°° Vom Harz nach Hause °°

Renn.Schnecke

im Zuckersandsee
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7. Mai 2004
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Ort
Land Brandenburg :)
Vom Harz nach Hause
Ein Bericht über gut zwei Tage Heimweg

Vorgeschichte: mit dem Mudmax-Mobil ging es zu dritt am Sonnabend nach Bad Harzburg zum Marathon-Wochenende. Fünf Sonntags-Runden später ließ ich das Mudmax-Mobil ohne mich zurück nach Hause fahren, denn ganz im Sinne der "Entschleunigung" sah der Plan vor, mit dem Rad zurück in die Mark Brandenburg zurückzureisen.

Tag 1 und 2:

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29. April 2012: Die Verwandlung zur dicken Made in Molkenhaus

Die Jungs winken ein letztes Mal und fort sind sie.

Ein Blümchen haben sie mir mitgegeben. Dieses, mein Schlafsack und mein Rad machen sich zusammen mit mir auf den Weg. Ein Gewitter ist vorhergesagt, d.h., ich muss eine überdachte Gelegenheit zum Schlafen finden: Meine Federchen dürfen nicht nass werden (die im Schlafsack).
Das Marathon-Festgelände ist bereits fast wieder nur eine Wiese, als ich Rat suchend auf es zu rolle. Der Veranstalter ist nicht mehr zu sehen. Also schnapp ich mir die ersten drei Netten, die ich um eine Kartoffelsalatschüssel sitzend im Grünen finde. Sie empfehlen mir einen Abenteuerspielplatz in Molkenhaus. Dort würde ein Tipi aus Holz stehen. Na dann hin da!

Also durch Bad Harzburg: lärmende Motorräder in Kolonne... laute Schnellstraße ohne versprochenen Radweg... lange Liftanlage über mir... Aha! Hier darf ich wieder das dichtbesiedelte Menschenland verlassen!

Im Folgenden geht es, vorbei am Märchenland, eine gaanze Weile nach oben. All meine Versuche nicht zu schwitzen, lösen sich in dem zumindest herrlich grünen Nationalpark Harzwildnis in Salztröpfchen auf. Hinter jeder moosbewachsenen Wurzel, hinter jedem felsigen Stein und hinter jeder laubwaldigen Kurve vermute ich Molkenhaus.

Halb sieben ist's geschafft! Der Hasselbach ist meine Badewanne (na gut, Katzenwäsche), das Aussichtstürmchen mein Himmelbett. Das Tipi ist nämlich voller Pilze. Auf die mag ich mich nun wirklich nicht legen. Ich brauche eine Bank oder einen Tisch oder eben eine Aussichtsplattform.

Gegen 19 Uhr, also ungefähr drei Stunden vor Sonnenuntergang, sieht man nur noch eine dicke Made im Beobachtungsstand, die misstrauisch die vorbeiziehenden Wanderer beäugt.

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Cubi und Mudmax beim Frühstück vor dem Rennen, Vor der Dusche der Harzburger Rennbahn, Motorräderkolonne auf Bad Harzburgs Straßen, Quietschbuntes Märchenland, Berühmter Baum, Ausblick von meinem Schlafgemach

Nach langen drei Stunden kommt auch endlich der Schlaf vorbei...

30. April 2012: Molkenhaus, Niedersachsen - Wiesenburg, Brandenburg

1) Es hätte Liebe werden können

Was sind Wanderer nur für ein Völkchen? Warum wandern die schon um sechs Uhr morgens in über 500 m Höhe?

... Daraufhin verwandelt sich die Made in einen Radfahrer...

Ich düse also von Molkenhaus einen recht langweiligen (breiten) Weg durch das Eckertal hinunter. Mir begegnet kein Mensch. Aber bevor ich die Zivilisation in Gänze wiederfinde, jage ich versehentlich Rotwild von der Straße und die echt steile Böschung hinauf. Sind vielleicht doch Bergziegen, überleg ich mir noch so.

Auf dem R1, der von Frankreich über Potsdam und die Müggelz nach St. Petersburg führt, tuckel ich nach Ilsenburg. Um mich herum ist es grün, so grün. Leuchtend grün, sonnenbeschienen grün, lichtdurchflutet grün, frisch grün, hellgrün.

Das mit dem R1 und der Ausschilderung ist jedoch so 'ne Sache. Und zwar keine eindeutige Sache. So kommt es an einer Kreuzung zur gefürchteten "Woher kommen Sie?"-Frage. Dieser fragende, ältere Herr ist nicht nur ein Radfahrer ähnlich mir, er ist dazu noch topfit, veranlasst mich, seinen muskulösen Bizeps zu testen, erzählt mir von 1966 und 1988 und 1990 und 2010... kurz, seine Lebensgeschichte. Er trainierte die Gewichtheben-Olympioniken (die Junioren, wenn ich das richtig verstanden habe) und ist mit 73 Jahren so fit, dass ich fürchte, nicht mit ihm mithalten zu können. Passenderweise wohnt er auch in Brandenburg. Dumm nur, dass wir keine Telefonnummern ausgetauscht haben...

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Sonnenaufgang, Viele Wege führen nach Rom??, Schlafgemach mit Madensack, Brockenblick, Cheftrainer, Walpurgisnachtzeugnisse

2) Ein Stückchen Brandenburg im Vorharz

Blätterwaldverwöhnt erreiche ich das Harzer Vorland. Blankenburg (was ja auch schon ein Bisschen nach BRanDenburg schnuppert) umkurvt, suche ich die Burg Regenstein und die Sandhöhlen, von denen hinze anno dazumal (Herbst 2010) hier im Forum berichtete.
Und da taucht sie auch schon am Horizont oben auf auf. Die Burg Regenstein entstand dadurch, dass der Regen sie in den weichen Fels hineingewaschen hat.

Nein, Quatsch, aber sie ist schon besonders, denn die Menschen haben sie aus dem felsigen Höhenrücken herausgeschnitten, wie mich ein Schild mit Blick auf die Bastion informiert. Zum Glück muss ich nicht noch hochfahren, denn ich möchte ja zu den Sandhöhlen. Einen Trail später begrüßen mich Kiefern. So richtige, waschechte Kiefern. Und was noch? Sand! Ja bin ich denn schon in Brandenburg??

Nein, aber dafür bei den Sandhöhlen. Heißen ja schließlich auch so. Ich fülle mir also die Schuhe mit ein wenig Heimat, erfahre leider nicht, wie die Höhlen entstanden sind, finde dafür Zeit fürs Frühstück und als dann doch zwei Grüppchen Touristen das Gelände entern, gehts weiter, denn ich will heut noch in das waschechte Brandenburg. Und so ganz nebenbei könnte ich doch noch einen Supermarkt besorgen. Morgen ist schließlich Schluss mit lustig und der Tag der Arbeit, da bekomme ich nicht mehr so einfach meine gewünschten Mampfmittel.

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3) Die Höhlenstraße auf dem Schäferberg

Der Wald spuckt mich aufs gelbe Rapsfeld. Bevor die Monotonie mich angrinst, erreiche ich - an einer Herde Schafe vorbeiradeln (Ihr hättet sie hören sollen! Hab wohl noch nie so viele verschiedene und lustige Blöckstimmen gehört!) aber noch Langenstein und die Höhlenwohnungen.

Vor über 150 Jahren schlugen nämlich 12 Familien mit Hammer, Meißel und Spitzhacke Räume in die Felsen, um irgendwo wohnen zu können. 45 Jahre wohnten sie im Fels. Heute kann man diese Felswohnungen besichtigen, wie mir in diesem Moment vor Augen geführt wurde, bzw. sie werden als Schuppen verwendet.

Hier könnte man bei Gewitter auch gut schlafsackieren! Bevor ich aber von der Leitenden der aktuellen Führung als Inventar aufgenommen werde, radel ich weiter nordostwärts. Endlich von meiner Karte runter!

Vorher erstatt ich noch einem zu Halberstadt gehörendem Friedhof einen Besuch ab: die Friedhöfe sind für mich segensreiche Wasserspender. Dieser Friedhof hat auch einen Altstadtfriedhofsteil: Gräber aus den Jahren um 1900 rum. Von einem Efeumantel zugedeckt. Beeindruckend!

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Schmidts Höhlenwohnung (na wenn das nicht passt :D); Höhlenwohnungführungsgruppe; Wand in Schmidts Wohnung, Efeubedeckte Ruhestätten

Fortsetzung folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wieder ein typischer Schnegge Reisebericht. Die Tour selber ist schon ne klasse Idee. Aber die Art und Weise wie du das rüberbringst ist einfach genial :)lol:Neidmodus aus). Du solltest deine Touren- und Marathonberichte in Buchform rausbringen.:D Das wird garantiert ein Bestseller. Für mich bist du jedenfalls der weibliche Bill Bryson(Picknick mit Bären, Mein Amerika und andere) des IBC.:daumen: Und das meine ich ehrlich.
Also bis dann
Kasebi
 
... mannomann Schnegge, ist ja wieder ne Meisterleistung von dir, in jeder Hinsicht, die Tour und der Bericht. :daumen: Bist'e ja durch traumhaft schöne Ecken mit vielen Sehenswürdigkeiten geradelt, danke, dass wir wieder virtuell dabei sein dürfen. :)

Hast du die Tour mit allen markanten Punkten vorbereitet oder bist du einfach sooo los und hast dich unterwegs überraschen lassen ???

Freu'mich auf die Fortsetzung !!! ;)

Einen schönen Sonntag noch und liebe Grüße, sprotte. :winken:
 
Vielen Dank Euch beiden!! :) :love:

Kasebi, ich schreib erstmal hier den Bericht zu Ende und dann muss ich noch bissl was erledigen und hoffentlich werd ich mich DANN darum kümmern, dass ich Dir ne Widmung in ein gedrucktes Werk schreiben kann, wenn Du verstehst, was ich meine. :)


... danke, dass wir wieder virtuell dabei sein dürfen. :)

:) :daumen:

Hast du die Tour mit allen markanten Punkten vorbereitet oder bist du einfach sooo los und hast dich unterwegs überraschen lassen ???

Hab die Strecke bis Wiesenburg vorbereitet. Die Sandhöhlen waren geplant und für den Harz hatte ich ja eine angemessene Karte. Zwischen Harz und der Mark Brandenburg wird es dann etwas abenteuerlich. Wirst Du noch sehen. ;) Ich hatte mir jedenfalls den halbwegs kürzesten Weg rausgesucht. Für BRB hatte ich nichts geplant, aber das ist ja auch meine Heimat. :love:

Freu'mich auf die Fortsetzung !!! ;)

Ich geb mir Mühe. :)
 
Vom Harz nach Hause
Ein Bericht über gut zwei Tage Heimweg
Teil 2​

4) Wenn's dann doch noch knapp wird

Die Harzlandkarte ist am Ende, meine Karte im Maßstab 1:300.000 muss her. Bzw. meine Kartenkritzeleien. Das geht nicht immer gut und der Wind von vorn tut sein Übriges. Denn hier sehe ich nur Felder zu meiner Linken, Felder zu meiner Rechten, Felder vor mir und Feld hinter mir und ungefähr einen Baum neben mir.
Auf einem Feld entdecke ich einen älteren Herren (mit Auto) an einem Fernglas vor einem Fotoapparat (auf Stativ). Er beobachtet Bussarde, Schrei- und Seeadler. Kurz vorher schwang sich auch tatsächlich ein Milan über mich hinweg. Der Rotmilan ist ja Brandenburgs Wappentier, aber hier war er mir so nah wie noch nie zuvor.

Mittlerweile kurv ich quer übers Feld in Richtung eines erahnten Weges. So ähnlich muss die Grenzsteintrophy (GST) sein. Und wenn ich diesen Berch (siehe Foto) hinauffahren würde, wäre ich womöglich auch auf meiner geplanten Reiseroute. Aber jetzt rollt's grad ganz gut und ich mag irgendwie grad nicht dort hochfahren und soo falsch kann der Weg hier ja auch nicht sein. Außerdem sind es ja auch noch knapp sechs Stunden, bis die Kaufhalle zu macht.

Richtung Lust und Biere geht es - nicht wirklich prickelnd auf Straßen und die Sonne brennt auf mich hinab, der Wind versucht mich immer schön von vorn zu kühlen. Zwischendurch mach ich wieder eine Pause an ein paar seltenen Tümpeln. Dort begegnet mir ein älterer Herr, der auf seinem Nummernschild Aschersleben zu stehen hat und mit einer Videokamera die Tümpel festhält. Warum wohl? Ob er wohl eine kranke Frau zu Hause hat, welcher er ihre geliebten Tümpel auf Band (bzw. Speicherkarte) "mitbringt"? Ich frag aber nicht, grad mal keine Lust auf Kommunikation, muss weiter. Es ist nicht mehr weit bis zur Elbe!

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Pause mit Walnusskernen und Weizenbrot und Eierschalen (in zwei der drei fotografierten "Verpackungen" ist bzw. nicht das drin, wonach es aussieht - und es sind nicht die Eierschalen ;)) sowie mein improvisiertes Kartenmaterial; Raps und seinen "Duft" gibts genug; Der Name "Lust" ist nicht unbedingt der schlechteste Name für einen Ort; Zu dem Turm zu fahren konnte ich mich irgendwie nicht aufraffen.

So wickel ich mich etwas später durch Schönebeck und gelange hinter der Stadt über das Elbwasser! :) Hier gibt's sogar den Elberadweg. Der ist aber auch nicht so wirklich spannend, da fahre ich doch ab und richte mein Helmvisir nach der Alten Elbe aus! Ich steh ja mehr auf Natürliches... (siehe Vergleich auf dem Bild)

Mittlerweile gibt es auch wieder Bäume, wie geil ist das denn! :) Und dann steht ein Pferd auf dem Flur...! Echt mitten über den Feldweg! Na ich fahr einfach mal über seine Leine und hoffe, dass es nicht im falschen Moment loshoppelt. Ruuuuhig Brauner!.... Und geschafft!

Nach Plötzky und Pretzien und Prödel plick ich langsam nicht mehr so einfach durch. Meine Karte lässt auch zu wünschen übrig; hab ich doch mitten ins Nirgendwo einen Pfeil eingezeichnet und ein "vorher links abbiegen". Man höre und staune: das haut in der Realität der Felder nicht ganz hin. Ich nehm die nächstbeste Traktorspur und quere das Feld. Bin ich denn schon wieder auf GST-Pfaden? Unerfreulicherweise flattert mir dann ein Absperrband der Forst überm Helm herum, aber leider, leider kann ich nicht erkennen, was es bedeuten soll und fahr einfach mal weiter, denn ich hab das Gefühl, ich bin hier richtig und außerdem sind es nur noch knapp 2 h, bis der Einkaufsmarkt zumacht!!

Aber Achtung! Damwild von rechts vorm Vorderrad! Und das sind eher größere Exemplare der Gattung! ... Wusste gar nicht, dass die so groß werden. :eek:

Bald ist der Spuk vorbei, das flatterbandmarkierte Gebiet verlassen und *juhu* ich komme im gewünschten Dorf an. Jetzt liegen nur noch Lindau samt Festung sowie Deetz vor mir. Nahrungsmittel, ich komme!!

Nach Deetz kann ich die nächste Karte aus dem Rucksack ziehen: "Havelland und Hoher Fläming". Darauf ist das Dorf Nedlitz zwar drauf, aber noch nicht benannt. Denn es befindet sich noch in Sachsen-Anhalt. Erst ab der Grenze wird die Karte genauer und enthält auch Waldwege. Ob sich das noch als Problem herausstellen wird?

Nedlitz erreiche ich noch mit Kräften, danach muss dann aber doch ein Gummibärchen her. Der Wind könnte aber auch mal drehen. In Nedlitz dann ein Straßenschild: Wiesenburg! Jaaaa! Juhu! 17 km.... Oh neiiiin, wähäää! Ich hab doch nur noch ne knappe Stunde...
Meine hervorragende Vorbereitung zu Hause, die Richtung Westen offensichtlich immer unmotivierter wurde, rächt sich nun: Auf Straße hab ich nicht so richtig Bock und dieser Waldweg, der mich da lockt, geht eigentlich in die richtige Richtung. Dieser eine von mir flott dahingezeichnete Pfeil auf meiner Karte, mitten ins blanke Blassgrün, dass einen Wald meinen könnte, könnte (muss allerdings nicht) auch diesen Weg meinen. Soll ich es wagen? Ja oder nein? -- Ach was soll's, wird schon schief gehen!

Und es geht auch wunderbar gen Osten. Der Untergrund ist fest, der Windschutz tadellos. Wenn doch dann nicht diese Gabelung wär! Links oder rechts? Kein Anhaltspunkt, der mich sicher leiten könnte. Na ja, ich entscheid mich für einen Weg und bin nicht lange darauf am Grummeln, denn der Weg biegt nun in die falsche Richtung ab. Aber was ist das? Ein Hund? Ja ein Hund wär jetzt nicht schlecht. Dazu gehört ein Herrchen oder Frauchen und diese Person könnte mir weiterhelfen!
Aber nein, es ist ein Reh. Und noch eins. Und noch eins und noch eins und.... so weiter. Jetzt geht der Weg schon wieder in die falsche Richtung, ich wühl mich also in die richtigere über Ast und Hubbel. Hab schließlich nur noch ne halbe Stunde.
Der Weg wird besser, es kommt eine Kreuzung, ich muss mich entscheiden und düse weiter. Jedoch! Moment! Die bereits rotorangefarbene Sonne hinter den dichten Bäumen scheint mir dann doch zu sehr von links. Ich kehre um und wähle den anderen Weg. Manchmal kommt mir in solchen Momenten die Buchstaben g, p und s in den Kopf. Oder auch der Gedanke an meinen Kompass, der zu Hause liegt. Da liegt er gut, würden meine Lehrer aus der Schule sagen. Gibt einen Eintrag ins Muttiheft.

Nicht mehr erhofft, aber nun doch gefunden! Der Ausweg aus dem Wald! Hätte nicht gedacht, dass ich mich mal darüber freuen würde. Nach dem Wald ist es aber auch nur bedingt besser: Felder soweit ich sehen kann, keine Straße und noch viel schlimmer: tiefer Sand kennzeichnet meinen weiteren Weg! Aaaah!!!!! ... ... ... Sand? Bin ich denn doch schon in Brandenburg??

Auf alle Fälle gibt es hier dann sogar noch eine Straße - und ein Ortseingangsschild! Reetz! Jaa! Ein Ort vor Wiesenburg! In allerallerspätestens 20 min sollte ich nun aber wirklich vor der Kaufhalle stehen!

Und das Stück zwischen den Orten ziiiiiieht sich nochmal. Ist auch schon ganz schön dämmrig geworden. Treten, treten, treten! Und jippie, Wiesenburg!! Supermarkt, Supermarkt, Supermarkt? Jaaa! Schnell Rad anschließen und reinstürmen und den Helm randvoll mit Köstlichkeiten packen. 20:03 bin ich wieder draußen. Geschafft!

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Die Elbe, wie man sie kennt (im Hintergrund Schönebeck und ein Segelboot in Schieflage) und daneben die gute, Alte Elbe; Irgendwo im Nirgendwo, aber die Richtung müsste stimmen; Ergattertes Kaufhallen-Beutegut; Ansichten aus dem Wiesenburger Schlosspark und Marge und Homer auf dem Trafohäuschen in den Sonnenuntergang fahrend.

5) Wieso hat mir das keiner gesagt?: Die Wiesenburger Mückenhölle

Wieso hat mir eigentlich keiner gesagt, dass es schon Mücken gibt? Der Park neben dem Schloss Wiesenburg ist wirklich einen Besuch wert.
Ich finde im letzten Tageslicht sogar eine Bank zur Übernächtigung, aber die Katzenwäsche wird durch das um mich Schlagen mit meinem Handtuch erschwert. Waschen, schlagen, schlagen, wedeln, waschen, schlagen, wedeln, schlagen....
*Ssssssssssssssssssssssssssssssssssssss* So geht das die ganze Zeit. Und meine leckeren Speisen kann ich auch nur schwierig vernichten. Ich steck mich wieder in meinen Madensack und versuche, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Also nur die Schnute und ein Ärmchen gucken raus. Und hin und wieder das Mückenerschlaghandtuch.
*Sssssssssssssssssssssssssssss* machen se. Die Mücken.
Der Waldkauz ruft, die Fledermaus unterstützt mich im Kampf gegen die Stechsauginsekten nach Kräften, aber ohne jegliche Chancen.

Doch die Nacht soll noch einiges mehr für mich bereit halten...

Fortsetzung folgt.

Fakten: 185 km, über 10 Stunden Fahrt (mein Beitrag zur Entschleunigung! ;))
 
Beim nächsten Trip bitte unbedingt vor der Abfahrt dran denken, dass Rennschneckenreisemoskitonetz einzupacken!

Weiterhin Gute Fahrt :winken:
 
Das ist schon ne tolle Leistung, nur mit Schlafsack und einem G-Maps-Kartenausdruck vom Harz nach Hause zu radeln ... vermutlich werden die wenigsten BIO RACER des Bad Harzburger Marathons diese ungewöhnliche Art der Heimreise gewählt haben. Dann noch der Wind von vorne und kaum Wald zum verstecken - Hut ab!
Und wie immer gut fotografiert :daumen:
 
Schneggchen, fast wollte ich schreiben, wie ich gestern gefahren bin. Das lass ich jetzt lieber....

Twobeers
 
... na du spannst uns ja ganz schön auf die Folter, jedenfalls haste die Nacht überlebt. :D

... und noch was, 18er Schnitt im Wald und bei der Distance ist doch guuuut !!! :confused: Von wegen Entschleunigung, na ja, bei dir vielleicht. :rolleyes:

LG, sprotte. :winken:
 
Das ist schon ne tolle Leistung, nur mit Schlafsack und einem G-Maps-Kartenausdruck vom Harz nach Hause zu radeln ...

Danke fürs Lob! Ich weiß nicht, ob das so ne tolle Leistung ist -- aber ich muss ja auch nicht alles in Frage stellen und freu mich einfach drüber. :D
Und es war kein Kartenausdruck. Dafür ist mein Drucker nicht geeignet. Ich stell demnächst noch n Foto rein, womit ich mich durch Sachsen-Anhalt hangelte.

Toller Bericht Schnecke,macht richtig laune zu lesen:D
Gruß Matze

Stimmt, macht nicht nur Laune, dazu ist's auch noch spannend...:daumen:

Danke, danke!!

Schneggchen, fast wollte ich schreiben, wie ich gestern gefahren bin. Das lass ich jetzt lieber....

Twobeers

Och komm!!! Sei kein Frosch!

... na du spannst uns ja ganz schön auf die Folter, jedenfalls haste die Nacht überlebt. :D

... und noch was, 18er Schnitt im Wald und bei der Distance ist doch guuuut !!! :confused: Von wegen Entschleunigung, na ja, bei dir vielleicht. :rolleyes:

LG, sprotte. :winken:

Ich war ja auch relativ viel auf der Straße und befestigten Wegen unterwegs, so isses ja nich. ;)

Und wegen der Folter: Ich glaub, am Mittwoch wird die Nacht aufziehen. Der Teil wird "Unheimliche Begegnung der tierischen Art" heißen. Also überlegt schon mal, welches vierbeinige Lebewesen durch den Wiesenburger Park rascheln könnte. Und es klang nicht wie ein Wildschwein.
 
Vom Harz nach Hause
Ein Bericht über gut zwei Tage Heimweg

Teil 3

Die Nacht vom 30. April zum 1. Mai 2012: Unheimlich Begegnung der tierischen Art

Ich liege nun also hier im dunklen Mantel der Nacht im Schlosspark Wiesenburg auf meiner hölzernen Bank. Vor mir eine Wiese, hinter mir der Wald. Kein Spaziergänger, kein turtelndes Liebespaar oder sonst jemand befindet sich noch auf den Wegen unter den weiten Kronen der stämmigen Bäume, die sich jetzt nur noch als schwarze Silhouetten gegen das Himmelszelt abzeichnen.

Dafür gehört der Schlosspark jetzt den Tieren! Der Waldkauz gestaltet den Hintergrund mit seinem "Huuuuu". Im Gehölz raschelt und knackt es. Es knackt und raschelt - irgend etwas ist dort unterwegs! Ich spitze in meinem Schlafsack die Ohren. Was kann das bloß sein? Es kommt ohrenscheinlich aus dem Wald heraus in meine Richtung. Es scheint vier Beine zu haben und läuft zielstrebig in meine Richtung. Was ist denn das, was ist denn das? Es scheint weder im Boden etwas zu suchen noch macht es irgendwelche anderen Geräusche. Was ist denn das?? Vooorsichtig versuche ich aus meinem Schlafsack einen Blick zu werfen. Ha! Erwischt! Also das Tier mich. Bevor ich überhaupt eine Bewegung sehe, trabt es auch wieder davon.

Wie ein Wildschwein oder ein Reh klang es nicht. Ob es wohl Dachse im Park gibt? So 'n (lebendiger) Dachs wär ja mal was!

Noch zwei Mal sollte ich dieses Geräusch hören und dazwischen noch etwas ganz anderes: Schreie! Hohe, offenbar von Schmerz gekennzeichnete Schreie. Nicht in meiner unmittelbaren Nähe, aber auch nicht ewig weit weg. Kann das wirklich sein? Nochmal ganz genau und konzentriert hinhören... Ja, es ist wirklich so! Was passiert dort im Dickicht? Ich fühl mich ein wenig an den Film "Blair Witch Project" erinnert, als die drei zeltenden Protagonisten Babyschreie aus den Tiefen des schwarzen Waldes hörten. Nie wieder werd ich Horrorfilme schauen! Aber menschlich klingen die Schreie eigentlich nicht. Vielleicht hat ja mein nächtlicher Besucher Beute gemacht...?!

Solche Geräusche habe ich noch niemals zuvor gehört. Abenteuer Waldnacht!



Tag 3:

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1. Mai 2012: Wiesenburg - Zuhause

1) Zum Frühstück: Wildschweine, Pilze und Euter

In der Nacht muss ich wohl doch auch mal geschlafen und nicht nur gelauscht haben. In meinen Träumen ging es um Karpfen, die angezündet wurden, um zu prüfen, ob sie vom Meteoriten erschlagen wurden. Oder doch eher ob durch Palmöl vergiftet?
Livehaftig haben mich zwei Eichhörnchen geweckt, die sich gegenseitig am Baum direkt neben mir jagten. Guten Morgen!

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Mein Schlafplatz im Morgenlicht; Die Karte ist so groß wie ich; Meine Parkbank.

Die Mücken sind auch schon wach. Die Sonne ist noch nicht so weit aufgestanden, dass sie über die Wipfel der Bäume reicht. Ich packe meine Sachen, stelle fest, dass meine Karte so groß ist, dass sie mir als Decke hätte dienen können und fahre zu dem Nadelbaum im Park, der so mächtig und hoch ist, dass ich sein Ende im Himmel nicht erkennen kann.

Zu den Pilzen will ich auch noch! Also geht es aber durch den Rhododendronwald und HUCH! Da haben wir uns beide erschreckt! Steht doch glatt eine Wildschweinfamilie neben mir! Mama und Papa hören auf, im hohen Gras und Gestrüpp zu wühlen und verschwinden recht schnell. Die Kinder tappeln nach und nach hinterher. Der Bummelletzte braucht ein bisschen länger und flutscht aus dem Gestrüpp dann auch noch hinterher. Wie süüüß! Tut mir Leid, dass ich Euch gestört hab....! :(

Nun aber zu den Pilzen! Es sind natürlich keine echten. Vielmehr gehören sie zum Kunstwanderweg, der durch Wiesenburg verläuft und dem ich bis zum (zweit)höchsten Berg Brandenburgs folgen möchte.

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Rhododendren links und rechts neben mir und dahinter Wildschweinis; Einer der Kunstwanderwegpilze; Larix kaempferi (Japanische Lärche) oder ein anderer Baum, dessen Krone bis in den Himmel reicht; Noch mehr Pilze; Mein Pilato an dem Stamm des Riesenbaumes.

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Wiesenburg ist wie ausgestorben. Nur einer räumt nach der gestrigen Party auf. Ach Mensch, ich kann doch eigentlich nicht Wiesenburg verlassen, ohne den Eutern einen Besuch abgestattet zu haben! So viel Zeit muss sein! :)

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Und nun geht's zum Gipfelkreuz des Hagelberg! Früüühstück!
 
Zuletzt bearbeitet:
... sehr abenteuerlich :eek: und wunderschöne Fotos !!! :daumen:

Bist du beim Schlafen nicht von der schmalen Kante geplumst und gibt es eine Auflösung der/des nächtlichen geheimnisvollen Besucher/s ???

Danke für die Abendlektüre !!! :)

Gute Nacht und liebe Grüße, sprotte. :winken:
 
Heute morgen fuhr ich am Bahnhof Zoo vorbei. Zwischen Gleisen und Zoo lagen 8-10 Leute in Schlafsäcken. Wahrscheinlich auch Fahrradtouristen auf dem Weg nach Hause...

Twobeers
 
Die Schreie könnten vom Fuchs sein. Hatte mal einen Winter lang ein Fuchspärchen vor der Haustür das mir nachts den Schlaf geraubt hat mit den ekelhaften Rufen.
 
Zu Euren Fragen/fragenden Bemerkungen:

Bist du beim Schlafen nicht von der schmalen Kante geplumst und gibt es eine Auflösung der/des nächtlichen geheimnisvollen Besucher/s ???

Nein, ich bin noch nie von meiner Schlafstätte runtergekullert. Auch nicht von der auch sehr schmalen Bank an der Ostsee. Siehe Bericht von Runterrauf namens "Pasta in Glowe".

Wie kann man bloß auf so einer harten Parkbank schlafen ... ohne ordentlichen Schlummertrunk wie die Leute, die sowas öfter tun (müssen)

Durch die Nacht zuvor war ich schon daran gewöhnt. ;)
Nein, also das sieht einfach härter aus, als es ist.

Die Schreie könnten vom Fuchs sein. Hatte mal einen Winter lang ein Fuchspärchen vor der Haustür das mir nachts den Schlaf geraubt hat mit den ekelhaften Rufen.

Hab mir ein paar Audiodateien reingezogen. "Fuchsjunges" klingt ein wenig danach, aber auch noch nicht so richtig.

Das du noch weist was du dort geträumt hast?Ok hat vielleicht mit deinen Nächtlichen Erlebnis zu tun;).

Nee, nee, ich merk mir Träume auch ohne nächtliche Erlebnisse. ;) Das ist einfach von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das mit den Träumen.
 
Vom Harz nach Hause
Ein Bericht über gut zwei Tage Heimweg

Teil 4​


2) Auf zum (zweit-)höchsten Berg Brandenburgs

Von unglaublichen 183 m geht es die Schlamauer Rummeln abwärts! Wahrscheinlich einer der schönsten Abschnitte des Kunstwanderwegs. Auf Trails im sattgrünen, urigen Blätterwald. Beim Blick zurück ist der Weg kaum noch zu erkennnen. Geht unter in zig Frischgrün- und Rostbraun-Tönen.

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Ein Kunstwerk nicht weit von Wiesenburg entfernt; Wegweiser zwischen Schmalau und Hagelberg: in Schmerwitz (die ham aber große Blumen da!)

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"Schlamauer Rummelwald" (2 Fotos in einem)

Der Weg zum Hagelberg im kleinsten Mittelgebirge Deutschlands ist durchzogen von Kunstwerken. Und exquisiten Schlafplätzen! Auf dem Bild ist ein solcher zu sehen. Dieser (also die Bank) steht bei dem Kunstwerk "Ein Wasserfall für den Fläming".

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Eine schicke Bank beim Wasserfall; Der Wasserfall sind hoch strebende Pumpen; Die hölzerne Infotafel der "Uhrzeit-Schlacht".

Schlafen is' aber schon erledigt. Frühstück ist geplant. Wo ist dieser Hagelberg denn? So richtig seh ich ja am Horizont nix, was ner höchsten Erhebung gleicht. Na ja, kein Wunder, ist halt alles hoch hier. Ah, aber hier ist schon mal der Ort Hagelberg. Daasss heiiiißßßtt... hier müsste auch der Berg sein. Links und nochmal links die Straße hoch und dann nochmal links in den Trail und ----- tataaaaaaaaaaaaaa! Der Hagelberg! Mit Gipfelkreuz! Und Gipfelbuch! Und einer Infotafel (aus Holz! bemalt! Nicht so Plastikzeugs.) zur Schlacht zwischen Preußen und Franzosen mit den Schlachtsituationen zwischen 17 und 18 Uhr (sic!). Ich fotografier Euch mal die Seite mit den Infos zu dem "höchsten" Berch aus dem Gipfelbuch (was im Übrigen tatsächlich ein Schnellhefter ist):

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Ausblick vom Hagelberg im kleinsten Mittelgebirge Deutschlands.

Es ist jetzt kurz vor neun und ich pack meinen Frühstücksmampf aus. Aaah, herrlich! Keine Mücken, kein Mensch! Nur leckere Sachen, Vogelgepiepe, leuchtende Farben!

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So 'n Sahnekefir mit Roter Grütze ist schon echt schmackhaft. Besonders hier oben.

3) Turmkartenvergesser holt der Nidhögg!

Na gut, dass das ruhige Frühstück nicht ewig so gehen könnte, war klar: Kommt da doch eine Horde Ausflugsradler den Berg hinauf. Na dann schnell wieder die Schuhchen an die Füßchen, den Rest der Mampfmittel in den Rucksack gestopft, den nächsten Wegweiser nach der Richtung befragt (Großbeeren ist schon mal eine sehr gute Richtung) und ab dafür.

Ach jahaa, beim neuen Denkmal für die Schlacht könnte ich noch vorbei. Das steht ja gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Hagelberger Straße. Also schwuppdiwupp und -- was ist denn hier los?? Noch eine Menschengruppe. Mensch, hier steppt ja der Bär! Na gut, die befrage ich jetzt aber doch mal. Mit so einer großen Genussmittelflasche hier mitten in der Botanik, wie kommt denn das? Aha, die bunte Frau im Hintergrund hatte im August Geburtstag und es gab eine Fläming-Wanderung als Geschenk! Das ist nicht schlecht! Ich bin fast entzückt! Aber mittrinken kann ich leider nicht. Dennoch, Prost! Und ja, ich bin alleine unterwegs und komm aus dem Harz und will noch ein ganzes Stück weiter. :)

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Richtung Großbeeren ist meine! Im Hintergrund die Gipfelstürmer. Links unten die Geburtstagsgesellschaft. Das große Bild zeigt "Die Jagd" in Beton und Stahl.

Noch ein Kunstwerk des Kunstwanderweges aufgenommen und dann geht's ab zur Burg Eisenhardt in Bad Belzig. Der Wald ist auch nicht schlecht, aber so den richtigsten Weg hab ich noch nicht gefunden. Fahre dieses Mal durch den Grünen Grund, aber der Singletrail scheint woanders zu sein.

Nu simma in Belzig. Schau ich mir doch erstmal den Naturlehrpfad an. Ziehen, drücken, schieben, wundern, freuen. ;) Und dann entlang der Burgmauer in den Burghof und von der Treppe des Butterturms über die Stadt geguckert.

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Naturerlebnispfad; Butterturm; Eingang zum Butterturm; Ausblick über Bad Belzig.


Ab jetzt werde ich leider den Kunstwanderweg verlassen. Erstens ist er hier eh zu Ende (bzw. nimmt hier den Anfang) und zweitens will ich dann doch mal nach Hause.

Fortsetzung (und voraussichtlich letzter Teil) folgt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöner interessant geschriebener Bericht.
Dem Foto von der Trinkgesellschaft nach zu urteilen warst Du am neuen Denkmal, das alte liegt ca. 700m nördlich.
 
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