@karmakiller,
@S-H-A und
@TitusLE :
Für mich waren die letzten 6 Monate im Grunde genommen wie eine Berg- und Talfahrt. Körperlich eher weniger, sondern psychisch. Bei einem Schlüsselbeinbruch oder einem Trümmerbruch am Bein kann man sich im allgemeinen eher was drunter vorstellen, aber was bitte schön passiert mit einem bei nem zertümmerten Kehlkopf und abgerissenem Stimmband??? Was meine Knochenbrüche an ging, war das eher ne Nebensache. Für mich war es nach dem Unfall die größte psychische Belastung nicht mehr sprechen und essen zu können. Ich hatte unheimlich viel Glück, dass ich in der Uniklinik Aachen an einen begnadeten Arzt geraten bin, der sich an die OP rangetraut hat und sich nicht dazu entschieden hat, alles einfach zu entfernen. So einen Fall wie mich gibt`s nur sehr selten, sagte er zu uns.
Als ich die ersten Posts nach dem Unfall geschrieben hatte, war ich zwar schon opperiert, durfte und konnte aber nicht sprechen und hing zur Nahrungsaufnahme an der Magensonde. Es gab unterschiedliche Aussagen zu meiner Entwicklung für die Zukunft. Manche haben mich ganz schön niedergeschmettert.
Aber tief in meinem Innern hab ich das nicht so hinnehmen wollen. Ich wollte mich nicht verrückt machen lassen. Deshalb habe ich schon sehr früh ausprobiert, was geht und was nicht. Am besten ging das mit dem Essen. Pürrierte Nahrung, wie man sie eigentlich bei einer Kostaufbau ne längere Zeit bekommt, habe ich einfach übergangen.
In der Reha bin ich oft im Fitnessraum gewesen, während z.B. einige Kehlkopfkrebs-Patienten draußen vor der Tür mit einer Zigarette standen. Ich wollte nicht so sein wie sie. Leider musste ich das Training schnell wieder reduzieren, weil sich meine Rippen und das Brustbein mit Schmerzen bemerkbar machten. Manchmal ging mir das nicht schnell genug. Ich musste lernen Geduld zu haben, viel Geduld.
Die logopädische Unterstützung ist sehr wichtig. Die Übungen, die ich dort lerne sind ungwohnt und neu für mich. Helfen aber. Nur ist es nicht so einfach wie bei fehlender Ausdauer, die man einfach mit ein paar Trainingseinheiten wieder antrainiert.
Letztendlich habe ich viele kleine Schritte gemacht, die mich dahin gebracht haben, wo ich seit gestern bin. Letzte Woche wurde endlich meine Magensonde entfernt und der Weg für eine kleine Biketour war frei. Wie oft habe ich Nachts wach im Bett gelegen und darüber nachgedacht, ob das noch funktioniert oder nicht.
Es hat funktioniert. Letzte Nacht gab`s aber direkt schon die Quittung von meinem Körper. Schwindelanfall und schwarz vor den Augen. Die 22 km/300 hm waren wohl zu viel. War ja auch irgendwie klar, aber wenn man es nicht ausprobiert, dann bekommt man keine Antworten. Deshalb war heute wieder frische Luft zu Fuß angesagt. Das Bike muss warten...