf rutschigen Steinformationen in den Himmel. Der Puls wäre beim Fahren sicher nicht niedriger gewesen, es war wirklich mal wieder ein würdiger Abschluss des Tages. Nach etwa 30min hatten wir gerade mal 300hm geschafft und Schnecke begann hektisch im Rucksack zu wühlen. Bald wurde ihr klar, dass die unersetzliche Kamera am Bachlauf liegen geblieben war. Die längere Krisensitzung lohnt hier nicht wiederzugeben, aber nach Abwägung aller Optionen wurde beschlossen, die geplante Hütte zu canceln, eine niedrig Gelegenere zu versuchen und von dort irgendwie eine Rettungsaktion zu starten. Die Kamera war mittelfristig erst einmal sicher gelagert, das würde schon gut gehen. Die Alternativroute führte uns noch einige beschwerliche Meter weiter durch den Wald, dann auf der Straße zum Passo Staulanza und zum dortigen Rifugio.

Im Lager waren noch Betten frei und nachdem das Organisatorische geklärt war, machte Eispickel seinem Ruf alle Ehre und es gelang ihm augenblicklich einen Autofahrer zu akquirieren, der ihn nach Pescul zur Kameraverluststelle und wieder zurück fuhr. Und so war 20min später das Drama bereits wieder vorbei. Wir teilten das Zimmer mit Wanderern aus Hessen, es wurde noch geplaudert und dann war dieser bisher Ereignisreichste und landschaftlich Umwerfendste Tag des Unternehmens auch schon vorbei.

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Guten Morgen Monte Pelmo! oder Sonnenaufgang am Passo Staulanza

Der nächste Tag begann sofort wieder sportlich mit der Auffahrt zur Fertazza Skistation, größtenteils auf einer steilen Skipiste, versteht sich. Frühstück gab es nicht in der Hütte sondern unterwegs, bestehend aus Bananen und Brötchen mit Nutellaresten.

Auf der Abfahrt nach Alleghe ging es mal wieder richtig zur Sache: als steil, aber nie unfair:lol:, würde ich den Trail charakterisieren. Vorstellen kann man sich eine zurückhaltend verblockte Bobbahn, eine schmale Röhre die sich ins Tal windet und dabei einige Male die Asphaltabfahrt kreuzt. Große Teile davon bilden die Strecke des Civetta Superbike Rennens. Es muss sich um ein ziemlich durchgeknalltes Rennen handeln. In der kurzen Runde geht es auf zuerst 10km lang nahezu 1000m in die Höhe und dann ebenjene 10km wieder hinnunter. Die lange Strecke baut vor der letzten 1000hm Abfahrt noch 3 Gipfel ein und verteilt so 1900hm auf 40km. Eine wirklich tolle Abfahrt, auf der ich bei einem Marathon aber wohl vor Anspannung verenden würde. Denn überholen bzw. überholt, möchte ich auf dieser schmalen Strecke ungern werden. Ich sehe mich schon, im Rahmen meiner Möglichkeiten, zügig runterfahren und plötzlich driftet Eispickel in einer Kurvenüberhöhung an mir vorbei, gefolgt von Schnecke die immerhin noch „Platz da!“ ruft. Aber wer keine Scheu hat, es mit 40 oder 50 Sachen über rutschige Steinplatten laufen zu lassen, kann dort sicherlich was reißen.

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Frühstück in Alleghe. Auch interessant, der See entstand durch einen Erdrutsch am nahe gelegenen Monte Forca. Er begrub mehrere Ortschaften unter sich, wobei das heruntergebrochene Geröll einen Wasserlauf aufstaute und gleich die nächsten Orte überflutete

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Auf der Abfahrt hatten wir uns durch ein Missverständnis, wer denn nun gerade vorne oder hinten fährt, verloren. Die Wiedervereinigung am Supermarkt in Alleghe gelang aber. Ein ausführliches Frühstück zur Mittagszeit fand am See statt und der weitere Tag wurde geplant. Passo Di Valles war die grobe Richtungsvorgabe und das geschah dann auch. Einmal noch misslang eine Abfahrt und der Trail endete im Nichts. Wieder hoch das Ganze und wir waren wieder auf Kurs. Es ging mal wieder in den Anstieg eines epischen Straßenpasses. Aber an 1000 Höhenmeter am Stück begann ich mich allmählich zu gewöhnen. Die einzige Entschuldigung, die ich langweiligen Straßenpässen zugestehe, ist, dass sie sich einigermaßen gleichmäßig fahren lassen. Man kurbelt ein oder zwei Stunden am Stück hoch und wird ansonsten in Ruhe gelassen. Serpentine an Serpentine geht es hinauf, der Höhenmesser verzögert höhnisch den Erfolg, irgendwann fährt Mephisto auf gleiche Höhe, wir feilschen um den Preis, dann sehe ich, dass es nur noch 200 Höhenmeter sind und behalte meine Seele. Das Hotel auf dem Pass reizte uns nicht und so wurde beschlossen, abseits der Straße nochmal in den Berg zu stechen und ein Rifugio auf der Karte zu probieren. Die Kompasskarte wies das Objekt als „privat“ aus und sie sollte recht behalten. Die gefahrenen Höhenmeter stellten sich als umsonst heraus, nur einen Kaffee wollte man uns spendieren und so ging es nach der Abfahrt wieder in den Anstieg zum Passo di Valles dessen Gipfel wir bei Sonnenuntergang erreichten. Dort gab es Essen und ein Bett.

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Abgesehen von dem blumigen Bericht sind deine Bilder echt der Hammer. Räschbeckt. Schön zu lesen, dass trotz der unfreiwilligen Kontaktaufnahme mit dem Fahrbahngrund alles heil geblieben ist, man hat im Forum schon andere Leidensgeschichten dieses Jahr lesen können.
Bin gespannt wie es weiter geht. Laß uns nicht solange zappeln.
 
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